Kommentar zu „Gott weiß, dass wir noch nicht am Ende sind. Heilmittel aus der Bibel: Bischof ALGERMISSEN erteilt „Missio canonica“

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Kommentar zu „Gott weiß, dass wir noch nicht am Ende sind. Heilmittel aus der Bibel: Bischof ALGERMISSEN erteilt „Missio canonica“, veröffentlicht am 10.06.16 von Osthessennews, Verfasser nicht genannt

Als tröstlich bezeichnete es Algermissen, dass die Bibel „unsere Krankheiten“ kenne und in ihren Geschichten der Heilung auch Rat wisse.*

Die Aussage, die Bibel kenne „unsere Krankheiten“, ist eine Beleidigung der medizinischen Forschung, der wir das Wissen über unsere Krankheiten tatsächlich verdanken. Archaische Märchen und Mythen, in denen als Hauptursache für Krankheiten meist Dämonen diagnostiziert wurden, sind aus heutiger Sicht bestenfalls noch lächerlich.

Gott sei ein Gott des Lebens und wolle, dass „wir das Leben haben, und zwar in Fülle“.

Das zentrale Thema des Christentums ist der Tod und nicht das Leben, das christliche Heilsversprechen bezieht sich erst aufs Jenseits und eben nicht auf das Leben. Das Leben hat seit der Vertreibung aus dem Paradies in Leid und Schmerz zu erfolgen. Aber auch gegen das oberhirtliche Wunschbild hat Gott erwartungsgemäß nichts einzuwenden, es scheint ihm völlig egal zu sein, wie sich Menschen oder Schafe ihn vorstellen.

Auf Heilsversprechen wie „Leben in Fülle“ darf sowieso nur hoffen, wer auch an diesen Gott glaubt und nicht etwa an keinen oder an einen anderen Gott. Wie mit Un- und Andersgläubigen zu verfahren ist, lesen wir ebenfalls in der Geschichte über Elija, nur ein Kapitel vor der zitierten Ginsterbuschgeschichte. Da liefert eben dieser Elija nämlich seinen Leuten den eindeutigen Beweis, dass sein Gott Jahwe natürlich echt und der andere Gott Baal natürlich nur erfunden ist.

Obwohl sich die Baal-Anhänger mächtig ins Zeug legten, wurde ihr Opfer nicht angenommen, während Jahwe den ihm geopferten Stier als Brandopfer gerne annahm, und das, obwohl sie den Stier vorher sogar noch ausgiebig gewässert hatten. Damit war natürlich alles klar und schon war es vorbei mit dem Leben in Fülle, jedenfalls für die Baal-Propheten:

  • Elija aber befahl ihnen: Ergreift die Propheten des Baal! Keiner von ihnen soll entkommen. Man ergriff sie und Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten.
    (Quelle: Kön 18, 40 EU)

Da kann man schon mal in ein Loch fallen und die Lust am Leben verlieren, wenn man die Tötung von Menschen veranlasst hat, nur weil diese einen anderen imaginären Freund haben.

Aber Gott weiß, dass wir noch nicht am Ende sind. Er weiß, welcher Weg noch vor uns liegt, und sobald wir wieder bei Kräften sind, spricht er das auch aus.“

Aussagen darüber, was etwas oder jemand, das oder den es bis zum Beweis des Gegenteils gar nicht gibt, angeblich weiß oder ausspricht, sind vollkommen sinnlos. Leichtgläubige oder naive Menschen könnten auf solche Aussagen hereinfallen und nicht merken, dass Herr Algermissen an dieser Stelle aus seiner erfundenen Scheinwirklichkeit erzählt.

Deshalb nochmal ausdrücklich der Hinweis: Bis zum Beweis des Gegenteils ist davon auszugehen, dass es keine Götter, Geister und Gottessöhne gibt. Menschen haben sich auch den jüdisch-christlichen Wüstengott aus der Bibel ausgedacht und verwenden ihn seitdem als Projektionsfläche für alle beliebigen Wünsche und Ängste. Es spielt daher in der realen Wirklichkeit keine Rolle, was dieser erfundene Gott angeblich weiß oder ausspricht – bis heute hat noch kein Gott irgendetwas ausgesprochen.

„[…] wo immer wir, erschöpft und ausgebrannt, versucht sind zu sagen: ‚Nun ist es genug, ich kann und will nicht mehr‘, da dürfen wir damit rechnen, dass Gott mit großer Geduld an einem neuen Aufbruch arbeitet.“

Wer in einer Lebenskrise tatsächlich mit der Unterstützung eines imaginären Freundes rechnet, läuft Gefahr, möglicherweise wirklich erforderliche und vor allem effektive Schritte nicht zu tun. Gottes angebliche große Geduld bedeutet für Menschen eine Verlängerung des Leidens – demzufolge wäre Herr Algermissens Gott ein Sadist, der die Menschen leiden lässt, statt ihnen trotz seiner Allmacht zu helfen. Der „liebe Gott“ ist also entweder Sadist oder unfähig oder beides – oder er existiert einfach nicht.

Bei der Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi könnten Christen Orientierung und neue Kraft finden, vor allem in der Eucharistie, in der sich der Auferstandene selber schenke.

Wieso vermutlich ansonsten aufgeklärte, erwachsene Menschen klaren Verstandes im 21. Jahrhundert ausgerechnet aus der symbolisch-kannibalistischen Zeremonie zur Erinnerung an ein Menschenopfer, in dem sich ein archaischer Wüstengott einen Menschen, zu dem er ein Vater-Sohn-Verhältnis hat, auf die denkbar grausamste Art und Weise zu seiner eigenen Befriedigung zu Tode hat foltern lassen, Kraft finden sollten, bleibt unklar.

Unklar bleibt auch, was ein Menschenopfer überhaupt wert ist, wenn der Geopferte nach drei Tagen sowieso wieder aufersteht und wenn er ja auch irgendwie ein Drittel dessen sein soll, für das da geopfert wurde.

„Ich möchte Sie, liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer, einladen, sich nicht nur heute oder nur ab und an von diesem ‚Lebensmittel‘, das wir ‚viaticum‘ nennen, stärken zu lassen, sondern regelmäßig, damit Sie in den persönlichen und schulischen Durststrecken nicht verhungern“, schloss der Oberhirte.

Laut Wikipedia bedeutet „viaticum“ Sterbekommunion und bezeichnet den Empfang der Kommunion in der Sterbestunde. Sie wird auch Wegzehrung (lateinisch: viaticum) genannt. Im römischen Ritus der katholischen Kirche wird sie dem Sterbenden innerhalb oder außerhalb der Feier einer heiligen Messe gereicht. (Quelle: Wikipedia)

Ich halte es für höchst verantwortungslos und heuchlerisch, Menschen den Verzehr von in Menschenfleisch verwandelte Oblaten zur besseren Bewältigung von persönlichen Problemen zu empfehlen.

Wer sich allerdings entschlossen hat, als Religionslehrer schutz- und wehrlose Kinder mit solchen absurden Wahngedanken in die Irre zu führen, der muss dann wohl oder übel auch an die Wirksamkeit solcher bizarren Rituale glauben – oder sich vielleicht doch nochmal selbstkritisch befragen, wie sich solche geradezu absurden Vorstellungen mit dem eigenen guten Gewissen, Verstand und mit der eigenen intellektuellen Redlichkeit vereinbaren lassen.

Und natürlich stehen auch Religionslehrern viele, ganz irdische Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen sie tatsächlich persönliche Probleme angehen können und die, anders als oral verabreichtes verwandeltes Menschenfleisch, tatsächlich Aussicht auf Erfolg haben.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.

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