Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Christi Himmelfahrt – Vatertag

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Christi Himmelfahrt – Vatertag, veröffentlicht am 12.05.21 von osthessennews.de

Aus dem Hochfest Christi Himmelfahrt ist in Deutschland im Volksmund der „Vatertag“ geworden. Ein freier Tag zu „Ehren der Männer“, der für viele willkommen ist. Die traditionell männlichen Teilnehmer […] Wanderung […] oftmals viel Alkohol […] Bollerwagen […] in denen Getränke transportiert werden. Den Grund für Christi Himmelfahrt kennen nur die wenigsten. […] Seit dem 4. Jahrhundert gilt die Himmelfahrt des Gottessohnes als eigenständiger Feiertag.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Christi Himmelfahrt – Vatertag, veröffentlicht am 12.05.21 von osthessennews.de)

Christi Himmelfahrt: Gesetzlicher Feiertag seit 1934

Christi Himmelfahrt - VatertagAm Beispiel „Christi Himmelfahrt“ lässt sich gut nachvollziehen, dass auch Feiertage einer Weiterentwicklung, einer Evolution unterworfen sind.

Dass Christi Himmelfahrt bis heute in Deutschland als gesetzlicher Feiertag gilt, geht auf das „Gesetz über die Feiertage“ vom 27. Februar 1934 zurück. Als Verfasser werden genannt: Der Reichskanzler Adolf Hitler, der Reichsminister des Innern Frick und der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels.

Wir haben mit diesem Feiertag also einen weiteren Beleg für das überaus innige Verhältnis zwischen der Nazidiktatur und dem Christentum. Christi Himmelfahrt als gesetzlicher Feiertag ist ein weiteres Relikt aus dieser Zeit, aus dieser Symbiose.

Wie aus Christi Himmelfahrt Vatertag wurde

Die Tradition des „Vatertagfeierns“ entstand laut Wikipedia gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Und genauso wie bei Weihnachten, Ostern oder auch dem Valentinstag war es wohl auch diesmal die kommerzielle Flankierung, die dazu beigetragen hatte, diesen Feiertag zu etablieren. Hier waren es freilich nicht Coca Cola®, Lindt® oder Fleurop®. Sondern wohl findige Berliner Brauereien, die im Vatertag einen profitablen Absatzmarkt entdeckt hatten.

Nach dieser kleinen Trivia-Ergänzung nun aber zurück zum „Impuls“ des Stadtpfarrers. Dem geht es natürlich nicht um die alkoholische, sondern um die religiöse Komponente.

Kurzerhand bastelt sich Herr Buß den Vatertag passend zurecht: Laut biblischer Mythologie war Jesus an diesem Tag ja auch zu seinem Vater zurückgekehrt. Zwar ohne Bollerwagen und vermutlich nüchtern (wobei sich für Reisen dieser Art ein gewisser Alkohol-Pegel durchaus als sinnvoll erweisen dürfte, wie wir spätestens seit Douglas Adams wissen).

Aber immerhin hats ja auch irgendwas mit „Vater“ zu tun.

Drei-in-Eins? Logisch!

Andererseits könnte Alkoholeinfluss schon auch eine Erklärung für die Behauptung sein, mit der Herr Buß den biblischen Jesus zitiert:

[…] Denn die Himmelfahrt von Jesus ist die Antwort auf die Frage: Wo ist Jesus? Die Antwort lautet: Bei seinem Vater. Jesus hat immer gesagt: „Ich und der Vater sind eins!“.

Und erklärend fügt Buß hinzu:

Jesus redet dabei nicht so sehr von seiner biologischen Herkunft, sondern von seiner tiefen Verbundenheit, mit Gott. Eine Verbundenheit, die so weit geht, dass sie eine Einheit ist. Und das glauben Christen: Was Jesus gesagt und getan hat, das ist von Gott, ja, er selbst ist von Gott. Und deshalb kehrt Jesus auch logischerweise am Ende seines Lebens unter den Menschen zurück zu Gott, zurück zum Vater.

Welchen Stellenwert hat denn Logik im Zusammenhang mit absurden Göttermythen?

Göttliche Allmacht, Allwissenheit, Allgüte, Dreieinigkeit, Himmelfahrt, Erlösung, Jenseits: Nach logischen Maßstäben ist die ganze Story schon allein wegen ihrer Grundannahmen durchgefallen. Christen mögen glauben was sie wollen, aber auf Logik sollten sie sich dabei besser nicht berufen.

Ob Jesus jetzt nun „selbst von Gott“, „Gott selbst“ oder nur ein Prophet war, darüber sind sich Christen und andere Gläubige bis heute uneins. Das sind die Probleme, die man sich einhandelt, wenn man unlogische und absurde Behauptungen für wahr halten will.

So vertrauensvoll, so intim…

[…] Abba ist das aramäische Wort, das kleine Kinder zu ihrem Vater sagen. Abba heißt also eigentlich Papa.

Natürlich weiß jedes Kind (zumindest jedes, das in den letzten Jahrzehnten des letzten Jahrtausends geboren wurde), dass Abba die Abkürzung von Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad ist.

So vertrauensvoll, so intim können Christen mit Gott reden.

Genauso vertrauensvoll und intim können auch Anhänger aller beliebigen anderer Göttinnen und Götter mit ihren Göttinnen und Göttern reden. Das hängt damit zusammen, dass Göttinnen und Götter nur in der menschlichen Phantasie existieren. Wenn Menschen mit Göttinnen und Göttern reden, dann reden sie mit sich selbst. Und diese ist zweifelsohne eine sehr intime Angelegenheit.

Vatertag mit Vaterkomplex?

Gott ist nicht unendlich weit weg, nicht abgehoben heilig und mächtig, sondern der Himmel kommt den Menschen nahe, gerade auch, wenn Christen beten, wenn Sie Gott ihren „Vater“, ihren „Papa“ nennen.

Laut biblischer Mythologie entzieht sich der Bibelgott der menschlichen Vorstellung. Was Christen nicht daran hindert, trotzdem alle möglichen Aussagen über dessen angebliche Eigenschaften, Absichten und Handlungen zu treffen.

Wenn erwachsene Menschen klaren Verstandes im Allgemeinen und katholische Priester im Besonderen davon reden, dass Christen ihren Gott „ihren Papa“ nennen, dann scheint wohl einiges , um es salopp auszudrücken, nicht ganz rund zu laufen. Oder früher nicht ganz rund gelaufen zu sein. Was genau, kann sicher ein Psychologe oder Psychiater herausfinden.

Und dieser Tag heute erinnert daran, es gibt einen liebenden Vater im Himmel.

In religiöser Hinsicht erinnert dieser Tag daran, dass es auch im 21. Jahrhundert noch Menschen gibt, die genauso ernsthaft glauben, es gäbe einen „liebenden Vater im Himmel“ tatsächlich, wie unzählige Menschen vor ihnen schon glaubten, es gäbe ihre tausenden Götter tatsächlich.

Und natürlich auch daran, dass es immernoch Berufsgläubige gibt, die sowas behaupten, als handle es sich um etwas anderes als menschliche Fiktion.

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1 Gedanke zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: Christi Himmelfahrt – Vatertag“

  1. „Mama mia, here I go again…“ hat sich Jesus (sofern real) bestimmt auch gedacht, als er diesen verklärten, irdischen, Wahnsinnskult, der sich um seine Person zu bilden begann, hinter sich lies!

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