Zu den Sternen! Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Raumfahrt, gesprochen von Gereon Alter (kath.), veröffentlicht am 26.7.2019 von ARD/daserste.de
Darum geht’s…
Pfarrer Alter kritisiert, dass Raumfahrt immer mit einem politischen oder wirtschaftlichem Wettlauf einhergehe. Er fragt sich und sein Publikum, ob die Milliarden, die für die Raumfahrt aufgewendet werden nicht besser zur Minderung von irdischem Leid verwendet werden sollten. Dabei verkennt er die Tatsache, dass viele Erkenntnisse aus der Weltraumforschung auch der Weltbevölkerung zugute kommen. Und dass das Jahresbudget der NASA nur knapp über dem Milliardenbetrag liegt, den die katholische Kirche in Deutschland jährlich vom Staat erhält.
Die heutige Fernsehpredigt ist wiedermal nach dem altbekannten „Schema F“ aufgebaut: Suche dir ein aktuelles Thema als Aufhänger, prangere etwas an und bringe dann die biblisch-christliche Mythologie als vermeintlich überlegene Moralinstanz ins Spiel. Und natürlich darf ein herausgepicktes Bibelverslein nicht fehlen.
Fly me to the moon…
Aufhänger ist diesmal das Jubiläum „50 Jahre Mondlandung.“ Und damit verbunden die verschiedenen Bestrebungen, den Weltraum weiter zu erforschen.
Ich habe mich in den letzten Tagen etwas anstecken lassen von dieser Begeisterung, habe mir die Mondlandung noch mal angeschaut und auch eine ganze Reihe anderer Dokumentationen… bis mir aufgefallen ist, dass bei all den Plänen, die es da gibt, von einem Stern so gut wie gar nicht die Rede ist. Obwohl der für uns Menschen noch viel wichtiger wäre als der Mond, der Mars oder andere Gestirne.
Ich meine den kleinen funkelnden Stern im Auge eines Kindes, das sich nicht mehr vor Granateinschlägen fürchten muss. Ich meine das Leuchten in den Augen einer Mutter, die endlich genug Nahrung für ihre Kinder hat. Ich meine den Glanz im Auge eines Klimaexperten, der sagen kann: „Wir haben es geschafft!“. (Quelle: Zu den Sternen! Wort zum Sonntag, gesprochen von Gereon Alter (kath.), veröffentlicht am 26.7.2019 von ARD/daserste.de)
Mit anderen Worten: Wozu das Weltall erkunden, solange auf der Erde noch Missstände zu beklagen sind? Ein Thema, das man durchaus auch kontrovers diskutieren kann.
Wettkampf als Motor für Fortschritt
Vorab: Es dürfte außer Frage stehen – und hier stimme ich Herrn Alter zu –, dass der Hauptmotor der Raumfahrt bis heute schon immer ein Wettkampf war: Zunächst war es darum gegangen, in Kriegszeiten die eigene technische Überlegenheit zu demonstrieren.
Nach Ende des Kalten Krieges verlor der militärische Aspekt zunächst an Bedeutung und wirtschaftliche Interessen spielten eine zunehmend wichtige Rolle.
Ohne einen solchen Antrieb, nur aus reinem Forschergeist heraus wäre wohl keine einzige Weltraummission je zustande gekommen. Was freilich umgekehrt keinen Krieg der Welt rechtfertigt.
Keine Frage: Es wäre naiv zu glauben, politische und/oder wirtschaftliche Interessen würden für die Raumfahrt keine Rolle (mehr) spielen. Und das trifft auf viele andere Bereiche genauso zu. Sei es das Internet oder Religionen.
Raumfahrt als Integrationsprojekt
Bei allem Fortschritt durch Wettbewerb darf man auch nicht vergessen, dass viele Fortschritte erst möglich wurden, seit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen weltweit damit begannen, mit- statt gegeneinander zu arbeiten.
Es ist schon erstaunlich genug, dass ein einzelnes Land in der Lage ist, eine „Himmelfahrt“ durchzuführen (und zwar „in echt“ und nicht nur als Religious Fiction).
Was die Menschheit wohl noch alles erreichen könnte (oder auch schon hätte erreichen können), wenn sie sich als globale Weltbevölkerung versteht? Die sich friedlich, global vernetzt und im Interesse aller Lebewesen den Herausforderungen stellt? Die nächsten Jahrzehnte werden es hoffentlich zeigen.
Manche Philosophen sind der Ansicht, dass eigentlich nur eine existentielle Bedrohung (zum Beispiel sowas in der Art), von der die gesamte Weltbevölkerung betroffen wäre dazu führen könnte, dass es der Menschheit doch noch gelingt, sich zusammenzutun. Wenn sie begriffen hätte, dass sie nur gemeinsam etwas gegen diese Bedrohung ausrichten kann.
Nicht aus privatwirtschaftlichem oder politisch-nationalem Interesse. Sondern, weil die Existenz aller auf dem Spiel steht. Und weil eine solche, quasi exorbitante Bedrohung nur von allen gemeinsam gelöst werden könnte. Es spricht vieles für die Befürchtung, dass die Entwicklung des Klimas gerade schon eine solche Bedrohung darstellt.
Aber zurück zu Herrn Alters Einwand, die Behebung irdischer Probleme habe in der Weltraumforschung eine zu niedrige Priorität: Stimmt. Die Weltraumforschung befasst sich ja auch schwerpunktmäßig mit dem, was sich außerhalb des Dunstkreises unseres Planeten abspielt.
Raumfahrt nutzt auch der Erdbevölkerung
Herrn Alter scheint jedoch nicht aufgefallen zu sein, dass die Weltraumforschung samt Raumfahrt sehr wohl auch einen vielfältigen Nutzen für die Erdbevölkerung hat, wie wir auch später noch sehen werden:
- Die Raumfahrt ermöglicht neue Ein- und Ausblicke, in Bezug auf Erde und Sonne sowie fremde Planeten und Sterne. Die Erkenntnisse, die von Astronomie bzw. Astrophysik gewonnen werden, befruchten andere Wissenschaften. Robotik und Informatik (speziell Künstliche Intelligenz) werden immer wichtiger für die Missionen. (Quelle: Stichwort ‚Raumfahrt‘ im Gabler Wirtschaftslexikon, gabler.de)
Einen weiteren wichtigen Aspekt nennt Neil deGrasse Tyson in seinem Beitrag „We Stopped Dreaming“ (Hervorhebung von mir):
- Die Erforschung des Unbekannten könnte nicht jedem als Priorität erscheinen. Doch mutige Visionen haben die Macht, Bewusstseinszustände zu verändern, um Annahmen über das Mögliche zu ändern. Wenn eine Nation sich erlaubt, große Träume zu verwirklichen, durchdringen diese Träume die Ambitionen ihrer Bürger. Sie regen die Wählerschaft an. Während der Apollo-Ära brauchte man keine Regierungsprogramme, um die Menschen davon zu überzeugen, dass Wissenschaft und Technik gut für das Land sind. Es war selbstverständlich. Und auch diejenigen, die nicht formal in technischen Bereichen ausgebildet waren, nahmen an, was diese Bereiche für die gemeinsame nationale Zukunft bedeuteten. (Quelle: Neil deGrasse Tyson: We Stopped Dreaming – Transcript auf Neversocial’s Blog, übersetzt mit DeepL.com)
Raumfahrt ist demzufolge also auch als Meme von Bedeutung. Als Narrativ, das der Wissenschaft die nötige Relevanz verschaffen kann.
Wir haben noch viel zu schaffen – aber wir haben auch schon viel geschafft!
Desweiteren scheint Herrn Alter nicht aufgefallen zu sein (oder er will es nicht wahrhaben), dass es trotz aller nach wie vor bestehenden irdischen Missstände gerade in den letzten Jahrzehnten auch wirklich erstaunlich positive Fortschritte gegeben hat.
Ein Umstand, der gerade von Heilsverkäufern wie katholischen Priestern gerne möglichst komplett verschwiegen wird. Ich kann mich zumindest an kein „Wort zum Sonntag“ erinnern, in dem mal ein Loblied auf rein menschliche Fähigkeiten und Errungenschaften gesungen worden wäre.
Einerseits deshalb, weil es nach christlicher Vorstellung wohl nicht sein kann und darf, dass die Menschheit auch (oder gerade) ohne den Glauben an den Christengott auf einen grünen Zweig kommt. Wenn überhaupt, dann wird sowas immer als Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit verkauft. Oder als das Wirken Gottes, der sich der Menschen zur Durchführung seiner Pläne bedient. Sündig und erlösungsbedürftig hat der Mensch zu sein.
Und andererseits, weil die christlichen Kirchen an praktisch keiner dieser positiven Entwicklungen aktiv bzw. initiativ beteiligt waren oder sind. Jedenfalls nicht mit dem Wohl der Weltbevölkerung als oberste Priorität.
Denn der übergeordnete Zweck jeglichen kirchlichen mitmenschlichen Engagements ist die Verbreitung des Evangeliums. Deshalb sind Kirchen geradezu darauf angewiesen, dass es Menschen nicht gut geht.
Damit lässt sich auch erklären, warum Katholiken Darstellungen eines Menschen verehren, der gerade auf unvorstellbar brutale Art und Weise zu Tode gefoltert wird: Damit das Leid immer und immer wieder vor Augen geführt und verinnerlicht wird. Umso bunter kann man dann die vermeintliche Erlösung davon funkeln und glitzern lassen.
Faktenbasierter Umgang mit der Wirklichkeit
Einmal mehr sei in diesem Zusammenhang auf die umfang- und aufschlussreiche Webseite ourworldindata.org verwiesen. Hier kann man anhand von Fakten nachvollziehen, in wie vielen Bereichen es der Menschheit schon gelungen ist, unterschiedlichstes Leid zu mindern und manche Ursachen für Leid sogar ganz zu eliminieren.
Zum Beispiel, was den weltweiten Anstieg der Lebenserwartung von vor 1870 (durchschnittlich 30 Jahre) auf mittlerweile über 70-80 Jahre angeht. Oder auch den Rückgang von Kindersterblichkeit, extremer Armut, Mangelernährung und Kriegen. Und die Zunahme von Alphabetisierung und Schulbildung allgemein.
Das bedeutet freilich keineswegs, dass man sich hier schon gemütlich zurücklehnen könnte. Zumal es ohne Frage auch Bereiche gibt, in denen die Probleme nicht ab-, sondern zugenommen haben. Sowie Bereiche, in denen sich bislang positive Trends auch schnell auch wieder abschwächen oder umkehren können.
Aber: Immer waren es Menschen, die sich nicht damit abfinden wollten, dass der liebe Gott die Welt unergründlicherweise nun mal nicht weniger leidvoll erschaffen konnte oder wollte. Menschen, die nicht aufhörten zu beobachten, forschen und zu experimentieren. Bis sie wieder einen ursächlichen Zusammenhang richtig erkannt, ein Problem gelöst, einen Irrtum korrigiert oder eine Gefahr beherrschbar gemacht hatten.
Es waren ausnahmslos immer wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse, die etwas bewirkt haben. Und niemals Gebete.
Das bedeutet freilich nicht, dass jede Anwendung aller wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse deswegen auch automatisch ethisch richtig ist. Gerade deshalb ist es ja so wichtig, auch die ethischen Standards faktenbasiert kritisch zu beleuchten, zu hinterfragen und ständig weiterzuentwickeln. Wer da noch mit Göttern um die Ecke kommt, kann kaum erwarten, in dieser Diskussion ernst genommen zu werden.
Raumfahrt statt Wohlfahrt?
Sind die Sterne, nach denen wir greifen, die richtigen Sterne? Und warum faszinieren uns diese fernen Gestirne gerade jetzt so stark, da wir vor so vielen ungelösten Problemen auf unserem eigenen Planeten stehen?
Ein Gedankengang wie: „Statt das Geld für x auszugeben, sollte man den Welthunger oder den Klimawandel bekämpfen“ ist nicht realistisch. Es hat sich oft gezeigt, dass es nicht die Bindung des Geldes an Raumfahrt etc. ist, die verhindert, dass gute Dinge getan werden.
Diese Fragestellung erscheint mir ziemlich konstruiert: Ferne Gestirne faszinierten Menschen zu jeder Zeit. Und genauso dürfte es auch zu jeder Zeit viele ungelöste Probleme auf unserem Planeten gegeben haben.
Von den Kosten ist wenig die Rede. Und damit meine ich nicht nur das Finanzielle, sondern auch den moralischen Preis, den wir zahlen werden, wenn wir so viel Energie in die Ferne lenken und dabei das Nächste übersehen: die Herausforderung direkt vor unserer Haustür und die Not des Menschen nebenan. Ich weiß: es könnte beides zusammen gehen. Aber ich höre so wenig davon.
Wie schon oben angedeutet: Weil Raumfahrt mit Wissenschaft und Forschung einhergeht, kann sie potentiell zur Lösung von Problemen beitragen, die die ganze Weltbevölkerung betreffen. Rechnet man die Militär-Budgets weltweit dagegen, ist Raumfahrt ein wohl eher geringes Ressourcenthema. Warum ich diese Moralkeule aus dem Mund eines katholischen Priesters für gänzlich unangebracht halte, wird gleich noch Thema sein.
Siemens® Lufthaken für die Raumfahrt?
Jetzt wird es aber höchste Zeit für das Bibelsprüchlein, das in einem Standard-Wort-zum-Sonntag nicht fehlen darf:
In der Bibel schaut einer zu den Sternen hinauf und kommt dabei ins Nachsinnen über sich selbst, das Ganze und über Gott: „Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger; Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst; des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ (Ps 8,4-5).
Ja – man kann tatsächlich ins Staunen kommen, wenn man den Sternenhimmel betrachtet. Erst recht dann, wenn man nicht glaubt, ein Gott habe den Mond und die Sterne dort oben „befestigt.“ Oder daran, eine bestimmte höher entwickelte Trockennasenaffenart sei deshalb etwas Besonderes, weil sich ein Gott ihrer annehmen würde.
Du hast Städte entvölkert, ihr Andenken wurde zunichte
Der kritisch-interessierte (und nicht selektiv-wunschgemäß Rosinen pickende) Leser erfährt nur einen Psalm später auch, wie sich der anonyme Verfasser diese göttliche Zuneigung konkret vorstellte:
- Ich will mich an dir freuen und jauchzen, deinem Namen, Höchster, will ich singen.
- Wenn meine Feinde zurückweichen, werden sie straucheln und zugrunde gehen vor deinem Angesicht.
- Denn du hast mir Recht verschafft und für mich entschieden, dich auf den Thron gesetzt als gerechter Richter.
- Du hast Völker bedroht, den Frevler vernichtet, ihre Namen gelöscht für immer und ewig.
- Der Feind ist dahin, zertrümmert für immer. Du hast Städte entvölkert, ihr Andenken wurde zunichte.
- Ja, so sind sie, aber der HERR thront auf ewig, zum Gericht hat er seinen Thron aufgestellt.
- Er selbst wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit, den Nationen das Urteil sprechen, wie es recht ist.
- So wird der HERR für den Bedrückten zur Burg, zur Burg für Zeiten der Not.
- Darum vertrauen dir, die deinen Namen kennen, denn du, HERR, hast keinen, der dich sucht, je verlassen. (Quelle: Psalm 9, 3-11 EU)
Mit ein paar Sternchen an den Himmel nageln ist es offenbar also nicht getan. Die persönlichen Feinde muss der liebe Gott schon auch noch gnaden- und ausnahmslos vernichten. Um sich wirklich auf ihn verlassen zu können. In dieser ganz besonderen Vertrauensbeziehung. Von der sich Christen erhoffen, dass sich ihr Gott sie sich mit ihnen wünscht.
Wozu braucht man so einen Gott?
Und ausgerechnet dieser Gott soll jetzt eine tragende Rolle für die Weiterentwicklung der Menschheit in Richtung einer fair und friedlich zusammenlebenden globalen Weltbevölkerung spielen?!
An Bibelstellen wie diesen zeigt sich einmal mehr, warum Religionen nicht Teil der Lösung sein können. Sondern dass sie Teil des Problems sind.
Denn auch diese Stelle ist durch den Anspruch, die Bibel beinhalte die übergeordnete, von Gott persönlich geoffenbarte (oder zumindest inspirierte) endgültige Wahrheit quasi für alle Zeiten konserviert.
Und steht somit auch in Zukunft noch denjenigen zur Verfügung, die sich eben lieber diese Stellen herauspicken statt die, die Herr Alter für seine Vorstellung vom „lieben Gott“ aus der Bibel zusammenklaubt.
Was zum Staunen
Staunen darüber, dass Gott bei all seiner Macht einen Blick für den einzelnen Menschen hat. Dass er zusammen bekommt, was wir so schwer zusammen bekommen: Macht und Liebe, Größe und Rücksicht, Streben und Helfen…
Ich staune ebenfalls. Und zwar darüber, wie es ein erwachsener, gebildeter und ansonsten bestimmt vernünftig und aufgeklärt denkender Mensch im 21. Jahrundert fertigbringt, sich die biblisch-christliche Gottesvorstellung so umzudefinieren und die krassen Widersprüche zur irdischen Wirklichkeit so hartnäckig zu ignorieren, dass eine solche Aussage dabei heraus kommt.
Ein folgenloser göttlicher „Blick für den einzelnen Menschen“ ist keinen Pfifferling wert.
Dieser Gott nutzt ganz offensichtlich und täglich millionenfach beobachtbar weder seine Allmacht, noch seine Allwissenheit, um das Leid, von dem er ja unweigerlich wissen müsste (sogar ohne „Blick“, Stichwort: Allwissend) auch nur ansatzweise nachweislich zu mindern.
Gäbe es diesen Gott, er wäre sofort wegen unterlassener Hilfeleistung in unbekannt vielen Fällen anzuklagen.
Vernebeltes Nichts
Ganz offensichtlich bekommt dieser Gott das ganz reale Leid von empfindungsfähigen Lebewesen problemlos – womit auch immer – „zusammen“.
Formulierungen wie der göttliche „Blick für den einzelnen Menschen“ oder „Dass er zusammen bekommt…“ sind nichts weiter als hohle Phrasen.
Wortgirlanden, mit denen Herr Alter den Umstand vernebelt, dass er hier einfach nur irgendwelche Behauptungen aufstellt, die seinen Gott gut aussehen lassen.
Ein Ausdruck religiöser Wunschphantasien und menschlicher Einbildung. Basierend auf nichts weiter als passend umgedeuteter biblischer Mythologie und auf religiösem Wunschdenken. Etwas, das sich redlicherweise nicht von einer rein menschlichen Einbildung unterscheiden lässt.
Jeder könnte Gleiches über jede beliebige andere Phantasiefigur behaupten, ohne dass sich faktisch irgendetwas ändert.
Und wer weiß schon, wer uns noch so alles beobachtet…?
Neues aus dem religiösen Glashaus
Warum versuchen wir es nicht zumindest? Warum brechen wir nicht gemeinsam ins All auf, anstatt wieder einen Wettlauf daraus zu machen? Warum tun wir es nicht um des Klimas, der Gerechtigkeit und des Friedens willen, anstatt wieder der Erste sein zu wollen? Und warum nehmen wir nicht zumindest einen Teil der Milliardenbeträge für die Bekämpfung des Hungers in die Hand?
Und wieder staune ich. Ob der Tatsache, dass Herrn Alter offenbar nicht bewusst zu sein scheint, wie dünn das Eis ist, auf das er sich in seiner Rolle als Sprecher der katholischen Kirche hier begibt:
- Wie der Politikwissenschaftler Carsten Frerk in seinem ‚Violettbuch Kirchenfinanzen‘ zusammengetragen hat, erhalten die beiden Großkirchen in Deutschland vom Staat jedes Jahr durch direkte Bezuschussung, Steuerbefreiung etc. etwa 20 Milliarden Euro. Abzüglich der Posten, die der Allgemeinheit tatsächlich zu Gute kommen (wie Kitas, Altenheime oder Krankenhäuser, die der Staat den Kirchen bezahlt, von denen die Gemeinschaft aber wenigstens etwas hat) bleiben etwa 12,2 Milliarden Euro Staatsleistungen an die Kirchen übrig, von denen die Gemeinschaft nichts hat außer gebetsmühlenartig wiederholten Märchen und unzeitgemäßen Eingriffen in das Staatsgeschick.
- Zum Vergleich: Das Jahresbudget der NASA beträgt umgerechnet etwa 15 Milliarden Euro. An dieser Stelle können wir den Wissenschaftlern der amerikanischen Raumfahrtbehörde kurz für Solarzellen, HACCP, Säuglingsnahrung, GPS, die Wettervorhersagen, Satellitenfernsehen, neuere Methoden der Wasseraufbereitung, erdbebensichere Gebäude und Brücken, neue Textilien, Spezialschaum-Matratzen, Robotik, kontrastverstärkende Skibrillen, Digitalkameras, die spektakulären Hubble-Bilder, die Entdeckung von 3720 Exoplaneten und für all die Ergebnisse ihrer grundlegenden Gesundheitsforschung danken. (Quelle: Ausgeglaubt! von Burger Voss)
Warum versuchen Sie es nicht zumindest?
Herr Alter, wenn Ihnen das Wohl der Weltbevölkerung ein Anliegen ist, wieso arbeiten Sie dann für eine Organisation wie die katholische Kirche? Die trotz beispielloser Möglichkeiten und höchstem moralischen Anspruch augenscheinlich vorrangig andere Ziele zu verfolgen scheint?
Wieso verabschieden Sie sich nicht von Ihren magischen (und nach allem, was wir heute wissen falschen) Vorstellungen, auf denen die von Ihrer Arbeitgeberin verbreitete und als übergeordnete Wahrheit postulierte Lehre basiert?
Eine Lehre, die (wie alle, zumindest die monotheistischen) Religionen hervorragend dazu geeignet ist? Und die immer wieder dazu instrumentalisiert wird um die Menschheit zu spalten, statt sie zusammenzuführen? Nicht nur früher, sondern bis heute?
Und selbst, wenn Sie (verständlicherweise) auf Ihren Job oder (für mich unverständlicherweise) auch auf Ihre Einbildung, Ihr Gott blicke tatsächlich gnädig (wenn auch untätig) auf jeden einzelnen Menschen, weil er sie so sehr liebt nicht verzichten möchten:
Was tun Sie, um die katholische Kirche dazu zu bewegen, zumindest einen Teil (und zwar einen tatsächlich effektiven Teil) ihres Milliardenvermögens für die wirksame Bekämpfung des Hungers oder von anderen Ursachen für Leid in die Hand zu nehmen? Und zwar um der Menschen- und nicht um der Missionierung willen?
Die Kirche hat einen umfassenden finanziellen Spielraum, um ihre und auch Ihre Glaubwürdigkeit enorm zu steigern.
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