Fragen zum Kreuzestod von Jesus

Lesezeit: ~ 2 Min.

Gedanken zu: Fragen zum Kreuzestod von Jesus, ursprüngliche Antwort verfasst von Sabine Löw, veröffentlicht auf fragen.evangelisch.de*

Frage: Hallo Frau Löw, welche Bedeutung hat der Kreuzestod von Jesus nach Meinung Ihrer Kirche? Warum war er erforderlich und was genau hat er bewirkt?

„Wie kein anderes Zeichen macht das Kreuz Jesu Christi deutlich, dass die Liebe Gottes den Weg der tiefsten Erniedrigung geht, damit wir leben können“*

– Ob wir leben können, steht zum Glück in keinerlei Zusammenhang mit angeblichen Erniedrigungsphantasien erfundener Götter. Was veranlasst Menschen, sich solche Geschichten auszudenken? Ist es nur ein Versuch, einer bedeutungslosen Geschichte irgendeine Bedeutung zu geben, oder haben diese Menschen vielleicht einen Nutzen davon, wenn andere Menschen glauben, dass ihr Leben von der Erniedrigung eines Gottes(sohnes) abhängt?

Wie ist es aus psychologischer Sicht zu beurteilen, wenn Menschen tatsächlich glauben, dass jemand gefoltert und getötet werden musste, damit sie leben können? Und zwar möglichst real und nicht nur irgendwie symbolisch: „…bei dessen Anblick wir die Schmerzensschreie des Gekreuzigten nicht mehr hören.“ Wie muss man drauf sein, so etwas öffentlich zu behaupten und auch noch für irgendwie bedeutsam zu empfinden?

„Christliche Theologie steht vor der Aufgabe, das Verständnis der Liebe Gottes im Kreuz immer wieder neu zu erklären und zu entfalten.“

Was die Daseinsberechtigung von Theologie (auch und gerade der christlichen) einmal mehr als äußerst fragwürdig erscheinen lässt. Wofür soll es gut sein, einen grausamen Foltertod eines Menschen vor knapp 2000 Jahren (den es so, wie in der Bibel beschrieben, nie gegeben hat) so umzuinterpretieren, dass dabei die angebliche Liebe eines angeblichen Gottes herauskommt?

Ich hoffe, wir sind uns darin einig: Eine Kreuzigung, egal ob als göttliches Menschenopfer, als selbstgewählte Sühneaktion oder als grausame Bestrafung kann niemals ein Ausdruck von „Liebe“ in dem Sinne, den dieses Wort hat, sein.

Daran werden auch alle bisherigen und künftigen theologischen „Untersuchungen“ und „Erkenntnisse“ nichts ändern. Bleibt nochmal die Frage, warum Menschen einen solchen Aufwand betreiben, um dieser Geschichte irgendeine Bedeutung, einen Sinn abgewinnen zu können, statt sie einfach mal dort ablegen, wo auch die bisherigen Göttersagen lagern – im Archiv für archaische Märchen und Mythen.

Die Gegenwart stellt höchste Anforderungen an die Weiterentwicklung einer modernen, humanen, aufgeklärten Ethik, die für das Zusammenleben der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert  taugt. Da gibt es sicher auch für (ehemalige) Theologen viele Betätigungsmöglichkeiten, sich hier einzubringen, anstatt weiter ihre Zeit mit der Deutung von Mythen aus dem Vormittelalter zu verbringen.

Gott lässt die Sünde der Menschen, all das Unrecht, das damit verbunden ist, nicht ungesühnt. Aber er sagt: ich nehme die Strafe selbst auf mich. So mündet seine Gerechtigkeit in unermessliche Liebe, die uns frei macht von Unrecht und Schuld.

Das heißt also konkret: Gott bestraft die Sünde der Menschen („lässt sie nicht ungesühnt“). Allerdings liebt er die Menschen so sehr, dass er stattdessen sich selber bestraft, indem er seinen Sohn als Menschenopfer am Kreuz zu Tode foltern lässt, um im Gegenzug alle Menschen „frei von Unrecht“ zu machen?

Wieso gibt es dann bis heute trotzdem noch Unrecht? Sind vielleicht noch weitere Menschenopfer nötig? Wie kann man die angebliche „unermessliche Liebe“ eindeutig ursächlich einem bestimmten Gott zuordnen?

Und die spanndenste Frage: Wie kann man solche Aussagen mit gutem Gewissen mit Begriffen wie „Gerechtigkeit und unermessliche Liebe“ in Zusammenhang bringen?

*Die evangelische Kirche bietet einen Online-Beantwortungsservice für religiöse Fragen. Dort finden sich allerlei Fragen, dazu Antworten aus evangelischer Sicht sowie ab und zu Kommentare von weiteren Lesern.

**Wir haben keinen materiellen Nutzen von eingebetteten oder verlinkten Inhalten oder von Buchtipps.

Deine Gedanken dazu?

Fragen, Lob, Kritik, Ergänzungen, Korrekturen: Trage mit deinen Gedanken zu diesem Artikel mit einem Kommentar bei!

Wenn dir der Artikel gefallen hat, freuen wir uns über eine kleine Spende in die Kaffeekasse.

Bitte beachte beim Kommentieren:

  • Vermeide bitte vulgäre Ausdrücke und persönliche Beleidigungen (auch wenns manchmal schwer fällt...).
  • Kennzeichne Zitate bitte als solche und gib die Quelle/n an.
  • Wir behalten uns vor, rechtlich bedenkliche oder anstößige Kommentare nicht zu veröffentlichen.

3 Gedanken zu „Fragen zum Kreuzestod von Jesus“

  1. Ich hoffe, wir sind uns darin einig: Eine Kreuzigung, egal ob als göttliches Menschenopfer, als selbstgewählte Sühneaktion oder als grausame Bestrafung kann niemals ein Ausdruck von “Liebe” in dem Sinne, den dieses Wort hat, sein.

    So? Warum denn nicht?
    Warum hassen Sie Gott?

    Antworten
    • Weil eine Kreuzigung das berechtigte Interesse des Gekreuzigten, nicht gekreuzigt zu werden verletzt und weil ein liebevolles Wesen, das zudem ja auch noch allmächtig sein soll, sicher eine weniger leidvolle Möglichkeit hätte, seine Liebe zu beweisen, wenn es existieren würde.

      Wie kommst du denn darauf, dass hier jemand Götter hasst? Wie soll man denn etwas hassen, das bis zum Beweis des Gegenteils gar nicht existiert? Wir kritisieren Menschen, die so tun, als gäbe es ihre jeweiligen Göttervorstellungen in echt. Kritik (oder in bestimmten Fällen auch Häme oder Verachtung z. B. von Menschen, die vorgeben, Dinge zu wissen, die sie nicht wissen können oder von Menschen, die gleichberechtigte Interessen Anderer unter Berufung auf ihre jeweilige Gotteseinbildung verletzen) ist etwas anderes als Hass.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar