Kommentar zu NACHGEDACHT 115: Manchmal reicht es…

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Kommentar zu NACHGEDACHT 115. Manchmal reicht es…, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 22.3.2015 von osthessen-news.de

Manchmal reicht es, wenn wir zu einem Menschen sagen: „Ich bin für dich da und lasse dich nicht im Stich!“*

Ja, weil der Mensch nicht nur das grausamste, sondern auch das empathischste Tier ist, das es bisher je gegeben hat.

Manchmal reicht es, wenn wir zu einem Menschen sagen: „Du gehörst zu mir und niemand kann dir deswegen etwas anhaben!“*

Es mag sein, dass jemandem eine solche Aussage „reicht“, wahrer oder sinnvoller wird sie dadurch jedoch nicht. Niemand „gehört“ zu jemandem und eine „Angehörigkeit“ kann nicht garantieren, dass jemand jemandem nichts anhaben kann (es sei denn, wir sprechen von einem Sklavenverhältnis in Verbindung mit einem Gefängnis).

[…] In der Nachfolge Jesu Christi zu leben, fordert von uns Menschen, in die Begegnung zu gehen.*

Die Begegnung mit meiner Meinung haben Sie bis jetzt jedenfalls kategorisch abgelehnt. Oder halten Sie sich zum Thema Umgang mit Kritik eher an diese Bibelstellen (Quelle: Einheitsübersetzung):

  • „Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! Dass doch die Blutgierigen von mir wichen! “ – Psalm 139,19 LUT
  • „Denn es entspricht der Gerechtigkeit Gottes […] Dann übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium Jesu, unseres Herrn, nicht gehorchen.“ – 2. Thessalonicher 1,8 EU
  • „Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre.“ – Matthäus 13,42 EU
  • „Der Prophet oder Traumseher aber soll mit dem Tod bestraft werden. Er hat euch aufgewiegelt gegen den Herrn, euren Gott, der euch aus Ägypten geführt und dich aus dem Sklavenhaus freigekauft hat.“ – Deuteronomium 13,6 EU
  • „Diese frechen und anmaßenden Menschen […] sind wie unvernünftige Tiere, die von Natur dazu geboren sind, gefangen zu werden und umzukommen […] ein schmutziger Schandfleck sind sie […] unersättlich in der Sünde […] Kinder des Fluches …“ – 2. Petrus 2,12 EU
  • „Für die Reinen ist alles rein; für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein, sogar ihr Denken und ihr Gewissen sind unrein. Sie beteuern Gott zu kennen, durch ihr Tun aber verleugnen sie ihn; es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen.“ – Titus 1,15 EU
  • „Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, die dich nicht kennen, über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft.“ – Psalm 79,6 EU, Psalm 21,10 EU
  • „Ihre Altäre sollt ihr vielmehr niederreißen, ihre Steinmahle zerschlagen, ihre Kultpfähle umhauen.“ – Exodus 34,13 EU
  • „… reiß den Altar des Baal nieder, der deinem Vater gehört, und den Kultpfahl daneben hau um!“ – Richter 6,25 EU
  • „Sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen.“ – 1 Thessalonicher 2,16 EU
  • „So sollt ihr gegen sie vorgehen: Ihr sollt ihre Altäre niederreißen, ihre Steinmale zerschlagen, ihre Kultpfähle umhauen und ihre Götterbilder im Feuer verbrennen.“ – Deuteronomium 7,5 EU
  • „Wenn du einen Sektierer einmal und ein zweites Mal ermahnt hast, so meide ihn. Du weißt, ein solcher Mensch ist auf dem verkehrten Weg; er sündigt und spricht sich selbst das Urteil.“ – Titus 3,10 EU
  • „Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder Traumseher auftritt und dir ein Zeichen oder Wunder ankündigt, // wobei er sagt: Folgen wir anderen Göttern nach […] // Der Prophet oder Traumseher aber soll mit dem Tod bestraft werden. […] // Wenn er hingerichtet wird, sollst du als erster deine Hand gegen ihn erheben [erwürgen: Luther], dann erst das ganze Volk. // Du sollst ihn steinigen, und er soll sterben […] // dann sollst du die Bürger dieser Stadt mit scharfem Schwert erschlagen, du sollst an der Stadt […] die Vernichtungsweihe vollstrecken […] // als Ganzopfer für den Herrn, deinen Gott, im Feuer verbrennen. …“ – Deuteronomium 13,6 EU; Deuteronomium 13,10 LUT; Deuteronomium 13,16 EU; vgl. Exodus 22,19 EU
  • „Wer das Tier und sein Standbild anbetet und wer das Kennzeichen auf seiner Stirn oder seiner Hand annimmt, // der muss den Wein des Zornes trinken, der unverdünnt im Becher seines Zorns gemischt ist. Und er wird mit Feuer und Schwefel gequält vor den Augen der heiligen Engel und des Lammes.“ – Offenbarung 14,10 EU
  • „Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ – Markus 16,16 EU
  • „Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen.“ – Offenbarung 20,15 EU
  • „Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.“ – Johannes 15,6 EU

In der Nachfolge Jesu Christi zu leben, fordert von uns Menschen, Nähe zuzulassen und Grenzen zu überwinden.*

Was reichlich paradox klingt, wenn man bedenkt, dass doch gerade die Religion durch ihre Dualismen ganz bewusst Grenzen zwischen Menschen (die, die „dazugehören“ und die, die nicht „dazugehören“) schafft. Wer wirklich Grenzen überwinden will, sollte zunächst seine „Nachfolge Jesu Christi“ beenden und sich Gedanken über ein humanistisches Wertebild machen, das für alle Individuen unabhängig von Geschlecht, Glaube, Wohnort, Weltsicht und Gruppenzugehörigkeit gelten kann.

An jedem Tag, zu jeder Stunde kann göttliches Handeln passieren, wenn wir uns klar machen, dass es manchmal reicht, wenn wir kleine Dinge tun können, um Großes zu erreichen.*

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann an keinem Tag, zu keiner Stunde göttliches Handeln passieren, da es mit ebendieser Wahrscheinlichkeit keinen Gott gibt. Der willkürlich von der Autorin hergestellte Zusammenhang zwischen kleinen Dingen, mit denen man Großes erreichen kann und einem göttlichen Handeln ist wiederum einmal mehr beliebig und basiert auf der persönlichen Auslegung und Bewertung der Autorin. Genausogut kann ich behaupten, dass diese „kleinen Dinge“ ein untrüglicher Beweis für das Handeln des Fliegenden Spaghettimonsters sind.

Es handelt sich um eine rein hypothetische, arrogante Gedankenkonstruktion, die vermutlich auf einem Wunschbild basiert und leider immer wieder vorkommt: „Alles „Gute“ kommt von meinem Gott, alles „Böse“ vom sündigen Menschen, dem der Gott in seiner Unergründlichkeit die Freiheit dazu gegeben hat, sich für das „Böse“ zu entscheiden.“ – was unschwer als vollkommen beliebiger Humbug, als billiger Taschenspielertrick zu durchschauen ist.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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