Gedanken zu: Hat Gott Humor?

Lesezeit: ~ 10 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Hat Gott Humor?, veröffentlicht am 28.10.23 von osthessennews.de

Darum geht es

Entgegen seiner eigentlichen Intention belegt Pfarre Buß heute, dass dem Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie alles Mögliche angedichtet werden kann, aber ganz sicher kein Humor.

Gott = menschliche Vorstellung

Hat Gott Humor? Was meinen sie? Das ist keine unwichtige Frage. Denn es ist eine Frage, wie wir uns Gott vorstellen.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Hat Gott Humor?, veröffentlicht am 28.10.23 von osthessennews.de)
Götter mit Humor
Gut gelaunte Gottheit – aber nicht in der Bibel

Na klar hat Gott Humor! …halt nicht Ihrer, Herr Buß 🤣😎🤘

Spaß beiseite:

Demzufolge hängen die Eigenschaften von Göttern also davon ab, wie sich Menschen ihre Götter vorstellen?

Das tun sie natürlich. Da schon die „Existenz“ von Göttern von menschlicher Vorstellungskraft (Phantasie) abhängt, gilt das auch für alle angeblichen göttlichen Eigenschaften.

Für viele ist Gott der Richter und Rächer, der streng ist und kleinlich, wie ein Buchhalter unsere Sünden notiert. Andere sprechen von Gott, als sei er etwas süßlich oder altmodisch.

Da Stadtpfarrer Buß im Namen und Auftrag der katholischen Kirche spricht, ist hier natürlich der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie gemeint.

Gottes Eigenschaften laut Bibel

Daraus folgt, dass wir es mit dem Gottesbild zu tun haben, das in der Bibel zu finden ist. Und da treffen die Attribute „streng und kleinlich“ natürlich zweifellos zu.

Weitere göttliche Eigenschaften, die sich anhand der biblisch-christlichen Mythologie problemlos nachweisen lassen können: Eifersüchtig, rachsüchtig, kriegssüchtig, herrschsüchtig, zerstörungssüchtig, schizophren, psychotisch, rechthaberisch, pedantisch, erpresserisch, gnadenlos, ungerecht, selbstverliebt, narzisstisch, absolutistisch, radikal, dauerbeleidigt, zornig, brutal, als Schöpfer dilletantisch…

Ein Gottesbild, das diesen Gott als „etwas süßlich oder altmodisch“ beschreibt, dürfte wohl dem entsprechen, wie Christen versuchen ihren Kindern ihren Gott nahezubringen – als alten Mann mit Rauschebart, der seine verpfuschte Schöpfung ein bisschen debil vor sich hin lächelnd von einer Wolke aus – ansonsten aber untätig – beobachtet.

Vorgestellte oder tatsächliche göttliche Eigenschaften?

Hat Gott Humor? Bei dieser Frage geht es darum, wie wir uns Gott vorstellen, wer er ist und wie er ist.

Mit dieser typisch theologisch-nebulösen Formulierung umschifft Pfarrer Buß die Gefahr, auf Existenzaussagen über seinen Gott festgenagelt werden zu können.

Denn ob sich das mit dem „Gott vorstellen“ auch auf die Existenz und Eigenschaften Gottes („…wer er ist und wie er ist„) bezieht, oder ob gemeint sein soll, dass es bei dieser Frage sowohl um die menschliche Vorstellung, als auch um eine tatsächliche, von menschlicher Vorstellung unabhängige Existenz und göttliche Eigenschaften gehen soll, bleibt unklar.

Die Taktik, vorsätzlich eine diffuse, verunklarende Sprache zu verwenden, habe ich noch nirgends so oft und stark ausgeprägt angetroffen wie bei Theologen.

Aussagen über Gott sind heikel

Und: Aussagen über Gott sind nicht unproblematisch. Je nach dem, was man sagt, kann Protest kommen.

Wenn wir z.B. sagen, Gott ist wie ein Vater – dann beschweren sich einmal die Kinder, die von ihren Vätern vernachlässigt werden, und es beschweren sich die Frauen, die sagen, Gott ist kein Mann, Gott ist eine Frau. Aussagen über Gott sind heikel.

Vorab: Solange nicht klar ist, wer oder was mit „Gott“ konkret gemeint sein soll, sind Aussagen über Götter nicht heikel, sondern irrelevant.

Grundsätzlich sind Aussagen über Götter überhaupt nicht heikel – außer für Leute wie Herrn Buß, die mit Götterglaube ihr Geld verdienen.

Denn sobald irgendwelche Existenz-Aussagen (Gott ist dies, Gott ist jenes…) über irgendetwas getroffen werden, können diese Aussagen hinterfragt, mit der Wirklichkeit abgeglichen und so auf Plausibilität und Wahrheitsgehalt überprüft werden.

Für Herrn Buß sind Aussagen über Gott deshalb heikel, weil sie von ihm genannten Aspekte implizieren können, die sich nicht wirklich mit der christlichen Idee von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen in Einklang bringen lassen.

Herrn Buß ist die Problematik also offensichtlich bekannt. Eine Lösung dafür bietet er nicht an.

Gott entzieht sich menschlicher Erkenntnis – aber Pfarrer Buß weiß, was er fühlt

Stattdessen präsentiert er das alt bekannte Ablenkungsmanöver: Problem ansprechen – und ohne auf die sich daraus ergebenden Schlüsse einzugehen schnell weiter im Text, um so den Eindruck zu erwecken, auf das Problem eingegangen zu sein.

Paradoxerweise haben Christen nicht die geringsten Probleme damit, ihren Gott einerseits als „unergründlich“ zu bezeichnen. Menschen seien mit ihrem begrenzten Verstand natürlich nicht ansatzweise in der Lage, Gott zu begreifen oder zu beschreiben. Und im nächsten Atemzug geben sie trotzdem detailliert Auskunft darüber, wer oder was ihr Gott sein soll, welche Ziele er angeblich verfolgt, wie er denkt, handelt oder gar fühlt.

Dass sich alle diese Aussagen nicht auf die Wirklichkeit, sondern auf fiktive Märchengeschichten bezieht, die sich ein vergleichsweise primitives Wüstenvölkchen in der ausgehenden Bronzezeit ausgedacht hatte, ignorieren sie dabei ganz selbstverständlich. Und tun dann plötzlich wieder so, als handle es sich um validierbare Existenzaussagen. Nicht versehentlich, sondern vorsätzlich.

Erstes Eigentor

Vielleicht stößt auch die Frage, „Hat Gott Humor“, bei ihnen an eine Grenze. Meine Antwort ist: Ja, er hat Humor. Es gibt zwar keine Bibelstelle so nach dem Motto: „Und Gott sprach: Ich bin ein humorvoller Gott“, aber es gibt mehrere Gründe dafür, dass Gott Humor hat. Ein erster Grund für mich ist: Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, der Mensch hat Humor, also hat Gott auch Humor.

Wenn Herr Buß diese Schlussfolgerung als Argument gelten lässt, dann müsste er zum Beispiel diese Aussage anerkennen: „Der Mensch ist nicht allmächtig, also ist Gott auch nicht allmächtig.“ Oder: „Menschen verhalten sich mitunter ethisch falsch, also verhält sich auch Gott mitunter ethisch falsch.“

Die Problematik des Umkehrschlusses in Sachen Ebenbildlichkeit (Gott als Ebenbild des Menschen) hatte Pfarrer Buß ja gerade selbst schon zumindest zum Schein vorweggenommen. Und trotzdem bringt er genau diese Schlussfolgerung als erstes Argument dafür, dass Gott Humor haben muss?

Dieses Argument funktioniert nicht mal innerhalb der biblisch-christlichen Binnenlogik: Wenn der Mensch Ebenbild Gottes sein soll und Gott demnach dieselben Eigenschaften hat wie ein Mensch, dann auch die, die für Herrn Buß und Konsorten dann „heikel“ werden können.

Zweites Eigentor

Ein zweites: Gott hat Gefühle, er freut sich, das ist in der Bibel belegt.

Die Bibel enthält keine Belege, sondern Behauptungen.

Wenn in der Bibel belegt ist, dass Gott sich freut, dann ist dieses Argument genauso aussagekräftig wie die Aussage: „Dagobert Duck ist reich, das ist in Walt Disney’s lustigen Taschenbüchern belegt.“ Oder: „Harry Potter kann zaubern, das ist in den Harry-Potter-Büchern belegt.“

Ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen: Schon allein die biologischen Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit eine beliebige Entität überhaupt Gefühle haben kann, lassen sich mit den angeblichen Eigenschaften eines Götterwesens nicht in Einklang bringen.

Und Gott lachte über seine Feinde

Wenn Gott sich freut, warum sollte er dann nicht auch Humor haben? Freude, Lachen und Humor gehören zusammen. Lacht Gott? Es gibt in den Psalmen die Aussage, dass Gott lacht. Im Psalm heißt es: „Und Gott lachte über seine Feinde“ (Ps. 37,13).

Na, wenn das mal kein eindeutiger Bibelbeweis dafür ist, dass Jahwe einen ausgesprochen feinen Sinn für Humor hat!

Was es mit diesem Lachen auf sich hat und wie es zu verstehen ist, geht aus dem weggelassenen Kontext hervor:

Denn die Übeltäter werden ausgerottet, doch die da harren des HERRN, die werden das Land besitzen.
Nur noch ein Weilchen, so wird der Frevler nicht mehr sein, und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht mehr da;
die stillen Dulder aber werden das Land besitzen und sich freun an der Fülle des Friedens.
Böses sinnt der Frevler gegen den Gerechten und knirscht mit den Zähnen gegen ihn;
der Allherr aber lacht über ihn, denn er sieht, daß sein Tag kommt.
Die Frevler zücken das Schwert und spannen den Bogen, um den Dulder und Armen niederzustrecken und die redlich Wandelnden hinzumorden;
doch ihr Schwert dringt ihnen ins eigne Herz, und ihre Bogen werden zerbrochen.
Das geringe Gut des Gerechten ist besser als der Überfluß vieler Gottlosen;
denn die Arme der Gottlosen werden zerbrochen, die Gerechten aber stützt der HERR.

(Psalm 37,9…16 MENG)

Der hier zurechtphantasierte Gott macht sich also darüber lustig, dass Menschen, die sich ihm nicht unterwerfen wollen, bald vertrieben, verwundet bzw. ausgerottet werden.

Eine solche Verhöhnung ist kein Humor. Das ist blanker Zynismus. Und genauso zynisch ist es, mit ausgerechnet dieser Bibelstelle belegen zu wollen, dass Gott ein humorvolles Etwas sei.

Humor und Lachen hat immer etwas mit Menschen zu tun. Man lacht über die Schwäche und Kleinheit, die Kleinlichkeit, die Anmaßung und Dummheit der Menschen. Gott lacht über die, die ihn bekämpfen, so steht es mehrmals in den Psalmen.

Dieses Argument geht ebenfalls nach hinten los. Wenn es eins zeigt dann, dass der Mensch Gott nach seinem Ebenbild „erschaffte.“ Nicht umgekehrt.

Ein Wesen, das in der Lage sein soll, ein Universum zu erschaffen und das zudem ja auch noch allmächtig und allgütig sein soll, hätte wohl kaum einen Grund, seine Feinde mit Gelächter zu verhöhnen.

Allein schon die Vorstellung, ein allmächtiges Wesen könne überhaupt Feinde haben ist völlig hirnrissig.

Drittes Eigentor

Ein dritter Punkt: Seinen Humor kann man an mehreren Geschichten in der Bibel erkennen. Da gibt es eine Geschichte, wo einer mit seinem Esel spricht – das ist die Bileam Geschichte (Num. 22,23-35). Das Gespräch zwischen Bileam und seinem Esel wegen eines Engels hat einiges von Humor.

Daraus, dass in der Bibel esoterische Märchen stehen, die aufgrund ihrer grotesken Absurdität heute so wirken, als hätten sie „einiges von Humor“ folgt nicht, dass auch der Bibelgott Humor hat.

Und das ist es ja, was Herr Buß eigentlich nachweisen möchte.

Gütiger göttlicher Humor

Das scheint ihm aber auch zu dämmern, deshalb muss noch schnell Jona ran:

Ganz besonders sieht man aber Gottes Humor im Jonabuch im Alten Testament. Jona, das ist der, der von Gott den Auftrag bekommt, der Stadt Ninive das Gericht Gottes anzukündigen. Aber er läuft vor Gott weg, er läuft in die andere Richtung. Er will mit einem Schiff nach Spanien fliehen, er will vor Gott fliehen. Und dann das Ende der Geschichte: Jona verließ die Stadt in Richtung Osten. Gott lässt einen Rizinusstrauch über Jona wachsen und schickte einen Wurm, der den Strauch annagte, so dass er verdorrte (Jona 4,5-11). Was für ein Humor. In dieser Geschichte hat Gott einen gütigen Humor.

Gütiger Humor – von wegen:

[…] und als die Sonne aufging, ließ Gott einen schwülen Ostwind kommen; und die Sonne stach Jona auf das Haupt, so daß er ganz ohnmächtig wurde und sich den Tod wünschte mit den Worten: »Es ist besser für mich, zu sterben als noch am Leben zu bleiben!«
Da sagte Gott zu Jona: »Ist es wohl recht von dir, wegen der Rizinusstaude so zornig zu sein?« Er antwortete: »Ja, mit Recht bin ich erzürnt bis zum Sterben!«
Der HERR aber entgegnete: »Dir tut der Rizinus leid, um den du dich doch nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht entstanden und in einer Nacht vergangen ist. Und mir sollte die große Stadt Ninive nicht leid tun, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die zwischen rechts und links noch nicht zu unterscheiden wissen, dazu auch eine Menge Tiere?«

(Jona 4,8-11 MENG)

Herr Buß scheint sich sehr sicher zu sein, dass es seinem Publikum genauso einerlei wie offenbar ihm selber ist, inwieweit seine Darstellungen mit den eigentlichen Aussagen der biblischen Texte übereinstimmt. Eine solche Gleichgültigkeit bezeichnet man als Bullshit.

Hatte Jesus Humor?

Und wie ist das mit Jesus? Hatte er Humor? Es wird nicht in der Bibel berichtet, aber wenn Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott war und ist und auch menschliche Gefühle hatte, dann hatte er auch sicher Humor.

Oh. Nichts gefunden? Gar nichts? Nicht mal irgendwas, das sich so zurecht biegen lässt, als würde es darauf schließen lassen, auch die zweite Falte des Dreifaltigen sei ein lustiger Geselle (oder wenigstens ein genauso zynisch lachender Verhöhner wie sein Vater) gewesen?

Eine Erörterung des widersprüchlichen Unsinns, der sich aus der behaupteten Wesensgleichheit von Jesus und Gott ergeben würde, erspare ich mir und der geschätzten Leserschaft heute mal.

Was ist das Frohe an der Frohen Botschaft?

Seine Botschaft nennen wir auch Evangelium – Frohe Botschaft.

Wenn man Christen mit der Absurdität ihres Glaubens konfrontieren möchte, braucht man sie nur zu fragen, worin denn eigentlich diese oft genannte ominöse „Frohe Botschaft“ bestehen soll. Also das, worum sich angeblich alles dreht und worauf sich alle Christen ständig so unverschämt dolle freuen.

Obwohl diese Frohe Botschaft inhaltlich ganz simpel zusammenzufassen ist, habe ich diese Antwort, die sich aus allen diesbezüglichen biblischen Legenden ergibt bis heute noch von keinem einzigen Christen gehört. Sie lautet schlicht und ergreifend:

„Die Frohe Botschaft des Christentums besteht darin, dass Gott Menschen, die bereit sind, sich zu Lebzeiten exklusiv und vollständig ihm zu unterwerfen vielleicht davor verschont was er ihnen androht, wenn sie es nicht tun. Um Menschen diese Option bieten zu können, musste Gott erst seinen Stiefsohn als Menschenopfer zu seiner eigenen Befriedigung vorübergehend am Kreuz zu Tode foltern lassen.“

Christliches Selbstbewusstsein

Christen und Christinnen haben also viel zu lachen. Christen haben ein christliches Selbstbewusstsein. Sie kennen Gott als ihren Schöpfer, er tröstet sie und er ist ihr Grund.

Das christliche Selbstbewusstsein basiert auf einer Kombination aus Arroganz, Ignoranz, Irrtum, Betrug und Selbstbetrug – und aus einem chronischen Bestätigungsfehler in Form der Methode des religiösen Glaubens, in reale Wahrnehmungen göttliches Handeln als Ursache hineinzuspinnen.

Christen haben nichts zu lachen

Laut Bibel haben Christen und Christinnen übrigens überhaupt nichts zu lachen:

Besser Unmut als Lachen; denn bei ernstem Angesicht steht es gut um das Herz.
(Prediger 7,3)

Quelle: Netzfund

Während sich Christen und Christinnen also selbstbewusst in einer Tour beömmeln, weil sie sich von ihrem lieben Gott getröstet (genauer: vertröstet) fühlen, muss ihnen bewusst sein, dass der selbe Gott gleichzeitig all jene mit zeitlich unbegrenzten physischen und psychischen Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung dauerfoltert, die zu Lebzeiten nicht an ihn geglaubt haben.

Da haben sie natürlich gut lachen, die Christen und Christinnen!

Vielleicht verhalten sie sich ja auch Gottesebenbildlich und verlachen und verhöhnen die Menschen, die nicht an ihren Gott geglaubt haben und die ihr lieber Gott deshalb auf ewig quält. Das muss dann diese christliche Nächstenliebe sein, mit der Christen immer so gerne angeben…

Nächstes Eigentor

Christen erleben Schweres, aber auch bei den Christen und Christinnen schließen sich Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht aus. Und Christen haben die Verheißung von Jesus persönlich: Auch wenn ihr jetzt weint, in Gottes Reich werdet ihr lachen.

Erstens stammt diese Verheißung nicht von Jesus persönlich. Nichts in der Bibel stammt von Jesus persönlich.

In diesem Fall hatte ein anonymer Verfasser mit Pseudonym Lukas dem biblischen Romanhelden diese Worte in den Mund gelegt.

Zweitens lautet der zitierte Satz im Wortlaut:

Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!
(Lukas 6,20 MENG)

Das klingt schon deutlich anders als in der freien Umformulierung von Pfarrer Buß. Indem leidende Menschen selig gesprochen werden, wird das Leid relativiert bzw. gar zur frommen Tugend erhoben. Sinngemäß: Gott mag es, wenn ihr zu Lebzeiten weint und wird euch dereinst dafür belohnen!

LOL – Wer lacht verliert!

Noch offensichtlicher wird Pfarrer Buß‘ sprachliche Trickserei, wenn wir noch die zweite Aussage zum Thema Lachen betrachten, zu finden nur wenige Zeilen nach der zitierten Stelle:

Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen! (Lukas 6,25 MENG)

Lukas warnt hier ausdrücklich davor, zu lachen! …und noch ein Eigentor, Herr Buß.

Nein, wenn es nach der Bibel und speziell nach der von Pfarrer Buß zitierten Textstelle geht, dann sollen Christen nichts zu lachen haben. Nicht im Diesseits.

Hätte Herr Buß also die gegenteilige These vertreten wollen, wäre er im selben Abschnitt fündig geworden.

Zum Abschluss: Intellektueller und moralischer Offenbarungseid

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, das ist so etwas wie die Definition von Humor. Trotzdem lachen – also auch dann lachen, wenn man Schweres erlebt. Auch dann lachen, wenn es vielleicht nicht zum Lachen ist, das ist Humor. Gott lacht trotzdem – denn auch er hat Schweres erlitten. Das, was er erlitten hat, ist der Tod seines Sohnes am Kreuz.

Diese letzte Argumentation ist in jeder Hinsicht so strubbeldumm fehlerhaft, absurd und widerwärtig zynisch, dass hier auch ohne eine nähere Erläuterung klar sein sollte, dass auch dieser letzte Versuch, dem Bibelgott Humor anzudichten kläglich gescheitert ist.

Fazit

Fassen wir die Argumente, mit denen Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda diesmal den Nachweis versuchte, dass der Bibelgott Humor habe nochmal kurz sinngemäß zusammen:

  1. Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, der Mensch hat Humor, also hat Gott auch Humor.
  2. Laut biblischer Mythologie verhöhnt Gott seine Feinde (=alle, die nicht an ihn glauben) durch Gelächter, also hat Gott auch Humor.
  3. Als wahrer Mensch und wahrer Gott hatte Jesus sicher auch Humor, also hat Gott auch Humor.
  4. Jesus verkündigte eine „Frohe Botschaft“, deshalb hat Gott auch Humor.
  5. Weil in einer Bibellegende jemand mit seinem Esel redet, ist das irgendwie humorig, also hat Gott auch Humor.
  6. Menschen erleben Trauriges und haben trotzdem Humor. Gott war auch traurig, weil sein Sohn gekreuzigt wurde, also hat Gott auch Humor.

Obwohl Pfarrer Buß nun also entgegen seiner eigentlichen Intention eindrucksvoll belegt hat, dass die biblisch-christliche Mythologie nichts, aber auch gar nichts beinhaltet, das sich auch nur halbwegs überzeugend als Beleg für einen wenigstens manchmal humorvollen Gott darstellen lässt, kommt er zu diesem Schluss:

Deshalb können auch Christen lachen, weil sie Gottes Geist und Gottes Liebe und Gottes Freude in ihrem Herz haben.

Christen, die tatsächlich glauben, Gottes Geist und Gottes Liebe und Gottes Freude im Herz sei ein Grund zu lachen, seien noch zwei Bücher zur Lektüre empfohlen:

  • 1. Buchtipp: Gott ist ein Arschloch – Intelligent Design. Eine Polemik“ von Christian Kalwas
  • 2. Buchtipp: „God: The Most Unpleasant Character in All Fiction“ von Dan Barker
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7 Gedanken zu „Gedanken zu: Hat Gott Humor?“

  1. Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, der Mensch hat Pickel, also hat Gott auch Pickel. Das Argument funktioniert übrigens auch mit eingewachsenen Zehennägeln …

    Aber es stimmt schon: Die Tatsache, dass sein Gott seinen Pfarrer Buß nicht schon lange per Blitzschlag außer Gefecht gesetzt hat, kann man am besten dadurch erklären, dass Gott extrem viel Humor (und Geduld) haben muss.

    Antworten
  2. Zynischer und dümmer gehts wohl nicht mehr???
    Gott: Schaut mal, wie schön klein Tommi schon wieder im Höllenfeuer leidet!
    Grade ist ihm ein Auge rausgeplatzt…
    Wie lustig er sich doch windet hah HAH…
    Hätte er lieber weiter an meine grenzenlose Liebe geglaubt, als ihn mein Stellvertreter vergewaltigt hat…
    Aber das hat er jetzt davon… ist das nicht lustig???!!!

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  3. Natürlich hat Gott Humor, weil die Bibel ja Gottes Wort ist.
    Und die Bibel ist ein einziger Witz.

    Aber Spass beiseite.

    Es gibt n i c h t e i n e Stelle in der Bibel, die man als humorvoll oder als humoristisch interpretieren könnte.
    Herr Buss hält Schadenfreude offensichtlich für Humor. Von ersterer gibt es allerdings mehr als genug in der Bibel zu beobachten. Das scheint wohl auch der Humor von Herrn Buss zu sein.

    Und mit seiner Übertragung menschlicher Eigenschaften auf Gott mithilfe der Begründung, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen habe, hat er unfreiwillig genau das beschrieben, was der Religionskritiker Feuerbach schon vor zweihundert Jahren als das Wesen des Christentums erkannt hatte.

    Also ein klassisches Eigentor von Ihnen, Herr Buss.

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  4. Ich bin immer vollkommen verwirrt, wenn christliche Apologethen von Gott sprechen.
    Lieber Herr Buß, von welchem Ihrer Götter sprechen Sie denn genau? Vom Kriegsgott Jahwe oder vom Gott Jesus? Gut, das Gespenst, äh ich meine den Geist lass ich mal weg. Sonst werde ich noch irre.
    Euren fürchterlichen und widerlichen Schlächtergott Jahwe, hab ihr ja schon in Rente geschickt, oder? Den können Sie ja wohl nicht ernsthaft meinen, wenn Sie vom lieben Gott sprechen.
    Ich bitte Sie, das zukünftig zu konkretisieren.

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  5. Meinen vorstehenden Kommentatoren und dem Autor dieser Widerlegung kann ich nicht zustimmen.

    1. Der Humor beginnt doch schon bei der sprechenden Schlange, Adam, Eva und Kain, man muss sich nur mal die Fortpflanzung vorstellen. 🤣 Check✅
    2. „Und Gott sprach, es werde…. 🤔 Zu wem? In welcher Sprache, Englisch, Suaheli, Sächsisch? War ja keiner da! Gott führt Selbstgespräche. 🤣 Check✅
    3. Der Stellvertreter eines eingebildeten Gottes, der höchste Vertreter von Gottvertrauen, fährt verkleidet im Faschingsgewand, in einem gepanzerten Papamobil. 🤣 Check✅
    4. An den meisten Bethöhlen gibt es Blitzableiter. 🤣 Check✅
    5. Wie will einer baden gehen, wenn er über das Wasser läuft? 🤣 Check✅

    Antworten
  6. Jesus stieg auf in den Himmel: der lag wohl in einer Wolke?
    Mohammed war technologisch weiter: er stieg auf mit seinem Pferd
    …und es gibt Millionen von Gläubigen die daran glauben..
    ..und da soll Gott keinen Humor haben??

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