Welche Gründe sprechen denn eigentlich für Naturalismus?

Lesezeit: ~ 3 Min.

NaturalismusIn einer Facebook-Diskussionsgruppe wollte jemand wissen, welche Gründe denn eigentlich für Naturalismus sprechen würden.

Jori Wehner* beantwortete diese Frage wie folgt:

Aus induktiver Erfahrung heraus sind natürliche Ursachen viel, viel wahrscheinlicher.

Menschen haben seit jeher übernatürliche Akteure vermutet, um unverstandene Phänomene zu erklären: Blitze, Missernten, Seuchen, Entstehung der Erde und der Sonne usw.

Diese Erklärungen haben sich nie bestätigt. Alle aufgeklärten Phänomene haben sich auf natürliche Ursachen zurückführen lassen. Aus induktiver Erfahrung ist es demnach geboten, auch bei den aktuell (noch) ungeklärten Phänomenen natürliche Ursachen zu unterstellen.

Ein Gegenbeispiel ist der Paläontologe Bechly. „Wir wissen aktuell nicht, wie in nur 30 Mio Jahren der Übergang von landlebenden Säugetier zum Wal stattgefunden haben kann. Also war es ein Wunder.“ Oder: „Wir wissen aktuell nicht, wie das erste replikationsfähige Makromolekül entstanden ist. Also war es ein Wunder.“ Aus induktiver Erfahrung heraus sind natürliche Ursachen viel, viel wahrscheinlicher.

Die Welt ist kausal geschlossen.

Alle Ereignisse sind Folge von kausalen Ursachen, jede Molekülbewegung erfolgt exakt entlang physikalischen Naturkräften. Niemals ist eine Durchbrechung der beobachteten Naturgesetze beobachtet worden. Niemals ist eine Aktion beobachtet worden, die den naturgesetzlichen, kausal geschlossenen Rahmen verletzen würde. Genau so, wie es der Naturalismus vorhersagt.

Bewusstsein, Ideen, Intelligenz sind eine Folge materieller Ereignisse (neuronaler Datenverarbeitung).

Der Idealismus (der Theismus) behauptet unsinnigerweise das Gegenteil: Bewusstsein sei OHNE neuronale Datenveraarbeitung möglich – ja Bewusstsein könne ganz ohne Materie existieren. Das ist unsinnig und kontrafaktisch. Die Realität zeigt das exakte Gegenteil.

Und die Realität bestätigt exakt die Vorhersagen des Naturalismus:

Die Realität sieht genauso aus, wie es unter der materialistischen Annahme zu erwarten wäre.

Gäubige verteten implizit eine idealistische Haltung (Geist und Idee gehe der Materie voraus. Materie sei durch Geist erschaffen und durch Geist beeinflussbar). Das aber ist eine Zauber-Behauptung, die noch nie bestätigt werden konnte. Klar – es wäre denkbar, dass Idealismus wahr ist – dass Bewusstsein auf Materie wirken könnte.

Telekinese. Telepathie. Ich wünsch mir was, Du errätst es und zauberst es aus der Luft herbei. Wir werden von körperlosen Bewusstseinen umschwebt, die mit uns kommunizieren und Materie beeinflussen. Gebete wirken. Ein Wunsch verbiegt eine Brücke. Ein Gedanke verwandelt Blei in Gold. Bewusstsein wirkt auf Materie ein – wie der metaphysische Idealismus das behauptet. Nichts davon geschieht. Die Realität sieht genauso aus, wie es unter der materialistischen Annahme zu erwarten wäre.

Naturalismus funktioniert

Mit jeder neuen wissenschaftlichen Erkenntnis – mit jedem neuen Partikel, das vorhergesagt und dann empirisch bestätigt wurde – wird auch der Naturalismus und die Gültigkeit einer naturalistische Erkenntnistheorie bestätigt. Sie funktioniert nachweislich – im Gegensatz zu den Fieberträumen und Offenbarungen religiöser Mystiker.

Selbst die Religionen werden durch naturalistische Erklärungen hervorragend erklärt.

Religionen sind lokale, identitätsstiftende Kulte ohne faktischen Wahrheitswert. Sie werden durch Indoktrination „weitervererbt“. Dabei lässt sich nahezu jeder beliebige Mensch mit jeder beliebigen Theologie indoktrinieren.

Durch evolutionär erworbene, kognitive Verzerrungen entsteht dabei aber in jedem Gläubigen die absolute Gewissheit, nur er habe die Wahrheit gepachtet.

Obwohl er aus biografischen Zufällen heraus mit komplett gegenteiliger Theologie hätte indoktriniert werden können – und dann gegenteilige Theologien mit absolutem Wahrheitsanspruch verteidigen würde.

Was bestätigt den Naturalismus? Alles bisher Beobachtete.

Frage: „Was bestätigt denn den Naturalismus?“
Antwort: Alle Beobachtungen der Realität, seitdem Menschen dazu in der Lage sind.

Alle Beobachtungen der Realität bestätigen eine Welt, in der es „mit rechten Dingen zugeht“ (Michael Schmidt-Salomon). Eine Welt, in der wunderhafte, „übernatürliche“ Faktoren fehlen.

Und wenn Gläubige mal kurz anfangen würden, sauber nachzudenken, wäre ihnen das auch völlig klar!

Das ist ja das ganze Geschäft der Apologetik! Zu erklären, warum eine offenbar völlig gott-freie Realität dennoch einen Gott enthalten soll! Warum eine augenscheinlich völlig naturalistische Realität dennoch übernatürlich gelenkt sein soll usw.

Gläubige erkennen ja selbst (und haben längst eingestanden), dass „man Gott nicht beweisen kann“ – dass die Realität also gott-frei – also naturalistisch aussieht.

Nur haben Gläubige Angst davor, die Beobachtungsdaten ernst zu nehmen.

*Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

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