Kommentar zu Gottesdienst zum Weltgebetstag: „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“, veröffentlicht am 06.03.16 von Osthessennews, Verfasser nicht genannt
„Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ *
Das Motto des „Weltgebetstages“ bezieht sich auf diese Bibelstelle:
- Die Segnung der Kinder
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. (Mk 10:13-16, Lutherbibel 1984)
An dieser, nur auf den ersten Blick harmlosen Geschichte kann man gut erkennen, dass die Leute, die sie sich ausgedacht und aufgeschrieben hatten, einen der wichtigsten Faktoren zur Zementierung ihrer religiösen Ideologie offenbar damals schon erkannt hatten: Die frühkindliche Indoktrination. Neben staatlicher Subventionierung und Privilegierung ist die systematische Indoktrination von Kindern die effektivste Methode, (religiöse) Ideen, Dogmen und „Werte“ zuverlässig an die jeweils nächste Generation weiterzugeben.
Ungezählte Menschen leiden (bewusst oder unbewusst) ein Leben lang unter der „Einpflanzung“ eines völlig rückständigen und im Grunde inhumanen Welt- und Wertebildes, das nicht mal den niedrigsten Standards einer modernen Ethik entspricht, also eines Wertebildes, wie es der christlichen Religion (wenn auch mitunter gut getarnt und verkleidet) zugrunde liegt (was sich umfassend und zweifelsfrei belegen lässt).
Was bedeutet es, wenn die Schriftsteller Jesus sagen lassen, dass man das Reich Gottes „wie ein Kind“ empfangen sollte? Ganz einfach: Kinder sind, besonders in den ersten Lebensjahren, noch nicht in der Lage, Informationen kritisch zu hinterfragen. Kinder können zunächst noch nicht unterscheiden, ob das, was sie erzählt bekommen, reale Wirklichkeit oder erfundene Fiktion ist – sie sind deshalb auf die Redlichkeit der Erwachsenen angwiesen.
Während sie dann ab einem bestimmten Alter sehr wohl in der Lage sind, zum Beispiel den Osterhasen zweifelsfrei als Fiktion zu „entzaubern“, fällt es manchen Menschen ein Leben lang schwer, religiöse Scheinwahrheiten als solche zu durchschauen, wenn sie sie als Kind wie reale Wirklichkeiten „verkauft“ bekommen haben – und wenn sie es denn überhaupt schaffen, sich zeitlebens davon zu befreien. Das gewaltige negative Potential dieser absichtlichen religiösen Irreführung und Prägung ist auch aus psychologischer Sicht nicht zu unterschätzen.
Ohne das geradezu hinterhältige, scheinheilige, staatlich nicht nur legitimierte, sondern sogar massiv geförderte Ausnutzen dieser natürlichen Kritiklosigkeit von Kindern in den ersten Lebensjahren, wäre auch die christliche Religion heute sicher schon genauso Geschichte wie die vielen anderen Religionen vor ihr es auch schon sind.
Wäre sie tatsächlich irgendwie „wahrer“ als irgendeine andere Religion, hätte sie es sicher nicht nötig, so penibel darauf zu achten, dass schon Kleinkinder mit den Ideen ihrer erfundenen Wirklichkeit infiziert werden.
Außerdem bedeutet „…wie die Kinder…“ auch, dass eben auch Erwachsene überhaupt erst eine Chance auf das „Reich Gottes“ haben, wenn sie möglichst kritiklos und ohne selbst darüber nachzudenken das übernehmen, was sie von ihrem Glauben als „Wahrheit“ vorgesetzt bekommen.
Nach dem Motto des Weltgebetstages und wie im Evangelium nach Markus im 10. Kapitel beschrieben, wurde dann symbolisch die Segnung der Kinder vollzogen.
Wie anders als symbolisch kann man eine „Segnung“ vollziehen? Eine Segnung kann natürlich nur symbolisch vollzogen werden, weil es das, was sie symbolisieren soll, in Wirklichkeit ja gar nicht gibt.
Ob symbolisch oder nicht: Jeglicher, wie auch immer geartete religiöse „Vollzug“ an Kindern und Jugendlichen ist aufs Schärfste zu verurteilen. Religionsfreiheit beinhaltet auch „Freiheit von Religion“ und es legitimiert nicht „Indoktrination mit einer bestimmten Religion.“
Nachbemerkung 1: Mit diesem Kommentar geht es mir nicht darum, mitmenschliches Engagement schlecht zu reden, im Gegenteil. Mir geht es darum aufzuzeigen, dass auch hier dieses Engagement von der Kirche dazu missbraucht wird, ihre Ideologie zu verbreiten, was speziell dann grundsätzlich einer besonders kritischen Betrachtung bedarf, wenn es um Kinder geht.
Nachbemerkung 2: Dass Gebete, auch wenn sie an einem „Weltgebetstag“ von Menschen überall auf der Erde ausgesprochen werden, von niemandem erhört werden und sie deshalb nicht mehr als eine Placebo- oder Autosuggestionswirkung haben können, hatte ich schon mehrfach beschrieben.
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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