Was es für die Zukunft braucht – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 9 Min.

Was es für die Zukunft braucht – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Annette Behnken, veröffentlicht am 19.10.24 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Die Zukunftsrelevanz von Literatur und Lesen nutzt Pastorin Behnken für ihre heutige Bibelreklame.

Schon bei der Ankündigung der heutigen Sendung lässt sich erkennen, wie wichtig die heute geforderte Lesekompetenz gewesen wäre:

Seltsame Antwort, aber Forscher sagen: „Lesen“. Pastorin Annette Behnken spricht in ihrem Wort zum Sonntag über die Macht der 1000 Bücher, über die Kraft der Phantasie. Und sie erzählt, warum im erfolgreichsten Bestseller der Welt ein Begriff für sie wichtig geworden ist: Freiheit.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Was es für die Zukunft braucht – Wort zum Sonntag, verkündigt von Annette Behnken, veröffentlicht am 19.10.24 von ARD/daserste.de)

Macht der 1000 Bücher?

Wer die Fernsehverkündigung aufmerksam liest, wird unschwer feststellen, dass von einer „Macht der 1000 Bücher“ bei Frau Behnken keine Rede ist:

Auf dem Flohmarkt kaum etwas wert, aber für mich ein Schatz. Fast hundert Jahre alt. Die Bibel, die meine Großmutter zur Konfirmation bekommen hat. Ich finde noch kleine Lesezeichen und Textstellen, die sie sich mit Buntstiften angemarkert hat. In so einem Buch – da kann ein ganzer Kosmos drinstecken. In diesem mit seinen über 1000 Seiten gibt es eine Stelle, die mir besonders wichtig ist. Das ist der Satz: Geschwister, ihr seid zur Freiheit berufen! (Gal 5,13; Neue Genfer Übersetzung)

Bücher: Lesen für die Zukunft

Frau Behnken spricht von einem Buch. In dem sie auf über 1000 Seiten eine Stelle gefunden hat, die ihr besonders wichtig ist.

Selbst wenn man einräumt, dass dieses Buch in weiten Teilen mit den „Märchen aus 1000 und einer Nacht“ vergleichbar ist, wird daraus noch keine „Macht der 1000 Bücher.“

Wer für Lesekompetenz plädiert, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen.

Das gilt auch für Frau Behnken: Denn dazu gehört auch, mit Texten redlich umzugehen. Statt in altbekannter Theologenmanier Textfragmente aus dem Zusammenhang zu picken:

Freiheit bei Paulus

Worum es bei der von ihr zitierten Berufung zur Freiheit eigentlich geht, ergibt sich aus dem biblischen Kontext:

Freiheit, nicht Zügellosigkeit!

Geschwister, ihr seid zur Freiheit berufen! Doch gebraucht eure Freiheit nicht als Vorwand, um die Wünsche eurer selbstsüchtigen Natur zu befriedigen, sondern dient einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefasst, in dem Gebot: »Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst.« Wenn ihr jedoch wie wilde Tiere aufeinander losgeht, einander beißt und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen. 

(Galater 5,13-15 NGÜ)

Was genau er den Galatern[1]Die Benennung der Adressaten suggeriert eine Historizität, die nicht geben ist. Als „Galater“ kommen verschiedene Gruppen in Frage. damit sagen möchte, erklärt der Autor im anschließenden Abschnitt (Hervorhebungen von mir):

Was will ich damit sagen? Lasst den Geist Gottes euer Verhalten bestimmen, dann werdet ihr nicht mehr den Begierden eurer eigenen Natur nachgeben. Denn die menschliche Natur richtet sich mit ihrem Begehren gegen den Geist Gottes, und der Geist Gottes richtet sich mit seinem Begehren gegen die menschliche Natur. Die beiden liegen im Streit miteinander, und jede Seite will verhindern, dass ihr das tut, wozu die andere Seite euch drängt. Wenn ihr euch jedoch vom Geist Gottes führen lasst, steht ihr nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes. Im Übrigen ist klar ersichtlich, was die Auswirkungen sind, wenn man sich von der eigenen Natur beherrschen lässt: sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, okkulte Praktiken, Feindseligkeiten, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Rechthaberei, Zerwürfnisse, Spaltungen, Neid, Trunkenheit, Fressgier und noch vieles andere, was genauso verwerflich ist. Ich kann euch diesbezüglich nur warnen, wie ich es schon früher getan habe: Wer so lebt und handelt, wird keinen Anteil am Reich Gottes bekommen, dem Erbe, das Gott für uns bereithält. 

(Galater 5,16-21 NGÜ)

Die Freiheit, zu der die Galater laut Paulus berufen sind, besteht darin, ihre individuelle, persönliche Freiheit zugunsten einer Unterwerfung unter seinen Gott aufzugeben.

Alles Freiheitliche, was nicht seiner verqueren Vorstellung vom Geist seines Gottes entspricht, insbesondere die der menschlichen Natur innewohnende Freiheit hält er für die Quelle aller möglichen Übel.

Und diese angebliche Berufung zu dieser Form von „Freiheit“, die darin besteht, die eigene Freiheit aufzugeben und sich stattdessen Gott zu unterwerfen, aufgeschrieben von einem Mann, dessen Briefe auf gravierende psychische und soziale Probleme schließen lassen ist also von über 1000 Textseiten die Stelle, die Ihnen besonders wichtig ist, Frau Behnken!? Ernsthaft? Oder welche ist die Freiheit, die Sie meinen?

Aus einem Text, der nach dem Schema Ja – Aber aufgebaut ist, haben Sie die 43 Zeichen des „Ja“ herausgepickt. Die 1545 darauf folgenden Zeichen mit dem „Aber“, also das, worum es eigentlich geht, lassen Sie einfach weg.

Und Sie wollen uns jetzt erzählen, wie wichtig Lesekompetenz für die Zukunft ist?

Buchmesse: Wer soll das alles lesen?

Tausende Bücher gibts diese Woche auf der Frankfurter Buchmesse zu bestaunen. Jetzt kann man fragen: Wer liest denn heute überhaupt noch Bücher?

Auch hier ist nicht wie in der Einleitung von 1000 Büchern, sondern von Tausenden Büchern die Rede.

Na – viel mehr Menschen als man denkt!

Die Zahlen sprechen für sich:

  • Der Umsatz im Markt Bücher wird 2024 etwa 85,29Mrd. € betragen.
  • Laut Prognose wird im Jahr 2029 ein Marktvolumen von 93,22Mrd. € erreicht; dies entspricht einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 1,79% (CAGR 2024-2029).
  • Der größte Markt ist „Physische Bücher“ mit einem Volumen von 64,40Mrd. € im Jahr 2024.
(Quelle: https://de.statista.com/outlook/amo/medien/buecher/weltweit)

Nachdem Frau Behnken – wenig erstaunlich – die Bibel als ihr Lieblingsbuch schon zu Beginn eingeführt hatte, folgt jetzt erst der Plauder-Teil zum Thema Lesen und Bücher:

Lesen sei als Zukunftskompetenz von Forscher:innen bestätigt (Quellenangabe: Fehlanzeige).

Zensur und Bücherverbrennung? Da war doch mal was…

Und um die Zukunft ging es den Menschen damals auch, als die Buchmesse gegründet wurde: 1949. Den Terror der Nazi-Zeit hatten sie noch unmittelbar vor Augen. Auch die Berge brennender Bücher. Scheiterhaufen, auf denen freies Denken und die Phantasie hingerichtet wurden. Das sollte nie wieder geschehen. Aber jetzt sehen wir, wie rechte Kräfte wieder stärker werden.

Berge brennender Bücher? Scheiterhaufen, auf denen freies Denken und die Phantasie hingerichtet wurden?

Die demonstrative Zerstörung von missliebigen Büchern durch Feuer gilt als Extremfall der Zensur. Ausgeübt wurde die vernichtende Praxis sowohl von staatlichen und religiösen Autoritäten als auch von Andersdenkenden als Zeichen des Protests. Seit der Antike wurden immer wieder Bücher aus religiösen, politischen oder moralischen Gründen verbrannt. Dem ging häufig ein ordentliches Gerichtsverfahren voraus. Meist wurden die verbrannten Schriften heimlich nachgedruckt und verbreitet, wie zum Beispiel die Texte des Reformators Martin Luther.

Besonders zahlreich waren die Bücherverbrennungen der römisch-katholischen Kirche in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. In Mexiko führte bereits 1561 die durch den Franziskanermönch Diego de Landa veranlasste Verbrennung aller auffindbaren Maya-Handschriften zu einer beispiellosen Vernichtung schriftlichen Kulturgutes. 

(Quelle: https://mediengeschichte.dnb.de/DBSMZBN/Content/DE/Zensur/06-buecherverbrennung-allgemein.html)

Auch Luther hatte Bücher verbrennen lassen und dies selbst als symbolischen Akt der Befreiung von der päpstlichen Hoheit inszeniert:

Eine besondere Bedeutung hatte für die Anwesenden, dass Exemplare des Kirchenrechts den Flammen übergeben wurde. Warum? Sie fühlten sich nicht länger daran gebunden. Und das Verbrennen der Bannandrohungsbulle sollte deutlich machen, dass der Papst ihnen nichts mehr zu sagen hatte, sie erkannten seine Oberhoheit nicht länger an. Mit diesem Happening demonstrierten Luther, aber auch seine Mitstreiter ihren Bruch mit Rom. Es war für sie zugleich ein Akt der Befreiung.

(Quelle: https://www.domradio.de/artikel/der-bruch-mit-rom-ein-akt-der-befreiung-fuer-den-reformator-1520-verbrannte-martin-luther)

Zensur bei der Frankfurter Buchmesse?

Kein Wort davon bei Frau Behnken. Die thematisiert stattdessen die Zensur, die dem diesjährigen Buchmesse-Ehrengast Italien vorgeworfen wird:

Das ist auch ein Thema auf der Buchmesse: Italien ist diesjähriger Ehrengast. Und die Regierung hat regierungskritische Autor:innen nicht in die offizielle Delegation des Landes aufgenommen. Da müssen alle Alarmglocken schrillen: Sind wir wirklich gerade dabei, uns daran zu gewöhnen, dass solche Kräfte an Einfluss gewinnen? Auch in der Kultur? In der Kunst? Also den Domänen von Freiheit und Vielfalt?

Ach, Frau Behnken. Bei Ihnen schrillen ja auch keine Alarmglocken, wenn Sie den Freiheitsbegriff des Paulus mit dem verwechseln, was wir (und vermutlich auch Sie) heute mit „Freiheit“ meinen.

Aber bei anderen fällts ja oft eher auf als bei sich selbst…

USA: Evangelikale Rechtsreligioten entdecken Bonhoeffer für sich

In den USA versuchen gerade religiöse Rechte im Wahlkampf, ausgerechnet Dietrich Bonhoeffer für ihre politischen Zwecke zu missbrauchen. Das ist absurd. Weil gerade Bonhoeffer, der evangelische Theologe, mit seinen Texten und Gedichten für Freiheit und den Widerstand gegen jede Form von Nationalismus und Ausgrenzung eingetreten ist.

Solche Instrumentalisierungen kommen häufig vor, wenn ideologische Gruppen historische (oder auch fiktive) Figuren oder deren Vermächtnisse an ihre eigene Weltanschauung anpassen, um moralische Legitimität für sich selbst zu beanspruchen.

Die Untauglichkeit von „Gut“ und „Böse“ als moralische Kategorien ist nichts neues. „Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen“, heißt es schon bei Jesaja 5,20.

Im religiösen Kontext steht „Gut“ stets für „Gottgefällig“ – und „Böse“ für alles Andere.

Und damit ist der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Denn natürlich sind die religiös-fundamentalistisch-rechtsradikalen Glaubensbrüder und -schwestern von Frau Behnken unzweifelhaft davon überzeugt, dass ihre Ansichten und ihr Handeln exakt dem Willen und Auftrag des gemeinsam geglaubten Gottes entsprechen würde. Selbstverständlich immer sauber und plausibel mit passenden Bibelstellen untermauert.

Lektüre kann auch Schaden anrichten

In diesem Fall genügte wohl ein einziges Buch, um Bonhoeffer zum Helden für evangelikale Spinner zu stilisieren.

Wie es dazu kam, erklärt die Zürcher Theologin Christiane Tietz in einem Interview mit dem Deutschlandfunk wie folgt:

Tietz: Das kam vor allem durch eine Biografie, die in den USA erschienen ist, von Eric Metaxas, einem rechten Evangelikalen, der Bonhoeffer als einen der ihren zeichnet, vor allem vom Frömmigkeitsstil her. Also, wenn man das Buch liest, dann hat man den Eindruck, Bonhoeffer ist eigentlich ganz und gar evangelikal geprägt, und Metaxas macht das so, dass er alle Elemente in Bonhoeffers eigenem Glauben, aber auch in Bonhoeffers theologischem Denken ausblendet, die damit nichts zu tun haben.

Also, alle liberalen Elemente bei Bonhoeffer, die ignoriert Metaxas geflissentlich. Er sagt, Bonhoeffer habe, als er 1939 in den USA war, so gegen die liberale Theologie der damaligen Zeit gekämpft wie eigentlich zu Hause in Deutschland gegen die Nazis. Und dann ist der Weg nicht mehr weit, dass Metaxas sagen kann: Und so wie wir heute, wir Evangelikalen, gegen den liberalen Zeitgeist in den USA kämpfen, so hätte Bonhoeffer auch gegen den liberalen Zeitgeist gekämpft, denn sein Kampf gegen die Nazis ging letztendlich um das Gleiche.

(Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/theologin-ueber-dietrich-bonhoeffer-nationalismus-ist-fuer-100.html)

So einfach geht das: Passend Erscheinendes herauspicken – und den Rest geflissentlich verschweigen.

Also im Grunde nichts anderes, als wenn Frau Behnken die „Berufung zur Freiheit“ als besonders bedeutsame Bibelstelle aus dem Kontext herauspickt, um damit den Eindruck zu erwecken, die Bibel sei eine Quelle für liberale Vorstellungen im heutigen Sinne. Und dabei verschweigt, worum es in dem Text eigentlich geht.

Oder auch, wenn sie die poetischen magisch-mythologischen Phantasie-Inhalte ihrer „Heiligen Schrift“ bei Bedarf wir Realität behandelt – oder eben auch wieder nicht – je nachdem, wie es gerade opportun ist.

Kreative Narrenfreiheit

Literatur, Poesie, Phantasie – das sind natürlich nicht die alleinigen Gegenmittel gegen rechtes Gift. Aber sie schaffen Räume für Hoffnung, sie sind Laboratorien des Geistes. Und dafür braucht es kreative Narrenfreiheit. Nicht als Alternative zu Rationalität und Logik. Aber mindestens als ebenbürtige Kompagnons. Sie sind überlebenswichtig in Zeiten, in denen Freiheit und Vielfalt bedroht sind.

Bei dieser Vorbereitung können wir schon ahnen, was jetzt bestimmt gleich kommt:

Wir sind phantasiebegabte Wesen. Das ist ein Gottesgeschenk, das dem Geist Flügel verleiht.

Zu behaupten, Phantasie sei ein Gottesgeschenk, zeugt von typisch christlicher Überheblichkeit und Realitätsverweigerung.

Phantasie ist kein Gottesgeschenk, sondern ein Ergebnis evolutionärer Vorgänge.

Wenn schon, dann war die Phantasiebegabung Voraussetzung für die Entstehung sämtlicher Gottheiten, Gottessöhne und aller anderen Phantasiewesen, die sich Menschen schon zusammenphantasiert haben. Und die dann als fixe Ideen länger oder kürzer, als Phantasievorstellung in den Köpfen von Menschen existierten. Und als Solche mal weniger, oft genug mehr Leid verursacht haben als irgendwelche anderen Phantasievorstellungen.

Welche Weisheit? Welche Hoffnung?

Literatur und besonders auch dieses Buch sind so kostbar, weil sie Weisheit und Hoffnung vermitteln.

Da Sie bei „besonders auch dieses Buch“ Ihre Bibel in die Kamera halten: Welche Weisheit meinen Sie dort zu finden, Frau Behnken? Und welche Hoffnung?

Weisheit in der Bibel?

Nimm die Bibel als dein Geografiebuch, und du wirst 99 % der Welt verpassen.

Nimm die Bibel als deinen Geschichtsunterricht, und du wirst der Schlechteste in der Klasse sein.

Nimm die Bibel als dein Biologiebuch, und du wirst gar keine Punkte bekommen.

Nimm die Bibel als dein Kosmologiebuch, und du wirst weniger als nichts wissen.

Nimm die Bibel als dein medizinisches Buch, und du wirst wegen Kunstfehlers verklagt.

Nimm die Bibel als deinen Leitfaden für militärische Ethik, und du wirst wegen Kriegsverbrechen angeklagt.

Nimm die Bibel als dein Erziehungsbuch, und deine Kinder werden dir weggenommen.

Nimm die Bibel als dein Gesetzbuch, und du wirst im Gefängnis landen.

Nimm die Bibel als dein Menschenrechtsbuch, und du wirst vor den Gerichtshof in Den Haag gestellt.

Also ja, nimm die Bibel, und bringe sie so weit weg wie möglich.

Und lass sie dort.

– Bill Flavell

Und wie sieht es mit der Hoffnung aus, die Frau Behnken in der Bibel verortet?

Auch hier fällt die Antwort wesentlich banaler aus als Christen das für gewöhnlich wahrhaben wollen:

Auf den Punkt gebracht besteht die Hoffnung, die die Bibel beinhaltet darin, dass der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie Menschen, die bereit sind, sich ihm zu Lebzeiten vollständig zu unterwerfen bei seiner rechtswidrigen Verurteilung möglicherweise vor dem verschont, was er ihnen androht, wenn sie es nicht tun: Zeitlich unbegrenzte Dauerfolter mit psychischen und physischen Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung.

Diese biblische Gesamtaussage finden wir in praktisch allen Jesus-Gleichnissen und zusammengefasst bei Markus 16,16:

Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.

Markus 16,16 NGÜ

Was die Bibel an sich angeht: Hier teile ich die Ansicht von Heinz-Werner Kubitza und vielen weiteren Religionskritikern und halte die Bibel für das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur. Zahllose Argumente für diese These liefert Kubitza mit seinen Büchern wie Der Jesuswahn und Der Dogmenwahn.

Ganz viel von Freiheit – in der Bibel?

Was meine Oma in der Bibel angemarkert hat, bleibt ihr und mein Geheimnis. Aber was ich gerne verrate, ist, dass zwischen diesen Buchdeckeln ganz viel von Freiheit erzählt wird. Dass wir dazu berufen sind, frei zu sein.

Lassen wir ihn wehen, den Geist der Freiheit, der das Leben und die Vielfalt liebt.

Das Wort „Freiheit“ kommt auf den rund 1000 Seiten der Neuen Genfer Übersetzung 22 Mal vor.[2]In anderen Ausgaben ist zwischen 13 und 26 Mal von „Freiheit“ die Rede.

Die geschätzte Leserschaft mag bei Interesse gerne selbst nachlesen, bei wie vielen dieser Vorkommen die „Freiheit“ in Zusammenhang mit dem „richtigen“ Glaubensbekenntnis, mit einem gottgefälligen Leben steht.

Freiheit im heutigen Sinn, oder gar Freiheit von Religion als positiver Aspekt sucht man in der Bibel vergebens.

Geist der Freiheit, der das Leben und die Vielfalt liebt: Fehlanzeige.

…a propos Fehlanzeige: Auch Moral sucht man in der Bibel vergebens:

Moral in der Bibel

Fußnoten

Fußnoten
1 Die Benennung der Adressaten suggeriert eine Historizität, die nicht geben ist. Als „Galater“ kommen verschiedene Gruppen in Frage.
2 In anderen Ausgaben ist zwischen 13 und 26 Mal von „Freiheit“ die Rede.

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2 Gedanken zu „Was es für die Zukunft braucht – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Es gibt kaum eine grössere Gegensätzlichkeit im Denken als den Inhalt des Begriffspaares „Freiheit und Dogma“.
    Und da Frau Behnken ja offenkundig bekennende Anhängerin des christlichen Dogmas in Gestalt der evangelisch-lutherischen Denomination ist, kann sie nur einem der gegensätzlichen Inhalte Folge leisten, ohne völlig unglaubwürdig,
    „häretisch“ oder widersprüchlich zu werden, nämlich dem Dogma.

    Indem sie aber offensichtlich den Begriff „Freiheit“ im positiven Sinne für ihren Glauben als immanent reklamiert, pervertiert und missbraucht sie diesen ganz bewusst.
    Sie hat nicht nur den Rest der Bibelstelle unterschlagen, sondern auch ihren Luther nicht gelesen. Der hat nämlich den Begriff „Freiheit eines Christenmenschen“ ganz anders verstanden als Frau Behnken. Sie sollte sich mal über die Geschichte der Bauernkriege und Luthers Reaktion darauf schlau machen; denn die „dummen“ Bauern hatten den Begriff „Freiheit“ unter Berufung auf Luther so ausgelegt, wie Frau Behnken es tut, nämlich nicht nur als blasse theologische Fiktion, sondern als in der realen Welt umsetzbarer Slogan . Das war aber ein grosses Missverständnis, wie man weiss; siehe seine perfide Schrift „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“.

    Und noch ein Schmankerl bzgl. des religiösen Verständnisses vom Begriff „freier Wille“ – Synonym für Freiheit, diesmal aus der reformierten Ecke:
    Im berühmt-berüchtigten Heidelberger Katechismus steht zur Auslegung des „Vater unser“ nach der Frage 124 „Was bedeutet die dritte Bitte: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden?“
    folgende Antwort:
    „Damit beten wir:
    Hilf, dass wir und alle Menschen unserem eigenen Willen absagen und deinem allein guten Willen ohne alles Widersprechen gehorchen, so dass jeder seine irdischen Aufgaben so willig und treu ausübt wie die Engel im Himmel.“
    Dies dürfte vermutlich allgemeiner, offizieller Konsens bei den Evangelischen sein.

    Antworten
  2. Es ist immer wieder erstaunlich, wie alle Facetten unseres Daseins, all unsere menschlichen Eigenschaften, mit denen wir ja ach so „perfekt von diesem Gott erschaffen wurden“ plötzlich zum Ausdruck von Sünde werden, die es zu überwinden gilt…
    Das ist, als würde man einem Hund beibringen „Sitz“ zu machen und ihn jedes mal schlagen, wenn er diesem Befehl folge zu leistet!
    Sollte er sich weigern, kriegt er ne brennende Papiertüte an den Schwanz gebunden.
    Für immer natürlich!!!

    (Nein, ich bin kein Tierquäler, das ist nur ein Gleichnis…)

    Antworten

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