Kommentar zu NACHGEDACHT (73): Warum Bäume vielleicht besser sind

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Kommentar zu NACHGEDACHT (73): Warum Bäume vielleicht besser sind, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 25.05.2014 von Osthessennews

[…] Kann man dann sagen, dass Bäume besser sind als wir Menschen? Dass sie sozialer handeln als wir? Vielleicht ist das so. Die Natur gibt es für sie vor.*

Wenn man sich fragt, ob Bäume „sozialer“ sind als Menschen, dann ist es hilfreich, erstmal die Bedeutungen des Wortes „sozial“ zu differenzieren. Im engeren Sinne steht „sozial“ für „gesellschaftlich“ und im weiteren Sinne auch für „hilfsbereit“ oder „barmherzig.“

Weitere Erhellung in die Überlegung bringt die Erkenntnis, dass Bäume wie alle anderen lebendigen Individuen auch „Lebewesen, die leben wollen, umgeben von Lebewesen, die auch leben wollen“ sind. Als lebendige Individuen verfolgen sie, wie alle anderen lebendigen Individuen auch, das „Prinzip Eigennutz:“ Sie streben danach, ihr „Wohl“ zu mehren und „Wehe“, also Schaden aller Art zu vermeiden.

Jede Handlung, und wenn sie noch so „selbstlos“ scheint, bringt auch dem, der so handelt, einen Nutzen, zum Beispiel mindestens das gute Gefühl, das damit verbunden ist. Das schmälert keinesfalls den Wert einer selbstlosen Handlung:  Die Differenzierung soll nur verdeutlichen, dass sich auch eine noch so altruistische, also selbstlose Handlung auf das „Prinzip Eigennutz“ zurückführen lässt und nicht etwa auf irgendeinen überirdischen Einfluss oder auf eine besondere, übernatürliche Fähigkeit, die nach der Auffassung Mancher ein Gott den Menschen angeblich exklusiv verliehen haben soll.

Tatsächlich gibt es Untersuchungen die nahelegen, dass Pflanzen über Fähigkeiten verfügen, die man ihnen nicht zutrauen würde und die tatsächlich an soziales Verhalten im Sinne von „hilfsbereit“ oder „barmherzig“ erinnern. Die Erforschung der Wege, wie Pflanzen zum Beispiel untereinander Informationen austauschen, „Wissen“ an die nächste Generation vererben oder eben auch den Lebensraum anderer Individuen „respektieren“, ist ein äußerst spannendes und faszinierendes Gebiet, das sicher noch viel Stoff für neue wissenschaftliche Erkenntnisse bereithält.

Allerdings wäre es ein Trugschluss, diesen Fähigkeiten eine anderen Grund als den Eigennutz zuordnen zu wollen. Nicht aus Barmherzigkeit oder weil sie „besser“ wären, sondern um zu überleben und um die Überlebenschancen ihrer Art (was an sich schon mehr als erstaunlich ist!) zu verbessern, verhalten sich bestimmte Pflanzen offenbar nicht egoistisch, sondern sie scheinen tatsächlich gleichberechtigte „Interessen“ anderer Individuen zu berücksichtigen.

Dieses Verhalten scheint sich für das „Wohl“ der Art positiv ausgewirkt zu haben, deswegen wurde es durch natürliche Selektion verstärkt und immer weiter verfeinert. Hätten diese „sozialen“ Fähigkeiten den so „handelnden“ Pflanzen keinen Vorteil gebracht, hätte die Selektion sie sicher wieder eliminiert – und das gilt für Menschen genauso wie für Bäume.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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