Kommentar zu NACHGEDACHT 182: Das täglich Brot

Lesezeit: ~ 5 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT 182 – Das täglich Brot, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 03.07.16 von Osthessennews

Essen und trinken – Was fällt ihnen dazu ein?

Wen meinen Sie mit ihnen? Ist die Unterscheidung zwischen der dritten Person Mehrzahl und der Höflichkeitsform (!) eines persönlichen Fürwortes wirklich so kompliziert? Zu Ihrer Entschuldigung muss ich einräumen, dass ich diesem Phänomen ausgerechnet in religiösen Verkündigungen schon so auffallend oft begegnet bin, dass ich inzwischen fast schon den Verdacht habe, es handle sich dabei um Absicht…

Genügsame Resl

Und leider gibt es Menschen, die gar nicht mehr essen wollen. Weil sie sich fürchten, dick zu werden.

Therese Neumann
Resl von Konnersreuth***

Oder weil sie behaupteten, dass eine in Menschenfleisch verwandelte Oblate als Nahrung ausreichen würde (Hervorhebung von mir):

  • Und versucht man diese Tragödie einmal aus der Sicht der betroffenen Menschen zu verstehen, dann könnte man auch folgende Frage stellen: „Was hilft einem ausgehungerten Menschen mehr: Eine kräftige Scheibe Brot oder eine dünne Backoblate, die aus kirchlicher Sicht der verwandelte ‚Leib Christi‘ sein soll?“ Könnte der an Hungersnot leidende Mensch in der großen Not entscheiden, dann würde er immer (!) die Scheibe Brot nehmen.Nur Extrem-Katholiken wie Therese Neumann aus Konnersreuth (1898-1962), die vielleicht noch selig gesprochen wird, würden vielleicht vordergründig anders antworten.Therese Neumann soll sich nämlich jahrelang nur von der Hostie ernährt haben ohne etwas Vernünftiges zu essen, doch eine Zeugin hat dies zwischenzeitlich als Betrug entlarvt. Die „Resl“ hatte in einer Kammer Essen versteckt und heimlich ganz normal gegessen und so die für ihren Körper lebenswichtigen Nährstoffe in sich aufgenommen, die in einer Hostie eben nicht zu finden sind.(Quelle: theologe.de)

[…] Nach Nährstoffen wird nicht geschaut und die Folgeerkrankungen werden nicht mitbedacht.

Eine Negativ-Pauschalisierung, die trotz aller Lebensmittelskandale nicht der heutigen Faktenlage entspricht. Noch nie haben so viele Menschen so sehr auf Nährstoffe und gesunde Nahrung geachtet wie heute, noch nie gab es ein so großes Angebot an gesunden Lebensmitteln.

Eine wichtige Voraussetzung dafür war die wissenschaftliche Erforschung der Zusammenhänge zwischen Nahrung und Gesundheit. Die Grundlagen dieses Wissens verdanken wir Menschen, die die christliche Kirche dafür in unzähligen Fällen mit dem Tod bestrafte.

Aufgeklärte Beziehung zur Nahrung

Es ist eine traurige Sache, dass eine gesunde und aufgeklärte Beziehung zur Nahrung immer mehr verloren geht.

Ausgerechnet für eine Vertreterin einer religiösen Ideologie, in der man daran glaubt, dass Brot und Wein in das Menschenfleisch und -Blut eines vor rund 2000 Jahren gestorbenen Wüstenbewohners materiell umgewandelt werden kann, ist es geradezu lachhaft, eine angeblich fehlende „gesunde und aufgeklärte (!) Beziehung zur Nahrung“ zu beklagen:

  • „Wer leugnet, daß im Sakrament der heiligsten Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und mit der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus und folglich der ganze Christus enthalten ist, und behauptet, er sei in ihm nur wie im Zeichen, im Bild oder in der Wirksamkeit, der sei ausgeschlossen.“ (Konzil zu Trient, 1551)

Da wäre erstmal eine gesunde und aufgeklärte Beziehung zur Realität wünschenswert…

Brot der Welt?

Und weiß man überhaupt noch in diesem Kontext die Wichtigkeit von Jesu Aussage zu schätzen? Er sagt: „Ich bin das Brot der Welt.“

Nein, weil man sich bewusst geworden ist, dass einer, der sich selbst als das „Brot der Welt“ bezeichnet, in Anbetracht der realen Situation entweder ein Vollversager oder ein Sadist ist.

BrotWer bei „Brot der Welt“ an lecker Vollkorn- oder nassgelaibtes Bauernbrot denkt, der liegt übrigens falsch (Hervorhebung von mir):

  • Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
  • Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
  • Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.
  • Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
  • Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
  • Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
    (Quelle: Johannes 6,53-58 EU)

Einmal mehr schätze ich mich überglücklich, diesen kannibalistischen Unsinn nicht mit meinem Verstand, meinem Gewissen und meiner intellektuellen Redlichkeit in Einklang bringen zu müssen.

Brot in christlichen und anderen Götzenkulten

Abgesehen davon könnte man auch inzwischen draufgekommen sein, dass die biblischen Brotgeschichten nichts weiter als Plagiate viel älterer Kulte wie dem Baalskult und anderer antiker Götzenkulte sind:

  • Die kirchlichen Traditionen haben dabei sehr viele antike Vorläufer. In den antiken Kulturen von Ugarit und Mari wurde zum Beispiel ein Kult praktiziert, der heute bezeichnet wird als Kult von „Sparagmos“ (= In Stücke Reißen eines Opfers) und „Omophagie“ (= Verzehr von dessen rohem Fleisch). Mit diesem Sparagmos-Omophagie-Kult wurden Baal und seine Jungfrau Anat geehrt. Dieser Kult „spiegelt archaische Verhältnisse einer Jägergesellschaft wider, die durch Sparagmos und Omophagie eine rituelle Vereinigung mit dem Göttlichen anstrebte“ (Manfried Dietrich und Oswald Loretz, Rituale in ugaritischer Sprache, zit. nach Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Gütersloh 1982-2005, S. E211). (Quelle und sehr ausführliche weitere Infos zum Thema: theologe.de)

Und nochmal abgesehen davon sagt Jesus gar nichts. Was ein historisch möglicherweise belegbarer Jesus von Nazaret vielleicht tatsächlich gesagt oder nicht gesagt hat, ist nicht überliefert. Was die biblische Phantasiegestalt Jesus Christus angeblich gesagt hat, haben ihm Menschen unter Verwendung von damals schon uralten Legenden und Mythen in den Mund gelegt oder sich selbst ausgedacht.

[…] Verstehen wir die Bildlichkeit, die dahinter steckt, wenn Brot für uns im Überfluss vorhanden ist?

Ja, nämlich dann, wenn uns bewusst wird, dass die Länder, in denen Religionen noch am meisten Macht ausüben können, gleichzeitig auch (bis auf ganz wenige Ausnahmen wie die USA) die ärmsten Länder sind:

Religion und Wohlstand
Zusammenhang Religiösität und Wohlstand****

Meinten Sie diese „Bildlichkeit“? Oder welche sonst?

Die Rolle, die Lebensmittel dort spielen, ist oft eine andere als bei uns.

Sie sind doch auch ein Teil von „uns“ – lassen Sie doch einfach Lebensmittel die Rolle spielen, die Sie für richtig halten!?

Brot und die guten Manieren

Das Brot wird einander gereicht, es wird einfach abgerissen und mit den Händen gegessen. Das ist bei uns oft verpönt, weil es unmanierlich ist.

Wie oben schon beschrieben, geht das bewusste Zerreißen und Verspeisen von Essen auf heidnische Kulte wie etwa den Dionysos-Kult zurück, wobei damals vermutlich noch lebende Tiere und Menschen zerrissen und verspeist wurden (was ja wiederum zum angeblich in Menschenfleisch verwandelten Brot im christlichen Götzenkult passt).

Interessant wäre zu erfahren, in welchen Gegenden um Fulda das Abreißen und „mit den Händen Essen“ von Brot heute noch als unmanierlich gilt und warum?

Keine Speiseopfer von Menschen mit Krätze, Flechte, Hodenquetschung

Jesus hat mit seinen Jüngern oft das Brot geteilt und es wurde zu einem wichtigen Teil des Christentums.

Das Speiseopfer war schon lange vor Jesus ein „wichtiges Teil“ in allen möglichen Kulten und Religionen. Christen, die ihrem Provinzgott ein Speiseopfer darbringen möchten, sollten allerdings unebdingt die biblischen Vorgaben beachten:

  • Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron: Keiner deiner Nachkommen, auch in den kommenden Generationen, der ein Gebrechen hat, darf herantreten, um die Speise seines Gottes darzubringen. Denn keiner mit einem Gebrechen darf herantreten: kein Blinder oder Lahmer, kein im Gesicht oder am Körper Entstellter, kein Mann, der einen gebrochenen Fuß oder eine gebrochene Hand hat, keiner mit Buckel, Muskelschwund, Augenstar, Krätze, Flechte oder Hodenquetschung. (Quelle: 3. Mose 21,16-20 EU)

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie ein gutes Buch oder fragen Sie einen Atheisten…

Weil zum Thema „Christ und Brot“ schon viel geschrieben wurde, verweise ich abschließend auf folgende Quellen:

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
**Wir haben keinen materiellen Nutzen von verlinkten oder eingebetteten Inhalten oder von Buchtipps.
***Bundesarchiv, Bild 102-00241 / Ferdinand Neumann – Bild urheberrechtlich geschützt / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
****By Peteruetz (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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