Frühkindliche Indoktrination stoppen!

Lesezeit: ~ 5 Min.

Frühkindliche Indoktrination ist eine perfide und kritikwürdige Form des Missbrauchs kindlicher Kritiklosigkeit.

Stop fruehkindliche Indoktrination

Die wohl wirkungsvollste Methode, religiöse Wahngedanken an die jeweils nächste Generation zu übertragen, ist die frühkindliche Indoktrination. Das wissen auch die Vertreter der christlichen Kirchen. Über die Jahrhunderte haben sie es geschafft, vielfältige Techniken zu perfektionieren und fest zu etablieren. Religiös indoktrinierten und immunisierten Menschen fällt es meist überhaupt nicht auf, wie hinterhältig diese Methoden eigentlich sind.

So funktioniert kindliche Indoktrination

Gerade die Prägung, die Menschen in ihren ersten Lebensjahren erfahren, spielt für das ganze Leben eine besonders wichtige Rolle. In diesem ersten Lebensabschnitt haben Menschen noch nicht das Wissen erlangt und die Erfahrungen gemacht, die einen kritischen Standpunkt erst ermöglichen. Deshalb ist für Kleinkinder zunächst mal praktisch alles plausibel. Sie hinterfragen nicht, was sie erzählt oder vorgelebt bekommen, sondern eignen sich diese Inhalte ungeprüft an.

Einerseits ist dieses „Lernen durch Nachahmung“ für die menschliche Entwicklung unerlässlich. Denn anders wäre es gar nicht möglich, mitunter auch komplexe, aber eben bewährte Verhaltensweisen oder auch gesellschaftliche Spielregeln in so kurzer Zeit zu erlernen. Andererseits sind Kinder durch diese entwicklungsbedingt natürliche Kritiklosigkeit während der ersten Lebensjahre aber auch praktisch schutzlos allen Einflüssen ausgesetzt, die auf sie einwirken.

Mit zunehmendem Wissen, anhand gemachter Erfahrungen und durch eine Ausbildung von logischem Denken können Kinder ab einem bestimmten Alter in der Regel sehr schnell und sicher erkennen, ob ein Osterhase, ein Nikolaus oder eine Zahnfee tatsächlich existiert oder eher nicht. Diese Erkenntnis können sie dann meist auch problemlos gegen Tanten und Onkel durchsetzen, die vielleicht noch so tun, als seien Phantasiefiguren real.

Lernen, zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden

Meist gelingt es Kindern, nach und nach ein Weltbild zu entwickeln, das weitgehend der realen Wirklichkeit entspricht. Denn ein solches Weltbild eignet sich am besten, um sich in der Welt zurechtzufinden. Das bedeutet natürlich nicht, auf Phantasie, Gefühle oder auch Imagination zu verzichten, im Gegenteil. Nur ist es wünschenswert, dass Menschen ab einem gewissen Alter (meist nach der so genannten Fabulierphase) lernen, zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Wer also beabsichtigt, Menschen dazu zu bringen, bestimmte Inhalte sowie Denk- und Verhaltensweisen anzunehmen, der wäre töricht, nicht die Phase der Kritiklosigkeit in den ersten Lebensjahre zu seinem Vorteil auszunutzen. Vor diesem Hintergrund erscheinen Säuglingstaufe, religiöse Kinderbetreuung, Kinder-Wallfahrten (!), Religionsunterricht, Erstkommunion und Firmung in einem ganz anderen Licht.  Auch die unzähligen Darstellungen von engelsähnlichen Kleinkindern in fast allen Kirchen könnten ein Hinweis darauf sein, dass der Kirche die besondere Bedeutung und Wirksamkeit frühkindlicher Indoktrination sehr bewusst ist.

Schädliche Inhalte…

Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass Religionen auf kindgerechtem Level doch gar nicht so schlimm seien. Doch selbst wenn sich die Kirche heute bemüht, ihre Inhalte kindgerecht zu verpacken, ändert das nichts daran, dass die Inhalte, um die es geht, äußerst frag- und kritikwürdig sind.

Kindern gegenüber wird heute meist alles offensichtlich Unangenehme und Verstörende wie Kreuzigung, Erbsünde oder Höllenqual weggelassen. Es bleibt oft nur noch ein angeblich „lieber Gott“ übrig. Ein überirdisches, unsichtbares Wesen,  das alles erschaffen hat und das alles weiß. Ein obskurer „Vater im Himmel“, mit dem man sprechen, den man um etwas bitten und von dem man sich irgendwas erwarten kann. Der ein bestimmtes Verhalten von uns fordert und dem man für alles Mögliche danken muss.

So absurd diese Vorstellung auch erscheinen mag: Dieses Gottesbild vermitteln die christlichen Kirchen. Nicht etwa in Form einer Legende oder eines Mythos, sondern so, als handle es sich dabei um echte, reale Wirklichkeit. Wer sich auf imaginäre Wesen verlässt, kann früher oder später nur enttäuscht werden. Bis heute konnte noch kein einziger belastbarer Beweis für den Zusammenhang zwischen dem, was passiert und einem wie auch immer gearteten göttlichen Wirken erbracht werden.

Egal, wie progressiv, human und ethisch akzeptabel religiöse Inhalte herausgepickt und kindgerecht umgedeutet sein mögen: Das Christentum ist und bleibt eine monotheistische Religion. An deren oberster Stelle steht ein provinzialer Wüstengott aus der Bronzezeit. Und nicht, wie zum Beispiel in unserem Grundgesetz oder in den Menschenrechten, der Mensch, dessen Freiheit und Würde.

…und schädliche Verhaltensweisen

Mindestens genauso schädlich und negativ wie die irrealen, absurden religiösen Inhalte sind die Denk- und Verhaltensweisen, die die Kirche propagiert. Um zum Beispiel an einen Gott glauben zu können, setzt es einen Denkverzicht voraus. Außerhalb des religiösen Kontextes werden selbst gläubige Menschen meist schnell stutzig, wenn jemand von ihnen verlangt, über irgendetwas nicht nachzudenken und stattdessen daran zu glauben. Das akzeptieren sie nur im Bezug auf Religion.

Tatsächlich brauchbare, verwertbare Erkenntnisse gewinnt man durch klares Denken und nicht durch Glauben. Solange es um etwas Irreales wie religiöse Inhalte geht, spielt das noch keine große Rolle – richtig problematisch wird es, wenn Menschen dieses Verhalten (Glauben statt Denken) auch außerhalb ihrer religiösen Scheinwirklichkeit anwenden. Was nur allzu oft zu beobachten ist.

Wer Menschen dazu bringt, Dinge sogar wider besseres Wissen und Gewissen zu glauben, der macht sie damit besonders anfällig dafür, Ideologien unkritisch und ohne Hinterfragung anzunehmen. Je unkritischer, desto „stärker im Glauben“, desto tugendhafter. Und desto anfälliger für alle möglichen Ideen, Werte und Gedanken. Selbständiges, selbstverantwortliches Denken und Handeln sind nicht die Disziplinen, die das Christentum von ihren Anhängern verlangt, im Gegenteil. Die christliche Kirche bezeichnet ihre Untertanen nicht zufällig als „Schafe“ und ihre Diener  als „Hirten“ und „Oberhirten“.

Indoktrination – auch von Denkfehlern

An dieser Stelle könnte man noch viele weitere Denkfehler aufzählen, die typischerweise immer wieder in religiösen Denkweisen auftauchen. Ein weiteres Beispiel wäre etwa der confirmation bias. Dieser Denkfehler liegt zum Beispiel immer dann vor, wenn in einem Geschehen das Wirken eines Gottes „erkannt“ wird. Viele religiös Gläubige neigen dazu, in allem, was passiert, eine Bestätigung (confirmation) für ihre (imaginäre) Gottesvorstellung zu sehen.

Sogar schlimmstes Leid und Elend wird da zu einer besonderen Form der Liebe ihres „unergründlichen“ Gottes umdefiniert. Es liegt auf der Hand, dass solche religiös verursachten Denkfehler auch das restliche Denken beeinträchtigen können. Davon profitiert später nicht nur die Kirche. Esoteriker, Astrologen, pseudowissenschaftliche Möchtegerns aller Art verdienen ihr Geld mit Menschen, die sich leicht beeinflussen lassen. Die dazu erzogen wurden, Dinge zu glauben, statt sie zu hinterfragen. Und die bereit sind, für eine hoffnungsvolle Illusion die Realität zu ignorieren.

Kinder schützen!

Die gesetzliche Sicherung der Religionsfreiheit beinhaltet auch die Freiheit von Religion. Wohl niemand würde es gutheißen, wenn zum Beispiel politische Parteien oder Konzerne in Kindergärten oder in der Grundschule ihr Parteiprogramm oder ihr Produktsortiment kindgerecht aufbereitet vermitteln würden.

In Deutschland dürfen Kirchen genau das tun. Frühkindliche religiöse Indoktrination wird nicht nur geduldet, sondern staatlich sogar umfangreich subventioniert und privilegiert. Was die Kirche alles unternimmt, dass ihre Message möglichst umfangreich und auch wirklich in ihrem Sinne in den Köpfen der Kinder ankommt, füllt ganze Bücher. Vieles davon ist aus ethischer und auch aus rechtlicher Sicht mehr als fragwürdig.

Selbst religiöse Eltern sollten sich ihrer großen Verantwortung bewusst sein. Sie sollten im Interesse ihrer Kinder darauf verzichten, diese mit religiösen Scheinwahrheiten zu konfrontieren. Sie sollten nicht Denkverzicht, sondern klares, logisches Denken fördern. Und sie sollten ihren Kindern die Werte vermitteln, die in unserer Gesellschaft den obersten Stellenwert haben – die Würde des Menschen. Und nicht ein erfundener, eifersüchtiger Rachegott aus der Bronzezeit.

Wäre die christliche Lehre wahr und gut, müsste sich die Kirche sicher nicht solch perfider Methoden wie der frühkindlichen Indoktrination bedienen. Milliardenschwere Subvention allein reicht offenbar nicht aus, um die Kirche künstlich am Leben zu erhalten.

Wohlgemerkt:

Selbstverständlich ist es jedem selbst überlassen, was und wie er denkt – die Gedanken sind frei! Nicht mal Götter kennen sie. Dinge wie klares Denken, Logik, Vernunft, Neugier oder  intellektuelle Redlichkeit sind zwar sicher sinvoll und hilfreich zur Bewältigung des Alltags und für ein glückliches, erfülltes Leben. Natürlich sind sie aber weder Pflicht noch Vorschrift.

Gegenstand der Kritik ist das hinterlistige Vorgehen einer Institution, ihre fragwürdige und alles andere als harmlose Ideologie in Kinderköpfe zu bekommen. Wer sich als Erwachsener dazu entschließt, an Geister, Götter oder Gespenster zu glauben, der möge das natürlich gerne tun.

Was im Einzelnen an der aktuellen Situation geändert werden muss, wird Inhalt eines weiteren Artikels sein.

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