Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die vier Kerzen

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die vier Kerzen, veröffentlicht am 21.12.20 von osthessennews.de

Schon wieder mal haben wir es heute mit sprechenden Kerzen zu tun. Diesmal fabuliert Herr Stadtpfarrer Stefan Buß von vier Kerzen, die für Frieden, Glauben, Liebe und Hoffnung stehen. Nachdem die ersten drei Kerzen erloschen sind, weil sie der Meinung sind, dass Menschen keinen Frieden halten, nicht mehr an Gott glauben und nur noch sich selbst lieben würden, entzündet ein Kind mit der Hoffnungskerze die anderen drei.

Pfarrer Buß pappt noch schnell seinen Gott hintendran und das wars auch schon.

Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden.“
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die vier Kerzen, veröffentlicht am 21.12.20 von osthessennews.de)

Pauschalisierungen wie diese sind falsch und unsinnig. Und sie entsprechen der typisch monotheistisch-dualistischen Einteilung: Die Menschheit schneidet generell immer schlecht und erlösungsbedürftig ab. Gott hingegen generell immer gut, weil Hoffnung stiftend, verzeihend und liebend.

Mit Geschichten wie dieser transportieren und verfestigen Menschen wie Pfarrer Buß diese einseitig verzerrte Weltanschauung.

In Wirklichkeit korreliert, bis auf wenige Ausnahmen, Friede und Wohlstand mit geringem religiösem Einfluss und dafür mehr Aufklärung.

Menschen halten keinen Frieden?

Trotz aller Konflikte und Kriege haben wir das große Glück, in einer, wenn nicht der friedlichsten Epoche der Menschheitsgeschichte leben zu dürfen. Ja, es gibt und gab schon immer Menschen, die keinen „Frieden halten.“ Frieden ist kein Gut, das einfach so da ist oder auf Bäumen wächst.

Und genauso gibt und gab es auch schon immer Menschen, die sich für eine friedlichere und fairere Welt einsetzen. Im Gegensatz zu Göttern. Denen das irdische Geschehen völlig egal zu sein scheint. Selbst denen, die angeblich allmächtig, allwissend und allgütig sein sollen.

Es ist Sache der Menschen, die Welt friedlicher zu machen, wo sie noch nicht oder nicht mehr friedlich ist. Und dafür zu sorgen, dass sie friedlich bleibt, wo sie friedlich ist.

Betrachtet man die Kriege, die heute noch oder wieder geführt werden, dann fällt auf, dass auch heute noch überdurchschnittlich oft Religionen eine direkte oder indirekte Rolle dabei spielen.

Dass das Christentum hierbei heute nicht mehr so präsent ist wie zu der Zeit, als es noch die Macht dazu hatte, liegt nicht an der Friedfertigkeit dieser Religion. Sondern daran, dass es dank Aufklärung und Säkularisierung weitgehend entmachtet worden war.

Selbsterkenntnis einer Kerze

Insofern kann man sich über die Einsicht der zweiten Kerze nur freuen, wenn sie fest stellt:

„Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“

So siehts aus. Und eine Kerze kann man ja immer mal gebrauchen. Für romantische Stunden oder wenn mal der Strom weg ist.

Ein Gott weniger bedeutet auch eine Möglichkeit weniger, im angeblichen oder vermeintlichen Auftrag dieses Gottes Verbrechen zu begehen. Das Argument „Gott will es!“, mit dem schon zahllose Verbrechen christlich legitimiert worden waren, gilt dann nicht mehr.

Die dritte Kerze stellt fest, dass Menschen egoistisch seien, bevor sie verlischt. Auch hier haben wir es wieder, wie oben schon beschrieben, mit einer unsinnigen Pauschalisierung zu tun.

Bekenntniswirklichkeit?

Nachdem das Kind dann mit der vierten Kerze „Hoffnung“ die restlichen wieder entzündet hatte, endet das Märchen. Wie die Geschichte weitergeht, nachdem daraufhin kurz später alle vier Kerzen heruntergebrannt sind, erfahren wir nicht.

Für Stadtpfarrer Buß kommt es jetzt freilich noch darauf an, seinen Wüstengott aus der Bronzezeit ins Spiel zu bringen:

Die Hoffnung stirbt immer zuletzt sagen wir gern. Wenn wir von Hoffnung getragen sind, dann findet sich auch in ausweglos erscheinende Situation neue Wege. Gott wird Mensch und schenkt dem Menschen damit neue Hoffnung. Das ist die Wirklichkeit Gottes, die wir in der Adventszeit bekennen.

Was soll denn mit „Wirklichkeit Gottes“ gemeint sein? Haben Götter eigene Wirklichkeiten? Zeichnet sich die Wirklichkeit nicht gerade dadurch aus, dass sie eben nicht von einem Bekenntnis dazu abhängig ist?

Klar: Die Menschen, die sich Götter ausgedacht haben, haben sich für diese auch eigene „Wirklichkeiten“ ausgedacht. Wie das bei jedem Phantasy-Roman oder jedem Märchenheld auch der Fall ist.

Einmal mehr sei jedoch auf die vielen Vorteile ein möglichst wirklichkeitskompatiblen Weltbildes hingewiesen. Das wiederum bedeutet nicht, auf Phantasie, Emotion und Imagination zu verzichten. Sondern nur, zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden.

„Die Wirklichkeit Gottes bekennen“ bedeutet nichts anderes als: „Die irdische Wirklichkeit mit der religiösen Scheinwirklichkeit zu vermischen.“ Also sich einzureden und einzubilden, es bestünde ein ursächlicher Zusammenhang zwischen einer Götterwelt und der irdischen Realität. Ob diese Menschen konsequenterweise dann auch darauf hoffen, dass ihnen Dagobert Duck™ mal 1000 Taler überweist?

Geschenkte Hoffnung?

Und welchen guten Grund gibt es, auf einen Gott zu hoffen, der, wie alle anderen Götter auch, bis zum Beweis des Gegenteils nur in der menschlichen Phantasie existiert? Was erklärt, warum er, wie alle anderen Götter auch, jegliches Leid völlig tatenlos geschehen lässt? Einschließlich des Leides derer, die sich aufrichtig und aus tiefster Überzeugung zu ihm bekennen?

Und falls die Hoffnung auf Gott gar nicht in der Hoffnung auf weniger irdisches Leid bestehen sollte: Wieso bitten Gläubige ihre Götter dann trotzdem darum, dass sie ihr irdisches Leid mindern mögen?

Für einen nicht christlich gläubigen Mensch erscheint die Hoffnung auf Jahwe so plausibel und sinnvoll wie für Herrn Buß vermutlich die Hoffnung der Pastafari erscheinen dürfte, dass das Fliegende Spaghettimonster sie mit Seinen Nudeligen Anhängseln berühren möge und sie dereinst ihr Jenseits in der verheißenen Stripperfabrik mit Biervulkan genießen dürfen.

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2 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die vier Kerzen“

  1. >>Was erklärt, warum er, wie alle anderen Götter auch, jegliches Leid völlig tatenlos geschehen lässt? Einschließlich des Leides derer, die sich aufrichtig und aus tiefster Überzeugung zu ihm bekennen?<<
    Ohhhhrr!! AWQ, da bin ich ja jetzt aber zu tiiiiiiiiiiefst endtäuscht von Dir!!! Tz, tz, tz!!1
    Das braucht Gott doch für seine metale Selbstbefriedigung, um den Menschen so zu zeigen und davon zu überzeugen, dass er es so gut mit ihnen meint und sie so lieb hat!

    Antworten
  2. Hier wird suggeriert, nur mit vier Kerzen wäre der Kranz vollständig, ansonsten sei er beschädigt und verwahrlost. Und es wird suggeriert, alle Kerzen wären gleichrangig und edel.

    Aber lasst uns doch testweise eine schöne Kerze hinzufügen, die für Betrug steht. Oder für Dummheit. Beides sind uralte und durchaus menschliche Dinge, die wir gerne über Bord werfen (wenn es so einfach wäre). Betrug und Dummheit sind, so lehrt es der heilige Paulus, besonders häufig bei Religionen anzutreffen.

    Warum wird „Glaube“ überhaupt in einer Reihe genannt mit „Frieden“ oder „Liebe“? Auf mich wirkt das wie ein billiger Trick. Ich darf wohl annehmen, dass nur der rechte Glaube eine Kerze bekommt? Wer unrecht glaubt, der wird nämlich laut Bibel mit größeren Flammen konfrontiert, womöglich sogar ewig. Es ist nicht wahr, dass das Christentum jede Art von Glauben ehrte.

    Natürlich wurden, wie der Artikel treffend beschreibt, die Kirchen mittlerweile entmachtet, sodass die Flammen kleiner und ungefährlicher wurden. Aber die alte Verachtung ist weiterhin lebendig: Der Ungläubige hat den Kranz beschädigt! Der Ungläubige ist ein Schädling, und ein Schädling muss unschädlich gemacht werden. Ansonsten werden wir unseren schönen Kranz nie mehr zum Leuchten bekommen!

    Und da hat der Pfarrer recht. Der „Glaube“ hat ausgedient, weil er zu viele Überschneidungen hatte mit Dummheit und Betrug. Ersetzt wurden beide durch Wissen, Redlichkeit, der Pflicht zum Beweis und einem offenen Diskurs über Moral und Ethik. Auch Hoffnung und Zuversicht gehören dazu, unterscheiden sich aber vom plumpen Märchenglauben.

    Nichts könnte diesen enormen geistigen Fortschritt besser anschaulich machen als die Corona-Krise. Glaube hat nicht geholfen. Geholfen haben Wissenschaftler, Mediziner, Ökonomen, Steuerzahler, sehr viele Pfleger und Betreuer, und weil man die letzte Gruppe nicht oft genug nennen kann, nenne ich Pfleger und Betreuer gerne ein zweites Mal. Nicht geholfen haben Priester. Nicht geholfen hat der Glaube.

    Welche Kerze brennt für all die feinen Leute, die uns aus diesem großen Schlamassel geholfen haben?

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