Der Artikel „Das Bestreben nach Korrektheit – Männlich/weiblich/divers: Gott* und Jesus* jetzt mit Genderstern?“, verfasst von (mr), veröffentlicht am 16.12.2020 von osthessennews.de hatte auf Facebook für erstaunlich viel Resonanz gesorgt.
Erstaunlich besonders, wenn man bedenkt, dass es sich ja eigentlich um einen Beitrag aus der Kategorie „Kirche“ handelt. Und hier gibts in der Regel nicht allzu viel zu kommentieren. Allerdings scheinen die meisten Kommentator*innen bei diesem Beitrag primär das Bedürfnis zu haben, ihrem Ärger oder ihrem Unverständnis zum Thema Gendern Luft zu machen.
Der Autor nimmt in seinem Artikel Bezug auf eine Kampagne der KSJ. Der „Katholischen studierenden Jugend“ war eingefallen, dass man Gott ja eigentlich ein Gendersternchen verpassen könnte, sollte oder müsste:
- Wir als KSJ fordern ein neues Gottes*bild, das mit den Vorstellungen vom alten, weißen, strafenden Mann aufräumt und Platz schafft für eine Gottes*vielfalt. Denn Gott* ist in allen Lebewesen. Ebenso fordern wir, dass auch im synodalen Weg ein modernes Gottes*bild berücksichtigt wird!
(Quelle: ksj.de/i/gott-kampagne)
Fazit des Autors zu Gott*:
Die betreffenden Kirchen mögen tatsächlich geglaubt haben, mit dieser -bis zum äußersten gehenden- Aussage einen ganz besonderen Höhepunkt in Sachen politischer Korrektheit gesetzt zu haben, die Mehrheit der Menschen, vor allem die vielen Christen, dürften die Ausführungen der Pfarrerin und der KSJ im besten Fall jedoch absurd oder irritierend finden.
(Quelle: Das Bestreben nach Korrektheit – Männlich/weiblich/divers: Gott* und Jesus* jetzt mit Genderstern?, verfasst von (mr), veröffentlicht am 16.12.2020 von osthessennews.de)
Gastkommentar von Leif:
Ich teile die Meinung des Autors nicht, dass das Gendering Gottes absurd wäre (zumal der Autor dieses Gendering anscheinend eher religiös motiviert statt rational ablehnt).
Die Absurdität beginnt schon viel früher.
Egal ob in der Bezeichnung als Vater („Vaterunser“ oder diverse Bibelstellen wie Lukas 23,34) oder in der Darstellung als weißbärtiger alter Mann (Michelangelo und andere): der christliche Gott wird als männlich betrachtet.
Aber warum? Für den einzigen Angehörigen einer seit Anbeginn der Zeit bestehenden Spezies ist eine Geschlechtlichkeit nicht nur sinnlos, sondern sogar störend. Sollte er sich jemals fortpflanzen, müsste er dies ungeschlechtlich tun.
Und das Gebot „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, legt nahe, dass er keinen Nachwuchs plant.
Wohlgemerkt: Jesus zählt nicht als Nachwuchs, da er nur eine Hypostase der Trinität ist.
Ich finde es bemerkenswert, dass zwar die Absurdität im Gendering Gottes gesehen wird, aber nicht in der bestehenden Gottesdarstellung, wobei hier insbesondere das Konzept der Trinität hervorzuheben ist.
In diesem Themenkreis gibt es noch folgende wunderliche Dinge:
- Adam und Eva werden mit Bauchnäbeln dargestellt, obwohl Adam aus Lehm und Eva später aus Adams Rippe (wörtlich „Seite“) geformt wurde. Sie waren niemals per Nabelschnur mit einer Mutter verbunden.
- Adam war ein Mann. Ebenso wie bei Gott ist diese Geschlechtlichkeit beim einzigen Exemplar einer erstmals erschaffenen Spezies sinnlos.
- Adam wird mit Brustwarzen dargestellt. Die evolutionären Gründe kennen wir heute. Im biblischen Kontext erscheint es als eine seltsame Vorwegnahme der Frau, den Mann mit einer dysfunktionalen Variante weiblicher sekundärer Geschlechtsmerkmale auszustatten.
Zusammengefasst:
Nicht das Gendering Gottes ist absurd, sondern die Annahme, dieses übernatürliche erste Wesen hätte ein Geschlecht.
Jetzt hab ich vor Schreck fast meine satanische *Vagina* verschluckt… Oh mein Gott, was soll ich jetzt nur mit diesem „heiligen“ Penis tun ?!
Die Rocky-Horror-Picture-Show lässt grüssen!