Der 17. Juni – Ein Tag der aufrechten Haltung, das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Wolfgang Beck, veröffentlicht am 17.06.2023 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Dass Pfarrer Beck gezielt Christ*innen zu einer aufrechten Haltung und zu Mitmenschlichkeit ermahnt lässt vermuten, dass diese hierzu eine Extra-Einladung brauchen.Heute nutzt Pfarrer Beck den Aufstand vom 17. Juni 1953, bei dem sich DDR-Bürger gegen das Unrechtsregmine auflehnten zur Glaubensreklame.
Aufrechte Haltung
Zum Einstieg präsentiert der Pfarrer aber erstmal einen (nicht-religiösen) Schwank aus seiner Jugend:
„Junge, stell dich gerade hin; Du machst dir sonst den Rücken kaputt.“ So habe ich es öfters als Teenager gehört. Gerade und aufrecht stehen war wichtig. Vielleicht geht es bei der Ermahnung „halt Dich gerade“ aber nicht nur um mögliche Haltungsschäden. Denn mit der „geraden Haltung“ und dem aufrechten Gang ist mehr angedeutet, als die Körperhaltung.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Der 17. Juni – Ein Tag der aufrechten Haltung, Wort zum Sonntag, verkündigt von Wolfgang Beck, veröffentlicht am 17.06.2023 von ARD/daserste.de)
Anders als vermutlich Pfarrer Beck kommt mir hier sofort das katholische Kirchenmobiliar in den Sinn.
Die Kniebänke und der liturgische Gruppendruck zwingen die Schafe dazu, ihre gerade und aufrechte Haltung aufzugeben. Und stattdessen ihre Unterwürfigkeit, an dieser Stelle vor der göttlichen Obrigkeit durch die Geste des Niederkiens zum Ausdruck zu bringen.
Die Aufgabe der eigenen Aufrichtigkeit – im wahrsten Wortsinn – ist bei den Katholiken aber nicht nur auf das Niederknien vor dem Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie beschränkt, wie wir gleich noch sehen werden.
DDR-Aufstand als Lehrstück für aufrechte Haltung
Jetzt sind erstmal die Protestierenden in der DDR vom 17. Juni 1953 an der Reihe. Wahrscheinlich, weil es Herrn Beck nicht gelungen war, seine Kirche mit diesem Aufstand in einen ursächlichen Zusammenhang zu bringen, tauscht er diesmal eben die Rollen:
Es wurde auch für Christ:*innen in Ost und West, damals wie heute ein Lehrstück für aufrechte Haltung.
Brauchen Christ*innen eine Extra-Einladung, um sich aufrichtig zu verhalten? Offenbar ja.
Denn schließlich verpflichtet sie ihre vom allmächtigen und allgütigen Gott himself geoffenbarte oder wenigstens inspirierte ewige und moralisch übergeordnete unfehlbare Wahrheit, auch „Wort Gottes“ genannt ja zur unbedingten Unterordnung.
Und zwar nicht nur unter Gott. Sondern auch unter die weltliche Obrigkeit:
1 Schärfe ihnen ein, daß sie sich den obrigkeitlichen Gewalten unterordnen, (ihren Befehlen) Gehorsam leisten und zu jedem guten Werk bereit seien,
(Titus 3,1 MENG)
21 Mein Sohn, fürchte den HERRN und den König und laß dich nicht mit Mißvergnügten ein!
(Sprüche 24,21 MENG)
13 Seid jeder menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan, es sei dem König als dem obersten Herrn
(1.Petrus 2,13-17 MENG)
14 oder den Statthaltern als denen, die von ihm zur Bestrafung der Übeltäter und Belobigung der recht Handelnden entsandt werden. […]
17 Erweiset jedermann die schuldige Ehre, habt die Brüder lieb, »fürchtet Gott, ehret den König
Wo immer eine Obrigkeit besteht, ist sie von Gott verordnet.
Besonders perfide und mit bekanntermaßen fatalen Folgen auch die folgende Stelle aus der „Heiligen Schrift“:
(Römer 13, 1-15 MENG)
- Jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, ohne von Gott (bestellt zu sein), und wo immer eine besteht, ist sie von Gott verordnet.
- Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich damit gegen Gottes Ordnung auf; und die sich auflehnen, werden sich selbst ein Strafurteil zuziehen.
- Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für die guten Taten ein Schrecken, sondern für die bösen. Willst du also frei von Furcht vor der Obrigkeit sein, so tu das Gute: dann wirst du Anerkennung von ihr erhalten;
- denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist ja Gottes Dienerin, eine Vergelterin zur Vollziehung des (göttlichen) Zornes an dem Übeltäter.
- Darum muß man ihr untertan sein, und zwar nicht nur aus Furcht vor dem (göttlichen) Zorn, sondern auch um des Gewissens willen.
Jene Theologen, die sich später alle nur erdenklichen rhetorisch-theologischen Tricks zur Bewältigung solcher Bibelstellen ausdenken mussten hatten sicher wesentlich mehr Mühe als die, die das, was da steht noch einfach genau so predigen konnten, wie es nun mal unmissverständlich da steht.
Und die Protestanten…?
Auch wenn sich Pfarrer Beck der katholischen Variante des Christentums zugehörig fühlt, darf in diesem Zusammenhang eine Erwähnung des Reformators, Antisemiten, Frauenhassers, Sozialrassisten und Reaktionäres Martin Luther nicht fehlen.
Denn dem hatte der Hl. Geist schließlich sehr detailliert eingeflüstert, wie die oben ausschnittsweise zitierten Bibelstellen zu verstehen sind.
Zahlreiche ähnliche Luther-Zitate zum Thema Christen und Obrigkeit lassen sich mit diesem vergleichsweise harmlosen Luther-Zitat auf den Punkt bringen:
Christen verzichten darauf, sich gegen die Obrigkeit zu empören.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)
Aufrechte Haltung: Fehlanzeige
Wir halten fest: Ja, es spricht tatsächlich einiges dafür, dass Christen, zumindest die, die das biblisch-christliche Glaubenskonstrukt ernst nehmen eine Extra-Einladung brauchen, wenn es um eine aufrichtige Haltung geht.
Dass dieses Konstrukt wegen seiner völligen Beliebigkeit zur religiösen „Legitimierung“ jedes beliebigen Standpunktes verwendet werden kann, zeigt sich daran, dass diese „Legitimierung“ genauso „plausibel“ auch für völlig gegensätzliche Standpunkte verwendet wird.
Als drollig-naive Version dieser religiösen Unaufrichtigkeit seien die gläubigen Fußballspieler gegnerischer Mannschaften genannt. Die sich mit Bekreuzigungen und verklärtem Blick in den Himmel beim selben Gott bedanken, wenn sie ein Tor geschossen haben.
Genauso naiv, aber alles andere als drollig erscheint hingegen zum Beispiel der russische Kirchenfunktionär und Multimilliardär Kyrill 1. (geschätztes Vermögen: > 4 Milliarden US-Dollar, Quelle). Der die Waffen und Soldaten für den Angriffskrieg im Namen desselben Gottes segnet, den die christlichen Glaubensbrüder und -schwestern auf der anderen Seite um Frieden und Schutz vor den gesegneten Angriffen der gesegneten Angreifer mit ihren gesegneten Angriffswaffen anflehen.
Hier lässt sich alles Mögliche erkennen. Aber sicher nichts, was auch nur im Entferntesten mit aufrechter Haltung oder Aufrichtigkeit zu tun hat. Sondern mit Heuchelei, Lug, Betrug und Selbstbetrug.
Katholischer Pfarrer beeindruckt von demokratischen Strukturen und Widerstand gegen autokratisches Durchregieren
Aber zurück zu Pfarrers Beck „Wort zum Sonntag“:
[…] Durch die Härte kam es zwar zur Niederschlagung einer breiten Protestbewegung. Aber es wurde auch sichtbar: Menschen setzen sich auch unter größten Risiken für demokratische Kultur ein. Da ging es um ein gerechtes und menschenfreundliches Miteinander. Es war nicht nur das Schimpfen und Motzen von Unzufriedenen. Dieser Einsatz trotz der Risiken zeugt von Haltung – vorbildlich bis heute. Diese widerständige Haltung für demokratische Strukturen und gegen autokratisches Durchregieren beeindruckt mich, wenn es heute um den Kampf der Menschen in der Ukraine für ihre demokratische Gesellschaft geht und gegen das Modell Moskauer Autokratie.
Wieso arbeitet man ausgerechnet für die katholische Kirche, wenn man ein Problem mit „autokratischem Durchregieren“ hat?
Also mit genau der Regierungsform, mit der der absolutistisch regierende Alleinherrscher des Katholiken-Konzerns gerade erst wieder als Reaktion auf die Versuche einiger aufmüpfiger Schäfchen und ihrer bischöflichen Unterstützer, eine aufrechte Haltung gegenüber der heiligen Mutter Kirche zu zeigen wenig überraschend mehr oder weniger vollständigt pulverisiert hat?
Heuchlerisch oder zynisch – aber nicht aufrichtig
Wer eine absolutistisch-theokratische Wahlmonarchie wie die katholische Kirche vertritt und bewirbt, der ist in einer denkbar schlechten Position, um Kritik an Autokratien zu üben.
Ein Lob von demokratischen Strukturen und der Menschen, die sich dafür stark machen aus dem Mund eines katholischen Pfarrers erscheint mindestens heuchlerisch, wenn nicht sogar zynisch. Auf jeden Fall aber alles andere als aufrichtig.
Herr Beck scheint ganz vergessen zu haben, dass er im Namen und Auftrag einer Institution mit einer un- bzw. antidemokratischen und im Grunde unmenschlichen Stuktur, basierend auf einer ebensolchen Ideologie vor der Kamera steht.
Aufrechte Haltung bei den Katholiken
In jedem Gottesdienst lässt diese Kirche ihre Schäfchen sich selbst, dem Priester und ihrem Gott gegenüber ausdrücklich und unmissverständlich bestätigen, dass sie unwürdig, seelisch krank und deshalb vollkommen abhängig von göttlichem Wohlwollen sind.
Obwohl sie in jedem Gottesdienst gebetsmühlenartig unisono beteuern, es bedürfe nur „eines Wortes“ ihres Gottes, damit ihre „Seele gesund“ wird, scheint ihrem Gott das Seelenheil seiner bevorzugten Trockennasen-Affenart völlig egal zu sein. Wenn es ihn tatsächlich geben sollte, zieht er es augenscheinlich vor, sich so zu verhalten, als gäbe es ihn nicht.
Auch nicht gerade ein Zeichen von aufrechter Haltung – aber wer erwartet sowas schon von einem wie dem Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie. Wie der Herr, so sein G’scherr. Beziehungsweise in diesem Fall umgekehrt.
Um Missverständnissen vorzubeugen:
Ich nehme es Herrn Beck ab, dass er persönlich Demokratie gut findet und eine aufrechte Haltung befürwortet. Aber er steht ja nicht als Herr Beck, sondern als Pfarrer Beck vor der Kamera des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Er spricht hier mit einem kirchlichen Verkündigungsauftrag. Was als theologischer Euphemismus für Glaubens-, Kirchen- und Religionsreklame interpretiert werden kann.
Sinn und Zweck der Sendung ist es, Menschen vom Wert und von der Relevanz des Christentums und seiner Vertriebler zu überzeugen. Jeden Samstag Abend. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, und somit zu Lasten der Allgemeinheit.
Und deshalb ist der anzulegende Maßstab nicht die Privatansicht eines Fernsehpfarrers. Sondern die Ideologie der katholischen Kirche und ihr darauf beruhendes Gebaren.
Als Christ weiß ich,… – wie Nebelkerzen funktionieren
Nach einigen weiteren Beispielen für Bereiche, in denen Menschen eine „echte, menschenfreundliche Haltung“ an den Tag legten und legen und nachdem die bisherige Verkündigung ja noch keine Pluspunkte in Sachen aufrechte Haltung enthalten hatte, die sich die katholische Kirche auf ihre Kirchenfahnen schreiben könnte, muss jetzt schnell doch noch etwas christliche Reklame sein:
[…] Ich glaube, dass eine Erinnerung an die Menschen mit Haltung und an die Ereignisse vor 70 Jahren in Ost und West eine gute Gelegenheit ist, den „geraden Rücken“, also echte Haltung zu trainieren und wieder neu einzuüben. Als Christ weiß ich, wie wichtige so ein prophetisches und widerständiges Eintreten für die Schwächeren ist.
Was genau Pfarrer Beck mit dem letzten Satz konkret meint, verrät er nicht.
Ohne eine Erklärung, welchen Zusammenhang er zwischen Christ-Sein und „prophetischen (?) und widerständigen Eintreten für die Schwächeren“ sieht, fällt diese Aussage in die Kategorie „Nebelkerze“ oder auch „Roter Hering„: Einfach mal irgendwas völlig Zusammenhangloses raushauen, als handle es sich um eine Selbstverständlichkeit – und dann ohne weitere Erläuterung schnell weiter im Text.
Widerständiges Eintreten für die Schwächeren
Das Leid, das seine christlich-katholische Kirche zu verantworten hat, indem sie die Gewaltverbrechen pädokrimineller katholischer Kleriker und anderer Kirchendiener*innen an vielen tausend Kindern weltweit mindestens über Jahrzehnte ermöglicht, begünstigt und systematisch zum Täter- und Kirchenschutz und zur Verhöhnung der Opfer vertuscht hat, hatte er dabei vermutlich nicht im Sinn.
Immerhin könnte er damit plausibel belegen, woher er als Christ weiß, wie wichtig Eintreten für die Schwächeren ist bzw. gewesen wäre.
Auch wenn es freilich auch hier nicht die Christen waren, die von sich aus, also ohne Druck von außen, sondern zum Beispiel aufgrund einer aufrechten Haltung für die Opfer eingetreten waren.
Allein schon wegen ihres fortdauernden unsäglichen Umganges mit ihrem tausendfachen systematischen Kindervergewaltigungsskandal sollte kein Vertreter der katholischen Kirche mehr die Frechheit besitzen, Begriffe wie „aufrechte Haltung“ in einer Verkündigung im Namen und Auftrag der katholischen Kirche überhaupt nur in den Mund zu nehmen und diese Haltung auch noch mit dem Christentum in Verbindung zu bringen.
Wie wenig das Christentum mit Aufrichtigkeit zu tun hat, belegt auch die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums, zuzüglich der Rolle der christlichen Kirchen während der Nazidiktatur und in Verbindung mit weiteren Diktaturen.
Als weitere, nach wie vor aktuelle Beispiele seien natürlich auch der Umgang der katholischen Kirche mit Frauen oder mit Nicht-heterosexuellen Menschen genannt.
Die aufrechte Haltung, die manche Katholiken ihrer Kirche gegenüber an den Tag legen endet spätestens, sobald sich der Papst dazu äußert. Und der hat nicht nur die „Schweizer Garde“ am Start. Sondern nun mal auch stets das letzte Wort.
In diesem Zusammenhang sei auch nochmal auf das sehr lesenswerte Buch „Ist der Papst ein Betrüger?“ von Jörn Dyck hingewiesen.
Spoiler: Beispiele für eine aufrechte Haltung sucht man hier vergebens.
Extraeinladung für Christ*innen?
Manchmal braucht es dann etwas Kraft, diese Haltung zu pflegen. Auch für Christ*innen lohnt sich die Erinnerung an die Menschen, die 1953 große Risiken eingingen, Demokratie wird nicht durch populistische Ausfälle gepflegt, sondern durch ein Eintreten für die Schwächeren, ein Eintreten für einen menschlichen Umgang, in ganz Deutschland, aber auch in der ganzen Welt.
Und noch einmal finde ich es bezeichnend, dass Pfarrer Beck sich hier nochmal mit einer Extra-Einladung ausdrücklich an sein christliches Publikum wendet.
Er hält es offenbar für erforderlich, speziell Christ*innen nochmal extra dazu aufzufordern, sich für Demokratie und Mitmenschlichkeit stark zu machen.
Obwohl er ja gerade noch behauptet hatte, dies gerade aufgrund seines Christseins schon zu wissen.
Fazit
Auf mich wirkt es so, als ob Pfarrer Beck bei seinem Plädoyer für die Werte einer demokratischen, im Grunde säkularen und humanistisch geprägten Gesellschaft sein katholisches Glaubensgedöns wie einen großen Klotz am Bein mühsam hinter sich her zerren muss.
Ausgerechnet der einzige Satz, der einen Zusammenhang zwischen Aufrichtigkeit und Christsein suggeriert, steht zusammenhang- und damit bedeutungslos im Text.
Letztlich sagt Herr Beck nichts anderes als: Auch Christen können sich ethisch richtig verhalten und dabei können sie sich an anderen Menschen orientieren, die sich ebenfalls (unabhängig von ihren religiösen oder sonstigen Vorstellungen) ethisch richtig bzw. vorbildlich verhalten haben.
Ob er den sonst üblichen und regelmäßig erhobenen Anspruch des Christentums auf moralische Überlegenheit diesmal nur vergessen oder absichtlich weggelassen hat, spielt dabei keine Rolle.
Sehr wohl eine Rolle spielt jedoch die Frage, inwieweit eine Glaubenslehre (zumal eine bis zur völligen Bedeutungslosigkeit entkernte) einer gläubigen Minderheit noch eine jährliche finanzielle Palliativversorgung in Millionenhöhe sowie eine beispiellose Sonderprivilegierung rechtfertigen kann, wie sie die katholische Kirche bis heute einfordert und erhält.
Aufrechte Haltung im christlichen Mainstream?
Und wie sieht es nun mit der aufrechten Haltung bei ihm selbst aus, die Pfarrer Beck bewirbt?
Christliche Mainstream-Verkündiger wie er demonstrieren in gleich zweifacher Hinsicht das genaue Gegenteil von Aufrichtigkeit:
Mit ihren Wischiwaschi-Versionen des christlichen Belohnungs-Bestrafungskonzeptes sind sie weder ihrem Publikum, noch dem biblisch-christlichen Glaubenskonstrukt gegenüber aufrichtig.
Eine aufrechte Haltung der biblisch-christlichen Glaubensgrundlage gegenüber führt in religiösen Fundamentalismus, der heute nicht mal mehr beim christlichen Mainstream gut ankommt.
Und wer eine aufrechte Haltung den Menschen und ihren modernen ethischen Standards gegnüber einnimmt, muss seine aufrechte Haltung eben dieser Glaubensgrundlage gegenüber aufgeben und diese Grundlage bis zur völligen Beliebigkeit verbiegen – oder noch besser weitestgehend verschweigen und nur noch mit möglichst unverfänglichen Formulierungen (oder Nebelkerzentricks) andeuten.
Komplett aufgeben geht natürlich nicht. Und dann kommt es zu Verkündigungen wie dem heutigen „Wort zum Sonntag“. Wo man sich zurecht fragen muss, welche Bedeutung ausgerechnet die religiösen Aspekte, um die es in einer Kirchenverkündigungssendung ja eigentlich primär gehen sollte denn überhaupt noch haben sollen.
Ausgerechnet diese Implikationen scheint Pfarrer Beck bei seinem grundsätzlich natürlich zu befürwortenden Plädoyer für eine aufrechte Haltung nicht gesehen oder vielleicht auch bewusst ignoriert zu haben.
Wie war das noch gleich mit dem Splitter und dem Balken…?
Einen guten Sonntag!
…ganz ohne Segen diesmal?
…wenn das mal gut geht!
„Selbstverständlich(!!!)“, sind Christen für Freiheit, Frieden undDemokratie, oder befürworten den Umweltschutz, oder sonst ein aktuelles Problem, welche -wenn die Welt nur aus rechtschaffenden und gehorsamen Christen/innen bestünde- natürlich alle nicht existieren würden!
Herr Beck, haben Sie mal wirklich (ohne Rosinenpickerei wohlgemerkt!) aufmerksam die Bibel gelesen?
Können Sie mir da eine Stelle zeigen, in welcher nur einen Ihrer „Werte“ erwähnt werden?
Liebe Christen, jetzt nehmt Euren Pfarrer Beck ernst, übt aufrechten Gang, besetzt endlich die erzbischöflichen Ordinariate und Sekretariate und übergebt sämtliche dort versteckten Akten zum Thema Missbrauch an die Staatsanwaltschaften.
Das wird Eurer Obrigkeit nicht gefallen, aber auch dafür hat Pfarrer Beck guten Rat: „Menschen setzen sich auch unter größten Risiken für demokratische Kultur ein. Da ging es um ein gerechtes und menschenfreundliches Miteinander.“ Also, wir warten … zumal die Risiken in diesem Fall sehr überschaubar sind.
Wollte nur noch darauf hinweisen, dass Schafe nun mal gerade nicht den aufrechten Gang pflegen. Sie beherrschen ihn noch nicht einmal. Und die Metapher vom Hirten (ibs. Bischöfe aber auch Priester) und den Schafen ist in der katholischen Kirche allgegenwärtig und immer wieder bestärkt worden. Aus aktuellem Anlass – Beitrag über den „falschen“ Messwein im hpd – Auszug aus Redemptionis sacramentum: „1. Der Diözesanbischof, Hoherpriester seiner HERDE“ und „32. «Der Pfarrer …hat sich darum zu bemühen, die Gläubigen durch eine ehrfürchtige Feier der Sakramente zu WEIDEN.
Und nicht zu vergessen: der HEILIGE Text über den Kadavergehorsam von Vater Abraham !
Ich greife nur einen Aspekt des Sermons von Herr Beck heraus, der mir besonders aufgestossen ist:
Kann mir Herr Beck mal erklären, was die Haltung der Aufständischen vom 17. Juni 1953 mit dem Einsatz für die Schwachen – ich ergänze – und Kranken und Armen zu tun hat?
Kann er nicht, weil die Aufständischen alles andere wollten, als irgendwelchen Schwachen und Kranken und Armen zu helfen. Sie wollten sich selbst helfen. Sie wollten ein besseres Leben, so wie im Westen, was ihnen ja auch zu gönnen gewesen wäre; natürlich auch mehr Freiheiten, aber Altruismus hatte da sicher weniger Priorität.
Diese immer wiederkehrende Behauptung, dass Christsein wäre sozusagen identisch mit dem selbstlosen Mitleid und Tätigsein für die Ärmsten der Armen, ist nichts als Etikettenschwindel und ein Sich-mit-Fremden-Federn-Schmücken . Wer nur die Skandalgeschichte der sog. Mutter Teresa, auch bekannt unter dem Namen „Todesengel von Kalkutta“, kennt, weiss, wovon ich rede.
Da wurde das Eintreten für die Ärmsten der Armen zum Schmerz- und Todeskult pervertiert.
Aber Herr Beck wiederholt dieses Märchen in seinem Sermon mehrfach unverdrossen,
weil es die einzige, real fassbare Karte ist, die die Kirchen noch ohne allzu grossen Widerstand von Seiten der naiv-toleranten und kritiklosen Zeitgenossen ausspielen können.
Aber auch dieses Märchen verliert an Attraktivität, je deutlicher die Widersprüche im Fundament und Wesen der Religion ans Tageslicht treten.
Das Gesetz der Dialektik ist gnadenlos, besonders dann, wenn es sich ohne gewaltsame Unterdrückung entfalten kann.
😂 Haltung bewahren!
Da müssten die Christen erst einmal den unterwürfigen, auf Knien rutschenden, aufrechten Gang erfinden.
Außerdem haben ja alleine im Jahr 2022 über 900000 Christen den aufrechten Gang beim Kirchenaustritt demonstriert.