Mit dem Krisengebet bietet der Liturgiebeauftrage der Gemeinde Wegfurt gläubigen Wanderern derzeit einen besonderen Service.
An einschlägigen Gebetsstätten aus dem letzten Jahrtausend, die noch zahlreich in Wald und Flur herumstehen, finden Gläubige jetzt ein Krisengebet, das Paul Weismantel offenbar eigens zur „spirituellen“ Bekämpfung der Corona-Pandemie verfasst hat.
Herr Weismantel scheint seinen Gott sehr gut zu kennen. Nachdem er die erst schon schwierige Situation noch mit geradezu orgiastischer Wortgewalt emotional bis kurz vor den Weltuntergang aufgeladen hat, erscheinen die darauf folgenden Unterwürfigkeitsfloskeln umso authentischer und verzweifelter.
Corona-Krisengebet: Blanker Hohn
Da fällt dann auch schon fast nicht mehr auf, dass es bei Licht betrachtet nicht nur un-, sondern sogar völlig widersinnig ist, ein sowieso schon allmächtiges und allwissendes Wesen um irgendetwas zu bitten.
Ob wenigstens manchen der Beter auffällt, dass ein solcher infantiler, magisch-esoterischer Hilferuf zynischer Hohn ist den Menschen gegenüber, die sich gerade mit enormem Einsatz um die Erforschung tatsächlich funktionierender Gegenmittel bemühen? Mittel, von denen dann natürlich auch die profitieren, denen jetzt nichts besseres einfällt, als einen fiktiven und bis zum Beweis des Gegenteils nicht existenten Wüstengott um Hilfe anzubetteln? Um sich damit das wohlige Selbstbefriedigungsgefühl zu verschaffen, damit alles in ihrer Macht Stehende beigetragen zu haben?
Weil sie den, gegen dessen Wille doch ohnehin kein Sperling von der Stange fällt (Mt 10,29) um göttliche Unterstützung gebeten haben? Und dem sie unter Garantie danken werden, wenn sie es denn, natürlich nur dank ihrer Beterei, hoffentlich überlebt haben werden?
Damit der liebe Gott auch wirklich versteht, worum es geht (er stammt schließlich aus der Bronzezeit und ist somit auch nicht mehr der Jüngste…), hat Sybille hier ein kleines Krisengebet-Update verfasst, das gerne als Ersatz anstatt der veralteten Version (Bild) gebetet werden kann:
Krisengebet (aktualisierte Version)
O DU unveränderlicher,¹ unermesslicher, ewiger, allgegenwärtiger, lebendiger, unbegreiflicher, allwissender, allmächtiger, weiser, heiliger, gerechter, wahrhaftiger, gütiger GOTT
„Dich flehen wir an und bitten dich, uns doch bitte bald zu helfen.“²
Denke mal bitte nicht in DEINEN Ewigkeitszeiträumen, sondern stelle DIR mal unsere Situation in Wochen und Monaten vor (das sind 7 bzw. 30 Tage auf diesem Planeten)
Und weißt du, „wir fragen uns“ schon „auch o Gott was du uns mit dieser Situation sagen… willst“.
Wir haben hierzulande eine andere Ausdrucksweise.
Selbst die Theologen aller Couleur, die sonst eine gewisse Deutungshoheit für DEINE kryptischen Äußerungen für sich in Anspruch nehmen, tun sich gerade schwer, diesmal DEINE Worte auf die Niederungen deiner Anbeter und Fans herunterzubrechen.
Sicher merkst DU auch am groß geschriebenen Personalpronomen und an der Nennung DEINER zahlreichen Eigenschaften, dass wir DICH gerade ganz besonders hochhalten und es echt ernst meinen.
Denn nur durch DICH und DEINE Güte können wir die Anordnungen der Regierung und den Abstand einhalten!
Wir hoffen sehr, dass DIR und DEINEM HL. Geist unsere „Beharrlich-„ und „Inständigkeit“ „zuhause in unseren vier Wänden“ nicht auf den hl. Geist gehen und DU uns wohlwollend- so lange wir leben auf Erden- atmen lässt.
Sollten DEINE Cherubim, die ja immer für besondere Aufgaben herangezogen werden und die Seraphim gerade Kapazitäten frei haben, „schicke uns deine Engel als Schutz.“
Die himmlischen Heerscharen mögen bitte auch ihre himmlischen virenfreien Haarscheren mitbringen. Weil in diesen Wochen das Haare Scheren aus gegebenem Anlass – Allwissender, DU weißt schon warum! – entfallen musste.
Wenn es aber nicht klappt, nimm wenigstens die am Corona-Virus Verstorbenen ohne Wenn und Aber auf in DEIN himmlisches keimfreies Reich, wo sie DICH schauen können von Angesicht zu Angesicht.
Und vielen Dank, dass DU den Wind etwas reduziert hast, worum ich DICH gestern gebeten hatte.
Ein bisschen Regen in der Nacht hatte ich auch noch auf meiner Bestellliste an DICH, DU unbegreiflicher Gott.
Und bitte vergiss nicht, DU Gütiger, die Gliederschmerzen meiner oberen Nachbarin zu vertreiben und und und…
Ich will bescheiden bleiben und DICH verschonen mit „ständig neuen furchtbaren Schreckensmeldungen“, himmlischer Vater.
Wir und DEINE ganze Schöpfung würden es DIR danken, DICH loben und preisen in alle Ewigkeit. Amen
PS: Wenn es DIR gefiele, könnten wir gerne die Abstandsregel als 11. Gebot einfügen. Und wenn es DICH besonders gnädig stimmen würde, auch das Maskengebot als Nummer 12.
– Sybille
¹Quelle: https://www.evangelischer-glaube.de/der-dreieinige-gott/26-gottes-wesen-und-eigenschaften/
²Quelle der als kursiv gesetzten Stellen im Gebet: „Krisengebet“, Verfasser: Paul Weismantel
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