wählerisch-sein: Art. 14 (2)

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Auf der Webseite wählerisch-sein.de betreibt das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsens laut eigener Darstellung eine „Guerilla-Kampagne für mehr Wahlbeteiligung & Demokratie.“ 

Der Versuch, einigen Artikeln aus dem Grundgesetz irgendwie passend erscheinende Bibelzitate zuzuordnen legt allerdings eher die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Versuch handelt, die Wahl dazu zu nutzen, die „Heilige Schrift“ noch als irgendwie relevant für die heutige Zeit darzustellen.

Art. 14 (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Wenn du den Zehnten deines ganzen Ertrages zusammengebracht hast im dritten Jahr, das ist das Zehnten-Jahr, so sollst du ihn dem Leviten, dem Fremdling, der Waise und der Witwe geben, dass sie in deiner Stadt essen und satt werden. (Deut 26,12)

Jesus hatte offenbar andere Ansichten zum Thema Eigentum. Denn die unbekannten Bibelautoren ließen ihn klar stellen, dass man erst gar kein irdisches Eigentum haben solle:

  • Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. (Mt 6,19-20)

Diese „Schätze im Himmel“ kommen freilich der Allgemeinheit nicht zugute. Sondern nur dem, der sie „anhäuft.“

Und in diesem Zusammenhang müssen sich gerade die christlichen Kirchen fragen lassen, inwieweit sie denn den Verpflichtungen ihrer Eigentümer nachkommen.

Denn aus klerikaler Sicht scheint es doch ganz sinnvoll zu sein, nicht nur himmlische, sondern sehr irdische Schätze aller Art anzuhäufen. Allein das Vermögen der katholischen Kirche Deutschland wurde 2013 auf 200 Milliarden Euro geschätzt und liegt damit in Bereichen wie etwa Microsoft (Quelle).

Dass Geben seliger denn Nehmen sei wird zwar gerne gepredigt, für die Prediger scheint dies aber nicht zu gelten. Die Faktenlage legt diese Vermutung jedenfalls nahe. Der Liedermacher Robert Long brachte es in seinem Lied „Jesus führt“ wie folgt auf den Punkt:

  • Herrscht Hungersnot in einem Land,
    dann hebt in Rom ein Mann die Hand
    und murmelt einen alten frommen Segen –
    Den seinen hat’s der Herr im Schlaf gegeben.
    Denn lohnend häuft sich die Moral
    zu einem Aktienkapital.
    Und mit so einem Heiligenschein
    ist es nicht peinlich, reich zu sein.
    (Quelle)

Quellen

  • Quelle der Auszüge aus dem Grundgesetz: © Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Stand: 23.12.2014
  • Quelle der als Zitat gekennzeichneten Bibelstellen: © Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung revidiert 2017
  • Quelle der kursiv gekennzeichneten, eingerückten Bibelzitate: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.

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