Urlaub abgesagt – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Reich Gottes, verkündigt von Christian Rommert, veröffentlicht am 6.6.2020 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Wiedermal gilt es, eine Bibelstelle so aus dem Zusammenhang zu picken und umzuinterpretieren, dass sie den Anschein erweckt, einen relevanten Beitrag zu einem aktuellen Thema leisten zu können.
Herr Rommert beklagt zunächst den Umstand, dass Urlaubs- und sonstige Pläne durch die Auswirkungen von Corona zunichte gemacht wurden und werden. Und dass sich die Pandemie und ihre Folgen entgegen seiner anfänglichen Annahme, es handle sich dabei um ein kurzfristiges Phänomen, das schnell vorübergehen würde wohl doch noch länger auswirken dürfte:
[…] Am Anfang von Corona, da habe ich den Mund noch ziemlich voll genommen. „Das wird schon!“, habe ich gesagt. „Vielleicht ist Corona auch eine Chance. Und nach Corona wissen wir die Dinge mehr zu schätzen!“ Aber es gibt kein „nach“ Corona. Wir stecken mittendrin. Immer noch! Und langsam nervt es mich richtig. Aufbruch in eine neue Welt? Wenn alles schnell wieder beim Alten wäre, dass würde mir schon komplett reichen!
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Urlaub abgesagt – Wort zum Sonntag, verkündigt von Christian Rommert, veröffentlicht am 6.6.2020 von ARD/daserste.de)
Hier scheint Herr Rommert zunächst mal einen Allgemeinplatz schaffen zu wollen: Der Wunsch, dass alles schnell wieder beim Alten sein möge, dürfte weit verbreitet sein. Gewohnheiten ändern oder aufgeben zu müssen, fällt vielen Menschen schwer. Dabei ist gerade das eine der Fähigkeiten, die den Menschen auszeichnen, wie wir später noch sehen werden.
Natürlich könnte es auch sein, dass Herr Rommert damit seine Hoffnung ausdrückt, dass nicht allzu viele Schafe durch die inzwischen schon überstandene Corona-Zeit bemerken könnten, wie entbehrlich ihr Glaube eigentlich ist.
Soweit, so trivial.
Kennen Sie den Spruch: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“?
Dieser Spruch stammt aus dem Kapitel „Vom Ernst der Nachfolge“, verfasst vom anonymen Autor mit Pseudonym Lukas.
Der Text beschreibt ein Verhalten, das typisch für einen Sektenführer ist: Denn auch die Anführer anderer Sekten verlangen nicht selten von ihren Mitgliedern, jeglichen Kontakt zu ihrem bisherigen sozialen Umfeld einzuschränken oder gleich ganz aufzugeben.
Dass es hier nicht um menschliche, sondern um angeblich göttliche Bedürfnisse geht, ist noch deutlicher im ersten, hier nicht zitierten Teil dieses Kapitels erkennbar, in dem Lukas seinen Jesus zu einem Mann, den er gerade als Sektenmitglied geworben hatte und der aber erst noch seinen Vater beerdigen wollte sagen lässt:
- Er [Jesus, Anm. von mir] aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!
(Quelle: Lk 9,60 LUT)
Um die Aussage dieser Geschichten richtig einordnen zu können, muss man sich bewusst machen, dass der hier beschriebene Jesus ja absolut sicher war, dass der Beginn des „Reich Gottes“ etwas sei, das unmittelbar bevorstehen würde. Eine Überzeugung, die sich, wie wir rund 2000 Jahre später feststellen können, als Irrtum erwiesen hat.
…nicht geschickt für das Reich Gottes
Anders als von Jesus prophezeit, haben schon Generationen von Menschen „den Tod geschmeckt“ und das Reich eines oder gar seines Gottes ist bis heute weit und breit nicht in Sicht.
Jedenfalls wartet die Christenschar bis heute auf den Anbruch dieses Reiches. Und deutet jede Katastrophe als untrügliches Anzeichen dafür, dass es nun jetzt aber wirklich echt und unzweifelhaft begonnen haben müsse mit der irdischen Totalvernichtung, die diesem göttlichen Reich ja vorausgehen soll.
Dieser Trick hatte schon im Mittelalter funktioniert. Und selbst heute finden sich noch erstaunlich viele Gläubige, die das tatsächlich glauben.
Historisch betrachtet hätte der Anführer einer jüdischen Weltuntergangssekte natürlich gute Gründe, potentielle Sektenmitglieder darin zu bestärken, ihre bisherigen Glaubensgewissheiten zugunsten der neuen Lehre aufzugeben oder zumindest entsprechend anzupassen. Da wäre das Festhalten an religiösen Verhaltensregeln und Dogmen natürlich kontraproduktiv.
Wie schon gerade beschrieben: Ausgehend von der (falschen) Annahme, der Weltuntergang stünde unmittelbar bevor, ergibt es natürlich durchaus Sinn, den Trödlern ein bisschen Druck zu machen.
Ähnlich wie bei Ford Prefect, der Arthur Dent fast schon nötigen musste, schnell noch drei Bier zu trinken, zwecks Muskelentspannung. Aber da war die Welt ja auch wenige Minuten später tatsächlich* untergegangen…
Für den biblischen Romanhelden Jesus galt es, möglichst viele Menschen noch schnell zum Glauben an den „richtigen“ Gott zu bekehren. Um sie so vor dem zu retten, was ihnen seitens desselben Gottes blüht, wenn sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen sollten, glaubhaft gläubig zu werden.
Erstmal wird gelitten
Wir halten fest: Es geht in der zitierten biblischen Legende nicht darum, die Welt im Diesseits friedlicher, gesünder oder gerechter zu machen. Sondern einzig um die Unterwerfung unter einen sowieso schon als allmächtig imaginierten Gott.
Der aber offenbar auf menschliche Unterstützung angewiesen ist, um sein Reich errichten zu können. Worum er sich zudem täglich bitten lässt.
Oder der, und damit wird es kein bisschen besser, seine Gnade vom Grad der Unterwerfung seiner Anhänger abhängig macht. Und sie eben bis dahin aus einem schwindelerregend absurd konstruiertem Grund noch ein bisschen leiden lässt.
Was ist denn falsch am Zurückblicken? Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind, wissen das noch. Das war, bevor es zentimetergenaue GPS Ortung für die Traktoren gab: wer sich beim Pflügen nach hinten orientiert, läuft nach vorne schief. Ein hartes Wort, das Jesus zu Menschen sagt, die gefangen sind in ihrer Vergangenheit. Es bringt nichts, dem Alten hinterher zu trauern und sich immer nur mit dem zu beschäftigen, was war und was hätte sein können.
Wie in der biblisch-christlichen Mythologie üblich, gibt es auch hier offenbar nur zwei Möglichkeiten, die als nicht miteinander vereinbar dargestellt werden:
Entweder, du schaust zurück. Oder vor.
Dabei hat sowohl die Rück-, als auch die Vorschau ihre Berechtigung. Gerade die Corona-Situation macht dies doch einmal mehr deutlich: Erst ein Vergleich mit dem bisherigen Verlauf der Pandemie ermöglicht eine Prognose, sagt etwas aus über die Wirksamkeit von Maßnahmen, die sich ja immer erst zeitverzögert feststellen lässt.
Natürlich kann es auch förderlich und sinnvoll sein, mit Dingen aus der Vergangenheit abzuschließen. Gleichzeitig kann aber ein Blick in die Geschichte helfen, bessere Prognosen für die Zukunft zu erstellen. Und (selbst, wenn es in mancher Hinsicht leider fast schon romantisch-naiv klingen mag): Aus Fehlern lernen.
Hier wird einmal mehr ein falsches Dilemma erzeugt, getreu dem biblischen Motto: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“: Wer zurück schaut, schaut nicht nach vorne.
Was also soll dieser biblische Beitrag konkret ausdrücken oder bezwecken? Zumal Herr Rommert doch gerade noch bekannt gegeben hatte, dass es ihm schon komplett reichen würde, wenn alles schnell wieder beim Alten wäre?
Besonders fatal kann es werden, wenn jemand tatsächlich auf göttlichen Support vertraut. Wer zum Beispiel eine viel befahrene Schnellstraße zu Fuß überquert und nur vor-, aber nicht zurück schaut, weil er sich von seinem Gott behütet fühlt, für den kann schon der nächste kleine Schritt nach vorne der letzte sein.
Und deshalb lernen schon die Kleinsten die Regel „Vor dem Überqueren der Straße nach links, nach rechts und nochmal nach links schauen.“ Und nicht etwa: „Vor dem Überqueren der Straße den Schutzengel anrufen oder ein Vaterunser beten und dann los laufen.“
Reich Gottes?
Nicht zurückschauen, sondern ausrichten und weitergehen, dazu fordert der Satz auf. Und dann bekommt das Ganze noch eine weitere Tiefe. Es geht um das, worauf wir uns ausrichten. Um die Frage: Was ist das Wichtigste im Leben? Auf welche Werte leben wir hin? Reich Gottes nennt das die Bibel.
Auch bei der Frage, worauf wir uns ausrichten sollten, kann eine Rückschau durchaus hilfreich sein. Zum Beispiel auf die gut 1000 Jahre, in denen das Christentum alle Macht der Welt gehabt hätte, die Welt friedlicher, gesünder und fairer zu machen. Das Gegenteil war der Fall.
Ein „Reich Gottes“ ist genauso in der menschlichen Phantasie und Einbildung beheimatet wie der Gott, um dessen Reich es hier gehen soll.
Denn daran lässt die Bibel keinen Zweifel: Von sich aus, aus eigener Kraft, genauer: ohne göttliches Wohlwollen wird es der Menschheit niemals gelingen, auf einen halbwegs grünen Zweig zu kommen.
Was in der Bibel als „Reich Gottes“ beschrieben wird, ist ein Zustand, in dem alle, die sich dem richtigen Gott unterworfen haben (übrigens unabhängig davon, was sie vielleicht noch so alles getan und gelassen haben) von diesem Gott für ihre bedingungslose Unterwerfung in zeitloser Dauerschleife belohnt werden.
Für alle anderen (auch hier wieder unabhängig davon, was sie vielleicht sonst noch so alles getan und gelassen haben) sieht der liebe Gott zeitlich unbegrenzte Dauerfolter durch psychische und physische Höllenqualen bei vollem Bewusstsein vor.
Nicht zu vergessen auch schon die oben erwähnte irdische Quasi-Totalzerstörung, die diesem Reich laut biblischer Mythologie zwangsläufig vorausgehen soll.
Zumindest ich für meinen Teil sehe hier keine Werte, auf die wir hinleben sollten. Die sehe ich vielmehr hier.
Das Wichtigste im Leben
Auch hier wieder: Solange jemand in diesem Glaubenskonstrukt gefangen ist und das alles tatsächlich für wahr hält, dann ist es durchaus nachvollziehbar, dass für ihn eine ordnungsgemäße Unterwerfung unter diesen Gott höchste Priorität im Leben haben muss. Wäre es doch die einzige, zumindest theoretische Chance, der göttlichen Dauerbestrafung wenigstens im „Jenseits“ zu entgehen.
Hat man diesen Gott jedoch erstmal als rein menschliches Phantasieprodukt durchschaut, dann zeigt sich schnell, dass die Ausrichtung auf Götter so ziemlich das Letzte ist, was man als „das Wichtigste im Leben“ gelten lassen könnte. Sollte es irgendwelche oder einen bestimmten Gott tatsächlich geben, dann scheint ihnen oder ihm das irdische Geschehen völlig egal zu sein.
Wobei es natürlich jedem selbst überlassen sei, was er für sich für das Wichtigste in seinem Leben erachtet.
Die Vorstellung, ein Gott (natürlich immer der eigene) sei gerade dabei, auf Erden sein Reich zu errichten, entpuppt sich dann schnell als rein fiktive Einbildung. Und die „Deutung“ vermeintlicher Anzeichen für diesen Prozess als ganz gewöhnlicher, bei Gläubigen oft chronisch verankerter und gepflegter Bestätigungsfehler.
Reale Probleme vs. Götterreichsphantasien
Die Probleme, vor der die Weltbevölkerung steht, sind hingegen tatsächlich vielfältig – und real.
Die Werte, auf denen unsere Gesellschaftsordnung beruht, haben mit göttlichen Reichen nichts zu tun. Es handelt sich dabei um rein menschliche Werte, mit der Würde und Freiheit des Individuums an oberster Stelle.
Zu diesem Ergebnis darf ein Berufsgläubiger freilich nicht kommen. Der muss ja seinen längst überflüssig gewordenen Gott samt seinem ominösen Reich noch irgendwie unterbringen.
Was ist jetzt wichtig? Arbeiten? Sparen? Spenden? Ausruhen? Ranklotzen? Urlaub buchen? Zuhause bleiben? Und für viele: irgendwie durchkommen. Und dagegen steht: Wir können während Corona nicht langfristig planen, weil sich jeden Tag irgendetwas ändert. Das werden wir so schnell nicht los. Wir können nur Schritt für Schritt gehen, so wie der Bauer mit der Hand am Pflug.
Gerade hatte Herr Rommert doch noch von GPS-gestützter Agrar-Technologie erzählt? Eine „Hand am Pflug“ ist heute genauso obsolet geworden wie Gottvertrauen.
Die Zeit, in der ein Traktor autonom sein Feld bewirtschaftet, kann der Landwirt heute (bzw. in naher Zukunft) sinnvoller nutzen. Nicht mal als metaphorisches Bild taugen Bibelsprüchlein heute noch.
Anpassungsfähigkeit in neuen Situationen bedeutet Überlebensvorteil
Noch nie hatten die Menschen so viele Möglichkeiten der Lebensgestaltung wie heute. Flexibilität bei der Anpassung an sich manchmal auch abrupt verändernde Situationen zählt zu den Spezialgebieten der Trockennasenaffenart „Homo sapiens.“
Der Mensch kann seine Gewohnheiten ändern, wenn es erforderlich ist. Und Ideen aufgeben, wenn sie sich als falsch herausstellen. Dass dies nicht immer leicht fällt oder Spaß macht, steht auf einem anderen Blatt. Aber es ist möglich. Und manchmal unumgänglich.
Natürlich gibt es Situationen, in denen wir tatsächlich nur Schritt für Schritt gehen können. Aber in anderen Situationen kann eben auch ein weiterer Blick in alle Richtungen erforderlich sein. Über den eigenen Acker und Zeithorizont hinaus. Think global, act local findet sich in der Bibel verständlicherweise nicht.
Wer sich von einer Situation überfordert fühlt, der ist natürlich gut beraten, sich der Lösung seiner Probleme in kleinen, überschaubaren Schritten zu nähern. Für diese Erkenntnis braucht es aber kein Reich Gottes. Das kann uns auch Beppo Straßenkehrer lehren. Oder die Psychologie.
Was können wir gestalten?
Aber mit dem Blick nach vorne. „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Das Einzige, was wir gestalten können, ist der nächste Schritt.
Gläubige werfen Glaubensfreien oft eine verengte oder eingeschränkte Sichtweise vor. Weil Letztere ja ihre magisch erweiterte religiöse Scheinwirklichkeit nicht anerkennen.
Hier zeigt sich jedoch, wie Religion den Blick verengt.
Auch wenn es in einigen Bereichen derzeit nicht die sonst gewohnte Planungssicherheit und -freiheit gibt, so können (und müssen) wir natürlich auch jetzt schon Dinge gestalten, die über den nächsten Schritt, über die eigene Ackerfurche hinausgehen.
Andernfalls müssten wir uns Gleichgültigkeit und/oder Egoismus („nach uns die Sintflut“) vorwerfen lassen. Solange es bei der Ungewissheit wie bei Herrn Rommert um einen Urlaub geht, kann sich der Herr Pastor sicher glücklich schätzen.
Dann, wenn es soweit ist
Und während sich Menschen täglich engagieren, die Welt kurz-, mittel- und langfristig friedlicher, gesünder und fairer zu machen oder zu erhalten, zieht Herr Rommert Schritt für Schritt seine Religionsfurche. Und redet sich dabei vermutlich ein, wie wichtig und bedeutsam sein Beitrag für die Menschheit doch ist:
Eigentlich bin ich es leid, dass Corona ständig etwas Neues von mir fordert. Und gleichzeitig ist das auch besonders: weil ich gezwungen werde zu fragen, was wichtig ist im Leben. Und das Zweite, was ich lernen muss: Schritt für Schritt zu machen und meine Furche zu ziehen. Wir müssen schauen, was möglich ist. Dann, wenn es soweit ist!
Ob Herr Rommert mit „dann, wenn es soweit ist“ seine Urlaubspläne oder das Reich seines Gottes meint, darüber kann man nur spekulieren. Verfolgt man allsamstäglich die Mainstream-Verkündigungen im „Wort zum Sonntag“, dann kann man ziemlich sicher annehmen, dass auch diese schwammige Formulierung mit viel Interpretationsspielraum absichtlich so vage gehalten wurde.
Schauen, was möglich ist
Herr Rommert, ein verschobener Urlaub dürfte vermutlich Ihr kleinstes Problem sein. Wenn es Ihnen nicht nur um Ihren Urlaub geht, dann ist es jetzt soweit. Wenn schon, dann müssten Sie schauen, was jetzt möglich ist.
Statt für ihr fiktives Seelenheil in einem ebenso fiktiven Jenseits zu sorgen, könnten Sie das Pflügen den Landwirten überlassen und überlegen, was Sie persönlich zu einem friedlicheren, gesünderen und faireren Diesseits beitragen bzw. noch beitragen können. So ganz in echt, ohne Beten…
Ihr Gott wird, wenn es ihn geben sollte, auch mal eine Weile ohne menschliche Unterwerfungsbekundungen und Verehrungsrituale zurecht kommen. Wozu ist er schließlich allmächtig?
Und wenn er auch nur halbwegs menschliche Züge aufweist, dann wird er Sie (entgegen der biblischen Aussage) nicht für Ihren Glauben, sondern für Ihre Taten belohnen, mit denen Sie hinieden und zu Lebzeiten tatsächlich wirksame positive Beiträge für die Menschheit geleistet haben.
Fazit
Hätte Herr Rommert die religiösen Bezüge („Reich Gottes“) in seiner Verkündigung einfach weggelassen, dann könnte man seiner Empfehlung, sich besonders auf den jeweils nächsten Schritt zu konzentrieren grundsätzlich sicher zustimmen.
Indem er aber ein göttliches Reich als erstrebenswertes Ziel ins Spiel bringt, öffnet er der Beliebigkeit Tür und Tor. Denn was genau damit gemeint sein soll, dazu sind sich nichtmal die Christen untereinander einig:
Sprechen wir beim „Reich Gottes“ vom Dies- oder vom „Jenseits“? Ist damit der Zustand gemeint, der auf das „Jüngste Gericht“ folgen soll? In dem alle Glaubensfreie und Andersgläubige wegen ihrer Glaubensfreiheit oder ihres Andersglaubens in die Hölle aussortiert werden? Während sich die „Rechtgläubigen“ gerne zu Tode langweilen würden, wenn es im „Jenseits“ denn noch einen Tod gäbe, den sie meinen, dann ja überwunden zu haben?
Oder soll mit „Reich Gottes“ ein irdischer Idealzustand gemeint sein? Eine Welt, in der die Menschen fair und friedlich miteinander umgehen und gemeinsam die globalen Probleme angehen, als offene und freie Weltgemeinschaft? Das wäre dann allerdings Sache der Menschen – Götter kämen darin nur noch als das vor, was sie sind: Menschliche Phantasieprodukte.
Anhänger anderer Religionen sind da konkreter: Die streben danach, einen Gottesstaat auf Erden zu errichten. Wer allerdings heute noch mit dem Anspruch antritt, das Reich seines Gottes auf Erden errichten zu wollen, der müsste tolerieren, dass auf Erden menschliche Regeln gelten. Und keine göttlichen.
Einmal mehr hat der religiöse Bezug in der heutigen Verkündigung der Argumentation mehr geschadet als genutzt.
*Auch wenn es natürlich zum Allgemeinwissen gehört: Diese Szene stammt aus Band 1 von Douglas Adams fünfteiliger Trilogie „Per Anhalter durch die Galaxis„.
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