Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Gott wohnt, wo man ihn einlässt!

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Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Gott wohnt, wo man ihn einlässt!, veröffentlicht am 14.12.22 von osthessennews.de

Darum geht es

Pfarrer Buß weiß ganz genau, was sein Gott will und kennt dessen geheimste Sehnsüchte nach Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung.

Ankomme Freitag, den 24. um 14 Uhr – Christus

Advent heißt Ankunft. Er erinnert uns an das Kommen Gottes in diese Welt. Er kam damals als kleines Kind in der Krippe. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit am Ende der Zeiten. Und Jesus will hier und heute bei jedem Menschen ankommen, geboren werden, Gestalt annehmen. Er will in das Leben von Jedem und Jeder.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stefan Buß: Gott wohnt, wo man ihn einlässt!, veröffentlicht am 14.12.22 von osthessennews.de)

Nanu? Schildert nicht der erste Teil der Bibel ausführlichst, in welchen Formen Gott auch schon vor Jesus „in diese Welt“ gekommen sein, mit seinen Untertanen kommuniziert und immer wieder auch selbst mit voller Gewalt ins irdische Geschehen eingegriffen haben soll?

Oder auch sogar noch früher, als er in Form seines dritten Aggregatszustandes als Geist über dem Wasser geschwebt haben soll?

Wie auch immer: Die Religionswissenschaft (also nicht die Theologie) kann sehr gut erklären, aus welchen früheren Gottesvorstellungen das Gottesbild der biblisch-christlichen Mythologie erdacht und immer zweckdienlich weiterentwickelt worden war.

Wir fassen Pfarrer Buß‘ Erklärung zusammen: Gott ist also (1.) schon einmal in diese Welt gekommen. Irgendwann wird er (2.) wiederkommen. Und bis dahin möchte er (3.) bei jedem Menschen „Gestalt annehmen.“

1. Biblische Geburtslegende

Die biblische Geburtslegende war nachträglich frei erfunden, bzw. in weiten Teilen von Geburtslegenden früherer „Gottessöhne“ abgekupfert worden.

Sollte tatsächlich ein Mensch gelebt haben, dessen Biographie zur Vorlage der literarisch-mythologischen Kunstfigur Jesus Christus verwurstet worden war, dann weiß man über die Umstände seiner Geburt nichts.

Die Aussage „Er kam damals als kleines Kind in der [sic!] Krippe“ hat deshalb in etwa die gleiche Beweiskraft wie „Schneewittchen kam damals in das Haus der sieben Zwerge.“

2. Angekommen – aber keine Zeit mehr, um da zu sein

Die nächste angebliche Ankunft ist auch unabhängig von der legendenhaften Quellenlage hochgradiger Unsinn.

Weil Gott spätestens nach einem „Ende der Zeiten“ keine Zeit mehr hätte, um nach seinem Wiederkommen da zu sein. Da kann er sich die Reise auch gleich sparen. Und bleiben, wo auch immer sich die vielen tausend Götter, die sich die Menschheit schon erdacht hat sonst so aufhalten.

Was das Widerkommen in Herrlichkeit angeht: Wenn jemand das, was die Johannesoffenbarung über das mit dieser Wiederkunft untrennbar verbundene „jüngste Gericht“ berichtet als Herrlichkeit bezeichnet, dann stelle ich einmal mehr dessen psychische Gesundheit in Frage.

Die biblischen Schilderungen beschreiben eine unvorstellbar brutale, sadistische und unmenschliche Gewaltorgie, mit der der liebe Gott erstmal seine Schöpfung dafür bestrafen wird, dass er sie so fehlerhaft geschöpft hatte.

3. Oh Gott, ja! Komm!!

Und die Vorstellung, „Jesus“ würde „hier und heute bei jedem Menschen ankommen“ wollen, hat sich Herr Buß vermutlich einfach selbst ausgedacht.

Dafür hätte er jedenfalls einen handfesten Grund: Schließlich hängt sein Einkommen davon ab, dass ihm noch genug Leute seine Wunschphantasien abkaufen. Weil es ja durchaus sein könnte, dass sich das mit dem „Ende der Zeiten“ noch ein paar weitere Jahrtausende verzögert…

Offensichtlich weil er dem , den er für den allmächtigen Schöpfer des Universums, des Lebens und des ganzen Restes hält nicht zutraut, sich selbst ins Bewusstsein seiner bevorzugten Trockennasenaffenart zu schmuggeln, übernimmt der Fuldaer Stadtpfarrer das für ihn.

Es ist immer wieder erstaunlich, dass Christen einerseits auf die Unergründlichkeit der Wege ihres Gottes verweisen, etwa wenn es um die Theodizee-Frage geht. Und gleichzeitig bei anderer Gelegenheit ein detailliertes Wissen über angebliche Handlungen, Wünsche und Absichten dieses Gottes vortäuschen.

Und wiedermal ist Brandolinis Gesetz, auch bekannt als das Bullshit-Asymmetrie-Prinzip belegt: Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert deutlich mehr Energie als dessen Produktion.

Heaven’s knocking on door

Auf einem Gemälde von Holman Hunt (britischer Maler, 1827 – 1910) steht Christus mit einer Laterne vor einer verschlossenen Tür. Als man dem Maler vorhielt, er habe das Wichtigste vergessen, nämlich die Klinke, da antwortete er: „Es kann außen keine Klinke geben. Die Tür kann nur von innen, von uns geöffnet werden. ER klopft an. Öffnen müssen wir.“

Die Polizei warnt vor Haustürgeschäften (Hervorhebungen von mir):

Betrüger an der Haustür haben zumeist das Ziel, in die Wohnung ihrer Opfer zu gelangen, um dort nach Bargeld, Schmuck oder anderen Wertsachen zu suchen. Dazu geben sie sich als Hilfsbedürftige, Handwerker, Mitarbeiter der Stadtwerke oder aber auch als Amtsperson aus, beispielsweise Polizist.
Andere Betrüger bieten ihren Opfern Haustürgeschäfte an, beispielsweise spontane Handwerkerleistungen, oder versuchen sie, zum Abschluss eines Abonnements oder einer Spende zu drängen.
Ihre Opfer sind häufig Senioren und Seniorinnen, da diese tagsüber meistens zuhause sind.
Meme Jesus vor der Tür

Auch die Bibel warnt vor Trickbetrug an der Haustüre

Mir kommt da ein Wort aus der Offenbarung des Johannes in den Sinn: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb. 3,20).

Auch hier heißt es wieder: Aufgepasst!

Nicht nur die Kriminalpolizei, sondern auch die von Pfarrer Buß zitierte „Offenbarung“ selbst warnt nur wenige Zeilen vorher vor Trickbetrügern an der Haustür:

Siehe, ich werde einige schicken aus der Versammlung des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen. Siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.

Ganz schön link, der liebe Gott! Erschwert er doch seinen potentiellen Anhängern noch zusätzlich die Kontaktaufnahme durch angeheuerte Fake-Agenten von der Konkurrenz, die sich als Juden ausgeben…

Andererseits hat man so natürlich einen prima Trick, um lästige Konkurrenz aus der Heilsverkäuferbranche zu diffamieren.

Für Christen bedeutet das natürlich auch, dass sie nie sicher sein können, ob sie denn nun den „richtigen“ Jesus in ihre Wohnung bzw. ihr Bewusstsein gelassen haben.

Tipps der Polizei zu Haustürgeschäften und zu Betrugsversuchen an der Haustür gibt es zum Beispiel auf der Webseite polizei-beratung.de.

Wenn katholische Priester von „liebendem Interesse an dir“ schwärmen…

Das ist ein ganz und gar adventliches Wort. Es lässt Jesus zu jedem von uns sagen: Ich bin da vor deiner Tür, vor der Tür deines Herzens, vor deinem Innersten. Ich bin da mit meiner ganzen Liebe und meiner großen Sehnsucht nach dir. Ich bin da mit meiner ungeteilten Aufmerksamkeit und meinem liebenden Interesse an dir. Ich will Begegnung mit dir, Gemeinschaft. Ich will bei dir einkehren, mich mit dir verbinden. Ich will bei dir sein und in dir wohnen. Öffne mir die Tür! Lass mich hinein in dein Leben, in deine Ängste und Sorgen, in deine Einsamkeit und Leere, in deine Fragen und Zweifel, in deine Freuden und Betrübnisse!

Um wessen Sehnsucht nach Nähe und Zuneigung geht es hier? Wer lässt hier wen sprechen? Und wer spricht hier eigentlich zu uns?

Es ist nicht die biblische Mythologie. Und natürlich auch kein „Jesus.“ Sondern der Fuldaer Stadtpfarrer Stefan Buß.

Ich habe einmal mehr starke Zweifel, ob der/die/das Zölibat so eine gute Idee ist…

Ohne Gläubige keine Götter

Ein Rabbi überraschte einige Gelehrte, die seine Gäste waren mit der Frage: „Wo wohnt Gott?“ Sie lachten über ihn: „Wie redet Ihr! Die Welt ist doch voll von seiner Herrlichkeit!“ Er aber beantwortete seine eigene Frage: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt!“ Hoffentlich lassen ihn nicht nur in diesen Tagen im Advent wieder viele ein in ihr Leben.

Götter „wohnen“ in Form einer kollektiven Phantasievorstellung in menschlichen Gehirnen. „Gott einlassen“ bedeutet nichts anderes als sich die Einbildung anzutrainieren, es gäbe den jeweiligen Gott wirklich.

Damit einher geht das Etablieren eines chronischen Bestätigungsfehlers in Bezug auf die Interpretation der eigenen Wahrnehmungen:

Cartoon: J. Tilly
Im prähistorischen Museum. Grafik: J. Tilly

Alles, was einem positiv erscheint, deutet man dabei als Beleg für den jeweils geglaubten, wohlmeinenden Gott.

Die Schuld für Negatives gibt man sich entweder selbst (zu wenig gebetet). Oder man interpretiert Negatives als Werk des Teufels oder als göttliche Strafe, was im christlichen Mainstream aber trotz integraler und unzweifelhafter biblischer Begründbarkeit völlig aus der Mode gekommen ist.

Alternativ redet man sich einfach mit der Unergründlichkeit der göttlichen Wege heraus.

Cui bono?

Das alles kann man natürlich tun.

Aber wieso sollte man sich eine Weltanschauung aneignen, die augenscheinlich nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt?

Die einzigen, die davon tatsächlich profitieren, wenn „wieder viele“ Gott „in ihr Leben“ lassen, sind Priester und alle anderen, die mit Glaubensverbreitung ihr Geld verdienen. Und natürlich die, die ihre Verbrechen aller Art mit der Bibel „legitimieren“ und so ebenfalls davon profitieren, wenn möglichst viele Schäfchen diesen Glauben auch weiterhin noch künstlich am Leben erhalten.

Für die Gläubigen gibts hingegen in Sachen Glauben nur eine bestenfalls hoffnungsvoll erscheinende Illusion. Der Multimilliarden-Reichtum der Kirche belegt erschreckend eindrucksvoll den Erfolg dieses Geschäftsmodelles.

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10 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Gott wohnt, wo man ihn einlässt!“

  1. Nachdem mir jahrelang eingeredet wurde, ich sei unvollkommen, sündig, hilfsbedürftig, habe ich in der schlimmsten Lage meines Lebens, welche im Suizidversuch gipfelte gebetet was das Zeug hält.

    Resultat: Nix ist passiert, es wurde schlimmer, viel schlimmer…

    Als ich endlich geschafft habe, all diese Negativität hinter mir zu lassen, wobei es viele Jahre dauerte, auch die letzten indoktrinierten Ängste und Zweifel abzulegen, ging es mir stetig besser, endlich konnte ich mich als freier Mensch fühlen und als solcher eigenverantwortlich handeln!

    Die meisten glauben gar nicht, wie tief diese Angst in Kinder hineingepresst/geprügelt wird und wie lange es dauert, einen kompletten Reset der eigenen Psyche zu schaffen, aus eigener Kraft…

    Nebenbei: Was ist das eigentlich für ein erbärmlich schwacher, „allmächtiger“ Gott, wenn es für ihn unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte gibt?!

    „Christus, du blasse Königin des geronnenen Blutregens…“
    (Band: Bethlehem – Dorn meiner Allmacht – )

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  2. Wenn man sich dieses Zitat aus des Pfarrers Sermon anhört, welches
    von dem „liebenden Interesse Jesu an dir“ fabuliert, wird einem ganz blümerant zumute.
    Woran mag das wohl liegen?

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  3. Nein, Herr Buß: Auch diesmal bleibt die Krippe ohne göttliches Füllmaterial, werden keine Götter (ganz oder gedrittelt) an unsere Herzen oder Türen klopfen, wird Jesus nicht plötzlich irgendeine Gestalt annehmen und zu uns sprechen. Es wird wie immer seit Menschengedenken sein: Götterfreier Normalbetrieb.

    Was mich langsam besorgt macht, ist Ihre unerschütterlich irrationale Frusttoleranz: Sie segnen, beten, kündigen an, erwarten und entwickeln Vorfreude undsoweiterundsofort – und nie passiert was. Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, warum da nie was passiert?

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  4. Es wird kein Gott kommen, schon gar in eine Kirche nicht. Da wo so oft gelogen und vertuscht wurde und wird, da wo Frauen keine Rolle spielen, da wo so viele Verbrechen begangen wurden! Sollte es einen Gott geben, was ich nicht glaube, so hat er die Kirchen schon längst verlassen.

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  5. Yeshua ben Yosef (später fälschlicherweise mit Jesus Christus übersetzt) war ein Anwärter auf den Thron Israels im 1. Jahrhundert, der später eine religiöse Bewegung inspirierte, die ihn für den Messias und, da sein wahrer Vater unbekannt war, für den Sohn Gottes hielt.

    Unstimmigkeiten über seine wahre Identität, ob er der Sohn Gottes, der Messias oder beides war, führten zu Spaltungen in der Bewegung, die sich schließlich zu den modernen abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam entwickelte.

    Yeshuas wahrer Vater war höchstwahrscheinlich Joseph von Nazareth, weshalb er in der heutigen Zeit manchmal als Jesus von Nazareth bezeichnet wird, wenn man einen historischen Kontext verwendet.

    Das kann man mit ein wenig Recherche über die Person „Jesus Christus“ (die es nie gab) leicht herausfinden. Der Rest ist Geschichte und eine Reihe von Fehlüberseztungen bzw. Missinterpretationen, Eigendeutungen uvm. Übrigens wer sucht nutzt am besten nen VPN oder Ähnliches, denn sonst kommt diese Meldung : Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt. 😉 Man möchte ja auch manchmal auch bestimmte Dinge vergessen 🙂

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