Weihnachtsmarkt Fulda: Leserbriefleserbrief

Lesezeit: ~ 4 Min.

In einem Leserbrief in der Fuldaer Zeitung teilte Regina Jäger ihre Gedanken zum frühen Weihnachtsmarkt-Start in Fulda der Leserschaft mit:

Quelle: Fuldaer Zeitung vom 23.11.2018
Quelle: Fuldaer Zeitung vom 23.11.2018

Feiert doch was ihr wollt!

GlühweinKeine Frage: Das Weihnachtsgeschäft – nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt – bedeutet für viele Branchen ein wichtiges Umsatzplus zum Jahresende. Die religiösen Gefühle von Christen, die zur Wintersonnwende ihr ursprünglich heidnisches, christlich lackiertes Fest feiern möchten, nehmen dadurch keinen Schaden.

Im Gegenteil: Gerade der Kommerzialisierung von Weihnachten und Ostern haben es diese beiden Feste zu verdanken, dass sie auch im 21. Jahrhundert noch wenigstens dem Namen nach den meisten Menschen bekannt sein dürften.

Anders sieht es hierzulande bei nicht kommerziell genutzten christlichen Feiertagen aus. Wie zum Beispiel Pfingsten. Oder Mariae Heimsuchung. Die heute außerhalb der christlichen Herde praktisch keine Rolle mehr spielen.

Interessant für die Allgemeinheit ist dann lediglich noch die Frage, ob ein Feiertag arbeitsfrei ist oder nicht.

Ob jemand im Dezember die Geburt eines legendenhaften Gottessohnes, die Wintersonnwende, den Geburtstag von Newton, die Ankunft des Lichterpiraten oder gar nichts feiert, sei jedem selbst überlassen.

Weihnachtsmarkt – auch ohne christlichen Segen

Weihnachtsmarkt ohne Segen. Quelle: Fuldaer Zeitung vom 23.11.2018
Weihnachtsmarkt ohne Segen.
Quelle: Fuldaer Zeitung vom 23.11.2018

Wohl für die wenigsten Weihnachtsmarkt-Besucher dürfte die biblisch-christliche Mythologie überhaupt noch von Bedeutung sein. Und genausowenig dürfte es für sie ein Problem sein, ob sie sich nun eine Woche früher oder später das Vergnügen eines Glühwein-Bratwurst-Krimskrams-Einkaufserlebnisses gönnen.

Ein Weihnachtsmarkt-Boykott von beleidigten Christen ist völlig widersinnig. Denn diese sollten dem Handel für jeden zusätzlichen Weihnachtsmarkt-Tag vielmehr dankbar sein.

Weil jeder dieser Markttage dazu beiträgt, dass die biblisch-christliche Mythologie noch ein Jahr länger im Bewusstsein ihrer Zeitgenossen präsent bleibt.

Selbst die Menschen, die die Bibel-Narrative* vom „Wunder-Rat; Gott-Held; Ewig-Vater; Friede-Fürst“ längst als fiktionalen Ausdruck menschlicher Sehnsüchte durchschaut und nach einem Abgleich mit der Wirklichkeit als für ihr Leben irrelevant erkannt haben, werden wohl auch in den kommenden Jahren noch den Weihnachtsmarkt besuchen. Und das sei ihnen freilich völlig unbenommen.

Heidnische Bräuche zu Weihnachten

Wintersonnwende, Weihnachtsbaum, Adventskranz, Geschenke: Heiden beschweren sich ja heute auch nicht, dass Christen deren Zeremonien und Bräuche gekapert und mit ihrer eigenen Mythologie verwurstet haben.

Auch von den diversen Gottheiten, die schon lange vor dem biblischen Romanheld zum Jahresende gefeiert wurden, war bis heute noch nie Protest zu hören.

Für den Fuldaer Weihnachtsmarkt macht es faktisch keinerlei Unterschied, ob er nun von christlichen Kirchendienern „gesegnet“ wurde oder nicht.

Worin die von Frau Jäger benannte „Schuld“ der Kommerzialisierung nun eigentlich konkret bestehen soll, verrät sie in ihrem Leserbrief nicht. Offenbar scheint Gewinnstreben jedoch ein sehr großes Problem für sie zu sein. Womit sie ihr Geld verdient, erfahren wir ebenfalls nicht.

Gottlos glücklich – auch auf dem Weihnachtsmarkt

In einem Facebook-Kommentar zum Thema Weihnachtsmarkt Fulda brachte es Torsten wie folgt auf den Punkt:

Lassen wir uns doch nicht von Kirche auf der Nase rumtanzen – gerade die kath. Kirche hat ihre Glaubwürdigkeit völlig in die Absurdität gezogen und täte gut daran ihre Skandale mal aufzuarbeiten, bevor hier Ansprüche gestellt werden (die per se unberechtigt sind, da das Feiern der Wintersonnenwende und die Erwartung auf die helleren Tage weder eine Erfindung der Kirche ist/war noch je sein wird).

Außerdem – es gibt auch Menschen, die nicht dieser Institution verpflichtet sind! Jeder Tag/Abend, an dem man sich mit Menschen treffen kann, feiern kann, gemütlich in der Runde seiner Freunde Gelegenheit hat der Tristesse zu entkommen, ist einen Glühwein wert.

Ich freue mich darauf, mit mir lieben Menschen den Abend zu verbringen, ich danke den Unternehmern, die sich in der Kälte bereit erklären zu bewirten und werde an jedem Stand verbeigehen, stöbern, schauen, staunen und das eine oder andere vielleicht kaufen, um es lieben Menschen zu schenken.

Den Zauber der Tage hat man in sich, oder eben nicht. Von der kath. Kirche kommt er jedenfalls nicht 😉

Nachtrag: The dark side of Friede-Fürst

Wie immer, wenn irgendwo Bibelverslein eingestreut werden, lohnt sich ein Blick auf den Text, aus dem diese herausgepickt worden waren.

Direkt im Anschluss an die Lobhudelei erfährt der Leser, was es mit diesem Friede-Fürst auf sich hat:

  1. Doch der HERR machte stark gegen sie ihre Bedränger, nämlich Rezin, und ihre Feinde stachelte er auf,
  2. die Aramäer von vorn und die Philister von hinten, und sie fraßen Israel mit vollem Maul. Bei all dem kehrte sich sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgereckt.
  3. Aber das Volk kehrte nicht um zu dem, der es schlug, und fragte nicht nach dem HERRN Zebaoth.
  4. Darum hieb der HERR von Israel Kopf und Schwanz ab, Ast und Stumpf, auf einen Tag.
  5. Die Ältesten und die Vornehmen sind der Kopf, die Propheten aber, die falsch lehren, sind der Schwanz.
  6. Denn die Leiter dieses Volks wurden Verführer, und die sich leiten ließen, wurden verwirrt.
  7. Darum kann sich der Herr über ihre junge Mannschaft nicht freuen noch ihrer Waisen und Witwen sich erbarmen; denn sie sind allzumal gottlos und böse, und aller Mund redet Torheit. Bei all dem kehrte sich sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgereckt.
  8. Denn die Bosheit loderte wie Feuer und verzehrte Dornen und Disteln; sie zündete den dichten Wald an, der aufging im hohen Rauch.
  9. Im Zorn des HERRN Zebaoth verbrannte das Land, und das Volk wurde ein Fraß des Feuers; keiner schonte den andern.
  10. Sie verschlangen zur Rechten und litten Hunger; sie fraßen zur Linken und wurden doch nicht satt. Ein jeder fraß das Fleisch seines Arms,
  11. Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse, und sie beide miteinander gegen Juda. Bei all dem kehrte sich sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgereckt. (Jes 9, 10-20 LUT)

Der blutrote Faden brutalster Gottesgewalt in der Bibel

Und das ist nicht nur etwa ein kleiner Ausrutscher in einem ansonsten von Friede und Menschlichkeit geprägten Text. Die brutale göttliche Gewalttätigkeit zieht sich durch die ganze Erzählung:

  1. Wehe Assur, der Rute meines Zorns und dem Stecken meines Grimms!
  2. Ich sende ihn wider ein gottloses Volk und gebe ihm Befehl wider das Volk, dem ich zürne, dass er’s beraube und ausplündere und es zertrete wie Dreck auf der Gasse.
  3. Aber er meint’s nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern sein Sinn steht danach, zu vertilgen und auszurotten nicht wenige Völker. (Jes 10, 5-7 LUT)

Halleluja, Ostersegen! Der Liebe Gott hat ein Faible für die Ausrottung von Völkern, die nicht an ihn glauben. Und: Nein, im Neuen Testament wird es nicht besser. Sondern bei Licht betrachtet sogar noch viel schlimmer. Da verzichtet der liebe Gott zwar auf die Vernichtung von ganzen Völkern.

Die Umsetzung seiner perversen Rachephantasien hat sich hier nur ins Jenseits verlagert. Dafür ist es hier mit einem einfachen Tod nicht mehr getan. Da stehen zeitlich unbegrenzte physische und psychische Höllenqualen bei vollem Bewusstsein auf dem Programm. Für das „Vergehen“, zu Lebzeiten nicht den „richtigen“ Gott verehrt zu haben.

Man kann Christen nur immer wieder empfehlen: Lest eure „Heilige Schrift“! Komplett und möglichst unvoreingenommen. Und nicht nur die paar Häppchen, die sie euch daraus immer wieder servieren.

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