Oh Gott, nein! – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Conrad Krannich, veröffentlicht am 25.1.25 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Dem Berufsbeter Krannich genügt seine Vorstellung, mit seinen Bittgebeten in einer göttlichen Dauerwarteschleife zu landen. Er meint, einen kleinen Teil beizutragen, indem er den allwissenden Allmächtigen auf das Leid einzelner Menschen aufmerksam macht, um „das hier alles irgendwie gebacken“ zu kriegen.Oh Gott – jetzt hilft nur noch … beten?
Was für eine Woche! Wie schrecklich so vieles. Eine Freundin sagt: „Jetzt hilft nur noch … beten.“, Andere schreiben: „Himmel, hilf.“ So ein Stoßgebet entfährt einem angesichts eines ermordeten Kindes. Und darin verbirgt sich eine tiefe Ahnung, dass Leben so nicht enden sollte. Nie und nirgendwo. Und dann fangen Menschen an zu beten.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Oh Gott, nein! – Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Conrad Krannich, veröffentlicht am 25.1.25 von ARD/daserste.de)
Allein daran, dass Anhänger aller beliebigen Gottheiten in Ausnahmesituationen dazu neigen, deren Anrufung für die letzte verbleibende Option zu halten zeigt, dass es für den Effekt völlig egal ist, dass sämtliche geglaubten Gottheiten nur als Vorstellungen in der menschlichen Phantasie existieren.
Wohin mit der belastenden Verantwortung?
„Jetzt hilft nur noch … beten“ oder auch Sprüche wie „Jetzt liegt alles in Gottes Hand“ bedeutet nichts anderes als: „Ab jetzt haben wir keine Möglichkeiten mehr, ein drohendes Unheil abzuwenden. Und ab jetzt können wir auch nicht mehr dafür verantwortlich gemacht werden.“
Für Gläubige scheint eine solche Verlagerung der Verantwortung auf das jeweils geglaubte höhere Wesen immer noch tröstlicher zu sein als die Folgen des Kontrollverlustes, also der eigenen Machtlosigkeit auszuhalten. Und zwar ganz unabhängig davon, dass diese Wesen in Wirklichkeit selbst zwar nicht, dafür aber unzählig viele Vorstellungen von ihnen existieren.
Es gibt Situationen, die nicht nur ausweglos erscheinen, sondern die es auch sind. Situationen, in denen selbst Fachleute „mit ihrem Latein am Ende“ sind. An diesen Situationen ändert dann aber weder ein Gebet, noch ein um Hilfe angerufener „Himmel“ etwas. Egal, wie aufrichtig man betet und wie inbrünstig man den „Himmel“ um Hilfe anfleht.
Und selbst in diesen Situationen kann man, statt sich der Verantwortung durch Übertragung auf ein magisch-fiktives Götterwesen zu entledigen überlegen, ob man, wenn man schon auf die eigentliche Situation keinen Einfluss mehr hat, nicht vielleicht zum Beispiel wenigstens den Menschen helfen kann, die, vielleicht auch indirekt, von diesem Leid betroffen sind.
Oder man kann die Situation zum Anlass nehmen, zu überlegen und sich dafür zu engagieren, was erforderlich ist, dass so etwas wenigstens in Zukunft nicht mehr vorkommt.
Mein Wille geschehe…?
Meine Mutter hat Abend für Abend für mich und meine Geschwister die Hände gefaltet: „Lieber Gott, kannst alles geben, gib auch, was ich bitte nun: Beschütze diese Nacht mein Leben, lass mich sanft und sicher ruh‘n.“
Damit konnte ich gut einschlafen. Und ich denke, Millionen von Kindern auch. Die Worte dieser Kindergebete, die sind so tief eingeschrieben, so verwoben mit mir – die werde ich nie vergessen. Sie werden mich bis in alle Ewigkeit mit der verbinden, von der ich sie gelernt habe. Und mit Gott, dem ich in dieser Woche so viele Stoßgebete schicke.
Ja, frühkindliche religiöse Indoktrination wirkt. Mitunter schaffen es davon Betroffene ein Leben lang nicht, sich davon zu befreien.
Das wissen natürlich auch die Kirchen. Und es erklärt, warum sie so hinter den Kindern her sind – ironischerweise in vermeintlicher ständiger Konkurrenz zum Teufel, der ja laut Redewendung seinerseits ebenfalls „wie der Teufel hinter den armen Seelen“ hinter den ‚armen Seelen‘ her sein soll.
An der Schilderung von Herrn Krannich wird deutlich, wie die emotionale Bindung zur Mutter gleichzeitig zur Bindung an den zu glaubenden Gott vereinnahmt worden war.
Dass die Weitergabe von Glaubensinhalten und -ritualen für die Kirche von existentieller Bedeutung ist zeigt sich daran, dass es in der Regel schon genügt, wenn nur eine Generation ihre Nachkommen frei von Glaubensgedöns erzieht.
Wer gar nicht erst in die Kirche eingetreten wurde, braucht auch nicht auszutreten. Wer nicht im Götterglauben trainiert und daran gewöhnt wurde, braucht sich diesen auch nicht abzugewöhnen.
Und die Zahl derer, die sich später – aus welchen Gründen auch immer – doch noch von sich aus für eine bestimmte Glaubensrichtung bzw. eine bestimmte Religionszugehörigkeit entscheiden, ist marginal.
Beim Osterhasen hatte es doch auch geklappt…
Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Herr Krannich, sollte er jemals an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen geglaubt haben, diese Glaubensgewissheiten irgendwann aufgegeben hatte.
Nur bei der mindestens genauso absurden Vorstellung, ein bestimmter Wetter-Berge-Wüsten-Rache-Kriegs-Stammesgott, den sich Menschen in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zurechtgezimmert hatten sei durch Gebete dazu zu bewegen, wenn schon nicht von selbst, dann wenigstens auf eine persönliche, ständig wiederholte Bitten hin für guten Schlaf zu sorgen, scheint ihm das bis heute nicht gelungen zu sein.
Wenn er als Kind nicht gerade unter chronischen Schlafstörungen gelitten hatte, empfindet er das wahrscheinlich bis heute als vermeintlichen Beleg für die Wirksamkeit seiner kindlich-naiven Gebete, die man ihm beigebracht und zu denen man ihm aufgetragen hatte, sie gebetsmühlenartig allabendlich zu wiederholen.
Damit räumt Herr Krannich seiner eigenen intellektuellen Redlichkeit und seiner Vernunft einen niedrigeren Stellenwert ein als der wohligen, aber eben auch grotesk absurden Einbildung, unter dem besonderen Schutz des Allmächtigen himself zu stehen, weil man ihn ja als Kind jeden Abend darum angefleht und bis zum heutigen Tag ja zumindest überlebt hatte.
Lebenslänglich eingebrannt
Oft sind gerade das Worte, die bis ins hohe Alter bleiben. Ich kenne das von Menschen mit Demenz, wenn die Person schon schwindet. Da gibt es dieses eine Gebet, früh gelernt und nie vergessen, ich muss es nur kurz antippen: „Der Herr ist mein Hirte“. Auf einmal beten wir zusammen flüssig weiter. Die Worte kommen präzise. Ich sehe, wie sich die Falten glätten und die Augen wach werden. Jetzt sind wir beieinander.
Kein Wunder in Anbetracht der (nicht selten auch strafbewehrten) Penetranz, mit der Kinder früher zum Aufsagen von Gebeten gezwungen worden waren. Wie schon angedeutet, funktioniert dieses Einprägen, das sogar Demenzen überdauern kann völlig unabhängig von den jeweiligen Inhalten.
Es sagt also nichts über die Sinnhaftigkeit oder Wahrheit dieser Inhalte aus, wenn sich Leute ein Leben lang daran – oft wortwörtlich und sogar inklusive des bestimmten Tonfalls, einer bestimmten Gestik oder des zugehörigen Betroffenheits- und Demutsgebarens – erinnern.
Das hat sich eingebrannt wie die Eingabemaske auf Monochrom-Bildschirmen früher Geldautomaten: Nach jahrelanger Dauerbestrahlung ist die dann auch ohne jede Funktion dahinter unlöschbar dauerhaft sichtbar.
Wir halten fest: Auch für den sozialen Aspekt des gemeinsamen Betens spielen Inhalte und Plausibilität der Gebete keine Rolle.
Ja nicht mal die Existenz der oder des Angebeteten ist von Bedeutung. Denn auch dies funktioniert mit allen beliebigen gemeinsamen Gottesvorstellungen gleich gut.
Aber eben auch zum Beispiel mit wohlvertrauten, nicht-religiösen Liedtexten oder Gedichten.
Oh Gott, wie übergriffig: Beten für Andere
Christen beten nicht nur miteinander, sondern auch füreinander: für die Familien der ermordeten in Aschaffenburg und für die Opfer des Anschlags von Magdeburg, von denen noch immer so viele behandelt werden. Und manchmal sind die Bitten so stark, so stark, dass sie gar nicht drinbleiben können. Da fließt das Herz über und das Gebet wird zu einer Haltung.
Ich würde es eher umgekehrt formulieren: Eine Haltung wird dann zum Gebet.
Eine Haltung, die Menschen ohne Götteglaube eben nicht unter Einbeziehung von magischen Götterwesen als Proxy, sondern ohne diesen Umweg, vielmehr auf direktem Weg, also von Mensch zu Mensch in Worte fassen.
Im folgenden Beispiel scheint sogar der Bischöfin bewusst geworden zu sein, an wen sie sich mit ihrer eindringlichen Bitte zu wenden hatte und an wen nicht:
So wie bei der amerikanischen Bischöfin, die zu Donald Trump sagte: „Ich bitte Sie, Herr Präsident: Haben Sie Erbarmen. Haben Sie Erbarmen mit den Menschen, die jetzt in Angst sind in unserem Land.“ Wie oft hat sie selbst wohl diese Worte vorher gen Himmel gebetet. „Gott, hab‘ Erbarmen“. Und wie viele Menschen haben diese Worte wohl gerade auf den Lippen, wie viele Kinder in Angst, dass ihre Eltern fortgeschickt werden.
Wenn sie wirklich davon überzeugt wäre, dass irgendetwas hienieden von himmelsgöttlichem Erbarmen abhängen würde, wieso hatte sie dann Trump um dessen Erbarmen gebeten? Und nicht ihren allmächtigen Gott?
Hier zeigt sich deutlich die Diskrepanz zwischen religiös verstrahlter Irrationalität auf der einen und Akzeptanz der natürlichen irdischen Wirklichkeit auf der anderen Seite, zu der erfreulicherweise auch Bischöfinnen in der Lage sein können.
Weil sie in ihrer Rede eben nicht ihren Gott um Erbarmen bittet, muss Herr Krannich die religiöse Version des Erbarmens noch ergänzen. Schließlich ist das „Wort zum Sonntag“ ja keine Mitmenschlichkeits- sondern Glaubensreklamesendung. Auch wenn sie sich gerne so geriert, als sei sie Ersteres.
Berufsbeter Krannich weiß es besser als sein Gott
Beten gehört zu meinem Beruf. Zu den Kindergebeten sind viele andere hinzugekommen. Und noch etwas hat sich verändert: Früher habe ich gedacht, ich habe einen Plan, da habe ich gebetet: Gott, tu dies, mach das.
Heute denke ich oft: Gott, Dein Wille geschehe, mach deins. Aber sieh diesen einen Menschen an, sieh nicht an ihm vorbei Und gib mir von deinem Geist und deinem Segen und deiner Kraft, damit ich das hier alles irgendwie gebacken kriege und meinen kleinen Teil beitrage.

Eine, wie ich finde interessante Inneneinsicht in die Strategie eines Gläubigen, wie er sich seinen „Kinderglauben“, den er eigentlich, genau wie den Glauben an Osterhase & Co. auch, ab einem bestimmten Alter nach Abgleich mit der irdischen Wirklichkeit zugunsten einer vernünftigen und möglichst realitätskompatiblen Weltanschauung aufgegeben haben sollte so umkonfiguriert, dass er auch im Erwachsenenalter an der eigenen Vernunft und am kritischen Denken vorbeigeschmuggelt werden kann.
Sinngemäß: Nachdem ich festgestellt hatte, dass Gott offensichtlich nicht oder nicht immer den gleichen Plan hat wie ich, habe ich diese kindlich-naive Vorstellung aufgegeben und glaube jetzt einfach, dass alles, was geschieht, genau so und nicht anders dem Willen des allmächtigen allgütigen Gottes aus der biblisch-christlichen Mythologie entsprechen würde.
Auf dessen angebliche Allmacht und Allgüte kann ich mich dabei aber nicht verlassen. Deshalb erinnere ich ihn sicherheitshalber immer wieder in Form von Gebeten daran, dass er sich bitte nach meinen persönlichen ethischen und mitmenschlichen Vorstellungen, also nach meinem Plan verhalten und das irdische Geschehen in meinem Sinne beeinflussen möge.
Weil Beten zu meinem Beruf gehört, habe ich erst recht keinen Grund, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wie unfassbar absurd und nicht nur un-, sondern höchst widersinnig es bei Licht betrachtet ist, ein allmächtiges allgütiges Etwas um irgendetwas anzubetteln.
Deutlicher kann die intellektuelle Armseligkeit religiösen Glaubens wohl kaum offensichtlich werden.
Ob das alles etwas bewirkt?
Und jetzt regt sich bei Pfarrer Krannich doch noch so etwas wie kritisches Denken – wenn auch nur zum Schein:
Ob das alles etwas bewirkt?
Eine Wirkung kann nach kurzem Abgleich mit der irdischen Realität jedenfalls ausgeschlossen werden. Nämlich ausgerechnet die, von der ein Gläubiger ausgehen muss, wenn er sich mit Bitten an seine geglaubte Gottheit wendet: Dass sein – oder wenigstens irgendein – Gott seine Bitten – auf welchem Weg auch immer – erfüllen möge.
Welche Wirkungen sich Herr Krannich stattdessen von seiner Beterei erhofft, beschreibt er so:
Ich glaube: Der am anderen Ende unserer Gebete sitzt – Gott –, der hält die Verbindung. Gerade in der Not, wenn das Herz von Tränen und Fragen überläuft. Viele Menschen erfahren das genauso. Sie beten, und zwar nicht nur für sich, sondern füreinander.
In jedem Dorf, in jeder Stadt beten Menschen, vielleicht sogar nebenan: für die Menschen in Aschaffenburg. Und um Segen und Kraft, um selbst etwas tun zu können, dort, wo auch immer Gott sie hingestellt hat. Vielleicht beten diese Menschen auch gerade für Sie.
Vorab: Was ging und geht in den Köpfen von Menschen vor, die öffentlich in nüchternem Zustand, zumindest aber offenbar ernst gemeint behaupten, Menschen seien von Göttern irgendwo hingestellt worden? Wie soll man Menschen ernst nehmen können, für die Menschen so etwas wie göttliche Spielfiguren sind?
Die erhoffte Wirkung besteht demzufolge darin, dass Gott nichts weiter zu tun braucht als eine Endlos-Warteschleife für Bittgebete zu betreiben, der Bitte eines Gläubigen nachzukommen, nicht an einem bestimmten Menschen vorbeizusehen und dem Betenden Geist, Segen und Kraft zu geben, damit dieser das hier alles irgendwie gebacken kriegt und seinen kleinen Teil beitragen kann. Wenn schon der allmächtige Allgütige nichts unternimmt…
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Anhänger aller beliebigen Götter bilden sich ein, dass ihre Götter die Verbindung mit ihnen halten würden. Sie empfinden diese Vorstellung als tröstlich, ganz unabhängig davon, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet der von ihnen geglaubte Gott anders als alle anderen Götter etwas anderes sei als eine rein menschliche Wunsch-Phantasie praktisch gleich Null ist.
Wirkungslos und trotzdem riskant: Füreinander beten
Wenn Menschen füreinander beten, dann lässt sich ein Effekt höchstens dann feststellen, wenn die, für die gebetet wird davon wissen. Dass zum Beispiel schwerkranken Menschen das Wissen, dass jemand für sie betet öfters schadet als nützt, konnte in einer Studie nachgewiesen werden.
Der Effekt besteht dabei nicht in der ohnehin vorhandenen Unwirksamkeit des Gebetes an sich. Sondern darin, dass ein solches Wissen Menschen – bewusst oder unbewusst – unter Druck setzen kann, was einen Heilungsverlauf negativ beeinflussen kann.
Zur großen Überraschung von Gläubigen und Nicht-Gläubigen ist jedoch das Gegenteil von dem herausgekommen, was die Studien-Ärzte erwartet haben: Die Gebete haben mit 14 Prozent einen statistisch signifikanten (!) Schaden angerichtet in der Gruppe, in der die Patienten gewußt haben, daß beim lieben Gott ein gutes Wort für sie eingelegt wird.
(Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Richten-Gebete-fuer-kranke-Menschen-Schaden-an-384349.html)
Wenn Gläubige also meinen, sie würden anderen Menschen etwas Gutes tun, wenn sie für sie beten, und wenn es ihnen dabei tatsächlich nicht um ihr eigenes, sondern um das Wohlbefinden derer, für die sie beten geht, dann sollten sie diese nicht wissen lassen, dass sie für sie beten.
Aber zumindest bei Herrn Krannich scheint die Wirkung auf sich selbst im Vordergrund zu stehen:
Mir tut das gut. Trotz allem, in allem.
Genau. Mir, also ihm tut das gut.
Oh Gott: Thoughts and Prayers
Weil es sich für ihn wahrscheinlich gut anfühlt, er sich einbilden kann, auch in einer noch so aussichtslosen Situation oder bei irreversiblem oder schon geschehenem Leid wenigstens irgendetwas unternommen zu haben. Egal, wie sinn- und wirkungslos es auch in Wirklichkeit sein mag.

…und schon kann sich Herr Krannich einbilden, mit seinem Bittgebet etwas getan zu haben. Natürlich nur dort, wo Gott in seiner Vorstellung zufolge hingestellt hatte. Was ihm dabei hilft, alles gebacken zu kriegen, weil er sich einbilden kann, damit ja seinen kleinen Beitrag geleistet zu haben.
Bittgebete: Egoistisch und arrogant
Das Konzept des Bittgebetes, egal ob für sich oder für andere, ist so ziemlich das Egoistischste und Arroganteste, was man sich nur ausdenken kann.
Egoistisch, weil es lediglich dem Betenden die Illusion verschafft, etwas getan zu haben. Und arrogant, weil jemand, der Bittgebete spricht ja so tut, als sei er in der Lage, eine für allmächtig und allgütig gehaltene Entität fernmündlich (oder ferngedanklich) davon überzeugen zu können, dass die eigenen Vorstellungen richtiger und besser seien als der ewige Plan des allmächtigen und allgütigen Gottes.
Es ist mir – einmal mehr – unbegreiflich, wie man diese so offensichtlichen gravierenden Widersprüche, die das ganze Kartenhaus schon bei oberflächlicher Betrachtung zum Einsturz bringen als erwachsener und geistig gesunder Mensch im 21. Jahrhundert einfach so ignorieren kann.
Oh Gott – Luther incognito
Menschen, die füreinander beten, hat mal einer gesagt, die sind wie Säulen, die das Dach der Welt tragen.
Menschen, die füreinander beten, sind wie Säulen, die sinnlos in der Weltgeschichte herumstehen, ohne irgendetwas zu tragen außer sich selbst.
Wieso verschweigt Herr Krannich seinem Publikum in seinem Oh Gott-Vortrag, dass dieses Zitat Luther zugeschrieben wird?
Vielleicht weil ihm insgeheim bewusst ist, dass es die Glaubwürdigkeit und Mehrheitsfähigkeit dieser Behauptung schmälern würde wenn man wüsste, dass sie von einem stammt, der zum Beispiel die Ermordung von Frauen durch Verbrennen leidenschaftlich befürwortet, glühenden Judenhass und Buckeln vor der Obrigkeit als oberste Christenpflichten eingefordert hatte?
Dann doch lieber ein anonymer „einer“ – der zumindest theoretisch mehr an Moral und Ethik vorzuweisen haben könnte als ausgerechnet ein Dr. Martin Luther.
Kommen Sie gut durch die Nacht.
Einfach nur gut? Ohne Segenswunsch, ohne eine Beschwörung des lieben Gottes, dass er auf uns aufpassen, uns gut behüten möge?
Na, wenn das mal gutgeht…
Fazit
Immerhin rhetorisch stellt Pfarrer Krannich die Frage, ob „das alles“ denn nun überhaupt etwas bewirken würde.
Den Glauben daran, dass der jeweils geglaubte Gott tatsächlich auf die Bitten des Betenden hin möglicherweise den Verlauf des irdischen Geschehens im Interesse des Bittenden verändern würde, scheint er, wahrscheinlich nach ausreichend vielen Situationen, die diese Annahme widerlegen aufgegeben zu haben. Zumindest scheint die Frage nach der Plausibilität von Bittgebeten für ihn keine Rolle zu spielen. Auf diese (nicht vorhandene) Plausibilität geht er jedenfalls mit keinem Wort ein.
Um trotzdem weiterhin entgegen der eigenen Vernunft und ungeachtet der eigenen intellektuellen Redlichkeit an seinem monotheistischen Götterglauben zu können, wird aus dem kindlich-naiven Bittgebet für guten Schlaf einfach ein „Dein Wille geschehe…“, was allerdings durch die Ergänzung “ Aber sieh diesen einen Menschen an, sieh nicht an ihm vorbei“ von ad absurdum gleich wieder ad absurdissimum geführt wird.
Mit anderen Worten: Lieber Gott, mach dein Ding, aber orientiere dich dabei an meinen ethischen Standards.
Kann man eine Gottheit, an deren Existenz, Allmacht und Allgüte man glaubt mehr demütigen als mit einer Bitte, einen bestimmten Menschen nicht zu übersehen?
Und kann man sich und andere noch offensichtlicher betrügen als wenn man sich einbildet und behauptet, man habe mit einem Bittgebet zwar nur einen kleinen, aber überhaupt irgendeinen Beitrag geleistet?
Die gute alte Theodizee-Frage: Warum zu einem Gott beten, der immer wieder, Tag für Tag und ohne Unterlass schlimmste Übel zulässt? Und sie auch – sollte die Bibel stimmen – immer und immer wieder selbst angerichtet hat? (Siehe dazu das Buch „Die Morde der Bibel“ von Jörn Dyck.)
„Und es erklärt, warum sie so hinter den Kindern her sind …“
Laut
https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-01/deutschland-bischof-hanke-verteidigt-kinderbeichte-polen.html
meint H. Gadecki anlässlich von Bestrebungen, die „Kinderbeichte“ abzuschaffen:
„Scharfe Kritik an der Petition übte der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, ehemaliger Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz. „Es ist wichtig, Kindern die Beichte zu ermöglichen, weil ein Kind nicht ab 18 Jahren, sondern von Geburt an (!) ausgebildet werden sollte“, so Gadecki.“
Dagegen betonte der Psychiater und Leiter der MHG-Studie Harald Dreßing: „dass Kinder im Erstkommunionalter noch nicht in der Lage seien, die Themen Schuld und Sünde zu erfassen.“
Warum erst von Geburt an, H. Gadecki ? Lehrt die katholische Kirche nicht, dass das menschliche Leben mit der Zeugung beginnt ?
Ach wie schön ist doch Demenz ! Da werden die Ungläubigen wieder fromm und entdecken wieder ihren Kinderglauben.
„Der am anderen Ende unserer Gebete sitzt“
eine wirklich ganz neue und unglaublich präzise Definition von Gott !!!
„und schon kann sich Herr Krannich einbilden, mit seinem Bittgebet etwas getan zu haben. ….“
genau !!!
„Menschen, die füreinander beten, hat mal einer gesagt, die sind wie Säulen, die das Dach der Welt tragen.“
Was für eine lächerlich bombastische Metapher.
„Heute denke ich oft: Gott, Dein Wille geschehe, mach deins. ….“
H. Krannich, glauben Sie wirklich, Sie müssten Ihren Gott darum bitten, NICHT an diesem Menschen vorbeizusehen ? Wo Sie und Ihre klerikalen Kollegen doch immer wieder behaupten, ER sei ständig treu und redlich MIT jedem Menschen ! Und was macht das für einen Sinn, IHN noch um etwas zu bitten, wenn Sie doch schon, das Vater Unser zitierend, „Dein Wille geschehe“ gebetet haben ? Ist Ihnen eigentlich klar, dass das ziemlich anmaßend ist ? Zu glauben Sie müssten IHM zugestehen, dass SEIN Wille geschehe ? Was soll das ? Der geschieht doch sowieso ! Das ist doch angeblich Ihr Glaube ! Und wenn ER nicht will, dann kriegen Sie trotz Ihrer untertänigen Bitte nichts ab von SEINEM Segen und von SEINER Kraft ! Alle Anzeichen sprechen allerdings dafür, dass ER weder über Segen noch Kraft verfügt, mit denen man etwas tun könnte.
Meine Oma hat immer vor dem Schlafengehen mit mir gebetet.
Als ich noch klein war (1-4) hab ich das nur als vertrauten Singsang wahrgenommen.
Später (5-6) wurde ich dann skeptisch, als ich über die Worte nachgedacht habe:
„Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.
Deine Gnad und Christi BLUT machen allen Schaden gut!“
-Sekunde…
BLUT?
Warum zur Hölle BLUT?!
Beten die etwa alle nen Vampir an???!!!-
Das „Vaterunser“ hats dann endgültig gerissen:
„…und führe uns nicht in Versuchung…“
-Bitte was?
Ich dachte dafür wäre der Andere mit den sympathischen Hörnchen zuständig!?-
(Der laut Bibel fast nie jemandem was böses getan hat, wenn man mal vom armen Hiob und der Wette mit dem ach so lieben Gott absieht, welcher nen Bodycount in Millionenhöhe vorzuweisen hat!)
Richtig gruselig wurde es aber erst mit den Katholiken:
-Fronleichnamsprozession.
Eine Horde schwarz gekleideter Kultisten wandelt mit ausdruckslosen Gesichtern die Strasse entlang. Beständig das gleiche vor sich her murmelnd, während sie einen zu Tode geschundenen, blutüberströmten Kadaver an einer Latte vor sich her tragen.
Die Tristesse und Hoffnungslosigkeit dieser Szene ist überwältigend, schnürt mir förmlich die Kehle zu. Die Dunkelheit und Beklemmung ist allgegenwärtig und wird durch den Nebel,den Weihrauch und beständigen Nieselregen noch verstärkt. Alle streben einem düsteren Friedhof entgegen, um dort sich nochmals unter weiteren finsteren Litaneien zu versichern, wie sündig, wertlos und schuldig sie doch seien, aber der fahle Kadaver, der an seiner Latte ausblutet sei das Sinnbild der Hoffnung und der Liebe… Langsam macht sich Panik in mir breit, was mach ich nur, wenn die jetzt alle ihre Messer auspacken und wer weis was tun?! Mir ist schlecht, ich möchte heulen, habe Angst! …Verdammt noch mal, ICH MUSS HIER WEG!!!- (Klein FLO 8)
P.S.:
Eigentlich hab ich ja seit frühester Kindheit ein Faible für düstere Orte, Horrorfilme, etc..
Aber das was ich bei den Katholiken erleben musste, war echt ne ander Hausnummer!
Das war alles so unglaublich finster und von einer Aura der Bosheit durchdrungen, dass es mich heute noch, nur beim Gedanken daran, gruselt.
ES IST EIN UNVERZEIHLICHES VERBRECHEN, WAS MIT DIESER INDOKTRINATION KLEINEN KINDERN ANGETAN WIRD!!!
Beten ist w i e das Anquatschen einer weissen Wand.
Nein, Beten i s t das Anquatschen einer Wand.
Und einer – angeblich Einstein – sagte: „Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Mehr fällt mir zum Thema „Beten“ spontan nicht ein. Und dabei soll`s auch bleiben.
Brutal. Schonungsloser kann man das Gerede vom „Wort zum Sonntag“ nicht auseinander nehmen. Das ist auch angemessen, denn gerade wer sich als Pfarrer ein Attentat auf kleine Kinder zum Thema seiner Reklamesendung wählt, müsste doch leicht einsehen, wie widersinnig und unseriös solche Predigten sind.
Selbst wenn er sich einbilden sollte, dass Gott schon irgendeinen geheimen Plan hätte: Wieso sagt er seinem Gott nicht, dass er sich seinen blöden Plan dahin stecken soll, wo die Sonne niemals scheint? Warum hält der feine Herr Pfarrer zu Gott — und nicht zu den Kindern?
Warum spricht er von Bittgebeten? Warum verlangt er es nicht, kategorisch? Ist er etwa einverstanden, wenn Gott es mit tiefer Stimme aus den Wolken donnert: „Das Kind wird sterben, BASTA“? Zieht er dann feige den Kopf ein? Oder zeigt er Anstand und Rückgrat, indem er seinem Gott daraufhin mitteilt, er solle sich zum Teufel scheren?
Die Predigt enthält immerhin einen kleinen Lichtblick. Der Pfarrer sagt, er habe irgendwann gemerkt, dass seine Pläne nicht erfüllt werden:
Was in Wahrheit dahinter steckt ist die Entmachtung der Kirche. Es gab Zeiten, da konnten die Pfarrer durchaus sehen, dass Gott es gut mit der Kirche meinte, auch wenn konkrete Wünsche unerfüllt blieben. Aber jetzt setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Kirche auf einem Abstellgleis gelandet ist, auf dem sie zwar noch eine Weile ausrollt, auf dem sie aber irgendwann zum Stillstand kommen wird: „Lieber Waggon, dein Wille geschehe, mach deins“. Und genau das wird der Waggon auch machen.