AWQ-Buchtipp: In die wilde Welt der Weltreligionen – Ein Expeditionsbericht

Lesezeit: ~ 5 Min.

AWQ-Buchtipp: In die wilde Welt der Weltreligionen – ein Expeditionsbericht, von C. D. Gerion

Darum geht es

Dieses lesenswerte Buch bietet einen unterhaltsamen Überblick über verschiedene Facetten von Christentum, Islam und Buddhismus.

Religionskritische Literatur liest sich nicht selten ziemlich zäh. Dass es auch anders geht, beweist Der unter dem Pseudonym C. D. Gerion schreibende Autor mit seinem kurzweiligen Expeditionsbericht „In die wilde Welt der Weltreligionen.“

In die wilde Welt der Weltreligionen

Darin macht sich eine Expeditionsgruppe auf, um den Berg der Weltreligionen zu besteigen. Die Bergsteiger möchten herausfinden, was die Weltreligionen zu allen möglichen Themen beigetragen haben und heute noch beitragen können.

Das Ziel der Expedition ist es nämlich, herauszufinden, was ein potentieller Religionsstifter heute beachten müsste, um eine Religion zu erschaffen, die keinen Schaden anrichtet.

Und die der Menschheit idealerweise den Nutzen bringt, den die Weltreligionen zwar in verschiedenen Bereichen versprechen, aber nicht leisten können.

Christentum, Islam und Buddhismus

Besonders spannend fand ich dabei, dass der Autor nicht nur das Christentum, sondern auch den Islam und den Buddhismus berücksichtigt.

Auch die Idee, das Ganze in Form einer Bergbesteigung zu verpacken, halte ich für sehr passend.

Ein kurzer vorbereitender Test in Form von 10 Fragen hilft dem Leser dabei, seinen aktuellen Wissensstand über diese drei Religionen realistisch einschätzen zu können.

Vom Basar der Religionen…

Wie eine tatsächliche Expedition startet auch diese Bergbesteigung natürlich am Fuße des Berges. Auf dem „Basar der Religionen“ begegnet die Gruppe zunächst den Äußerlichkeiten wie „Engel, Heilige und sonstigem seltsamen Allerlei.“ Also alles das, was die Religionen an „Drumherum“ zu bieten haben.

Dank der lebendigen und witzigen Sprache des Autors fühlt man sich sofort in einen der typischen Bergsteigerorte wie Namche Basar versetzt, wo alle Händler versuchen, schnell noch irgendetwas mehr oder weniger Brauchbares an den Mann oder an die Frau zu bringen, bevor es in Regionen ohne jede Einkaufsmöglichkeit geht.

Die Expeditionsgruppe stellt allerdings schnell fest, dass all diese Angebote unnütz und für eine neu zu stiftende Religion entbehrlich, ja sogar hinderlich sind.

Wie bei einer Bergwanderung üblich, beginnt nun der eigentliche Anstieg. Und genau passend zur Religionskonstrukten gilt es auch hier, zunächst die die „harte Schule“ der Regeln und Gebote zu durchlaufen: Welche Vorschriften haben Anhänger der drei untersuchten Religionen einzuhalten? Wie sinnvoll sind diese Regeln, Gesetze, Ver- und Gebote heute noch?

Auch in diesem Abschnitt der Wanderung findet das Team wieder vieles, was für eine neue, moderne Religion unbrauchbar wäre.

…vorbei an religiösen Riten und Zeremonien…

Auf der nächsten Etappe durchwandert die Gruppe den Bereich der religiösen Riten und Zeremonien. Besonders wer sich bisher hauptsächlich mit dem Christentum beschäftigt hat, wird auch hier wieder etliches Interessantes erfahren. Eine Bergwanderung eröffnet eben immer auch neue Horizonte!

Ein eigenes Kapitel ist dem Thema Religion und das „Elend mit dem Sex“ gewidmet, bevor es in einer Region weitergeht, die in allen Religionen von größter Bedeutung ist: „Sünde, Schuld und schlechtes Karma“ ist die Überschrift der Zusammenfassung, wie die drei Religionen die Grundlage für ihre Heilsversprechen konstruieren.

Chronologisch passend erreichen die Bergsteiger auf ihrem Weg zum Gipfel nun den Abschnitt mit den Höllenschlunden in ihren verschiedenen Ausprägungen.

…und den (un-)heiligen Schriften…

Nachdem diese Passage überstanden ist und den potentiellen Religionsstiftern klar geworden ist, dass sie das Konzept einer Hölle getrost zurücklassen, ja entsorgen können, erreichen sie schließlich die Bibliothek der „(un-)heiligen Schriften.“ Man befindet sich nun schon kurz unterhalb des Gipfels.

Und aus der Bibliothek, in der diese Schriften verfasst wurden, führt gar ein „direkter Draht“ direkt nach oben. Die Empfangsdame Angie erklärt der erstaunten Gruppe, wie sich die Verfasser der „heiligen Schriften“ hier direkt von „oben“ hatten inspirieren lassen. Neben einer vergleichsweise umfangreichen Sammlung von Bibelstellen gibts auch hier wieder etliche Suren und Textstellen, die starke Zweifel an einer „Heiligkeit“ dieser Schriften wecken.

Mit hohen Erwartungen macht sich das Expeditionsteam nun an den Gipfelsturm. Allerdings stellt man schnell fest: Den Gott, der hier über uns thront, den gibt es nicht, den kann es nicht geben!

Nach einer vortrefflich formulierten Begründung dieser These steht für die Bergsteiger fest: Auch Götter braucht es für eine neu zu stiftende, harmlose und bestenfalls sogar brauchbare Religion nicht.

…bis hin zur eigentlichen Erkenntnis

Im nächsten Kapitel gibt der Autor seinen Lesern eine kurze Übersicht über einige historische Eckdaten der drei Religionen mit auf den Weg. Mit dem Ziel, schon gemachte Fehler bei der Stiftung zukünftiger Religionen zu vermeiden.

Wie es sich für einen Roman gehört, folgt nun der große Showdown: Die Protagonisten der drei Weltreligionen treten noch einmal auf die Bühne, um sich gemeinsam endgültig vom Publikum zu verabschieden, bevor ihr letzter Vorhang fällt.

Zum Abschluss des Buches fasst der Autor die gemachten Erfahrungen in Form von 10 Geboten zusammen. Denn eine neu zu stiftende Religion würde nicht auf Offenbarung, sondern auf Erfahrung beruhen.

Hier kommen nochmal die Faktoren zur Sprache, die sich in den Weltreligionen als kritikwürdig erwiesen haben. Und die es für eine neue, ultimative Religion deshalb zu vermeiden gilt. Eines der Gebote verbietet jede Form von Missionierung. Daraus folgt, dass sich jeder Mensch seine eigene Religion erschaffen muss.

Es folgt eine Aufzählung dessen, was eine „ultimative Religion“ ihren Anhängern in den Bereichen Sinnstiftung, Trost und letzte Gewissheiten, Praktische Orientierung und Lebenshilfe und Befriedigung spiritueller Bedürfnisse bieten können sollte, um das „religiöse Qualitätssiegel“ zu erhalten.

Im Anhang findet der Leser noch die Antworten auf die Fragen des Eingangstests, sowie ein „Kleines Lexikon religiöser Fachbegriffe, von Adam bis Zipfelmütze.“

Mein Fazit: Unbedingt lesen!

Cover: In die wilde Welt der Weltreligionen - Ein Expeditionsbericht -Ich kann mich nicht erinnern, schon mal ein ähnlich unterhaltsames, kurzweiliges und in sich stimmiges Buch über Religionskritik gelesen zu haben.

Die gelungene Mischung aus passender Rahmenhandlung, einer den religiösen Absurditäten gerecht werdenden Ironie und besonders auch der parallelen Betrachtung von Christentum, Islam und Buddhismus macht „In die wilde Welt der Weltreligionen“ zu einem besonderen Lesevergnügen.

Auch die Tiefe, mit der Gedion die Beiträge der drei Religionen zu den verschiedenen Bereichen präsentiert, halte ich für sehr gut passend gewählt: Die jeweils genannten Beispiele ermöglichen einen Überblick, ohne dass der rote Faden des Buches durch zu detaillierte Ausführungen jemals verloren gehen würde. Und gerade bei einer Bergbesteigung ist die Orientierung ja von ganz besonderer Bedeutung!

Einziger Nachteil: Das Buch „In die wilde Welt der Weltreligionen – Ein Expeditionsbericht“ liest sich so spannend und unterhaltsam, dass man das Buch recht schnell (am Stück) durchgelesen hat 🙂

C.D.Gerion, In die wilde Welt der Weltreligionen – Ein Expeditionsbericht

  • 280 Seiten, Soft-Cover
  • 17,95 EUR, e-Book 12,95 EUR
  • NIBE-Verlag Alsdorf 2018
  • ISBN: 978-3-947002-87-0
  • Webseite zum Buch

Klappentext

In einer Zeit, in der das Erbe der Aufklärung von vielen Seiten bedroht ist, ist dieses Buch notwendiger denn je, bietet es doch einen vollkommen frischen Blick auf die virtuellen Welten, die das allerälteste Gewerbe der Welt, die Religionsstifterbranche, hervorgebracht hat.

Dieses Buch nimmt die Leser mit auf eine abenteuerliche Expedition in die imposante Bergwelt der Weltreligionen, von deren geschäftigen Basecamps bis in die eisigen Höhen letzter Erkenntnis und darüber hinaus. Es lässt ihn dann aber nicht allein in der leeren Wüste einer nachreligiösen Welt, denn nach den Religionen ist vor der Religion. So bietet das Buch den Lesern auch klare Leitlinien für ihre persönliche Suche nach Wahrheit und Sinn, die garantieren, dass sie sich auf diesem Weg nie wieder irgendeinen Unsinn aufschwatzen lassen.

Mit anderen Worten: Dieses ultimative Werk der Aufklärung muss man gelesen haben, auch auf das Risiko hin, dass vom eigenen Weltbild kein Stein auf dem anderen bleibt. Dafür wird man aber reichlich entschädigt: Mit einer Fülle überraschender Erkenntnisse, atemloser Spannung und jeder Menge Spaß.

Wir haben keinen materiellen Nutzen von der Veröffentlichung dieses Buchtipps.

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1 Gedanke zu „AWQ-Buchtipp: In die wilde Welt der Weltreligionen – Ein Expeditionsbericht“

  1. „Eines der Gebote verbietet jede Form von Missionierung. Daraus folgt, dass sich jeder Mensch seine eigene Religion erschaffen muss.“

    Wenn man diese Aussage genauer betrachtet, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, das dies bereits in allen Religionen passiert, d.h. die zueigenmachung des persönlichen „Wunschgottes“.

    Warum gibts denn so viele verschiedene Denominationen, nicht nur im Christentum?!

    Ich sag nur: Kein wahrer Schotte…

    „Gott ist eine Hure, die jeder ficken darf?“
    (Zitat: Totenmond-Hölle mit Hof)

    Gruss

    FLO

    P.s.: Jetzt wärs nur noch interessant, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt.

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