Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Der Zehnte Esel

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Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Der Zehnte Esel, veröffentlicht am 6.3.2021 von osthessennews.de

Darum geht es

Heute betätigt sich Stadtpfarrer Stefan Buß wiedermal als Märchenonkel und bemerkt dabei offenbar nicht, dass er sich damit ein Eigentor schießt.

EselSein Märchen erzählt von einem Bauern, dem ein Strick fehlt, um seinen 10. Esel am Abend festzubinden. Auf den Rat eines Rabbis hin tut er nur so, als ob er den Esel festbindet.

Der Esel fällt darauf herein und bleibt brav bei den anderen Eseln stehen. Als sich der Esel am nächsten Morgen weigert, wieder mit aufs Feld zu gehen, weiß der Rabbi wieder Rat: Der Bauer müsse jetzt so tun, als ob er den Esel losbindet, woraufhin der Esel sofort brav losmarschiert.

Die „Moral von der Geschicht'“ fasst Herr Buß so zusammen:

Sie [die Geschichte, Anm. von mir] erzählt uns davon, dass eine Art täglicher Vorgang – hier: das Anbinden mit und das Lösen des Esel von einem Seil, dazu geführt hat, dass dieser sich täglich wiederholende Vorgang dem Esel so eingeprägt hat, dass eigentlich gar kein Seil mehr nötig war, um den Esel anzubinden, bzw. zu lösen, sondern nur noch die „rituelle Handlung“, das „So-tun-als-Ob“ gegeben sein musste und der Esel dachte, er sei an- beziehungsweise losgebunden.

Dieser Esel ist durch die ständige Wiederholung immer „innerlich angebunden – innerlich gefesselt“. Er ist gefesselt auch ohne Fessel. Er ist auch im übertragenen Sinn ein „Esel“.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Der Zehnte Esel, veröffentlicht am 6.3.2021 von osthessennews.de)

Nun könnte man Herrn Buß noch nachsehen, dass ihm offenbar gar nicht auffällt, wie treffend dieses Märchen auch auf die Funktionsweise religiöser Bindung passt. Dazu wäre ein Perspektivwechsel nötig, den man von ihm als Berufschristen, soweit man das anhand seiner bisherigen Impulse beurteilen kann, wohl kaum erwarten kann.

Gefesselt von Corona-Angst und Abstandsregeln

Bei Pfarrer Buß sind es Corona-Nachrichten, Angst vor dem Virus und Abstandsregeln, von denen sich Menschen seiner Meinung nach „gefesselt“ und ihrer Freiheit beraubt fühlen:

Andauernd nur gefesselt von und an Corona-Nachrichten? Andauernd nur innerlich gefesselt von der Angst wegen des Virus? Andauernd nur noch gefesselt von Abstandregeln gegenüber anderen Mitmenschen? Dabei aber ständig der innere Wunsch, frei zu sein.

Offen bleibt, ob Herr Buß die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie selbst als „Fessel“ empfindet. Oder ob er hier nur die Leute abholen möchte, die das so sehen.

Wer jetzt erwartet, dass sich Pfarrer Buß mit einem Aufruf zu vernünftigem Verhalten und vielleicht einem Hinweis darauf positioniert, dass jeder durch die Einhaltung etwa der Abstandsregeln und einem generell gelassenen, aber vernünftigen Verhalten zur Eindämmung der Pandemie beitragen kann, wird enttäuscht: Dem Menschen an sich traut Pfarrer Buß das Überleben in der Pandemiezeit offenbar nicht zu.

Vertrauend das Leben wagen?

Um Vernunft und Rücksicht als probates Mittel gegen Angst geht es ihm jedenfalls nicht. Sondern darum, auch hier seinen magischen Himmelsvater in Form einer geradezu grotesk verdrehten Sichtweise ins Spiel zu bringen:

Aber man ist geprägt wie eine Münze. Doch wir Menschen sind keine Münze. Wir sind zur Freiheit berufen – zur Freiheit von unmenschlichen Prägungen. Darum geht es auch im Glauben an Jesus Christus. Darum geht es beim „Christsein“: befreit zu sein durch das Wissen: Gott traut Dir was zu. Gott vertraut Dir. Er gibt Dir unermessliches „Talent“ – also Vermögen – und zwar o h n e Bedingungen. Er hat einfach seinen ganzen Besitz – sich selbst – in uns investiert und darum können Menschen vertrauend das Leben wagen.

Er hat uns auch begabt für diese Corona-Situation: Er hat uns das Talent gegeben, in dieser Situation zu leben und zu handeln: „Fürchte Dich nicht. Ich bin bei Dir.“

Pfarrer Buß verschweigt in seinen salbungsvollen Wortgirlanden, dass die hier gemeinte „Berufung zur Freiheit“ die unbedingte Unterwerfung unter seinen Gott voraussetzt.

Was genau er hier im Zusammenhang mit der Corona-Thematik mit „unmenschlichen Prägungen“ meint, ist mir nicht klar.

Angst als Überlebensvorteil

Angst ist sicher keine „unmenschliche Prägung.“ Sondern eine evolutionär entstandene, mitunter sogar überlebenswichtige Empfindung. Die Menschen, die Gefahrensituationen nicht erkennen und ihr Verhalten entsprechend anpassen konnten, hatten geringere Überlebens- und damit Fortpflanzungschancen. Angst an sich muss also nicht generell negativ oder „fesselnd“ sein.

Zu einem vernünftigen, besonnenen Umgang mit Situationen, die einem Angst machen können, ist es nicht erforderlich, sich in religiös vernebelte Phantasiewelten zu flüchten.

Im Gegenteil: Wer sich die Mühe macht, einmal ernsthaft und aufrichtig zu hinterfragen, was die Einbildung göttlichen Zutrauens von (um in der Märchenwelt zu bleiben) „des Kaisers neuen Kleidern“ unterscheidet, der wird feststellen, dass beides nichts weiter als eine Illusion, eine Einbildung ist.

Kein einziger der tausenden von Göttern, die sich Menschen schon ausgedacht haben, hat jemals tatsächlich nachweisbar in irgendeiner Form ins irdische Geschehen eingegriffen. Sollte es irgendeinen oder gar den biblisch-christlichen Gott tatsächlich geben, dann verhält er sich genau so, als gäbe es ihn nicht.

Mit dieser, für gläubige Menschen womöglich zunächst ent-täuschenden Wahrheit wird freilich auch jegliches Vertrauen auf Götter hinfällig.

Von wegen „o h n e Bedingungen“

IndoktrinationUnd selbst wer es nicht schafft, sich aus seiner religiösen Vorstellungswelt zu befreien, der müsste sich trotzdem eingestehen (bzw. dürfte nicht verschweigen), dass es vom biblisch-christlichen Gott überhaupt nichts ohne Bedingungen gibt.

Und es kommt noch schlimmer: Alles, was dieser Gott Menschen an Positivem verspricht, ist keineswegs ein optionales Angebot. Für alle, die sein Angebot ablehnen, sieht dieser liebe Gott zeitlich unbegrenzte Bestrafung durch physische und psychische Dauerfolter bei vollem Bewusstsein vor.

Diese Höllendrohung ist (erfreulicherweise nur innerhalb der biblisch-christlichen Mythologie) genauso „real“ wie jegliches Heilsversprechen; wer sich über eine göttliche Belohnung freuen möchte, müsste sich konsequenterweise auch vor der Bestrafung fürchten. Und damit klar kommen, welches Schicksal sein lieber Gott für alle bereit hält, die ihren Glauben nicht teilen.

Religiöse Eseleien

Hier schließt sich der Kreis zum Esel aus dem Märchen: Obwohl es Gott gar nicht gibt, verhält sich ein Gläubiger, der seinen Glauben ernst nimmt genauso wie der Esel, bei dem schon die Nachahmung einer Handlung genügt, um das gewünschte Verhalten zu zeigen.

Die Rolle des Bauern übernimmt in Religionen der Priester: Er legt dem Gläubigen die fiktiven Fesseln an und verspricht ihm eine ebenso fiktive göttliche Unterstützung.

Am besten funktioniert der Bluff, wenn Menschen schon vom Säuglingsalter an auf dieses Verhalten konditioniert werden.

Das weiß natürlich auch die katholische Kirche und hat folgerichtig die Indoktrinierung durch Techniken wie Säuglingstaufe ritualisiert durch umfangreiche religiöse Einflussnahme möglichst schon ab dem Kindergartenalter institutionalisiert.

Was ist von einem Heilsverkäufer zu halten, der solche Methoden nötig hat, um überhaupt noch überleben zu können?

Seiltrick – ganz ohne Seil

Des Kaisers neue KleiderNun könnte man einwenden, dass der Strick, mit dem der Esel im Märchen tagein, tagaus festgebunden wurde ja tatsächlich existiert.

Da Religionen nichts zur Verfügung haben, was diesem Strick entsprechen würde, wenden sie einen weiteren Trick an, um ihre Illusion perfekt zu machen: Sie behaupten einfach, das Wirken ihres Gottes könne in tatsächlich stattfindenden Ereignissen oder auch in subjektiven Empfindungen „erkannt“ werden.

Während früher noch der Zorn Gottes (und die dadurch erzeugte Angst als Motivation zur Unterwerfung) im Vordergrund stand, schwärmen Berufschristen heutzutage zumindest im religiösen Mainstream praktisch nur noch davon, wie lieb ihr Gott doch sei. Und dass Menschen alles Positive natürlich ausschließlich der grenzenlosen göttlichen Liebe zu verdanken hätten.

Also der Liebe des Gottes, der jegliches Leid ausnahmslos aller empfindungsfähiger Lebewesen völlig teilnahmslos geschehen lässt. Und der die Inszenierung einer innerfamiliären Menschenopfer-Zeremonie für den besten Weg zu halten scheint, um sich damit im Interesse einer bestimmten Trockennasenaffenart selbst zu besänftigen.

Gefesselt an die Religion

Primärer Zweck der Übung ist es, Menschen an die Religion zu binden. Der Begriff „Religion“ kann sogar genau so interpretiert werden:

  • Erst etwa 350 Jahre später bezog der christliche Kirchenvater Lactantius religio auf das lateinische Verb religare „anbinden, zurückbinden, festhalten, an etwas festmachen“. Religion wäre nach dieser Darstellung die Rückbindung an einen von Gläubigen an- beziehungsweise wahrgenommenen göttlichen Urgrund.
    (Quelle: wiktionary.org::Religion)

Erinnern wir uns nochmal an die Analyse von Herrn Buß:

Dieser Esel ist durch die ständige Wiederholung immer „innerlich angebunden – innerlich gefesselt“. Er ist gefesselt auch ohne Fessel. Er ist auch im übertragenen Sinn ein „Esel“.

Durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld…

Abschied und TrostUnd schließlich macht das Christentum (wie viele andere Religionen auch) natürlich auch ausgiebig Gebrauch von der wohl wirksamsten Methode zur Konditionierung: Die stetige Wiederholung.

Die immer selben Rituale, Zeremonien, Lieder und vor allem natürlich Gebete (allen voran die Rosenkranz-Gebete) dienen einzig dem Zweck, die Inhalte in den Köpfen der Gläubigen so fest zu verankern, dass diese möglichst nie mehr auch nur ansatzweise in Frage gestellt werden.

Diese Konditionierung hat man so perfektioniert, dass sie bei immernoch erschreckend vielen Leuten bis heute erstaunlich erfolgreich funktioniert: Selbst Menschen, die im richtigen Leben wochenlang nach dem billigsten Handytarif suchen und auch ansonsten jede Behauptung skeptisch und kritisch hinterfragen, schalten mitunter jeglichen Verstand und jedes kritische Denken sofort ab, sobald sie die Kirche betreten, den Singsang ihres Priesters vernehmen, den ersten Schwall Weihrauch in die Nase bekommen – oder spätestens, wenn sie auf ihrem Bänkchen vor einer verzauberten Backoblate niederknien.

DAS muss man erst mal schaffen als Kirche. Aber die schafft es ja auch, dass sich ihre Kundschaft zwar nicht als Esel, wohl aber als Schafe bezeichnet.

Angstlosigkeit dank Menschenopfer?

Lösen wir uns von den Fesseln der Angst und wirken wir mit Angstlosigkeit. Es geht nicht um Leichtsinn! Es geht um furchtloses leben, weil Gott sich an uns verschenkt hat.

Herr Buß, wie stellen Sie sich den Zusammenhang mit der biblischen Erlösungsmythologie und Ihrem Leben konkret vor?

Was daraus für Gespräche kommen könnten?

Wie Gläubige, aber auch Zweifler und Glaubensfreie Ihre (und auch meine) Gedanken interpretieren, fände ich ebenfalls spannend zu erfahren. Ansonsten liefert dieser Beitrag wohl etliche Ansätze für eine Diskussion. Die geschätzte Leserschaft ist wie immer eingeladen, unten auf der Seite mit eigenen Gedanken zur Diskussion beizutragen!

  • Und die Moral von der Geschicht’ –
    wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht.
    — „Ferkelbuch“

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3 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Der Zehnte Esel“

  1. Ich weiss jetzt auch, warum viele Kleriker so negativ gegenüber den staatlichen corona-Massnahmen eingestellt sind: wegen der Einschränkung des Kirchgangs und der Zelebration der „heiligen“ Messe.
    Die befürchten nämlich, dass dieses Ritual durch die corona-Massnahmen aufgebrochen wird, so dass selbst die noch verbliebenen Kirchgänger merken, dass sich auch ohne Kirchgang nichts für sie geändert hat und dieser eigentlich nur eine lästige Pflichtübung war.
    Man erkennt das daran, dass nach dem Ende der Beschränkungen der Kirchgang und der Messebesuch nicht wie erhofft angestiegen ist, sondern im Gegenteil weiter nachgelassen hat.
    Das heisst, um im Bild zu bleiben: Der Esel hat auf das „als-ob“ gepfiffen und ist davon gelaufen.

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  2. Habe dank diese Beitrags mal etwas über Esel recherchiert und in aller Kürze herausgefunden, dass

    1. Esel nicht dumm sind, sondern ein sehr gutes Gedächtnis haben
    2. Esel nicht störrisch sind sondern nur vorsichtig
    3. Esel nicht schwerer tragen sollten als 20% ihres Körpergewichts
    4. Junge Esel lange bei ihrer Mutter bleiben

    3. und 4. verdient im Hinblick auf den kommenden Palmsonntag aber doch einer eingehenderen Betrachtung. Für den afrikanischen Esel muss man von einem Durchschnittsgewicht von 150kg ausgehen. Dass der erwachsene Jesus auf einem Esel reitet, muss man also als Tierquälerei ansehen. Noch dazu handelt es sich beim biblischen Esel um ein Fohlen, das noch bei seiner Mutter steht. Im Gegensatz zu dem Buß-schen Esel lässt es sich allerdings problemlos losbinden. Nun mag man einwenden, dass der damalige Zeitgeist von Tierwohl noch nichts wissen wollte, dass aber der intelligente Designer dieser Geschöpfe nichts davon wusste – so wenig wie er wusste, wann Feigenbäume Früchte tragen – nimmt doch Wunder. Das wäre allerdings eine Eklärung: ein Wunder ! Der ca. 70 – Kilo Mann Jesus (für einen Wüstenwanderer plausibel) schwebte eigentlich auf dem Esel und der Heilige Geist hat die Gemüter von Mutter und Sohn Esel mit himmlischer Freude erfüllt, dass sie zu solch heiligem Dienst erwählt wurden. Aber warum steht dann davon nichts im Evangelium ? Vielleicht in der nächsten Ausgabe (alias Übersetzung). Oder im fünften Evangelium nach Ratzinger.

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    • So wie Esel werden auch Schweine fälschlich diskriminiert und drangsaliert, denn auch diese sind für tierische Verhältnisse ziemlich schlau und empfindsam.
      Das nur nebenbei.

      Was die Tierliebe und den Tierschutz in der Bibel anbelangt, so ist davon nichts überliefert.
      Im Gegenteil.
      Zufällig gefunden, ich zitiere:
      2. Samuel 8, 3-4: David schlug auch Hadad-Eser, den Sohn Rehobs, den König von Zoba, als er hinzog, um seine Macht wieder aufzurichten am Euphratstrom. Und David nahm von ihnen gefangen tausendsiebenhundert Gespanne und zwanzigtausend Mann Fussvolk und lähmte alle Pferde und behielt hundert übrig.

      Und die Geschichte mit den Dämonen, die Jesus in die armen Schweine fahren und sie anschliessend ertränken liess, kennt ja jeder.

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