Gedanken zu: Profis bei der Arbeit (77) Heilpraktiker Hans T.: „Wichtig ist es, den Menschen als Ganzes zu sehen“

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Gedanken zu: Profis bei der Arbeit (77) Heilpraktiker Hans T.*: „Wichtig ist es, den Menschen als Ganzes zu sehen“, Originalbeitrag verfasst von Leyla Rommel, veröffentlicht am 11.01.18 von Osthessennews

Während sich die meisten Beiträge auf AWQ.DE mit den Blüten und Abgründen religiöser Esoterik befassen, gibt es freilich auch noch andere Bereiche, in denen das Für-wahr-Halten von irrationalen, nicht beweisbaren Behauptungen vorausgesetzt wird. Diesmal gehts um Pseudomedizin.

Vorab: Das Thema ist komplex und lässt sich freilich nicht in einem Blogbeitrag abschließend behandeln. Mir geht es nicht darum, Naturheilkunde als generell unbrauchbare Scharlatanerie darzustellen. Vielmehr hinterfrage ich einige Aussagen aus dem Originalbeitrag kritisch und möchte ein bisschen zur Aufklärung beitragen:

Heilpraktiker: Berufsbezeichnung staatlich geschützt, Ausbildung nicht erforderlich

[…] Die Ausbildung [zum Heilpraktiker, Anm. d. Red.] dauerte für Trumpf aufgrund seines Vorwissens als Krankenpfleger nur ein Jahr. „Der Beruf des Heilpraktikers ist eine staatlich anerkannte und geschützte Berufsbezeichnung“, so T.**

Ohne Näheres über die Ausbildung von Herrn T. zu wissen: Um als Heilpraktiker sein Geld zu verdienen, ist gar keine Ausbildung erforderlich. Keine ein- und auch keine mehrjährige. Das kann man auch viel einfacher haben:

  • Jeder kann Heilpraktiker werden – ob mit oder ohne Ausbildung, ist egal. Hauptsache, er besteht die Prüfung, die aus 60 Multiple-Choice-Fragen besteht.. (Quelle: 3sat.de, Stand: 19.4.17)
  • Vom Arzt oder Psychotherapeuten unterscheidet ihn [den Beruf Heilpraktiker, Anm. d. Red.], dass für ihn keine Ausbildung vorgeschrieben ist. (Quelle: Wikipedia)
  • Der Nachweis einer absolvierten Ausbildung ist keine Erlaubnisvoraussetzung. Die insoweit freiwillige Ausbildung an privaten Schulen dauert etwa ein bis drei Jahre. Die Qualität der Ausbildung unterliegt keiner staatlichen Aufsicht. (Quelle: Wikipedia)

Wer mindestens 25 Jahre alt ist und einen Hauptschulabschluss hat, kann nach bestandener Prüfung, bei der es hauptsächlich darum geht, was er alles nicht darf, eine Heilpraktiker-Praxis eröffnen.  Kein Wunder, dass Vertreter der akademisch-wissenschaftlichen Medizin arge Probleme mit dieser Sparte haben.

Deutscher Ärztetag fordert: Patienten vor Gefahren durch Heilpraktiker schützen

Die staatliche Anerkennung und der staatliche Schutz von Heilpraktikern stehen mindestens genauso in der Kritik wie etwa die Krankenkassenförderung von Homöopathika:

  • Heilpraktiker sind außerhalb geltender Standards und anerkannter Wirksamkeitsmechanismen tätig, stellte der Deutsche Ärztetag am Donnerstag fest. Die Delegierten fordern Gesetzesänderungen, um Patienten vor Gefahren durch Heilpraktiker zu schützen. Insbesondere alle invasiven Therapien sollte dem Berufsstand verboten werden, fordern die Ärzte – wie auch die Behandlung von Krebserkrankungen. (Quelle: Deutsche Apothekerzeitung DAZ.de)

Heute ist ein wichtiger Teil seiner [Herrn T.s, Anm. d. Red.] Behandlung die Bioresonanztherapie. „Hierbei handelt es sich um ein bioenergetisches Testverfahren. Durch Schwingungstherapie, eine Weiterentwicklung der Elektroakkupunktur nach Dr. Voll, werden die Funktionen des Körpers getestet, um festzustellen, wo ein Ungleichgewicht liegt“, sagt Herr T. Auch zum Testen von Allergien könne die Methode der Bioresonanz genutzt werden.

Untersuchung und Behandlung mit freundlicher Unterstützung von Scientology

Na, das klingt ja erstmal richtig spannend: Bioenergetisches Testverfahren, Schwingungstherapie, Ungleichgewicht, Bioresonanz…

Doch was steckt tatsächlich hinter der so genannten Bioresonanztherapie?

  • Der Arzt und Mitbegründer der Frankfurter Sektion von Scientology, Franz Morell, und sein Schwiegersohn, der Elektro-Ingenieur Erich Rasche, haben 1977 das Bioresonanzgerät entwickelt, das angeblich zugleich diagnostizieren und therapieren kann. Pate gestanden hat das E-Meter der Scientologen, und auch für den Geräteverkauf sind zum Teil hochrangige Scientologen verantwortlich. (Quelle: Beitrag von Dr. Krista Federspiel auf gwup.de)

Weiter heißt es in dem Beitrag der gwup zur Frage nach der Funktionsweise:

  • Der Gedanke, dass jedes Element eine spezielle Schwingung habe, ist mystisch, die Theorie nimmt Anleihen an esoterischen und altchinesischen Vorstellungen. Die vermuteten geopathischen Strahlen, die durch das Gerät gebannt werden sollen, sind eine Erfindung des Mittelalters und bis heute unbewiesen.

„Bioresonanztherapie muss als Irreführung der Kunden gelten“

Bis hierher wäre das Ganze ja noch als relativ harmloser Budenzauber anzusehen. Jedoch:

  • Die Erklärung der Wirkung ist spekulativ. Es fehlt eine Dokumentation der Anbieter. Kontrollierte Studien haben ergeben, dass das Gerät zur Diagnostik allergischer Erkrankungen ungeeignet ist – es erreicht eine Trefferquote wie ein Würfelspiel -, und dass es auch keinen Effekt hat, der größer als ein Placebo ist (Warnke et al. 1993; Kofler et al. 1996; Schöni et al. 1997). Die Wissenschaftler stufen Bioresonanz als Suggestivverfahren und „ideales Placebo“ ein. Die Anwendung mag harmlos sein, aber Kranke, die sich auf seine Wirkung verlassen, können eine notwendige Behandlung versäumen. Gefährlich ist die Behauptung, eine Behandlung mit Bioresonanz könne Medikamente einsparen helfen: Es sind zwei Todesfälle dokumentiert, weil Heiler bei insulinpflichtigen Kindern mit Diabetes I das Insulin abgesetzt hatten: Eine Heilpraktikerin wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Das Urteil ist seit 1995 rechtskräftig.
  • Bioresonanztherapie muss als Irreführung der Kunden gelten. „Ärzte, die Bioresonanz (anwenden), sollten sich bewusst sein, dass sie eine weltweit operierende Finanzmafia stützen“, meint die Aktion Bildungsinformation (Anonymus 1999). Die Schweizerische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie warnt Ärzte und Patienten vor dem Einsatz dieses Verfahrens; in den USA wurde es bereits 1986 verboten, in Deutschland 1995 aus der Kostenübernahme durch Krankenkassen oder Beihilfe ausgeschlossen. (Quelle: Beitrag von Dr. Krista Federspiel auf gwup.de)

Trotz ihrer nicht nachgewiesenen Wirksamkeit ist die Bioresonanztherapie also nicht unbedingt immer so harmlos oder „gesünder“, wie sich das viele Menschen vermutlich vorstellen, wenn sie „alternative“ Heilmethoden der akademischen Medizin vorziehen.

This is a kind of magic: Alchemie im 21. Jahrhundert

Neben der Bioresonanztherapie behandelt Herr T. seine Kunden auch mit Alchemie:

Zweiter Teil der Therapie ist die spagyrische Heilmethode. „Der Unterschied zwischen der Homöopathie und der Spagyrik ist, dass bei der Homöopathie die Heilpflanze stark verdünnt wird, wohingegen bei den spagyrischen Mischungen ein spezielles Verfahren zur Herstellung genutzt wird. […]

AlchemieGenaugenommen wird zur Herstellung von Homöopathika ja ebenfalls „ein spezielles Verfahren zur Herstellung genutzt.“ Das „spezielle Verfahren“ an sich ist ist also nicht das Unterscheidungsmerkmal. Sondern vielmehr, dass bei Spagyrik nicht verdünnt und potenziert, sondern vergoren, verdickt und eingeäschert wird:

  • „Meyers Großes Taschenlexikon“ erklärt den Begriff Spagyrik: „Vermutlich von Paracelsus geprägte Bezeichnung für denjenigen Zweig der Alchemie, der durch hermetische [d. h. auf Hermes Trismegistos (ca. 300 v. Chr.) zurückgehend – ML] Manipulationen des Trennens und Wiedervereinigens aus Roharzneistoffen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs gereinigte, geläuterte und damit in der Vorstellung der Spagyriker wirksamere Arzneimittel herzustellen lehrte.“ (Quelle: Artikel von Prof. Dr. Martin Lambeck in „Skeptiker“, Ausgabe 3/2001).

Unter der genannten Quelle findet sich auch die Vorschrift zur Herstellung von „Spagyrischen Urtinkturen nach Vorschrift 25“, die Prof. Dr. Lambeck wie folgt kommentiert:

  • Was bedeutet es für das Ansehen des Wissenschaftsstandorts Deutschland, wenn eine solche Vorschrift, die der Alchemie zuzuordnen ist, im HAB1 erscheint? Mindestens sollten die Mitglieder der Homöopathischen Arzneibuch-Kommission und der Bundesminister, der das HAB1 unterschrieben hat, sagen können, was sie sich dabei gedacht haben. (Quelle: ebenda)

Von Fragwürdigen Heilungsmethoden und Verantwortung

[Herr T.:] „Meine Motivation ist es, den Menschen als Ganzes zu sehen, nicht als krankes Organ. Menschen zu helfen, Methoden und Techniken zu entwickeln, aus sich selbst heraus gesund zu werden und auch gesund zu bleiben – praktisch den Menschen die Selbstverantwortung zurückzugeben, die sie beim Arzt abgeben.“ […] „Mir ist es wichtig, Menschen dazu zu motivieren, gesund zu bleiben. […]“

Und um Menschen die Selbstverantwortung zurückzugeben, die sie beim Arzt angeblich abgeben, ist ausgerechnet eine Behandlung mit obskuren Phantasieapperaturen, Mystik und Alchemie sinnvoll?

HeilerSchon die pauschale Unterstellung, Patienten würden beim Arztbesuch ihre Selbstverantwortung abgeben, sagt einiges über das Selbstverständnis und über die Denkweise aus, die auch für andere Heilpraktiker aller Couleur nicht untypisch ist.

Denn natürlich kann gerade ein Arztbesuch für Selbstverantwortung sprechen. Und natürlich erfüllen beiweitem nicht alle Mediziner die Klischees, mit denen Herr T. hier versucht, die akademische Medizin hier pauschal zu diskreditieren.

Auch in der medizinischen Versorgung, die ohne esoterische Illusionen auskommt, arbeiten Menschen nach ganzheitlichen Ansätzen und mit Einbeziehung präventiver Maßnahmen. Das entspricht freilich nicht dem Feindbild, das bei Heilpraktikern in Bezug auf die akademische Medizin oft anzutreffen ist.

Zwischen pseudowissenschaftlicher und wissenschaftlich fundierter Medizin tobt ein regelrechter Kampf: Was die einen mit Händen und Füßen trotz fehlendem Wirksamkeitsnachweis als wirksam zu verteidigen versuchen, wollen die anderen entweder durch verpflichtende Zusatzqualifikationen aufwerten – oder gleich ganz abschaffen.

Ich halte es für ziemlich paradox, wenn jemand in einem Satz erst die Anwendung von pseudowissenschaftlichen Heilmethoden ohne Wirksamkeitsnachweis propagiert und dann Patienten unterstellt, diese gäben ihre Selbstverantwortung ab, wenn sie zum Arzt gehen.

Und eine solche Aussage birgt auch ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential: Geht ein Patient, dem sein Heilpraktiker das erzählt hat, nicht zum Arzt, weil er ja – voll motiviert und selbstverantwortlich – seine Selbstverantwortung nicht abgeben möchte, dann versäumt er es möglicherweise, dass eine behandlungsbedürftige Krankheit erkannt und mit wirksamen Mitteln behandelt wird.

Der Heilpraktiker empfiehlt: Nicht gleich alles blind glauben

Und was sagt er zu Skeptikern gegenüber der Naturmedizin? „Eine gesunde Skepsis ist immer gut, man darf nicht gleich alles blind glauben“, so T.

Sondern? Erst mal vom Heilpraktiker von der Wirksamkeit seiner Methoden überzeugen lassen, um dann umso fester daran zu glauben? Und wie kann man denn etwas nicht blind glauben?

Hier wird der Unterschied zwischen akademischer und alternativer Medizin deutlich: Die Wirksamkeit von nachweislich wirksamer Medizin hängt nicht (jedenfalls nicht in erster Linie oder ausschließlich, sofern es sich nicht um ein Placebo handelt) davon ab, ob der Patient an sie glaubt.

Für Menschen, die sich skeptisch mit der Wirksamkeit von Medizin auseinandersetzen, ist die Wirksamkeit eben keine Glaubensfrage.

Eine ehrliche Aussage Skeptikern (und Kunden) gegenüber könnte zum Beispiel sein:

„Ich informiere meine Kunden immer darüber, dass ich sie mit Methoden behandle, für deren Wirksamkeit es keinen wissenschaftlichen Beleg gibt. Diesen Mangel kompensiere ich durch menschliche Zuwendung und verspreche, dass ich meine Patienten sofort zum Arzt schicke, sobald ich erste Anzeichen für eine behandlungsbedürftige Erkrankung feststelle.“

Immerhin Letzteres scheint Herr T. ja so zu praktizieren:

„Sowohl die Naturheilkunde als auch die Schulmedizin hat ihre Grenzen, als Therapeut muss ich mich an diese Grenzen halten und wissen, wo ich mit der Naturheilkunde nicht mehr weiterkomme und an die Schulmedizin abgeben muss.

Umgekehrt wird sich wohl kein verantwortungsbewusster Mediziner finden lassen, der einen Patienten mit einer behandlungsbedürftigen Erkrankung zu einem Heilpraktiker schickt, wenn er mit seiner Therapie nicht mehr weiterkommt.

Dazu fällt mir gerade noch der wohl kürzeste Heilpraktikerwitz ein: „Lassen Sie mich durch, ich bin Heilpraktiker!“

Vertrauen – in wen oder was?

Wichtig ist es, Vertrauen zu schaffen.

Natürlich, denn wo Therapien ohne Wirksamkeitsnachweis zum Einsatz kommen, hängt der Therapieerfolg maßgeblich (bzw. ausschließlich) vom Vertrauen des Patienten in die Behandlung ab. Und in den Heiler.

Dieser muss sich allerdings vorwerfen lassen, dass er das Vertrauen seiner Kunden in ihn dazu nutzt, diese dazu zu bringen, auch in seine Behandlungsmethoden zu vertrauen. Obwohl diese zum Beispiel auf Alchemie und allerlei sonstigem mystisch-esoterischen Hokuspokus beruhen. Das ist immer solange harmlos, wie

  • keine tatsächlich behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt
  • wegen der Behandlung mit Mitteln ohne Wirksamkeitsnachweis keine erforderliche, wirksame Behandlung versäumt wird
  • die eingesetzten „alternativmedizinischen“ Methoden keine Schäden verursachen.

Auch und gerade im Bereich der von Herrn T. angebotenen Naturheilkunde kommen Therapien zum Einsatz, deren Wirksamkeit bis heute nicht wissenschaftlich valide nachgewiesen werden konnte.

Auch auf seiner Webseite (derzeit offline, die Infos stammen von der Version vom 8.7.17, Quelle: archive.org) finden sich neben der im Bericht genannten ominösen Bioresonanztherapie und der Spagyrik auch Angebote wie Aderlass nach Mondphasen, Bachblütentestung, Irisdiagnose, Reiki-Behandlungen oder Vega Resonanztest.

Aufklärung über dieses bunt schillernde Bouquet an naturheilkundlichen Angeboten bieten zum Beispiel die Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme psiram.de oder die Webseite der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. gwup.org.

…dann lasst uns doch wenigstens die Vorsorgemedizin…

“ Doch gerade im Bereich der Vorsorgemedizin habe sich die Naturheilkunde als älteste Heilmethode bewährt.

Oder andersherum: Bei einer Vorsorgemedizin fällt es viel weniger auf, wenn sie wirkungslos ist. Und sie lässt sich vermutlich auch gut und vorallem ohne großes Risiko verkaufen. Es soll ja auch Eltern geben die meinen es sei sinnvoll, ihren Kindern Globuli, Schüßlersalze, Bachblüten oder Nimm2®-Bonbons (wegen der Vitamine!) zur Erkältungsprophylaxe zu verabreichen.

Trotzdem besteht auch hier Gefahren: Etwa dann, wenn mangels tatsächlich funktionierender Diagnostik und Präventivbehandlung Krankheitssymptome übersehen und/oder nicht bzw. nicht rechtzeitig wirksam behandelt werden.

Nebenbei: Die Anbieter von Behandlungsmethoden ohne Wirksamkeitsnachweis bedienen sich oft der gleichen Argumentationstaktik wie Religionsvertreter, wenn es zum Beispiel um die Wirksamkeit von Gebeten geht: Gebet wurde nicht erfüllt? Falsch oder zu wenig gebetet! Die Bachblütentherapie hat nicht gewirkt? Die falsche Essenz geschluckt!

Ebenfalls interessant: Während zum Beispiel in der katholischen Kirche vermittels Zauberspruch Backoblaten in Menschenfleisch und Wein in Menschenblut zum Zwecke der oralen Einnahme verzaubert werden, lehnt die Kirche alle anderen Formen von Esoterik vehement ab. Teufelszeug! Satanswerk! Hier wie dort: Man fühlt sich direkt ins tiefste Mittelalter versetzt…

Sicher meint ers gut…

HeilpraktikerIch nehme Herrn T. ab, dass er seinen Kunden helfen möchte. Und ich nehme ihm auch ab, dass es ihm mit allen möglichen Heilungsmethoden ohne nachweisbare Wirkung gelingen kann, Selbstheilungskräfte seiner Kunden zu aktivieren.

Ein Placebo-Effekt durch eine vom Heilpraktiker induzierte und mit geheimnisvoll wirkenden Zeremonien, Apparatur-Attrappen  und Pseudomedikamenten verstärkte Autosuggestion – das wars dann aber auch schon. Ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen einem Therapieerfolg und den eingesetzten Show-Elementen lässt sich nicht herstellen.

Ich halte es für wichtig, dass Kunden von Heilpraktikern darüber aufgeklärt werden, dass sie dort mit Methoden behandelt werden, die keine nachweisliche Wirkung haben. Und dass eine Behandlung mit Mitteln der Alchemie und Mystik oder eine Untersuchung mit pseudofunktionalen Phantasiegeräten eine Behandlung mit nachgewiesenerweise wirksamer Medikation und/oder funktionierender Diagnose nicht ersetzen kann.

Schon ein bisschen Zuwendung kann viel bewirken

Ich bestreite nicht, dass es Menschen gibt, denen es nach der Behandlung durch Herrn T. tatsächlich besser geht. Schon ein bisschen Zuhören, Eingehen, Zeitnehmen und Ansprache kann viel bewirken. Und in manchen Fällen ist es das, was den Menschen eigentlich „nur“ gefehlt hat. Dass der Zaubertrank aus der Alchemieküche in Wirklichkeit nichts Nachweisbares bewirkt hatte, spielt für diesen „Heilungserfolg“ dann keine Rolle.

Wer sich mit Alternativmedizin behandeln lässt, sollte vor der Behandlung unterschreiben müssen, dass ihm bewusst ist, das er hier mit der Illusion eines Wirkstoffes oder einer Behandlungsmethode behandelt wird.

Es ist ähnlich wie bei einer Bühnenzaubershow, wo ja auch mit Illusionen gearbeitet wird. Nur dass es da nicht um die eigene Gesundheit geht. Wohl niemand glaubt heute mehr ernsthaft, dass es tatsächlich Zauberkraft sei, die hier irgendetwas bewirkt.

Und schließlich hat die so genannte Komplementär- und Alternativmedizin noch eine andere, gerne verschwiegene und gänzlich un-esoterische Dimension (Hervorhebung von mir):

  • Es gibt kein anderes Gebiet, auf dem mit unwissenschaftlichen Behauptungen ähnlich viel Geld zu machen ist wie in der sogenannten „Alternativmedizin“. Vom Handauflegen bis zum magischen Energie-Pendel, von heilenden Edelsteinen bis zum wundertätigen Wasser – das Geschäft mit Heilungsversprechen boomt.
    Dass dabei oft von Erfolgen berichtet wird, ist kein Wunder: Erstens bessern sich zum Glück viele Leiden nun mal ganz von selbst, auch ohne Therapie, und zweitens verzerrt der Placeboeffekt unsere Wahrnehmung. Doch gerade im Gesundheitsbereich kann es besonders gefährlich sein, auf unwissenschaftliche Behauptungen zu vertrauen. (Quelle: gwup.de)

Weiterführende Links

* Name von mir gekürzt, weil es mir nicht um die (mir persönlich bekannte) Person, sondern um die Aussagen im zugrundeliegenden Bericht geht.
**Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.

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3 Gedanken zu „Gedanken zu: Profis bei der Arbeit (77) Heilpraktiker Hans T.: „Wichtig ist es, den Menschen als Ganzes zu sehen““

  1. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich – kein Arzt, kein Biologe, aber ziemlich breit gebildeter und naturwissenschaftlich ausgebildeter Interessierter – die Ankreuzprüfung zum Heilpraktiker auf Anhieb bestehen würde.
    Was kostet die und wo kann man die ablegen?

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