Das Wort zum Wort zum Sonntag: Genug geredet?, gesprochen von Elisabeth Rabe-Winnen (ev.), veröffentlicht am 20.2.2016 von ARD
[…] Davon sind auch die Autoren der Bibel überzeugt: Ganz zu Beginn, im allerersten Anfang – da sprach Gott, und die Welt wurde. Und dann sah er alles an, was er gemacht hatte – und siehe, es war sehr gut.*
Die Tatsache, dass es bis heute keinen einzigen seriösen Beweis für die Existenz eines Gottes gibt, umgeht die Autorin geschickt durch die Formulierung, dass davon nur die Autoren der Bibel überzeugt seien. Wünschenswert wäre ein noch deutlicherer Hinweis darauf, dass der biblische Gott bis zum Beweis des Gegenteils eine rein von Menschen erdachte Fiktion ist und dass demzufolge alle darauf basierenden Geschichten bestenfalls so „wahr“ sein können wie beliebige andere, von Menschen erdachte Geschichten.
Abgesehen davon steht die Entstehung der Erde nicht am „allerersten Anfang.“ Das wussten die Bibelschreiber in der Bronzezeit natürlich noch nicht, für ihre erfundenen Geschichten stand ihnen nur der vergleichsweise minimale Wissensstand der damaligen Zeit zur Verfügung. Das erklärt die zahllosen Widersprüche und Logikverstöße, aus denen die Bibel besteht.
Wer heute noch ernsthaft die Vorstellung einer „Schöpfung“ durch einen übernatürlichen „Schöpfer“ vertritt, kann nicht erwarten, damit noch ernst genommen zu werden. Schließlich gibt es längst eine logisch schlüssige und wissenschaftlich bewiesene Erklärung der Entstehung des Lebens auf der Erde und brauchbare Theorien zur Entstehung des Universums, die sich an die Naturgesetze halten und die schon allein deshalb einer Schöpfungsidee vorzuziehen sind.
Der Mensch – himmlisch erschaffen.
Auch der Mensch wurde natürlich nicht „erschaffen“, er ist ein bemerkenswertes und irdisches (Zwischen-)ergebnis der Evolution. Die Wirkungsweise von Determinismus und Selektion ist so umfassend erforscht und bewiesen, dass sich eine Schöpfertheorie ohne einen entsprechenden seriösen Beleg redlicherweise nicht mehr als wahr behaupten lässt.
Und es kommt vor: Da blitzt das himmlische Wesen des Menschen auf. Und das Wort fällt aus seinem Mund, als wäre es das erste. Diese Kraft trägt der Mensch in sich. Und dann braucht er weder Ehrenworte noch Schwüre. Und jedes Wort ist wahr.
Was genau will uns die Autorin damit sagen? Man kann nur spekulieren. Ich vermag diesen Worten jedenfalls keinen erhellenden Sinn zu entnehmen. Allerdings schrillen bei mir die Alarmglocken, wenn irgendwo angeblich „jedes Wort wahr“ sein soll, besonders im Zusammenhang mit himmlischen Erschaffungsphantasien. Menschen sind keine himmlische, sondern irdische Wesen. Menschen tragen keine übernatürliche Kräfte in sich. Wer das behaupten möchte, müsste es beweisen können.
Worte können leider auch missbraucht werden, zum Beispiel, um Kinder mit religiösen Pseudowahrheiten zu indoktrinieren. Da wäre es wünschenswert, die Erwachsenen wären sich ihrer Verantwortung bewusst und würden sich wenigstens Kindern gegenüber an die reale Wirklichkeit halten, in der sich unser aller Leben abspielt. Dem wahren Gott wird es sicher gelingen, Menschen auch dann noch von sich zu überzeugen, wenn diese erwachsen sind und ein kritisches Denken ausgebildet haben..
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus der eingangs genannten und verlinkten Quelle.
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