Kommentar zu NACHGEDACHT (16): Licht ist die beste Medizin

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Kommentar zu NACHGEDACHT (16): Licht ist die beste Medizin, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 21.04.13 von Osthessennews

[…] Was sagt uns das? Wir sind zu knapp 90 Prozent von der Sonne darauf angewiesen, glücklicher zu sein.*

Was bedeutet „Zu knapp 90 Prozent von der Sonne darauf angewiesen?“ – Abgesehen von dieser etwas kryptischen Schlussfolgerung und abgesehen vom letzten Abschnitt liefert dieser Artikel eine recht anschauliche Erklärung, welche wichtige Rolle Sonnenlicht für die Bildung von Vitamin D spielt.

  • Dank des amerikanischen Forschers Prof. Michael F. Holick, Professor für Medizin, Dermatologie, Physiologie und Biophysik sowie Entdecker der aktiven Form von Vitamin D, wissen wir heute, dass offenbar jede einzelne Körperzelle über die Fähigkeit verfügt, aktives Vitamin D zu bilden. (Quelle)

Einmal mehr muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass gerade die christliche Kirche über Jahrhunderte hinweg die wissenschaftliche Forschung, denen wir die Grundlagen für die heutigen Erkenntnisse verdanken, mit allen Mitteln behindert und gewaltsam unterdrückt hat, sofern diese nicht dem eigenen, verqueren und dogmatisch zementierten Weltbild entsprachen.

Forscher, die sich mit der Funktionsweise des menschlichen Körpers beschäftigten, mussten lange Zeit um ihr Leben bangen. Erfuhren die Kirchenschergen von solchen Forschungen, erwartete die Wissenschaftler nicht selten ein grausamer Tod „im Namen des Herrn.“

Nichts hat den wissenschaftlichen und auch sonstigen Fortschritt der Menschheit so sehr behindert wie der kirchliche Einfluss und nicht umsonst wird diese Zeit noch heute als das „Dunkle Zeitalter“ bezeichnet. Das sollte man nie vergessen, besonders dann nicht, wenn man wissenschaftliche Erkenntnisse vor religiösem Hintergrund veröffentlicht.

Und erst recht sollte man wissenschaftliche Erkenntnisse nicht dazu missbrauchen, um irgendwelchen Geschichten aus vormittelalterlichen Märchenbüchern eine Pseudobedeutung zuzuschreiben – wie leider im letzten Abschnitt geschehen:

Wenn Jesus im Johannesevangelium sagt „Ich bin das Licht der Welt“ macht er auf so einfache und doch geniale Weise deutlich, dass er die Menschen glücklich machen wollte und konnte. Er verbreitete die Wärme, die das Herz erfüllt und die der Mensch ja so dringend braucht.

Wenn, ja wenn… Es ist kaum davon auszugehen, dass Jesus das tatsächlich gesagt hat. Weder die Formulierung in der ich-Form, noch die metaphorische Umschreibung mit dem Begriff „Licht“ für was-auch-immer legt die Vermutung nahe, dass dieser Ausspruch tatsächlich von Jesus persönlich stammt. Gegen die Annahme, es handle sich um ein historisches Zitat, sprechen hingegen noch viele weitere Indizien:

Angefangen von der völlig unklaren Quellenlage des Johannesevangeliums, (es stammt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von einem Johannes, sondern von unbekannten Autoren und wurde frühestens 100 Jahre n. u. Z. verfasst), über die Tatsache, dass „Johannes“ von allen Evangelisten generell die blühendste Phantasie und den am schwächsten ausgeprägten Sinn für Realität hatte bis hin zu dem Umstand, dass ausgerechnet dieses, obwohl es erst nach den ersten drei Evangelien verfasst wurde, die meisten vorgeblich authentischen Geschichten über Jesus enthält.

Die Geschichten, die die Grundlage für die ersten schriftlichen Aufzeichnungen bildeten, waren die ersten Jahre nach dem Tod des historischen Jesus (so er denn tatsächlich gelebt hat) nur mündlich von Wüstenbewohnern überliefert worden, die nicht des Schreibens mächtig waren und für die Krankheiten noch durch Dämonen verursachte Phänomene waren.

Es ist doch äußerst seltsam, dass die ersten drei schriftlichen Aufzeichnungen nichts von einem angeblichen „Ich bin das Licht“-Zitat wissen, das letzte dann aber plötzlich doch? Der eigentliche Grund für diesen Umstand ist naheliegend. Jesus war schon fast 100 Jahre tot, direkte Zeitzeugen dürften also kaum noch am Leben gewesen sein. Somit hatten die Autoren, die ihre Geschichten unter dem Pseudonym „Johannes“ veröffenlichten, praktisch freie Hand bei der Ausgestaltung und Ergänzung der Geschichten, die sie sich auf der Grundlage der drei schon vorhandenen Evangelien ausdachten:

  • Die gesamte kritische Bibelwissenschaft spricht seit über hundert Jahren im Anschluss an die schon 1820 erschienene scharfsinnige Schrift des Theologen Karl Theophil Bretschneider und die Arbeiten von D.F. Strauß und F.C. Baur dem Apostel Johannes das Vierte Evangelium an. (Quelle: Abermals krähte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte, Karlheinz Deschner, S. 54, siehe Buchtipps**)

Da gerade die Jesusfigur im Johannesevangelium nichts mit dem historisch vielleicht belegbaren Jesus von Nazaret zu tun hat, ist das, was in diesen Geschichten steht, in etwa so relevant wie die Schilderungen über den Bösen Wolf oder das Tapfere Schneiderlein in den jeweiligen Märchen. Lediglich auf allegorischer Ebene lässt sich einiges der Bibel entnehmen, wobei hier Licht die zentrale Rolle spielt.

Der historische Jesus hatte kein Interesse daran, Menschen glücklich zu machen. Er sah als jüdischer Endzeit-Wanderprediger seine Mission darin, die Menschheit vor der kurz bevorstehenden Ankunft seines Gottes zu warnen. Nebenbei war er noch als Geisterjäger und Exorzist tätig, ein damals nicht unübliches Berufsbild also.

Was Jesus viel wahrscheinlicher wollte, lesen wir bei Matthäus:

  • Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. (Lukas 12.51-53) 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. 36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. (Mt 10.34-36, Lutherbibel 1912)

Nichts von Licht, nichts von Wärme, die das Herz erfüllt, sondern das Gegenteil. Für einen jüdischen, streng monotheistischen Rabbi wie Jesus von Nazareth wäre die Aussage „Ich bin das Licht der Welt, wer an mich glaubt,…“ reinste Blasphemie gewesen. Der historische Jesus würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, dass er sogar noch 2000 Jahre nach seinem Tod noch von Menschen Gottgleich verehrt wird.

Nicht Jesus macht auf „einfache und doch so geniale Weise“ etwas deutlich, sondern unbekannte Autoren unter dem Pseudonym Johannes formulieren hier ihre Wunschvorstellung, die offenbar den Wunschvorstellungen heutiger Menschen mehr entspricht als die historisch viel wahrscheinlicheren, aber nicht so süßlichen Aussagen von Jesus, von denen zum Beispiel Matthäus berichtet.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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