Gedanken zu: Nachgedacht zu Ostern (Teil 1) – Die Frauen am Grab

Lesezeit: ~ 5 Min.

Gedanken zu: Nachgedacht zu Ostern (Teil 1) – Die Frauen am Grab, Beitrag von Christina Lander, veröffentlicht am 9.4.23 von osthessennews.de

Darum geht es

Aus der Tatsache, dass die Bibel Frauen am Grab als erste Auferstehungszeugen nennt, schließt Frau Lander, dass Frauen wenigstens in der christlichen Urgemeinde mal kurz Ansehen und Einfluss genossen hätten.
Frauen am Grab
Frauen am Grab

Wer schon länger der geschätzten Leserschaft von AWQ angehört, erinnert sich sicher noch an meine Kommentare zu den „Nachgedacht“-Beiträgen.

In dieser Kategorie hatte Frau Lander (früher noch unter ihrem Mädchennamen Leinweber) vor einigen Jahren mit tapferer Regelmäßigkeit und mäßigem Erfolg versucht, die Absurditäten des biblisch-christlichen Glaubenskonstruktes mit liberal-theologischer Rhetorik so zurechtzudengeln, dass sie nicht gar so absurd erscheinen.

Heute meldet sie sich nur noch ab und zu mal mit neuen Nachgedacht-Beiträgen beim lokalen Newsportal osthessennews.de zu Wort.

Die Frauen am Grab

Dieses Jahr gab es zu Ostern sogar ein Double Feature: Im ersten Teil schließt Frau Lander aus der Tatsache, dass die biblische Legende von Frauen als erste Zeuginnen der Auferstehung berichtet, dass

…Frauen in der Urgemeinde, in der frühen Phase des Christentums, Ansehen und Einfluss genossen.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Nachgedacht zu Ostern (Teil 1) – Die Frauen am Grab, Beitrag von Christina Lander, veröffentlicht am 9.4.23 von osthessennews.de)

und ergänzt, mit Blick auf die Wirklichkeit:

Doch leider blieb es in der Kirchengeschichte nicht dabei.

Diese Ergänzung lässt immerhin vermuten, dass Frau Lander, im Vergleich zu ihren früheren, oft doch noch sehr naiven Darstellungen, inzwischen ein bisschen mehr mitbekommen hat von den Diskrepanzen zwischen religiöser Wunschvorstellung und irdischer Wirklichkeit.

Ansehen und Einfluss?

Bleibt noch die bekannte christlich-feministische Wunschvorstellung, Frauen hätten wengistens mal kurz, nämlich ganz am Anfang Ansehen und Einfluss genossen.

Für mich klingt das nach einem verzweifelten Versuch, dem biblisch-christlichen Glauben wiedermal ein bisschen Relevanz anzudichten.

Indem frau sich einredet, der geliebte und verehrte Herr Jesus sei in Sachen Stellung der Frau mal kurz seiner Zeit voraus gewesen. Immerhin wissend, dass dieser Trend, sollte es ihn tatsächlich gegeben haben, nicht sehr lange angehalten haben konnte.

Sackgasse Synodaler Weg

Denn die Dienste und Ämter in der Kirche, die etwa die Schäflein auf dem Synodalen Weg für Frauen forderten werden sich wohl auch weiterhin auf niedere Tätigkeiten beschränken.

Voraussetzung, um in der katholischen Kirche zu den „höheren Weihen“ zugelassen zu werden, dürfte auch in Zukunft das Vorhandensein eines Penisses sein.

Da kann sich der Papst auf seine linientreuen Bischöfe Voderholzer & Co. verlassen. Und die anderen können jetzt sagen, dass sie es ja zumindest versucht hatten.

Nochmal kurz zurück zu Frau Landers Frauen am Grab:

Hintergründe zum Thema „Jesus und die Frauen“ liefert Dr. Heinz-Werner Kubitza im gleichnamigen Kapitel seines lesenswerten Buches „Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“ (S. 153-155):

Jesus und die Frauen

Wie hat es Jesus mit den Frauen gehalten? Hier hat vor allem die sogenannte Feministische Theologie viel Kitsch ins Jesusbild hineingetragen. Sie hat Jesus als „neuen Mann“ gesehen, der die patriarchalischen Rollenmuster sprengt, als Frauenbefreier, ja geradezu als Feminist. Der feministische Jesus ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein gut gemeintes Wunschbild an die Evangelien herangetragen wird, wo man es, wenn man lange genug sucht, auch irgendwann findet. Auf ähnliche Weise musste Jesus in neuerer Zeit schon für die Friedensbewegung, die Befreiungstheologie oder die Ökologiebewegung herhalten. In älterer Zeit war er noch Garant der kirchlichen Orthodoxie oder des Antijudaismus, aber auch des Kulturprotestantismus und Humanismus.

Es ist keine Frage, dass in der Umwelt Jesu Frauen nur als Menschen zweiter Wahl galten. Hatte Gott nicht zuerst Adam geschaffen und dann erst Eva? Hatte Eva nicht die Hauptschuld am Sündenfall? Hatte deshalb Gott nicht den Mann über die Frau gestellt? Frauen

galten … als besonders schuldbeladen und waren religiös generell disqualifiziert. Nach verbreiteter Auffassung hatten sie weder eine Seele noch Anteil am ewigen Leben. Deshalb pflegten später fromme Juden Gott dafür zu danken, dass er sie nicht als Frauen hatte auf die Welt kommen lassen.

(Quelle: Stegemann, Essener, Zit. n. Zager, Jesusforschung, S. 438, Zit. n. Heinz-Werner Kubitza: Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“, S. 153-155)

Frauen galten als unbelehrbar und unfähig zum Studium der Thora. Das Zeugnis einer Frau war vor Gericht nur halb so viel wert wie das eines Mannes. Wegen ihrer Menstruation galten Frauen als ein Herd von Unreinheit. Brachte eine Frau ein Mädchen zur Welt, so galt sie als doppelt so lange unrein als bei einem Jungen. Je religioser eine Gesellschaft ist, desto schlechter ist die Stellung der Frau. Frauenbefreiung bedeutet deshalb in erster Linie Zurückdrängung von Religion. Erst in einer säkularen Gesellschaft gibt es eine (zumindest theoretische) Gleichstellung der Frau.

Jesus hat sich offenbar deutlich auf die Seite der Arm en und Entrechteten gestellt. Sie preist er selig. Er kam ja auch selbst aus armen Verhältnissen. Aber das bedeutet eben nicht automatisch, dass auch die Situation der Frauen in seinen Blick geriet. Eine Seligpreisung der Frau ist nicht überliefert. Dass auch Frauen ihn als Propheten oder Wundertäter verehrt haben, ist verbürgt, sagt aber erst einmal wenig aus. Seine Jünger waren jedenfalls alle Männer. Wie hätte es auch anders sein können, denn auch die zwölf Gründerväter Israels waren natürlich Männer gewesen. Frauen kamen nicht vor. Die Namen einiger Brüder Jesu sind bekannt, von seinen Schwestern aber weiß man nur, dass es welche gegeben hat.

Feministische Theologinnen sind schon begeistert darüber, dass Jesus überhaupt mit Frauen gesprochen hat. In der Geschichte von der Begegnung mit der kanaanäischen Frau, wir erinnern uns weigert sich Jesus zunächst jedoch, mit ihr zu sprechen (Mt 15,23). Gerne wird auch ignoriert, dass Frauen Jesus gegenüber immer als dienend und unterwürfig dargestellt werden. Nur Männer sind für Jesu echte Gegner, diesen Eindruck vermitteln zumindest die Evangelisten. Dass Frauen Jesus finanziell unterstützt haben und dass sie ihm nach Jerusalem hinterherziehen, sagt nur etwas über diese Frauen aus, macht aber Jesus nicht zu einem Frauenfreund. Immerhin unterstützen viele Frauen ja auch aktiv die katholische Kirche, obwohl die ihre Rechte noch im 21. Jahrhundert mit Füßen tritt.

Hätte Jesus tatsächlich eine deutlich andere Stellung zu Frauen gehabt als seine Umgebung, dann hätte sich das sicherlich in der Überlieferung widergespiegelt. Die Evangelisten interessiert die Frage aber offensichtlich gar nicht. Frauenfreundliche Stellen, wenn man sie denn überhaupt in diese Richtung deuten kann, finden sich vor allem im Sondergut des Lukas. Dass auch Frauen Jesus zugehört haben (Lk ll, 27f.), versteht sich eigentlich von selbst, dass er mit den Schwestern Maria und Martha offenbar befreundet war (Lk 10. 38-42), nehmen wir zu Kenntnis. Aber muss das wirklich „großes Aufsehen erregt haben“, wie der Theologe Joachim Jeremias meint? Es fehlt eben ein klares Statement Jesu für die Prauen. Es war einfach nicht sein Thema.

So hat denn die feministische Exegese zwar neue Aspekte gebracht und beispielsweise den Blick auf bisher kaum beachtete Frauengestalten der Bibel gerichtet. Aber es ist ihr nicht gelungen, Jesus zu einem Feministen zu machen. Es ist einfach

problematisch, die Denk- und Lebensweise des „historischen Jesus“ mit Begriffen wie „integriert“, „androgyn“ oder „partnerschaftlich“ zu beschreiben, die unserer Wirklichkeitserfahrung-und -wahrnehmung heute, nicht aber der antiker Menschen entspringen.

(Quelle: Helga Melzer-Keller, Zit. n. Zager, Jesusforschung, S. 524, Zit. n. Heinz-Werner Kubitza: Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“, S. 153-155)

Feministische Exegese suggeriert, dass in Jesus für einen kurzen Moment in der Weltgeschichte so etwas wie ein goldenes Zeitalter aufgeleuchtet hätte. Doch ein Impuls zur Befreiung der Frau lässt sich bei Jesus nicht wirklich entdecken. Die Theologin Melzer-Keller meint, am Ende

steht die nüchterne Feststellung, dass es dem „historischen Jesus“ nicht explizit darum ging, Position und Ansehen der Frauen in der patriarchalen Gesellschaft seiner Zeit zu heben oder die Frauen aus den herrschenden Strukturen zu befreien und ein neues Modell einer partnerschaftlichen Nachfolgegemeinschaft zu etablieren … dass er die patriarchale Ehe nicht wirksam relativierte, sondern in erster Linie bestätigte und festigte, und die herkömmlichen Rollenmuster nicht kritisierte, sondern rezipierte.

(Ebd.)
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5 Gedanken zu „Gedanken zu: Nachgedacht zu Ostern (Teil 1) – Die Frauen am Grab“

  1. Diese Lobhudelei über den „Frauenversteher“ Jesus ist sowas von an den Haaren herbeigezogener Kitsch. Dagegen gibt es wesentlich bessere Gründe, mit Hochachtung von den Männern zu reden, die sich in den islamistischen Gottesstaaten für (die) Fauen einsetzen und dafür Leib und Leben riskieren. Nur ein Beispiel: der Vater von Malala !

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  2. Kann nicht mehr lange dauern und dann erzählen sie uns, selbstverständlich auf Basis wissenschaftlich absolut fundierter Bibelauslegung, dass Jesus Vorreiter der Gleichberechtigung von Homosexuellen und Transssexuellen war … und ausschließlich der Atheismus für deren Diskriminierung verantwortlich war und ist.

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    • Da steckt die christliche Religion in einer Sackgasse, aus der sie auch nicht mehr rauskommt.
      Entweder sie passt sich dem „üblen Zeitgeist“ an, dann ist das aber nicht mehr christlich, wie wir das seit 2000 Jahren kennen, sondern die christlichen Kirchen werden zum x-beliebigen Sozialverein, wie bei der evangelischen Kirche ja schon erkennbar, oder sie werden zur Sekte mit fundamentalistischer Ausrichtung, dann sind sie zwar bibeltreu, aber chancenlos, es sei denn, sie würden wie anno dazumal die Bataillone des Staates als Unterstützung gewinnen, dessen Verfassung allerdings autokratisch und nicht demokratisch wäre. Nur dann könnten sie überleben (siehe Ungarn, Polen, Russland etc.).

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  3. Übrigens: Klarer Sieg durch technischen K.O. für die Götterwelt des Olymp: Athene, Hera, Demeter, Artemias, Hestia und natürlich Aphrodite ….

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  4. „…Frauen in der Urgemeinde, in der frühen Phase des Christentums, Ansehen und Einfluss genossen.“
    Wann war denn die „frühe Phase“ des Christentums?
    Nach dem „1. Brief des Paulus an die Korinther“ (lt. Wikipedia ca. 54 oder 55) „…sollen die Frauen schweigen in den Gemeindeversammlungen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt…“ [1.Korinther 14:33 ff] Also war da offensichtlich die „frühe Phase“ bereits wieder vorbei – außer man beruft sich darauf, dass die „Paulusbriefe“ erst deutlich später entstanden [siehe dazu: Hermann Detering, evangelischer Theologe und Buchautor].
    Und auch dieses spricht nicht unbedingt für das „Ansehen und Einfluss“ der Frauen in der frühen Phase:
    „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still.“ [1.Timotheus 2:12]
    Vielleicht sollte sich Frau Landers mal ein wenig mehr an ihre Arbeitsgrundlage halten…

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