Die Geschichte der zehn Plagen für Kinder?

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Darum geht es

Die Grundschullehrerin Martina Schwabe demonstriert mit ihrer verzerrten Darstellung der "Geschichte der zehn Plagen für Kinder" das Versagen der Bibel als moralischer Kompass so drastisch, dass ich ihre Legitimation als Lehrkraft und einmal mehr die Berechtigung von konfessionellem Religionsunterricht in Frage stelle.

Anmerkung vorab: Dass in diesem Kommentar manche Inhalte wiederholt erwähnt werden, ist beabsichtigt; ich möchte so u. a. auf den eigentlichen Inhalt der Bibelstelle und auf den unredlichen Umgang damit aufmerksam zu machen.

Dr. med. Rolf Reitis hatte sich mit dieser Frage an den evangelischen Fragen-Beantwortungsdienst fragen.evangelisch.de gewendet:

In der Grundschule hier werden die 10 Plagen durchgenommen. 2 Kinder erkrankten danach (Nabelkoliken, Bettnässen). Ich fragte sie, wie das auf sie gewirkt habe, dass Gott erst das Vieh mit Pest und dann die Erstgeborenen getötet habe. Ein Kind weinte, er sei ja auch der Älteste. Besonders das Vieh tat den Kindern leid. Knaben und Vieh sind ja unschuldig.  Glaubt man heute noch an solche Gottesstrafen?

Darf man Kindern die Geschichte so erzählen, wie es die Bibel tut? Was bekommen sie für einen Eindruck von dem, der sie später einmal richten soll? Vielen Kindern ist ja durchs Fernsehen / Medien bekannt, dass unschuldige Kinder ja auch im 3. Reich ermordet wurden.

(Quelle: Frage auf fragen.evangelisch.de, Zit. n. Facebook-Post von Rolf Reitis)

Pfarrer Muchlinksy, der, wie wir seit diesem Beitrag wissen, Gott für eine Erfindung des Menschen hält (was aber für „befreite Christen“ wie ihn kein Problem darstellt), überlässt die Beantwortung dieser Fragen einer befreundeten Grundschullehrerin.

…aber nur auf den ersten Blick

…dann schauen wir mal, was Martina Schwabe, so der Name der befreundeten Grundschullehrerin, Herrn Dr. Reitis antwortet:

Lieber Herr Dr. Reitis,

darf und soll man Kindern die Geschichte von den 10 Plagen erzählen, fragen Sie. Und ich darf Ihnen verraten, dass ich mich das als Religionslehrerin auch schon gefragt habe. Da kommen unschuldige Menschen ums Leben. Da sterben Tiere. Da wird uns von einem Gott erzählt, der auf den ersten Blick so gar nicht liebend und verzeihend erscheint, sondern straft – und das mit den ärgsten Mitteln.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: fragen.evangelisch.de: Die Geschichte der zehn Plagen für Kinder?)

Frau Schwabe eröffnet mit einem alt bekannten Manöver: Erstmal freimütig und unumwunden alles einräumen, von dem man zumindest schon ahnt, dass es einem vorgeworfen werden könnte.

Durch die bloße Benennung erweckt man den Eindruck, man sei schon auf die Kritik eingegangen. Das klappt besonders dann besonders gut, wenn man, wie auch hier, keine Rückfragen zu befürchten hat.

Dieser Gott erscheint also auf den ersten Blick so gar nicht liebend und verzeihend, wie es sich die befreundete Grundschullehrerin offenbar wünscht.

Ihr lest das nur alle falsch!

Dann sind wir mal gespannt, zu welchen Ergebnissen sie nach dem zweiten oder dritten Blick kommt:

So kann man die Geschichte der 10 Plagen lesen. Aber man wird ihr damit, so finde ich, nicht gerecht.

Ich finde, dass man dieser Geschichte so sehr wohl ganz genau gerecht wird.

Denn genau das ist es es, was dort detailliert und anschaulich beschrieben wird: Ein gnadenloser, zorniger, sadistischer und megalomanischer, nach eigener Aussage eifersüchtiger Rachegott. Ein allmächtiger Despot mit einem Faible für Folter, Mord und Menschenopfer zu seiner eigenen Befriedigung.

Es ist die kastrierte und weichgespülte Wischiwaschi-Kuschelgottesvorstellung von Frau Schwabe, die dem Gott aus der biblisch christlichen Mythologie nicht gerecht wird.

Zehn Plagen – zehn Chancen!?

Meines Erachtens sind die zehn Plagen zunächst einmal vor allem eins – zehn Chancen: Zehnmal gibt Gott dem selbstherrlichen, machtversessenen Pharao, der die Israelitinnen und Israeliten brutal unterdrückt und quält, die Möglichkeit, umzukehren.

Was für eine dreiste und zynische Fehlinterpretation!

Als Religionslehrerin kann sich Frau Schwabe nicht damit herausreden, den Text, über den sie hier spricht, nicht gelesen zu haben.

Ihr lieber Gott persönlich war es, der dem Pharao zunächst „das Herz verstockt“ hatte. Und er verrät sogar, warum er das tut:

  1. Ich aber will das Herz des Pharaos verhärten, um viele Zeichen und Wunder im Lande Ägypten zu verrichten. (2. Mose 7,3 MENG)

Diesen Satz merken wir uns bitte mal, weil er noch mehrfach eine Rolle spielen und zur Sprache kommen wird.

Gott persönlich hatte dafür gesorgt, dass der Pharao die Israeliten bis zum Ende der 10 Plagen nicht ziehen lassen konnte, selbst wenn er gewollt hätte.

Lass mein Volk ziehen, lässt Gott dem Pharao durch Mose sagen. Lass mein Volk ziehen, dann werde ich nicht strafen, sagt dieser Gott, der mühelos auch gleich die Erstgeborenen hätte sterben lassen können. Nicht einmal, nicht dreimal, sondern zehnmal gibt Gott selbst dem ärgsten Tyrannen eine Chance zum Neubeginn. „Wieso ist der Pharao denn so dumm und lässt die Israelitinnen und Israeliten nicht einfach gehen?“, fragten meine Viertklässler, als ich ihnen die Geschichte der 10 Plagen erzählte. Ja. Warum eigentlich?

Die Antwort auf diese Frage steht klar und unmissverständlich in der Bibel: Der liebe Gott him/her/itself ist schuld.

Er war es, der das Herz des Pharaos verstockt hatte. Um dann in aller Ruhe und Grausamkeit auf Kosten des Ägyptischen Volkes seine Macht und Überlegenheit zu demonstrieren.

Vorausgesetzt, die Lehrerin möchte die Frage der Viertklässler tatsächlich „according to the bible“, also dem Bibeltext entsprechend beantworten, dann müsste sie (sinngemäß) zugeben:

  • Laut der biblischen Legende konnte der Pharao das israelische Volk nicht gehen lassen, selbst wenn er gewollt hätte. Weil der Gott der Israeliten ihm ja absichtlich erstmal das „Herz verstockt“ hatte, damit Gott das Volk der Ägypter erst in aller Ruhe mit allen 10 geplanten Plagen für die göttlich verursachte Verstocktheit ihres Herrschers bestrafen konnte.
  • Diese Geschichte gefällt mir aber nicht, weil sie zeigt, dass sich die Leute, die sich den Gott, an den ich glaube als gnadenlosen und widerwärtigen Sadisten ausgedacht hatten. Ich möchte aber an einen lieben Gott glauben und deshalb denke ich mir einfach eine eigene Geschichte aus, die ich euch stattdessen erzähle.

…sagt sie aber nicht.

Mitleid zulassen und aushalten im Religionsunterricht!?

Soweit die Geschichte aus der Perspektive des Pharaos und der Ägypter. Kinder nehmen diese Perspektive ein, das schreiben Sie ja auch. Sie haben Mitleid mit den Erstgeborenen und den Tieren. Das alles kann und sollte man im Religionsunterricht zulassen und aushalten, finde ich, da es die Kinder ernst nimmt.

Man sollte es „zulassen und aushalten“, dass Kinder Mitgefühl und Mitleid mit unschuldig gequälten und ermordeten Menschen und Tieren empfinden!? Was stimmt mit Ihnen nicht, Frau Schwabe!?

Sowas kann auch nur im Religions“unterricht“ vorkommen, weswegen dieser besser heute als morgen auch noch dort abgeschafft werden sollte, wo er noch nicht abgeschafft wurde.

Das, was Sie tatsächlich zulassen und aushalten müssen, ist etwas anderes, Frau Schwabe. SIE müssen zulassen und aushalten, dass Ihre Wunschvorstellung vom „lieben Gott“ einfach nicht mit dem übereinstimmt, was in Ihrer „Heiligen Schrift“ steht. Stichwort: Kognitive Dissonanz.

Dieser Gott wäre, wenn es ihn gäbe, alles mögliche, aber sicher nicht „lieb.“

Frau Schwabe, nicht genug damit, dass Sie sich über das biblische Gebot hinwegsetzen und vor der Versammlung sprechen. Nein, Sie verdrehen auch die göttlich geoffenbarte oder zumindest inspirierte ewige Wahrheit, wie es Ihnen gerade in den Sinn kommt. Und das können alle drei Falten Ihres dreifaltigen Gottes auf den Tod nicht leiden.

Keine Macht ist größer als dein Gott

Die nun folgende Schwabsche Interpretation ist so haarsträubend, dass ich sie ungekürzt zitieren muss:

Dabei stehenbleiben möchte ich trotzdem nicht, sondern die Perspektive beleuchten, aus der heraus die große Geschichte des Exodus geschrieben ist: die Perspektive Israels. Die Israelitinnen und Israeliten leben in Unfreiheit und Unterdrückung, der Willkür eines Tyrannen ausgeliefert. Sie sind Sklavinnen und Sklaven des Pharaos. Doch Gott gibt ihnen das große Versprechen: Ich hole euch hier raus. Ich führe euch in ein Land des guten Lebens. Ich bin für euch da. Immer und unter allen Umständen. Das verspricht Gott, als er sich Mose am Dornbusch offenbart. Und für diese Zusage ist Gott bereit, alles zu tun. Er setzt Himmel und Erde in Bewegung für sein Volk. Er hält zu den Seinigen. Er befreit die Israelitinnen und Israeliten vom Joch des schier übermächtigen Pharaos. Was für eine Vorstellung, so einen Gott an seiner Seite zu haben! Auch und erst recht für Kinder, die in ihrer Lebenswelt häufig erfahren, dass sie die Kleinen und Ungehörten sind, auf deren Schultern und Seelen manchmal so große Steine lasten: Gott hält zu dir. Keine Macht ist größer als dein Gott.

Abgesehen davon, dass an der Historizität des Exils und dem angeblichen Exodus mindestens größte Zweifel angebracht sind: Die Grundschullehrerin Martina Schwabe versucht hier allen Ernstes, mit der Loyalität dieses Gottes zu seinem „auserwählten Volk“ (das er zuvor selbst ins Exil geschickt hatte) die perfide, unmenschliche und ungerechte Grausamkeit eben dieses Gottes zu relativieren.

Dass der Gott, den die Grundschullehrerin hier über den grünen Klee lobt, auch gleichzeitig der Gott ist, der sein eigenes Volk zuvor höchstpersönlich ins Exil und damit unter das „Joch des schier übermächtigen Pharaos“ geschickt hatte, weil es ihm nicht mehr unterwürfig genug war, erwähnt sie nicht.

Religiöser Größenwahn

Wenn, wie von ihr behauptet, keine Macht größer ist als dieser Gott, dann muss sie sich fragen lassen, warum sich diese Maximal-Macht laut biblischer Mythologie hier (und nicht nur hier) verhält wie ein geisteskranker sadistischer Gewalttäter.

Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole – aber man muss sich das klar vor Augen führen: Was Frau Schwabe mit „Er setzt Himmel und Erde in Bewegung für sein Volk“ euphemisiert, ist das göttliche Vorgehen, erst das Herz des Pharaos zu verstocken, was zur Folge hat, dass er gar nicht in der Lage ist, die Israeliten ziehen zu lassen, selbst wenn er wollte. Und zwar zu dem einzigen Zweck, dass der liebe Gott erst noch in aller Ruhe das Volk der Ägypter mit allen seinen 10 geplanten Plagen quälen kann.

Statt die Sache irgendwie friedlich zu lösen. Oder, wenn das schon nicht möglich sein sollte, wenigstens nur den Pharao zu ermorden.

Einen Menschen, der sich so verhält wie der hier beschriebene Gott, würde man zurecht als Arschloch bezeichnen.

Stop fruehkindliche Indoktrination

Für mich sind die Parallelen zwischen Frau Schwabes krass verzerrten Darstellung ihres Gottes und zum Beispiel der Nazipropaganda unübersehbar. Es kann kaum erstaunen, dass radikal-fundamentalistisch-absolutistische religiöse und ebensolche politische Ideologien sich so perfekt gegenseitig ergänzen können.

Ihre Legitimation als Lehrerin hat Frau Schwabe meines Erachtens in dem Moment vollends verspielt, in dem sie dann auch noch den Schulkindern suggeriert, sie stünden unter dem tatkräftigen Schutz der größten Macht, die es gibt – wenn sie nur an den“richtigen“ Gott glauben.

LehrerInnen, die Kindern solchen offenkundig falschen, maßlos überheblichen und potentiell auch gefährlichen[1]gefährlich, wenn sich Kinder auf die versprochene göttliche Unterstützung und auf göttlichen Schutz verlassen, statt sich tatsächlich wirksame Hilfe zu suchen Quatsch erzählen erinnern daran, wie wichtig eine sofortige Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichtes dort ist, wo sie bisher noch nicht stattgefunden hat.

Ein Rest Unbehagen für die Kollateralschäden…

Und trotzdem mag ein Rest Unbehagen bleiben, mögen wir und die Kinder die Unschuldigen sehen, deren Leben diese Befreiung kostet. Die Kinder meiner Klasse haben einen Umgang damit gefunden, der für mich viel Tiefe und Lebensklugheit offenbar: „Es ist wie bei Harry Potter“, meinte ein Junge. „Da helfen auch nicht immer nur Worte, um Voldemort [den Bösewicht] zu besiegen.“ Ein anderes Kind ergänzte gleich: „Ja! Oder bei Star Wars, wenn Luke Skywalker mit dem Laserschwert gegen Darth Vader kämpft: Bamm!“

Hätte ich Frau Schwabe nicht gerade schon die Legitimierung als Lehrkraft abgesprochen, würde ich es jetzt tun.

„Ein Rest Unbehagen“ darf also bleiben für die Kollateralschäden. Für die unschuldig Getöteten.

Wohlgemerkt: Wir haben es hier nicht mit einem brutalen und gnadenlosen Kriegsfürsten zu tun. Sondern (angeblich) mit dem allmächtigen und allgütigen Gott. Der allerdings exakt so wie Ersterer beschrieben wird: Je grausamer, desto mächtiger. Je gnadenloser, desto verehrungswürdiger.

Wenn der sich 10 Plagen in den Dickkopf gesetzt hat, dann zieht er die auch durch. Und wenn er dafür eigens noch den Pharao verzaubern muss, damit dieser ja nicht schon vorher einknickt.

Schon allein das halte ich für einen triftigen Grund, das biblisch-christliche Glaubenskonstrukt zutiefst zu verachten.

Und durch die schon als zynisch zu bezeichnende verzerrte Darstellung, mit der Frau Schwabe die Kinder, die sie eigentlich mit sinnvollen und wahren Inhalten unterrichten sollte bewusst in die Irre führt, was die tatsächlichen Aussagen der biblischen Mythologie angeht, wird es nur noch schlimmer.

Andererseits: Was kann und will man auch erwarten von jemand, die cineastische Gut-Böse-Dualismen als ein Zeichen von „viel Tiefe und Lebensklugheit“ hält? Sicher nichts, was von viel Tiefe und Lebensklugheit zeugen würde.

Bamm! Ein gewaltiger Schlag auf den Hinterkopf.

Bamm! Ein gewaltiger Schlag gegen das Böse. Und am Ende wird alles gut. Gott macht, dass alles gut wird. Das ist für mich die Geschichte der 10 Plagen. Eine Geschichte, die ich meinen Schülerinnen und Schülern auf keinen Fall vorenthalten möchte. Vielleicht können Sie, lieber Herr Dr. Reitis, die Gründe dafür ein wenig nachvollziehen.

Christen behaupten ja mitunter, die Bibel sei für sie nichts weniger als ihr moralischer Kompass, an dem sie ihr Denken und Handeln ausrichten.

Sollte das auf Frau Schwabe zutreffen, dann hat sie schon allein mit diesem Beitrag erschreckend eindrucksvoll die völlige Unbrauchbarkeit dieses Kompasses demonstriert.

Frau Schwabe, da Sie sicher wissen, dass auch Ihr Gott, wie die vielen tausend anderen Götter auch, die sich Menschen schon ausgedacht haben nichts weiter ist als ein rein menschliches Phantasieprodukt (andernfalls bräuchte ja niemand dran zu glauben), unterstelle ich Ihnen, dass Sie Ihre Schüler wissentlich und absichtlich belügen, um die biblisch-christliche Mythologie in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.

Mit Ihrer abschließenden Vereinfachung („Ein gewaltiger Schlag gegen das Böse. Und am Ende wird alles gut. Gott macht, dass alles gut wird.“) bringen Sie das typisch monotheistisch-dualistische, naive und potentiell gefährliche Schwarz-Weiß-Wunsch-Weltbild nochmal genau auf den Punkt.

Und DAS ist es, was Sie Ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln möchten!?!

Vollständig und richtig müsste es sinngemäß heißen:

WIr sind die Guten, weil wir uns dem einzig waren Gott unterworfen haben. Alle, die das nicht tun, sind „das Böse“, das aber von unserem Gott bekämpft, vernichtet und ausgerottet werden wird. Das hat er uns ganz fest versprochen. Und am Ende wird alles gut – also für uns. Gott macht, dass alles gut wird – also für uns.

Wenn wir mal nicht spuren, sorgt unser Gott dafür, dass wir versklavt werden, bis wir ihm wieder unterwürfig genug erscheinen. Nach ein paar Jahrzehnten lässt er sich dann von uns dafür verehren, dass er uns aus der von ihm selbst verursachten Versklavung wieder befreit und obendrein noch das Volk der Ägypter mit 10 Plagen daran erinnert hat, was passiert, wenn man an die falschen Götter glaubt.“

…und auch der 2. Teil ist schnell zusammengefasst:

Nachdem er sich seinen eigenen Stiefsohn in einer inszenierten Todesfolterung als Menschenopfer für sich selbst hatte vorübergehend ermorden lassen, war er seinen Anhängern nicht mehr böse und bestraft dereinst den Rest, also „das Böse“ ohne ordentliche Gerichtsverhandlung mit zeitlich unbegrenzter physischer und psychischer Dauerfolter bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung dafür, dass sie sich zu Lebzeiten nicht ihm, sondern keinen oder anderen Göttern unterworfen hatten. An diesem Bewusstsein dürfen sich rechtgläubige Christen dann zeitlich unbegrenzt erfreuen. Des einen Leid ist hier des anderen Freud.

Vorher veranstaltetet er auf der Erde aber erst noch das grausamste Gemetzel, das sich ein krankes Hirn nur ausdenken konnte. Und bis dahin verhält er sich exakt so, als gäbe es ihn nicht und er lässt jedes kleine und große Leid tatenlos geschehen.

Ich verabschiede mich frei nach Martina Schwabe:

(Das war) ein Kommentar, den ich Ihnen, Frau Grundschullehrerin Martina Schwabe, auf keinen Fall vorenthalten möchte.

Dass Sie (und auch Sie, Herr Muchlinsky) die Gründe daür ein wenig nachvollziehen können und/oder wollen, bezweifle ich allerdings.

Schließlich verdienen Sie ja Ihr Geld damit, Menschen fragwürdiges Zeugs zu erzählen und Gründe, die dagegen sprechen eben nicht nachvollziehen zu wollen.

@Dr. Reitis, weiterhin viel Erfolg bei Ihren Bemühungen, dem religiösen Wahnsinn beizukommen und den Menschen zu helfen, die darunter leiden müssen. Wie dringend erforderlich das ist, zeigt einmal mehr die Antwort auf Ihre Anfrage bei fragen.evangelisch.de.

Fußnoten

Fußnoten
1 gefährlich, wenn sich Kinder auf die versprochene göttliche Unterstützung und auf göttlichen Schutz verlassen, statt sich tatsächlich wirksame Hilfe zu suchen

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13 Gedanken zu „Die Geschichte der zehn Plagen für Kinder?“

  1. Für die nächste Religionsunterrichtsstunde von Frau Schwurbel empfehle ich die wunderbare und zu Herzen gehende Anekdote aus dem 2. Buch der Könige Abschn. 2, Vers 23 – 25, die so richtig zur Erbauung der Kinder gemacht zu sein scheint. Und für diejenigen, die diese unvergessliche Geschichte noch nie gelesen oder von ihr gehört haben, zitiere ich sie wortwörtlich, sonst glaubt mir das keiner:

    „Und er (der Prophet Elisa) ging hinauf nach Bethel. Und als er den Weg hinanging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und verspotteten ihn und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Und er wandte sich um, als er sie sah, und verfluchte sie im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen zweiundvierzig von den Kindern. Von dort ging er auf den Berg Karmel und kehrte von dort nach Samaria zurück.“

    Der mutmassliche Kommentar der guten Frau Schwabe:
    So was tut man ja auch nicht. Selber schuld.
    Oder so ähnlich.

    Was mich immer wieder erschüttert, ist, dass seit zweitausend Jahren kein Papst, kein Bischof, kein Kirchenlehrer, kein Theologe etc. an diesen und ähnliche Ungeheuerlichkeiten Anstoss nimmt. Es wäre doch ein Leichtes, diese Stellen zu eliminieren.
    Aber nein, ist ja alles Gottes Wort, und wir haben ja unsere tüchtigen Exegeten.

    Antworten
    • Nicht nur nicht Anstoss nimmt sondern es gilt sogar für „Alle (!) seine Schriften“ dass sie von der „göttlichen Erziehungskunst (!) der heilschaffenden Liebe Gottes“ zeugen.
      Kompendium des KKK:
      „21. Welche Bedeutung hat das Alte Testament für die Christen?
      121-123
      Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes: Alle seine Schriften sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert. Sie zeugen von der göttlichen Erziehungskunst der heilschaffenden Liebe Gottes. Sie wurden vor allem geschrieben, um die Ankunft Christi, des Erlösers der Welt, vorzubereiten.
      23. Welche Einheit besteht zwischen dem Alten und dem Neuen Testament?
      128-130
      Die Schrift ist eine einzige, weil es nur ein Wort Gottes, nur einen Heilsplan Gottes und nur eine göttliche Inspiration beider Testamente gibt. Das Alte Testament bereitet das Neue vor, und das Neue vollendet das Alte: Beide erhellen einander.
      24. Welche Rolle spielt die Heilige Schrift im Leben der Kirche?
      103-104
      131-133
      Die Heilige Schrift gibt dem Leben der Kirche Stütze und Kraft. Für die Kinder der Kirche ist sie Glaubensstärke, Speise und Quelle des geistlichen Lebens. Sie ist die Seele der Theologie und der pastoralen Verkündigung. Der Psalmist sagt: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ (Ps 119, 105). Darum ermahnt die Kirche zu häufiger Lesung der Heiligen Schrift. „Unkenntnis der Schriften ist nämlich Unkenntnis Christi“ (hl. Hieronymus).“

      Antworten
      • Ja, richtig.

        Das AT und das NT – ob Luther-Bibel oder Einheistübersetzung – ist nach wie vor von den Gläubigen als direktes oder indirektes Wort Gottes zu akzeptieren und jederzeit als Quelle der Wahrheit zu bekennen.
        Zudem hat ja der Bibel-Jesus höchstselbst das AT als unumstösslich autorisiert.

        Somit gilt zum Beispiel auch weiterhin das Buch Jesus Sirach – für die Katholiken im Kanon selbst verankert, bei den Lutheranern zwar als apokryph eingeordnet, aber dennoch als sehr nützlich bezeichnet – als göttlich inspirierte Überlieferung.

        Dort heisst es in 22, 6 über die Erziehung der Kinder:

        „Musik in der Trauer ist wie eine Erzählung zur Unzeit, jedoch sind Schläge und Erziehung zu jeder Zeit Weisheit.“

        Und weiter in 30:

        „Wer seinen Sohn liebt, wird ihm häufig Schläge geben, damit er am Ende
        erfreut wird. … Verhätschle ein Kind und es macht dich fassungslos! Scherze mit ihm und es betrübt dich! Lach nicht mit ihm, damit du mit ihm nicht Kummer erfährst, denn zuletzt wirst du schmerzvoll mit deinen Zähnen knirschen! … Beuge seinen Nacken in der Jugend, schlag ihn aufs Gesäss, solange er noch klein ist, sonst wird er störrisch und widerspenstig gegen dich und du hast Kummer mit ihm.“

        Kein Wunder, dass es immer noch Eltern gibt, die diese Erziehungsmaximen bis auf den heutigen Tag „beherzigen“.

        Was würde Frau Schwabe-Schwurbel dazu sagen?

        Antworten
        • Ich geh mal davon aus dass die „liebe“ Frau Schwabe-Schwurbel genau solche Erziehungsmethoden begeistert selbst anwendet, denn sonst würde sie nicht bewusst Kindern solche Lügen erzählen.
          Denn es ist ja das Ziel religiöser Indoktrination, eigenständiges Nachdenken zu verhindern, auf dass die so Überzeugten den gleichen Dogmatismus in die nächste Generation prügeln…

          Antworten
        • Ja, und nicht nur Eltern. Wie man inzwischen weiß haben sich katholische Erzieher/innen in Kanada und überall auf der Welt diese Beispiele der „Erziehungskunst“ zum Vorbild genommen.
          Dieser eine Satz ist auch ein Musterbeispiel verquaster Schwurbelei. Statt einfach zu sagen, das AT zeuge von der Erziehungskunst Gottes, muss diese GÖTTLICH sein (was denn sonst ?). Und nicht einfach Gottes sondern der Liebe Gottes und nicht nur der Liebe sondern auch noch der HEILSCHAFFENDEN Liebe !
          Da kann Frau Schwabe doch noch von lernen.

          Antworten
  2. Ach du Scheisse…
    So züchtet man Fanatiker, welche ohne nachzudenken andere ermorden. Ich bin fassungslos, wie locker flockig sie die ganze Geschichte ins Gegenteil verkehrt und ein Massaker als Liebesbeweis darstellt.
    Eine Peitsche kann schon was wunderschönes sein, wenn man das richtige Ende erwischt…
    Was ich sonst grade noch denke, schreibe ich hier lieber nicht (Netiquette und so), was für eine verblendete, herzlose F.*!%0§&t/Z/$/+€!!!

    Also weiter mit dem üblichen sarkastischen Frohsinn:

    Der Typ der grade blutbeschmiert, mit Schaum vorm Mund unten im Hof seine Frau mit der Axt zerstückelt hat, der wirkte auf mich auf den ersten Blick auch nicht wirklich liebevoll und verzeihend.
    Aber als er mir dann erzählt hat, dass er das nur aus Barmherzigkeit tut, um andere Männer von ihr fernzuhalten,
    Haben wir uns zusammengesetzt, ein paar Bierchen gezischt und gemeinsam den gegrillten Kadaver verzehrt….
    Aber dass er zuviel Knoblauch verwendet hat, DAS verzeihe ich ihm nicht!!!

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  3. Jetzt würde mich noch Frau Schwabes „Interpretation“ zum Fortsetzungskapitel der 10 Plagen interessieren, nämlich zur sogenannten „Landnahme“ nach dem Exodus: Das wird ja in der Bibel als Genozidfestival gefeiert … Auf geht`s Frau Schwabe, es gibt viel zu tun!

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    • Die dürfte dann in etwa so aussehen:

      „Da waren also die bösen Kanaaniter und andere Völker, die sich genau auf dem Land angesiedelt haben, das Gott für die Israeliten extra reserviert hatte.
      Das waren alles gaaanz bööse Menschen, weil sie an einen anderen Gott glaubten.
      Deshalb konnten die Israeliten nix anderes machen, als alle aus purer Liebe zu erschlagen, nätürlich auch die kleinen Jungs, denn sonst wären die noch viel böser geworden als ihre Eltern.
      Aber wir wissen ja, dass kleine Kinder direkt zum „Lieben Gott“ in den Himmel kommen, dann ist das nicht so schlimm.
      Aber weil die kleinen Mädchen alle so nett aussahen hat Gott für sie eine Ausnahme gemacht, die durften sogar mit den Israelis mitkommen und mit ihnen im warmen Bettchen kuscheln, ist das nicht toll?!
      Da seht ihr mal wieder wie grenzenlos gut dieser Gott doch ist!!!“

      Wers nicht glauben will, Youtube ist voll mit solchen apologetischen Ausreden, evangelikaler Spinner.

      Antworten
      • Und ergänzend kann ich dann dazu noch das „Buch der Richter“ empfehlen, ein Meisterwerk der Nächstenliebe.

        Kurze Zusammenfassung:
        Gott befiehlt den zwölf Stämmen Israels, das gelobte Land einzunehmen und alle, die da zufällig wohnen, zu vernichten („mit der Schärfe des Schwertes“). Zwei Stämme befolgen auch den Befehl zur ethnischen Säuberung ihres ihnen zugewiesenen Gebietes, die anderen nicht, denn die haben sich einfach friedlich unter das indigene Volk gemischt und sich sogar an deren religiösen Gebräuchen beteiligt.
        Das war Befehlsverweigerung, und das machte den Herrn fuchsteufelswild. Daher durften die zehn friedlichen Stämme zur Strafe fürchterlich unter der Herrschaft der Indigenen leiden.
        Dann tat es ihm plötzlich wieder leid und er erpresste sie liebevoll damit, sie zu befreien und ihnen begnadete Richter zu schicken, wenn sie unter deren Führung nun endlich seinen befohlenen Genozid vollenden würden, was sie dann auch brav taten.

        Wer Augen hat zu lesen, der lese. 😉

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  4. Wenn man zu dieser, auf dem Amboss der Unredlichkeit zurecht gehämmerten Antwort sagen würde, das ist hirnloses und dümmliches Geschwätz, wir man der Sachen nicht gerecht.

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  5. Hier wird der beste Beweis dafür erbracht, das Religionsunterricht nichts anderes ist, als intellektueller Kindsmissbrauch.
    Kindern, Gewaltmärchen einer primitiven Hirtenkultur aus der Bronzezeit als wahr zu verkaufen, muss verboten werden.

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  6. Der Monströsität des Ereignisses geschuldet, habe ich den Beitrag noch einmal gelesen. Und es sind mir außer dem Casus Knaktus – das Verhärten des Herzens – noch einige Unstimmigkeiten in der Interpretation der „biblischen Geschichte“ durch Fr. Schwabe aufgefallen.
    Außerdem werden vom Vatikan zur Zeit große (virtuelle) Konferenzen über die Kindermissionierung abgehalten. Also wohl auch über die Frage, wie man Kindern die monströsen Brutalitäten, die im AT geschildert werden, schmackhaft machen kann.

    „Zehnmal gibt Gott dem selbstherrlichen, machtversessenen Pharao, der die Israelitinnen und Israeliten brutal unterdrückt und quält, die Möglichkeit, umzukehren.“

    „selbsherrlich und machtversessen“ : eine erstaunliche Leistung von Fr. Schwabe als Profilerin. Sicher weiß sie, dass sie damit auch z.B. den Sachsenschlächter Karl den Großen charakterisieren könnte. Der wurde jedoch schon mal heilig gesprochen. Damals und lange danach war es geradezu notwendig, dass einer der herrschen wollte, selbstherrlich und machtversessen war.

    „brutal unterdrückt und quält“: muss ins Reich der frommen Phantasie verwiesen werden. Das AT berichtet, dass sie offenbar über eigene Häuser verfügten, deren Torbogen sie kennzeichnen sollten, damit sie dem ortsunkundigen Erstgeborenen-Schlächter nicht zum Opfer fielen. Außerdem waren sie offenbar in der Lage, ihren ägyptischen Nachbarn, Gold und Silber für die Reise wegzunehmen.
    Wie auch immer, gehörte das alles – genauso wie die Kreuzigung seines Eingeborenen (schluchz, schluchz, achgott, achgott) Sohnes durch Römer und Juden zum Heilsplan des Lieben Gottes.
    Wie auch immer es gewesen sein sollte, so vermisse ich hier doch sehr den Verweis auf den Zeitgeist, der sonst zur Entschuldigung der von Gott und Kirche begangenen Scheußlichkeiten herhalten muss.

    „Umkehren“ : wieder mal die Wunderwaffe, um die Welt zu retten.

    Nicht zuletzt war doch wohl einem Großteil der Israeliten die jahrelange Wanderung durch die Wüste deutlich beschwerlicher als ihr Sklavendasein in Ägypten.

    „Wieso ist der Pharao denn so dumm und lässt die Israelitinnen und Israeliten nicht einfach gehen?“, fragten meine Viertklässler, als ich ihnen die Geschichte der 10 Plagen erzählte. Ja. Warum eigentlich?“
    Ist im wesentlichen schon durch das „Verhärten des Herzens“ beantwortet. Aus Sicht eines Sklavenhalters wäre es aber offensichtlich „dumm“, Sklaven, die gehen wollen einfach ziehen zu lassen.

    Ganz wichtig und wesentlich für mich die Aussage des Beitrags:
    „Die Grundschullehrerin Martina Schwabe versucht hier allen Ernstes, mit der Loyalität dieses Gottes zu seinem „auserwählten Volk“ (das er zuvor selbst ins Exil geschickt hatte) die perfide, unmenschliche und ungerechte Grausamkeit eben dieses Gottes zu relativieren.“

    Man muss befürchten, dass genau solche Relativierungen und Verkitschungen, bzw, Rezepte zur Herstellung derselben, Ergebnisse der Beratungen über die „Kindermissionierung“ sein werden.

    PS: „Bamm! Ein gewaltiger Schlag gegen das Böse.“ könnte genau so gut ein Kommentar von Kyrill I zum Ukraine-Krieg sein.

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