Religiöse Menschen: Geht es ihnen generell besser?

Lesezeit: ~ 3 Min.

In seiner „Abt. Diskurswerfen“ untersucht Volker Dittmar drei Weisen, wie religiöse Menschen ihre Religion oft verteidigen:

Religion (und gemeint ist wieder fast ausschließlich der Monotheismus) wird auf drei Weisen verteidigt:

  1. Meine Religion ist wahr.
  2. Meine Religion ist nützlich und gut (für mich, für die Gesellschaft).
  3. Atheismus ist schädlich für das Individuum und/oder die Gesellschaft.

Punkt 1 ist ein wenig unpopulär geworden, weil man damit keine Debatten gewinnen kann.

Der zweite Punkt wird seit mehr als 2.000 Jahren propagandistisch so sehr behauptet, dass es sogar Atheisten gibt, die das glauben. Allerdings kenne ich sehr viele Atheisten, die wie ich ehemals gläubig waren, die sind gegen diese Behauptung sehr, sehr skeptisch: Sie widerspricht mehrheitlich unserem subjektiven Empfinden.

Es mag sein, dass es einem, wenn man seine Religion verliert, vorübergehend schlechter geht – aufgrund der massiven Suggestion „Religion ist gut für Dich“. Auf Dauer glaubt das keiner, im Gegenteil.

Atheisten, die keinen Vergleich haben (nie religiös waren) können das schwerer beurteilen und einige neigen dazu, dass zu glauben, weil es überall wiederholt wird.

Religiöse Menschen: Geht es ihnen generell besser?

Sind religiöse Menschen generell glücklicher?Gibt es irgendwelche Beweise dafür, dass es den Menschen generell (individuelle Abweichungen wird es immer geben) besser geht, wenn sie religiös sind?

Fragt man danach, weichen die meisten religiösen Menschen aus und verlegen „besser gehen“ rein in die Subjektivität. Dann ist aber die Behauptung, es gehe allen oder der Mehrheit mit Religion besser komplett sinnfrei – man kann es nicht beurteilen, es ist Teil des Glaubens.

Damit immunisiert man sich gegen Kritik, was bedeutet, dass die Behauptung, Religion sei gut für die Menschen, eine komplett inhaltsleere Aussage ist. Sie ist schlimmer als „bloß falsch“.

Nimmt man nämlich die objektiven Kriterien für das, was gut für die Menschen ist – und die gibt es – dann stellt sich entweder heraus, dass es keinen Zusammenhang gibt, oder einen negativen.

Negative Korrelation zwischen GPI und Religiosität

Beispiel (eines von vielen): Es gibt eine negative Korrelation zwischen dem GPI (Global Peace Index) und der Religiosität der Menschen. D. h., je religiöser die Menschen sind, desto unfriedlicher ist die Gesellschaft, in der sie leben. Das gilt sogar, wenn man nicht verschiedene Kulturen, sondern etwa die Bundesländer der USA vergleicht.

Ich kenne ca. 1.000 Studien über den Zusammenhang von Religion, Moral und positiven wie negativen psychischen Faktoren. Nur bei einer kleinen Minderheit gibt es einen positiven Einfluss, oft ist er neutral, noch häufiger ist er negativ. So werden Menschen beispielsweise umso wahrscheinlicher depressiv, je religiöser sie sind.

Wie gesagt: Man kann die Objektivität der Studien (sofern man sie nicht kennt oder Wissenschaft generell ablehnt) anzweifeln, um den Preis, dass die Behauptung „Religion ist gut für die Menschen“ sinnleer wird – weniger höflich ausgedrückt: Es handelt sich um Quatsch, um Unsinn.

Der Einfluss der Religion auf die Gesellschaft wird mit dem „positiven Einfluss“ gerechtfertigt. Nur dass es dafür keine Beweise gibt, sondern eher im Gegenteil, negative Faktoren und Religion korrelieren positiv und positive Faktoren negativ.

Man fühlt sich besser, aber es geht einem nicht besser

Scrutator-Meme
Quelle: Scrutator

Daraus kann man zwei Schlüsse ziehen: Entweder, Religion hat tatsächlich einen Einfluss auf die Gesellschaft, dann ist dieser überwiegend negativ (dasselbe bei persönlichen Eigenschaften), oder aber, Menschen, denen es schlechter geht, neigen eher zur Religion – aber ohne dass diese zu einer signifikanten Verbesserung führt.

Man fühlt sich besser, aber es geht einem nicht besser. Dass man sich besser fühlt liegt eher an der massiven Suggestion, dass die Religion zur Besserung beiträgt.

Bestenfalls ist Religion neutral. Wenn aber Religion tatsächlich einen Einfluss auf die Gesellschaft haben sollte, der über den Placeboeffekt hinausgeht, dann ist die Religion in der Bilanz für die Gesellschaft schädlich.

Fazit

Religiöse Menschen sollten das Argument „Meine Religion ist gut für Dich/Alle“ nicht benutzen, und Atheisten sollten sich hüten, sie darin auch noch zu stützen – weil sie sich selbst damit schaden.

Wenn man religös ist: Bei Atheisten nützt es nichts, zu behaupten, dass Religion gut ist, ohne dass man dafür Belege hat, die über reine Anekdoten hinausgehen.

Die Mehrheit von uns fragt: Ist das wirklich so, und wenn dem so ist, wo sind die Beweise, die es dann geben müsste?

*Die Veröffentlichung des Artikels zur Frage, ob religiöse Menschen generell und nachweislich ein höheres Wohlbefinden haben erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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1 Gedanke zu „Religiöse Menschen: Geht es ihnen generell besser?“

  1. Also mir ging es auch besser, als ich noch Kirchenmitglied (nicht gläubig!) war.
    Das liegt einfach daran, dass ich damals noch 35 Jahre jünger war. 😉

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