Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Beten – ein Telefonat mit dem lieben Gott

Lesezeit: ~ 4 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Beten – ein Telefonat mit dem lieben Gott, veröffentlicht am 26.10.22 von osthessennews.de

Darum geht es

Ist das noch Glaube oder schon Wahn? Pfarrer Buß verrät heute die Grundregeln, die man bei Telefonaten mit seinem Gott zu beachten hat.

Wissen oder glauben?

– Christen wissen, dass man das Gespräch mit Gott suchen kann. Wir nennen das Beten.

Telefonat mit Gott

Woher wissen die das? Oder glauben die das nur?

Wissen, dass man suchen kann besagt freilich noch nichts darüber, wie sinnvoll eine solche Suche sein kann.

Dieses Wissen ist genauso viel wert wie das Wissen, dass man das Gespräch auch zum Beispiel mit einem Backstein, einem Päckchen Backpulver oder mit Kermit dem Frosch suchen kann. Um sich mit ihm ein bisschen über seinen Lebenslauf zu unterhalten.

Anhänger anderer Götter wissen auch, dass sie das Gespräch mit ihren Göttern suchen können. Sie nennen das auch Beten.

Wie lässt sich feststellen, ob die falsch liegen? Oder ob die viele tausend Götter, zu denen Menschen schon das Gespräch gesucht haben nicht auch Anfragen beantworten?

Vorsicht vor „neuen Dimensionen des Betens“

[…] Als Jugendlicher habe ich oft um die richtigen Worte und Gebete gerungen, so manches auch auswendig gelernt, bis mir ein Pater in einem Zeltlager eine neue Dimension des Betens eröffnet hat.

(Quelle der so als Zitat markierten Abschnitte: Impulse von Stefan Buß: Beten – ein Telefonat mit dem lieben Gott, veröffentlicht am 26.10.22 von osthessennews.de)

Wenn Vertreter der katholischen Kirche Jugendlichen auf Zeltlagern „eine neue Dimension des Betens“ eröffnen wollen, muss man, statistisch betrachet, das Schlimmste befüchten. Erst recht, wenn diese Dimension so klingt:

„Wenn du betest, dann spreche mit Gott wie mit einem guten Freund!“

Ausgerechnet der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie ist ja wohl definitiv das Gegenteil von dem, was man gemeinhin als „guten Freund“ bezeichnen würde. Es sei denn, man hat eine äußerst bizarre Vorstellung von Freundschaft: „Unterwirf dich mir, dann bewahre ich dich vielleicht vor dem, was ich dir androhe, wenn du es nicht tust.“

Natürlich ist auch nicht auszuschließen, dass der Pater mit diesem Tipp an Jugendliche beim Zeltlager auch ganz andere Absichten verfolgt haben könnte: „…und weil ich ja von Gott berufen wurde, mich in seinem Namen und vermeintlichen Auftrag an Kinder und Jugendliche ranzuwanzen, kannst du auch mit mir sprechen wie mit einem guten Freund…“

Grundregeln für Telefonate mit Gott

Abschließend gibt Pfarrer Buß seinem Publikum noch Tipps für Telefonate mit Gott mit. Diese sind so absurd, dass ich sie der geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten möchte:

[…] Beten ist wie ein Telefonat mit Gott. Dazu gibt es einige Grundregeln. Gott ist immer zu sprechen. Es gibt bei ihm kein Besetztzeichen. Er ist rund um die Uhr erreichbar. Wenn du nichts hörst, bist du sicher, die richtige Nummer gewählt zu haben? Gott sollte man nicht nur über den Notruf anrufen. Wenn das Gespräch „nichts gebracht“ hat, haben Sie dem Gegenüber überhaupt zu Wort kommen lassen?

Telefoniere mit Gott nicht nur am Wochenende, sondern auch Werktags sind kurze Anrufe möglich. Das Telefonieren mit Gott ist immer gebührenfrei. Man muss sich einfach Zeit nehmen, um mit ihm zu sprechen.

Haben Sie sich diese Grundregeln ausgedacht, Herr Buß? Oder wo kommen die her?

Und haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was es bedeutet, dass Sie den Begriff „Gott“ in Ihrem Regelwerk durch jeden beliebigen anderen Phantasiebegriff ersetzen können, ohne dass sich an der Sinnhaftigkeit oder Glaubwürdigkeit Ihrer Aussagen irgendetwas ändert?

Perfide Strategie: Schuld ist immer der Mensch – und nie Gott

Abgesehen von der grundlegenden Unsinnigkeit fällt auch das perfide Vorgehen auf, die Verantwortung dafür, dass Gott (auch) bei Telefongesprächen immer und ausnahmslos stumm bleibt dem Anrufer zuzuschustern. Der dann eben die falsche Nummer gewählt hatte. Oder Gott nicht zu Wort hatte kommen lassen.

Dank der von Herrn Buß behaupteten Regeln liegt die Schuld immer beim Gläubigen. Und nie beim imaginären Gesprächspartner. Der durch nichts von einer rein menschlichen Wunsch- (bzw. Wahn-)vorstellung unterschieden werden kann.

So harmlos kindisch und lächerlich naiv die Bußschen Telefonregeln für Gespräche mit Gott auch erscheinen mögen: Nimmt man den Stadtpfarrer ernst, dann handelt es sich hier um eine Aufforderung und Anleitung, sich eine Denkweise anzutrainieren, die augenscheinlich im krassen Widerspruch zur Wirklichkeit steht. Um es mal höflich auszudrücken.

Es geht letztlich um das Angewöhnen eines Selbstbetruges. Und das ist nicht nur unredlich, sondern potentiell gefährlich. Für Menschen, die tatsächlich wirksame Hilfe benötigen. Und die sich, statt solche Hilfe in Anspruch zu nehmen, darauf verlassen, was ein Stadtpfarrer, der ein augenscheinlich recht gleichgültiges Verhältnis zur Wirklichkeit pflegt ihnen einflüstert.

Im Namen und Auftrag einer Kirche, die in riesigem Umfang auch noch von der Öffentlichkeit subventioniert und vom Staat sonderprivilegiert wird, um dann Menschen (gezielt oder fahrlässig) mit solchen Verkündigungen in die Irre zu führen.

Bullshit – oder gezielter Betrug?

Sie rufen immer mal eine gute Freundin, einen guten Freund an. Wagen Sie es auch bei Gott!

Je stärker sich Überzeugungen manifestieren wie die, es gäbe einen oder einen bestimmten Gott tatsächlich und er würde Anfragen tatsächlich wie bei einem Telefonat beantworten, desto näher bewegt sich der Betroffene mit diesen Vorstellungen in Richtung Wahn.

Wie immer bei Verkündigungen dieser Art stellt sich die Frage: Ist Herrn Buß zwar bewusst, aber egal, dass das, was er öffentlich behauptet bis zum Beweis des Gegenteils blanker Unsinn ist? Dann würde die Verkündigung in die Kategorie „Bullshit“ fallen. Daraus ergäbe sich dann die Frage nach den Gründen für die Verbreitung solcher Hirngespinste.

Verbreitet er seine Behauptungen absichtlich wie Tatsachen, obwohl er weiß, dass es sich dabei in Wirklichkeit nur um rein menschliche Hirngespinste handelt, dann wäre ihm Betrug vorzuwerfen.

Oder ist es ihm nicht bewusst? Und er glaubt am Ende tatsächlich selbst, was er seinem Publikum erzählt?

Dann wäre er vermutlich gut beraten, statt mit einem imaginären Freund mal mit jemand zu sprechen, der bei psychischen und/oder persönlichen Problemen tatsächlich weiterhelfen kann. Und das ist keinesfalls zynisch oder ironisch gemeint.

Den gleichen Rat würde vermutlich auch Herr Buß jemandem geben, der ernsthaft empfiehlt, Probleme bei Telefonaten mit Kermit, dem Frosch zu besprechen.

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4 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Beten – ein Telefonat mit dem lieben Gott“

  1. Hm, die Christen müssen da oben (oder wo auch immer) ja eine riesige Telephonzentrale haben: Sie beten ja nicht nur zu den obersten Drittelgöttern, sondern auch zu Erzengeln, Schutzengeln, Gottesmüttern, Heiligen usw.

    Woran erkennt man denn eigentlich, dass man sich nicht verwählt hat und tatsächlich richtig verbunden ist? Ich kann mir gut vorstellen, dass Satan und seine Schar sich da immer wieder mal den einen oder anderen Schabernack erlauben: „Hey Luziferius, alter Bazi, da will einer die Heilige Mutter Gottes sprechen – den verbinden wir mit Aphrodite! Das gibt eine Gaudi!“

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  2. 😡 0190 666 666, habe da schon 10 mal angerufen, hab nur stöhnen gehört. Was ist da los Herr Buß?
    Ist Gott auf einen Lego-Stein getreten oder was? Und von den Gebühren möchte ich noch gar nicht reden 😡.
    So, Pech für Gott, ich rufe jetzt bei Allah an. „Sie werden gleich verbunden mit Karl Auer“ 🤪

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  3. Herr Buß, kann man mit der Dreifaltigkeit auch per Bildtelefon kommunizieren?
    Und wenn ja, braucht man dafür drei Telefone oder nur eins, oder gibt`s da oben auch Konferenzschaltung?

    Ich frage für einen Freund.

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