Gedanken zu Nachgedacht im August: „Du bleibst, wer du bist?!“

Lesezeit: ~ 3 Min.

Spätestens seit Frau Lander nur noch einmal monatlich in ihrer Rubrik „Nachgedacht“ auf osthessennews.de zum Nachdenken aufruft, sind religiöse Bezüge selten geworden in ihren Beiträgen.

In der diesjährigen August-Ausgabe gabs dann doch wiedermal einen kleinen Hinweis darauf, dass es sich bei den Nachgedacht!-Artikeln der liberaltheologischen Religionslehrerin um irgendwas Religiöses handeln muss.

Der liebe Gott als Randnotiz

Wie in vielen anderen Verkündigungen des christlichen Mainstreams auch, taucht auch bei ihr der liebe Gott diesmal nur noch in einer Randnotiz auf. Der Rest besteht aus banalen Allgemeinplätzen und lässt sich zusammenfassen mit: „Menschen, selbst eineiige Zwillinge, sind verschieden und entwickeln sich im Lauf ihres Lebens weiter – mal mehr, mal weniger.“

Und weil das alles nichts mit Göttern, Geistern oder Gottessöhnen zu tun hat, bleibt Frau Lander nichts übrig, als ihren Gott noch als ad hoc-Behauptung unten an ihren Beitrag dranzupappen:

[…] Die Persönlichkeit eines Menschen ist schon ein interessantes Thema, ich könnte stundenlang darüber sprechen und werde niemals müde, mir darüber Gedanken zu machen. Nur so viel zum Schluss. Wir sollten alle immer wieder auf der Suche nach uns und unserer Person sein, damit wir immer näher an den Punkt kommen, so wie Gott uns gemeint hat, als er unser Leben möglich gemacht hat. (Christina Lander) +++
(Quelle: Christina Lander via osthessennews.de: Nachgedacht im August: „Du bleibst, wer du bist?!“, abgerufen am 2.8.2020)

Der Punkt, so wie Gott uns gemeint hat

Frau Lander, gerade als frisch gebackene Mutter müssten Sie doch wissen, was „Leben“ tatsächlich „möglich“ macht… Das verhält sich bei den menschlichen Trockennasenaffen genauso wie bei praktisch allen anderen Säugetieren auch. Wie kommen Sie denn auf die Idee, ein Gott hätte da seine Finger oder was auch immer im Spiel gehabt?

Natürlich sei es Ihnen selbst überlassen, wie Sie sich Ihre Wirklichkeit zusammenbasteln. Aber erzählen Sie das zum Beispiel auch Ihren Schüler*innen, dass es Ihr Gott sei, der Leben möglich macht? Falls ja: Wie bringen Sie die Verbreitung von Schöpfungsmythen mit Ihrem Bildungsauftrag unter einen Hut?

Wenn wir mal für einen Moment außer Acht lassen, dass es sich auch bei Ihrem Gott um ein von Menschen aus Unwissenheit, Angst und hoffnungsvoll erscheinender Illusion und zu bestimmten Zwecken erdachtes Phantasiewesen handelt, dann werfen Ihre Aussagen mehr Fragen auf, als sie beantworten:

Gott hat eine Meinung?

Sie gehen also offenbar davon aus, dass wir die Entstehung von Leben dem Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Rache-Provinzial-Stammesgott Jahwe zu verdanken haben, den sich ein primitives Wüstenvolk in der Bronzezeit aus früheren Gottesvorstellungen zusammengesponnen hatte. Ohne diesen Gott gäbe es kein Leben.

Dann hat dieser Gott Ihrer Aussage zufolge eine bestimmte Meinung dazu, wie eine bestimmte Trockennasenaffenart zu sein habe. Allerdings hat er seine Lieblings-Spezies aus irgendwelchen Gründen offenbar nicht so geschöpft, wie sie seinen Vorstellungen entsprechen würde.

Und weil dieser Gott laut seiner Anhänger ja allmächtig und allgütig sein soll, muss er diese Mängel demzufolge absichtlich mithineingeschöpft haben. Geplante Obsoleszenz, sozusagen.

Göttliche Kommunikation: Schlechter gehts nicht…

Da er augenscheinlich nicht in der Lage oder willens war, eine ordentliche Schöpfung zusammenzuschöpfen und auch die Vernichtung praktisch aller Lebewesen einschließlich der Tierwelt (abgesehen der Meerestiere und zweier Belegexemplare pro Art) nicht den gewünschten Erfolg brachte, entschied er sich dazu, sich einem primitiven Hirtenvolk in der ausgehenden Bronzezeit zu offenbaren. Und seine Botschaft erstmal bis auf Weiteres von wundergläubigen Analphabeten mündlich tradieren zu lassen.

Dass es durch die spätere schriftliche Fixierung seiner angeblichen göttlichen Vorstellungen in Form von praktisch beliebig auslegbaren Mythen und Legenden nicht besser, sondern sogar noch viel schlimmer wurde, belegt die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums.

Einen unsichereren und damit ungeeigneteren Kommunikationsweg als diesen kann man sich kaum ausdenken.

Wobei – einem, der Lebewesen absichtlich fehlerhaft schöpft und der offenbar seinen Spaß daran hat, Menschen tatenlos (trotz Allmacht und Allgüte!) leiden zu sehen, ist auch sowas zuzutrauen….

Wie unbrauchbar der gewählte Kommunikationsweg tatsächlich ist, zeigt sich auch daran, dass global betrachtet nur so wenige Menschen an diesen Gott glauben. Wobei hier natürlich auch die Botschaft an sich eine Rolle spielt. Die bei Licht betrachtet alles andere als „froh“ ist. Auch wenn Christen das immer wieder behaupten.

Schweigen im Himmel und auf Erden…

Mittlerweile hat sogar die Menschheit selbst Möglichkeiten geschaffen, praktisch jeden Menschen, der nicht völlig abseits der Zivilisation lebt mit einer Botschaft zu erreichen.

Und der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde? Der hält sich zurück. Egal, was die Menschen angeblich in seinem Namen und auch sonst so alles tun und lassen.

Er verhält sich so, dass man gerade meinen könnte, es gäbe ihn gar nicht. Und seine Nicht-Existenz könnte gleichzeitig auch seine einzige Entschuldigung sein.

Lass sie doch einfach…?

Jetzt könnte man natürlich einwenden: Na und? Was ist denn so schlimm daran, wenn jemand mit einer mythologisch-esoterischen Weltanschauung unterwegs ist? Andere Menschen glauben noch viel größeren Unsinn als dass ein Gott das Leben erschaffen und eine Meinung dazu habe, wie Menschen eigentlich sein sollten.

Wenn es nur um die persönlichen Privatansichten von Frau Lander ginge, wäre das natürlich richtig. Allerdings ist ja davon auszugehen, dass sie dieses Weltbild, das augenscheinlich nicht mit der irdischen Wirklichkeit übereinstimmt, auch ihren Schülerinnen und Schülern vermittelt.

Weder der primitive Schöpfungsglaube, noch die angebliche Meinung eines Gottes, wie Menschen sein sollten stellen eine brauchbare Grundlage für die Erfüllung eines Bildungsauftrages (Vermittlung des aktuellen Erkenntnisstandes über die Beschaffenheit der Dinge) und für eine ethisch-humanistische Wertevermittlung dar.

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