wählerisch-sein: Art. 3 (2)

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Auf der Webseite wählerisch-sein.de betreibt das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsens laut eigener Darstellung eine „Guerilla-Kampagne für mehr Wahlbeteiligung & Demokratie.“ 

Der Versuch, einigen Artikeln aus dem Grundgesetz irgendwie passend erscheinende Bibelzitate zuzuordnen legt allerdings eher die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Versuch handelt, die Wahl dazu zu nutzen, die „Heilige Schrift“ noch als irgendwie relevant für die heutige Zeit darzustellen.

Art. 3 (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. (Gal 3,28)

Wie kann nur jemand ernsthaft auf die Idee kommen, dieses Bibelzitat mit diesem Grundgesetz in Verbindung zu bringen? Nur weil hier ausnahmsweise auch mal sogar der Frau das „Recht“ zugestanden wird, „einer“ in Christus Jesus zu sein?

Nochmal: Das religiöse Bekenntnis ist nicht das Kriterium für die Gleichbehandlung von Mann und Frau. Es hat damit schlicht nichts zu tun.

Abgesehen davon spielt die Frau in der Bibel (trotz verzweifelter Versuche von weiblichen Gläubigen, das irgendwie anders zurechtzubiegen) wenn überhaupt eine untergeordnete Rolle.

Eine Gleichberechtigung von Mann und Frau wird man freilich vergeblich suchen, in den Gesellschaftsordnungen der Menschen, die zwischen der Bronzezeit und dem ausgehenden Mittelalter (und nicht gerade in Stämmen mit Matriarchiat) lebten.

Und so wundert es kaum, dass die Bibel voll von Stellen ist, die sich auch bei allergrößter Anstrengungen heute nicht mehr als nicht frauenfeindlich interpretieren lassen:

  • So ist die Ehefrau durch das Gesetz an ihren Mann gebunden, solange er am Leben ist; wenn ihr Mann aber stirbt, ist sie frei von dem Gesetz, das die Frau an den Mann bindet. (Röm 7,2)
  • […] «Es ist gut für den Mann(,) keine Frau zu berühren». Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben. (1.Kor 7,1-2)
  • Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Leib, sondern die Frau. (1. Kor 7,4)
  • Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen. (Eph 5,22-24)
  • Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen. (1. Mo 1, 16)

Frauen zählten seinerzeit zum Besitz des Mannes wie Vieh und Hausrat. Kein Wunder, dass sich in der Bibel keine Stelle findet, in der die Gleichberechtigung von Mann und Frau gefordert wird – diese Idee gab es damals einfach noch nicht.

Viele Ratschläge zur Erniedrigung und Unterdrückung von Frauen gab auch der Reformator und leidenschaftliche Frauenhasser Dr. Martin Luther. Einige davon sind hier zu finden.

Quellen

  • Quelle der Auszüge aus dem Grundgesetz: © Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Stand: 23.12.2014
  • Quelle der als Zitat gekennzeichneten Bibelstellen: © Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung revidiert 2017
  • Quelle der kursiv gekennzeichneten, eingerückten Bibelzitate: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.

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