Gern ins Krankenhaus? – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 7 Min.

Gern ins Krankenhaus? – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Anke Prumbaum, veröffentlicht am 18.03.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Weil sich auch ihr Gott so sehr für Menschen interessiert erlebt Frau Prumbaum Gottesmomente, wenn sie sich im Krankenhaus um die Seelen von Patienten sorgt.

Christlicher Auftrag?

Frau Prumbaum erzählt heute aus ihrem Berufsalltag als im Krankenhaus.

[…] Zugleich ist Krankenhausseelsorge auch der christliche Auftrag, einfach für andere da zu sein – in welchen Momenten auch immer.

Einfach für andere da zu sein – in welchen Momenten auch immer kann man wohl kaum als christlichen Auftrag bezeichnen. Wobei mir natürlich klar ist, dass Mainstream-Christen das heutzutage so interpretieren.

Und wenn man bedenkt, welche Verbrechen schon im angeblich „christlichen Auftrag“ begangen und wie viele Menschn in eben diesem vermeintlichen Auftrag ausgebeutet, verfolgt und ermordet wurden, dann kann man ja nur einmal mehr der Aufklärung und der Säkularisierung dafür danken, dass sich Christen heute einbilden, mit anderen Dingen christlich beauftragt zu sein.

Die „Heilige Schrift“, also die göttlich geoffenbarte oder wenigstens inspirierte biblische Wahrheit gibt eine Mitmenschlichkeit um der Mitmenschen willen nicht mal ansatzweise her.

Wenn sich in der Bibel irgendwer mitmenschlich verhält, dann geht es in Wirklichkeit nie um das Wohl der Menschen. Sondern um Gott.

Genauer: Um den festen Glauben an den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie (vgl. Markus 5,34„dein Glaube hat dich gerettet“).

Alle „geheilten“ Kranke, Lahme und „Besessene“ in der Bibel sind nur Statisten für Geschichten, mit denen die anonymen Bibelschreiber die Macht ihres Gottes, die Wirksamkeit des Vertauens in diesen Gott und damit ihre eigene Glaubwürdigkeit demonstrieren wollten.

Der „rechte Glaube“ an den einzigen „wahren Gott“ ist das, worum es in allen diesen Legenden immer geht. Und statt sich nun von dieser so dargestellten göttlichen Macht überzeugen zu lassen, basteln sich zeitgenössische Christen wie Frau Prumbaum heute ihren vermeintlichen christlichen Auftrag zusammen, sich in der psychologischen Betreuung von Patienten zu engagieren.

Meier oder Müller: Frau Prumbaum verwechselt Patienten im Krankenhaus

Es folgt eine Krankenhaus-Anekdote, die gar nicht so lustig ist wie es zunächst erscheinen mag: Frau Prumbaum hatte die Namen zweier Patienten verwechselt. Und versehentlich einen „Herrn Meier“ statt einen „Herrn Müller“ beseelsorgt.

Da kann man nur froh sein, dass Frau Prumbaum nur als Gesprächstherapeutin und nicht mit medizinischer Verantwortung im Krankenhaus tätig ist.

Das erinnert einmal mehr an die Diskussion zur Frage, inwieweit Menschen, die sich als „Seelsorger“ betätigen, überhaupt über eine adäquate Ausbildung für die psychologische Betreuung von Patienten verfügen.

Gerade bei „Seelsorgern“, die ihrerseits nicht bereit oder in der Lage sind, zwischen irdischer Wirklichkeit und religiöser Wunschphantasie zu unterscheiden, sind hier mitunter Zweifel angebracht – und erst recht dann, wenn sie mit Patienten zu tun haben, die ihre religiös vernebelte Weltanschauung nicht teilen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bestreite natürlich nicht, dass es auch Menschen gibt, die sich aus religiöser Motivation vorbildlich und professionell um andere Menschen kümmern. Zur Professionalität gehört u. a. allerdings auch, persönliche religiöse Vorstellungen bei der Arbeit außen vor zu lassen.

Wenn momentartig auf Kraftvolles aufscheint

Wenn ich am Bett sitze, schaue ich mit dem Menschen da im Bett das Leben an, das so eigenartig draußen geblieben ist, außerhalb des Krankenhauses. Wir ertragen, dass für Manches keine schnelle Lösung da ist, und wir erkennen, dass momentartig auch Kraftvolles aufscheint – für mich sind das Gottesmomente, so nenne ich das.

Genau solche Sprüche sind es, die mich an der Qualifikation mancher „Seelsorger“ zweifeln lassen.

Was auch immer mit einem (wie gewohnt, sobald Götterglaube ins Spiel kommt, nebulös verschwurbelnd formulierten) „momentartig auch Kraftvolles aufscheint“ konkret gemeint sein soll: Frau Prumbaum hat, genausowenig wie sonst irgendwer, auch nur einen einzigen plausiblen Anhaltspunkt, warum dieses „Kraftvolle“ wenigstens theoretisch in irgendeinem Zusammenhang mit irgendwelchen Göttern (und somit auch nicht mit dem von ihr geglaubten Gott) stehen könnte.

Ereignisse, die man mit als „momentartig auch Kraftvolles aufscheint“ umschreiben könnte, können genauso auch unter Menschen auftreten, die beliebige andere oder gar keine Götter verehren.

Wer das dann zum „Gottesmoment“ umdefiniert, diskreditiert die rein menschliche Fähigkeit, kraftvolle Momente ganz ohne göttliche Beteiligung zu erzeugen und zu erleben.

Antrainierter chronischer Bestätigungsfehler

Die Unredlichkeit, positiv Wahrgenommenes als (weiteren und natürlich untrüglichen) Beweis für die unermessliche Güte des jeweils geglaubten Gottes zu deklarieren, während Negatives entweder komplett ignoriert oder mit fadenscheinigen rhetorischen Tricks relativiert wird (göttliche Strafe oder Prüfung bzw. verursacht durch ein ominöses „das Böse“), ist die Grundlage des gelebten monotheistischen Glaubens.

Bezeichnend, dass auch Frau Prumbaum ihr Gottchen nur im Zusammenhang mit „magic moments“ erwähnt. Und natürlich nicht in Verbindung mit Begebenheiten, die sich nicht mit der Annahme der Existenz eines allmächtigen allgütigen Gottes in Einklang bringen lassen. Und solche Begebenheiten gehören genauso zum Krankenhausalltag. Nur dass das für Frau Prumbaum dann eben keine Gottesmomente sind.

Und fertig ist die kleine, aber erschreckend effektive, sich selbst verstärkende Selbstbetrugsmasche, auf der religiöser Götterglaube beruht.

Hatte ich in früheren Beiträgen schon mal geschrieben, dass ich solches Gebaren für höchst ignorant und/oder arrogant halte? Hatte ich? Pardon…

Glaube was du willst – aber bitte privat

Wie oben schon kurz beschrieben: Wer sich – warum auch immer – dafür entschieden hat, sich Götterglaube mit Hilfe eines chronischen Bestätigungsfehlers anzutrainieren, der möge das freilich tun. Selbst wenn Patient und Seelsorger den gleichen Aberglauben teilen, heißt das aber nicht zwangsläufig, dass ein professionelles Gespräch in jedem Fall einen religiösen Bezug haben sollte.

Hier bedarf es Erfahrung und auch genug Abstand zu den eigenen Glaubensgewissheiten, um in der jeweiligen Situation entscheiden zu können, ob einem Menschen in einer vielleicht existentiellen Notlage tatsächlich damit geholfen ist, wenn man ihn mit bestenfalls hoffnungsvoll erscheinenden Fiktionen und Illusionen in die Irre führt. Da kann es sein, das sich Gläubige tatsächlich mal an ihrer Bibel orientieren sollten. Und zwar an Matthäus 6,5.

Weil mit dem Rückgang der Gläubigen auch der Bedarf an religiöser Seelsorge kontinuierlich rückläufig ist und weil aber kirchliche Dienstleister nur historisch bedingt noch überproportional vertreten sind, bieten religiöse Seelsorger ihre Dienstleistungen meines Wissens inzwischen zumeist auch ganz frei von Glaubensphantasien an.

O-Ton eines Bekannten über ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin einer kirchlichen Beratungsstelle: „Die war zwar von der Diakonie (oder wars die Caritas?)…, aber von Glaubenszeug hat sie überhaupt nichts erzählt.“

Echte kleine Wunder im Krankenhaus…?

Im Krankenhaus, in der Seelsorge, ist meine Erfahrung, dass Erzählen und Zuhören eine heilende Kraft entwickelt, und das ist ein echtes kleines Wunder.

Immer, wenn Religionsverkäufer etwas als „echtes kleines Wunder“ bezeichnen, dann möchten sie damit den Eindruck erwecken, es hätte irgendwas mit ihrem Gott zu tun. Den „Gottesmoment“ hatten wir ja gerade schon.

Bliebe noch die Fragen, woran man echte von unechten Wundern unterscheiden und ab wann man ein Wunder als „groß“ bezeichnen kann…

Für die Erkenntnis, dass Gespräche eine enorme Wirkung entfalten können, bedarf es jedenfalls keiner Religiotisierung zwischenmenschlicher Ereignisse und Erlebnisse in Form einer Wunderdeutung.

Als guten Grund, dies trotzdem zu tun, kann ich mir berufsbedingte Interessen von Kirchenpersonal vorstellen, das sein Geld mit dem Götterglaube anderer Menschen verdient.

Wenn das auch hier der Fall ist, dann war der Patient, um dessen Seele sich Frau Prumbaum irrtümlich gesorgt hatte ebenfalls nur Mittel zum Zweck. Der Zweck besteht ganz banal darin, mit einer Krankenhaus-Anekdote Reklame für den den Glauben an den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie zu machen.

Es ist dann der gleiche Effekt, den ich eingangs schon in Bezug auf den biblischen Umgang mit Kranken beschrieben hatte.

Im Krankenhaus mit Hingabe zuhören, und nicht einfach nur so

Ich kenn das selber. Wie sich plötzlich mein Blick auf meine Geschichte verändert, weil ich sie erzählen kann. Weil da jemand zuhört, mit einer Hingabe zuhört, und nicht einfach nur so.

Nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch im eigenen Interesse sollten Menschen, die andere Menschen psychologisch begleiten oder betreuen sehr gut darauf achten, dass ihre „Hingabe“ nicht dazu führt, dass sie selbst mit der Zeit ausbrennen.

Professionalität in diesem Bereich bedeutet nicht, unter dem Schicksal Anderer auch selbst zu leiden. Das wäre nicht nur kontraproduktiv für das Erreichen des Therapieziels. Sondern auch potentiell brandgefährlich für die psychische Gesundheit derer, die meinen, zum Beispiel ihr „christlicher Auftrag“ bestünde darin, sich für andere „aufopfern“ zu müssen.

Diese potentiell krank machende Interpretation von Mitleid findet sich speziell im religiösen Kontext.

Leid als fromme Tugend

Ich erinnere nur an „Mutter Teresa.“ Der „Todesengel von Kalkutta“, wie Frau Agnes Gonxha Bojaxhiu auch bezeichnet wird, hatte das menschliche Leid zur frommen Tugend stilisiert.

Also natürlich nur das Leid der Menschen, um die sie sich „kümmerte.“ Für ihre eigenen Leiden hatte sie lieber die beste damals verfügbare medizinische Versorgung in Anspruch genommen. Bezahlt mit Geldspenden aus dubiosen Quellen. Aber das ist eine Geschichte für sich.

Menschen, die im Bereich psychologische Beratung und Begleitung (also das, was in der Kirche noch als „Seelsorge“ bezeichnet wird) professionell tätig sind, werden sofort hellhörig, wenn sie bemerken, dass KollegInnen die dafür erforderliche Distanz nicht herstellen oder einhalten können.

Da ein solcher erforderlicher Abstand nicht immer einfach einzhalten ist, unterstützen verantwortungsbewusste Einrichtungen ihr Angestellten mit unterstützenden Angeboten, zum Beispiel in Form von Supervisionen.

Hauptsache, es hat etwas mit dem Glauben zu tun

Dreimal dürfen wir, aber nur einmal müssen wir raten, worauf Frau Prumbaum mit dieser „Hingabe“ natürlich hinaus möchte:

In der Seelsorge hat diese Hingabe etwas mit dem Glauben zu tun – meinem Glauben, dass Gott an jedem und jeder einzelnen von uns interessiert ist. Und deswegen ist für jede einzelne Geschichte Platz in der Seelsorge. Ob ich nun Meier oder Müller oder anders heiße.

Ob Menschen gut zuhören und einfühlsame Gespräche führen können hängt nicht davon ab, ob und wenn ja an welche Götter sie glauben. Empathie, (Mit-)Menschlichkeit und gute Fähigkeiten in der (psychologischen, nicht theologischen) Gesprächsführung sind die Grundlagen, auf die es ankommt.

Wenn Frau Prumbaum noch ihren als individuell interessiert imaginierten Gott braucht, dann scheint ihr eigenes, persönliches Interesse an den Schicksalen der von ihr beseelsorgten Patienten nicht auszureichen, um diesen um deren Willen das Gefühl zu geben, dass ihnen jemand hingebungsvoll (wobei aufmerksam völlig genügen würde) zuhört.

Wie ich mir meinen persönlichen „Gottesmoment“ vorstelle

Quelle. Ralf König via hpd.de
(c) Ralf König via hpd.de via twitter.com

Wenn ich mir für einen Moment ausmale, wie ich als Patient im Krankenhaus liege, Frau Prumbaum an meinem Bett sitzt und mein momentartig kraftvoll aufscheinendes Lachen zum Beleg für die Anwesenheit ihres lieben Gottes uminterpretiert, obwohl ich nur deshalb laut lachen muss, weil ich gerade darüber nachdenke, wie geradezu wahnwitzig absurd und schäbig ich es finde, dass sich Frau Prumbaum deshalb so hingebungsvoll für mich interessiert, weil sie glaubt, es gäbe einen Gott, der ebenfalls „an jedem und jeder einzelnen von uns interssiert ist“, dann muss ich tatsächlich zumindest grinsen.

Wobei mir das Lachen gleich wieder im Hals stecken bleiben dürfte, sobald mir bewusst wird, dass es hier ja um den Gott aus der biblisch-christilichen Mythologie geht. The Most Unpleasant Character in All of Fiction.

Unter diesen Voraussetzungen und in dieser Situation würde ich die Seelsorgerin, sollte sie mich an dieser ihrer religiösen Realitätsflucht teilhaben lassen, vermutlich ganz höflich bitten, sie möge sich ihre Hingabe mir gegenüber bitte sonstwohin zu stecken. Als Patient ist man ja meistens in einer Ausnahmesituation, da darfs auch mal etwas direkter sein als sonst.

…dann kann ja nichts passieren…

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

Können Sie bitte mal in eigenen Worten kurz erklären, wie Sie sich das Konzept eines „gesegneten“ Sonntages konkret vorstellen, Frau Prumbaum? Was geht Ihrer Überzeugung zufolge bei einer solchen Segnung vor sich? Welche Rolle spielen Sie dabei, welche Ihr Gott? Macht es einen Unterschied, ob man Jahwe, Zeus oder Das Fliegende Spaghettimonster um göttlichen Segen bittet und wenn ja, welchen?

Wenn Sie Ihrem Fernsehpublikum einen gesegneten Sonntag wünschen, sollten Sie diese Fragen ja problemlos beantworten können. Dann könnte vielleicht auch ich nachvollziehen, was einen religiösen Segen von einer rein menschlichen Wunschvorstellung (oder auch von einem Betrug) unterscheidet.

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4 Gedanken zu „Gern ins Krankenhaus? – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Aha: Gott ist also laut Frau Prunbaum an jedem einzelnen von uns interessiert und darüber hinaus allmächtig, allgütig und allwissend. Warum gibt es dann Kinderkrebsstationen?

    Aha: Erzählen und Zuhören ist wichtig. Dazu gibt es eine umfangreiche säkulare Fachliteratur, die ohne jeden religiösen Bezug auskommt. Welche Rolle spielt Frau Prunbaums Gott dabei?

    Aha: Frau Prunbaum wünscht uns einen „gesegneten“ Sonntag. Ich habe bereits am Samstag vor diesem WzS sämtliche Gebührenzahler der Öffentlich-Rechtlichen von München Schwabing aus gesegnet. Welche Wirkungen und Unterschiede sind nachweisbar?

    Antworten
  2. Also erstmal was Positives:
    Lieber Frau Plumbum am Krankenbett als Mutter Teresa.

    Spass/Ironie/Sexismus beiseite.

    Was mich interessieren würde, wäre zu wissen, welch tröstende Worte die Seelsorgerin findet, die nicht auch jeder andere halbwegs empathisch veranlagte nicht-religiöse Mensch aussprechen könnte.
    Oder stellt sie sich lediglich am Anfang des Gesprächs als Dienerin Gottes vor und führt ansonsten ein völlig a-religiöses Gespräch und hört vor allem zu?
    Das geht ja eigentlich nicht, denn sie hat ja den Auftrag zu missionieren, oder zumindest im Glauben zu bestärken, je nach religiöser Verfassung des/der Kranken.
    Was sagt sie nun Tröstendes einem Sterbenden oder Todkranken?
    Wahrscheinlich die altbewährten Sprüche wie:
    „Der Tod ist nicht das Ende und das Himmelreich ist nah“
    oder
    „Sie werden ihre Lieben wiedersehen, sogar Ihre herzensgute Schwiegermutter“ 😉
    oder bei Hartgesottenen:
    „Überdenken Sie nochmal Ihr Leben und kehren Sie um, bevor es zu spät ist“
    oder so ähnlich.
    Das hätte sie dem Fernsehpublikum doch offenbaren können. Aber das ist wahrscheinlich Berufsgeheimnis. 😉 Oder sie hat erkannt, dass fromme hohle Sprüche selbst bei WzS-Hörern nicht mehr so gut ankommen.

    Sei es, wie es sei.
    Wenn jemand auf ausdrücklichen Wunsch einen Pfarrer oder eine Pfarrerin am Krankenbett haben möchte, kann man ihm ja den Wunsch erfüllen.
    Was ich allerdings dreist fände, wäre, wenn auch ungebeten ein solcher Besuch stattfinden würde.

    Zu guter Letzt muss ich noch eine Anekdote loswerden, die ich kürzlich vernommen habe:
    Es gab ja den heilig gesprochenen Pfarrer von Ars (1786 – 1859), dem etliche Wunderheilungen und sonst noch Tröstliches nachgesagt wurden. Der hat einmal zu einer an den Rollstuhl gefesselten Heilsuchenden Folgendes gesagt: „Natürlich kann ich dich heilen, aber wenn ich dich heile, dann wird es für dich viel schwerer werden, in den Himmel zu kommen.“
    Daraufhin hat die gute Frau auf eine Heilung verzichtet.

    Einen schönen Abend

    Antworten
  3. Am 25.3.2023 erklärt uns Pfarrer Dr. Volker Hildebrandt auf https://www.vaticannews.va/de/kirche/ in der Kolumne „Unser Sonntag“ das Ganze mit dem Leid. (Könnte glatt aus dem Theologiegenerator 2.0 kommen.) Wie üblich erzählt er die am 5-ten Fastensonntag angesagte Lazarus-Geschichte vom kreativsten aller Evangeliumsdichter, Johannes, als sei es notariell beglaubigte Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Auch üblich: er verkauft dem Leser (oder Hörer) auch noch ein paar Weisheiten über Absichten und Gefühle des Herrn Jesus und über „das Geheimnis von Leid und Askese“ aus eigener Fertigung.

    Hier ein Auszug: „Es sind wir Menschen, die wir nicht in der Lage sind, mit all dem Guten richtig und gut umzugehen. Deshalb müssen wir sterben. Und deshalb gibt es Krankheit. Und deshalb lässt Gott Dinge zu, die uns herausholen aus unseren Verirrungen. Nur ich und das meinige. Und der Genuss und die Freude. Rein irdisch. Gott holt uns heraus.“
    Es sind wieder mal WIR. Und sorgfältig wird die naheliegende Frage umgangen: „Und wer hat’s erfunden ?“ Wer hat UNS geschöpfert ?
    Und warum braucht es wieder mal ein doch recht grobschlächtiges Wunder? Denn „Er riecht schon. Vier Tage liegt er bereits im Grab. Und auf die Bitte des Herrn, den Grabstein weg zu rollen: Er riecht schon.“
    Heilen einfach per Telemedizin reicht natürlich nicht. „Was(,) fragen wir uns, ist denn hier in der Tiefe mit gemeint?“ Und was ist in der Tiefe ? Dies: „Wir sind in zwei unterschiedlichen Ebenen. Hier spielt Jesus in einer ganz anderen Liga. ‚Ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war, denn ich will, dass ihr glaubt.‘ Also erneut die Frage: Musste Lazarus sterben, damit die Jünger zum Glauben finden? Müssen Menschen leiden, damit wir zum Glauben finden. Muss ich oder meine Mutter oder mein Vater oder mein Bruder. Muss er leiden, dass ich zum Glauben finde?“

    Es tun sich da doch ein paar Fragen auf, die Pfarrer H. tunlichst vermeidet:
    – andere müssen leiden (meine Mutter, mein Vater, mein Bruder ???) damit ICH zum Glauben finde ???
    – mussten die Apostel wirklich dauernd mit immer spektakuläreren Wundern davon überzeugt werden, dass Jesus der Sohn Gottes war ?
    – wie ist die Bilanz dieser „göttlichen Erziehungskunst“ (KKK) ? Wieviele werden durch das von Gott zugefügte Leid vernünftig und fallen vom Glauben ab ?

    „Hier leuchtet etwas Geheimnisvolles auf.“ (aufleuchtende Geheimnisse !!!)
    „Das begreift der Mensch offenbar nur, und nur dann ist er bereit, sich ganz auf Gott einzulassen, wenn Gott provoziert und ihn liebevoll an die Grenze von Krankheit und Tod führt. Gott hat keine Freude daran, dass er den Menschen auf diese Weise erziehen und ihm das auch antun muss.“

    Liebevoll ! Und nicht an die Grenzen (!) sondern mitten hinein in Krankheit und Tod ! Und in Verstümmelung ! Und in die Demenz ! Da hat man dann aber was von der Erziehungskunst des Lieben Zärtlichen (Papst Franziskus) Gottes.

    PS: Und wo bleibet der freie Wille, wenn man auf diese Art „erzogen“ wird ?

    Antworten
    • Habe noch was wichtiges vergessen. Es ist nämlich etwas, das fehlt in „Muss ich oder meine Mutter oder mein Vater oder mein Bruder. Muss er leiden, dass ich zum Glauben finde?“
      Es sind die Kinder, das Leid der Kinder, das Herr Pfarrer Dr. Volker Hildebrandt hier „vergisst“ aufzuzählen ! Vermutlich hat er gemerkt, dass die zynische Absurdität seiner Schwurbelei dann allzu deutlich wird.

      Antworten

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