Das Wort zum Wort zum Sonntag: Katholikentag in Leipzig

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Das Wort zum Wort zum Sonntag: Katholikentag in Leipzig, gesprochen von Lissy Eichert (kath.), veröffentlicht am 27.5.2016 von ARD/daserste.de

Großveranstaltungen wie Katholikentage sind nicht mein Ding.

Dito. Besonders Großveranstaltungen von religiösen Ideologien, die mit 4.5 Millionen Euro öffentlicher Gelder völlig unverhältnismäßig subventioniert werden.

„Ich glaub‘ nichts, mir fehlt nichts“ – sagen mir Menschen, die ganz ohne Gott glücklich sind. Mich irritiert das.

Verständlich – schließlich hängt ja auch Ihr Broterwerb davon ab, dass es noch Menschen gibt, die Ihnen noch abnehmen, dass ihr Glück von Ihrem Gott abhängt.

Die Frage nach einem höheren Sinn des Lebens stellt sich für viele gar nicht – nicht einmal, wenn’s ans Sterben geht.

Was hat denn Religion mit der Frage nach einem höheren Sinn des Lebens zu tun? Die Antworten, die Religionen auf Sinnfragen geben, haben längst ausgedient, weil längst klar ist, dass eine jenseitige Belohnung oder Bestrafung irrealer Unsinn ist. Deshalb hat sich’s auch mit dem Sinn des Lebens erledigt, wenn‘ s ans Sterben geht.

Der Sinn des Lebens aus christlicher Sicht ist ein gottgefälliges Leben und was Gott gefällt, lässt sich mit der Bibel beliebig definieren. Bei ihrer Überlegung zum Sinn des Lebens übergeht Frau Eichert, dass es natürlich auch viele Menschen gibt, die sich sehr wohl diese Frage stellen – und dabei erstaunlich einfache und schlüssige Antworten finden, die ohne religiöse Scheinwahrheiten auskommen. Die typisch christlich-dualisitische Sichtweise lässt sich auch hier erkennen: Entweder religiös oder sinnlos, dazwischen oder gar daneben gibt es nichts.

Und – zugegeben – einen religiösen Überbau braucht es auch nicht, um ein guter Mensch zu sein.

Nein, den braucht es auch dafür nicht nicht, genausowenig wie es eine Religion braucht, die sich anmaßt vorgeben zu können,  wann ein Mensch „gut“ ist.

  • „Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit oder ohne ihr würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, bedarf es der Religion.“ (Steven Weinberg)

Warum das so ist, würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen, lässt sich aber allein schon mit einem Blick in die Kriminalgeschichte des Christentums erschreckend umfassend belegen. Hier noch ein Tipp zum Weiterlesen und Selbernachdenken.

Die Existenz Gottes, also ob es Gott gibt oder nicht, hängt nicht von mir ab.

Doch, genau so ist es, und zwar bis zum Beweis des Gegenteils. Bis dahin existiert Ihr Gott ausschließlich in Ihrer Phantasie, genau wie Zeus, Apollo, das Tapfere Schneiderlein oder Schlupp vom Grünen Stern auch nur in der menschlichen Phantasie existieren. Und deshalb hängt die „Existenz“ Ihres Gottes sehr wohl sogar einzig und allein von Ihnen (genauer: von der Prägung Ihres Unterbewusstseins) ab.

Sollte es wider Erwarten und gegen jede Logik, Wahrscheinlichkeit und Vernunft tatsächlich irgendein allmächtiges, allwissendes, überirdisches Wesen geben, dann ist is bis heute noch niemals seriös nachweisbar direkt oder indirekt in Erscheinung getreten. Dem gegenüber steht ein Erkenntnisstand über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, der die Annahme von überirdischen Wesen, die schöpferisch und/oder lenkend auf der Erde tätig sind, schlicht überflüssig gemacht hat.

Es könnte durchaus sein, dass ich sie nur noch nicht wahrgenommen habe.

Welche Rolle spielt etwas, für dessen Existenz es nicht einen einzigen Beweis gibt, das noch niemals irgendwie seriös belegbar in Erscheinung getreten ist und über das es demzufolge ausschließlich Geschichten gibt, die sich Menschen ausgedacht haben? Etwas, für das es nicht mal eine allgemeinverbindliche Definition gibt und das deshalb völlig beliebig nach persönlichen Wünschen und Vorstellungen definiert werden kann? Etwas, das sich die Menschheit schon in tausenden Variationen ausgedacht hat?

Die Menschheit hat sehr leistungsstarke und erfolgreiche Methoden entwickelt um zu untersuchen und herauszufinden, ob etwas existiert oder nicht. Nach allem, was wir bis heute wissen, kommen in der realen Wirklichkeit außer in der Phantasie von Menschen keine Götter vor.

Und was ich nicht kenne, kann ich ja auch nicht vermissen.

Menschen sind durchaus in der Lage, sich etwas auszudenken und dieses dann zu vermissen, sogar dann, wenn sie wissen, dass das, was sie vermissen, in Wirklichkeit gar nicht existiert. Ohne diese Fähigkeit des Selbstbetruges gäbe es keinen Gottesglauben.

Natürlich kenne ich auch Momente, in denen ich an Gottes Gegenwart zweifele.

Wann zweifeln Sie denn nicht an Gottes Gegenwart? Und was macht Sie dann so sicher, dass es tatsächlich Gottes Gegenwart ist, die Sie wahrnehmen, und nicht nur zum Beispiel eine Folge des Zusammenspiels Ihres Dopamin- und Serotoninspiegels, verbunden mit einer durch Ihre religiösen Gedanken induzierten Euphorie? Oder Schilddrüsenunterfunktion?

Aber Gott glaubt an mich, daran halte ich mich fest. Er lässt mich nicht allein – aus Liebe.

Wie kommen Sie zu dieser Überzeugung? Was macht Sie so sicher? Wie sicher sind Sie sich überhaupt, was diese Vermutung angeht? Was lässt Sie glauben, dass es tatsächlich einen Gott gibt, der zudem an Sie glaubt (?) und der Sie nicht allein lässt und der dies offenbar aus Liebe zu Ihnen tut? Woher wissen Sie, dass es sich dabei nicht nur um eine kindlich-naive Wunschprojektion auf einen imaginären, gütigen Freund handelt, eine Sehnsucht nach einem, der es gut mit Ihnen meint? Sind Sie tatsächlich bereit, für eine solche Illusion Ihren Verstand, Ihre Vernunft, Ihre intellektuelle Redlichkeit und Ihr gutes Gewissen zu übergehen?

Wikipedia liefert auf Wunsch den Begriff, der „die Einstellung“ beschreibt, „nicht nur etwas nicht wahrnehmen zu können, sondern auch es nicht wahrnehmen zu wollen.“

Aus Liebe ist Gott selbst Mensch geworden.

"Sprengkraft des Glauben"
„Sprengkraft des Glauben“

Wieviel Liebe bei einer Menschwerdung durch die Befruchtung einer Jungfrau durch einen Geist im Spiel war, sei mal dahingestellt. Und was ist von der Liebe eines Gottes zu halten, der sich einen Menschen, zu dem er ein Vater-Sohn-Verhältnis hat, auf die denkbar grausamste Art und Weise als Menschenopfer zu seiner eigenen Befriedigung zu Tode foltern lässt, um so einigen Menschen seine Liebe zu beweisen?

Was bedeutet Ihnen die Liebe eines Gottes, der sich so verhält? Der für seine angebliche Liebe bedingungslose Unterwerfung und Selbstaufgabe fordert und der sein Heilsversprechen wenn überhaupt ausschließlich nach seinen eigenen, den Menschen unbekannten Maßstäben in einer erfundenen, jenseitigen Ewigkeit einlöst? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Haben Sie sonst wirklich niemand, von dem oder der Sie sich geliebt fühlen können?

Darin liegt für mich die Sprengkraft des Glauben: offen sein für die Liebesgeschichte Gottes mit uns.

Wie weltfremd muss man sein, um ausgerechnet das Wort „Sprengkraft“ zu verwenden, um damit irgendetwas Positives im Zusammenhang mit dem Thema „Glauben“ zum Ausdruck zu bringen? Gott hat nicht nur seine Schöpfung fast komplett ertränkt, weil er ihrer überdrüssig geworden war, er hat sich auch seinen eigenen Sohn zu seiner eigenen Befriedigung zu Tode foltern lassen – was genau daran verdient es, als Liebesgeschichte bezeichnet zu werden?

Offen für sein Werben um meine Aufmerksamkeit: „Lass dich doch mal ein auf mich, belaste mich mit deinen Sorgen und freu dich über meine Nähe!“

Kein Gott wirbt um Ihre Aufmerksamkeit. In Wirklichkeit spricht kein Gott zu Ihnen. Kein Gott bittet Sie darum, sich auf ihn einzulassen. Kein Gott bietet sich an, Ihnen Ihre Sorgen abzunehmen und kein Gott bietet Ihnen seine Nähe an.

Das alles haben Sie sich entweder selbst ausgedacht, oder Sie sind anderen Menschen auf den Leim gegangen, die Sie mit diesen Fiktionen an der Nase herumgeführt haben und die Sie damit in die Irre führen.

Die Gottesfrage wird in der Praxis beantwortet.

Bis zum Beweis der Existenz Gottes stellt sich keine weitere Gottesfrage – außer für Theologen, die ihr Brot damit verdienen, Fragen zu beantworten, die sich nicht stellen.

In der Praxis lässt sich entdecken: Mit Gott geht einfach mehr.

Gleiches behaupten Alkoholiker vom Alkohol und Junkies von ihren Drogen auch. Auch diese Menschen meinen, mit einer Illusion besser über die Runden zu kommen. Sobald ihnen bewusst wird, dass ihre mutmaßlichen „Problemlöser“ in Wirklichkeit keine Probleme lösen, sondern nur noch immer mehr Probleme verursachen, fällt die Enttäuschung umso drastischer aus.

Und heißt das denn im Umkehrschluss, dass ohne die Erweiterung der Wirklichkeit um imaginäre Freunde weniger „geht“? Dass Menschen ohne Gottesillusion andere Menschen benutzen und weniger achten als Christen, die an einen widerlichen, eifersüchtigen, inhumanen und sadistischen Wüstengott aus der Bronzezeit glauben und sich deshalb für bessere Menschen halten? Wie lächerlich arrogant.

[…] Wo Christen […] im Glauben die Kraft finden, „zu lieben, bis es weh tut“ – da werden sie respektiert.

Unweigerlich tauchen widerliche, verstörende Bilder von Katholiken auf, die sich oder andere lustvoll „lieben, bis es weh tut“ – das verdient bestenfalls Mitleid und vielleicht die Empfehlung einer psychologischen oder psychiatrischen Behandlung, aber wahrlich keinen Respekt. Eine solche Aussage lässt eine erschreckende Fehleinschätzung vermuten.

Kleine Anekdote am Rande vom 100. Kirchentag in Leipzig zum Thema „Lieben bis es weh tut“: Geliebt, bis es weh getan hat, haben auch zwei schwule Besucher des Katholikentages in Leipzig, die zur Bezahlung der Liebesdienste einem Leipziger Prostituierten im Anschluss an den Dreier in dessen Plattenbauwohnung ihre EC-Karte samt PIN mitgaben, damit er sich den Lohn von 75 Euro für seine Liebesdienste selbst am Automaten abheben solle. Der nutzte jedoch die Dämlichkeit seiner Kunden, rundete großzügig auf 450 Euro auf und hatte es dann plötzlich ziemlich eilig. (Quelle, Quelle)

Zum Katholikentag wurde vor dem Leipziger Hauptbahnhof eine Kanzel aufgebaut. Die Passanten sind eingeladen: „Geh hoch und sag was Nettes!“ Etwas, dass den Vorbeigehenden ein Lächeln auf‘s Gesicht zaubert, was sie beflügelt.

  • Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott. Und jetzt genieße dein Leben!
  • Und die Moral von der Geschicht: Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht!
  • Je größer der Dachschaden, desto freier der Blick zum Himmel!
  • 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selber zahlen!

Jede und jeder kann auf die Kanzel steigen und gute Botschaften in die Welt senden. Ja, das möchte ich, auch beim Wort zum Sonntag.

Dann tun Sie es doch auch, statt ungefragt religiöse Scheinwahrheiten, Illusionen und Fiktionen auf Staatskosten zu verkünden! Senden Sie Botschaften in die Welt, die Menschen wirklich nützen und die sich vorallem an der natürlichen, realen Wirklichkeit und nicht an Ihrer religiösen Scheinwahrheit orientieren. R’AMEN.

*Als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Beitrag.
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