Thema Taufe: Wie neugeboren – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 8 Min.

Wie neugeboren – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Taufe, gesprochen von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 29.6.2019 von ARD/daserste.de

Wenn eine evangelische Pfarrerin dieser Tage das Bild der „kalten Dusche“ für ihre Fernsehpredigt wählt, dann könnte man vermuten, es folge eine Zusammenfassung des Kirchentags 2019 aus Sicht der EKD. Denn das mit mindestens 7,8 Millionen Euro öffentlicher Gelder subventionierte kirchliche Sommerfest konnte die von den Veranstaltern erhofften und erwarteten Besucherzahlen nur sehr begrenzt erfüllen.

Nein, um den Kirchentag geht’s diesmal nicht. Sondern um die Taufe.

Keine Erinnerung an die Taufe?

Morgen bekommt der kleine Gabriel in meiner Kirche in Fürth etwas, wonach wir uns wohl alle in dieser Hitze sehnen: Kühles Wasser. Gabriel, ein stolzes Jahr alt, wird getauft. Daran wird er sich später nicht mehr erinnern. Wie neugeboren – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Thema Taufe, gesprochen von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 29.6.2019 von ARD/daserste.de

An die Wasserzeremonie im Detail wahrscheinlich nicht. Daran, dass die Eltern ihren kleinen Religionsfreien im Säuglingsalter ohne dessen Einwilligung zum Mitglied der Glaubensgemeinschaft, der vermutlich auch schon ihre Eltern angehört hatten gemacht hatten, wird er später mal bei jeder Steuerabrechnung erinnert werden. Bis auf Widerruf.

Wenn man es als Organisation geschafft hat, einen Staat dazu zu bringen, dass er einem nicht nur erlaubt, Säuglinge rechtsverbindlich zu Mitgliedern seiner Organisation machen zu dürfen, sondern dass der Staat auch noch für einen die Mitgliedsbeiträge einzieht, dann darf die Lobbyabteilung getrost eine Gehaltserhöhung fordern.

Inwiefern ein Alter von einem Jahr „stolz“ ist, vermag ich nicht zu sagen. Fest steht, dass einem Kind in diesem Alter noch nicht bewusst sein kann, was bzw. wie ihm hier geschieht. Natürlich könnte man entgegnen, dass hier zumindest nur sein Recht auf Freiheit von Religion beschnitten wird. Und sonst nichts weiter.

Ist es nicht erstaunlich, dass die TV-Pfarrerin auch noch explizit darauf hinweist, dass sich der Junge später nicht erinnern können wird? Daran, dass hier eine Entscheidung für ihn getroffen wurde, die er später genauso selbst hätte treffen können? Nach seinen eigenen Vorstellungen?

Hier entgegnen Gläubige oft, dass Eltern ja auch in anderen Lebensbereichen Entscheidungen für ihre Kinder treffen, wenn diese noch nicht alt genug sind. Das mag in vielen Bereichen natürlich auch gerechtfertigt sein. Aber wohl kaum jemand käme doch auf die Idee, sein Neugeborenes zum Beispiel zum Mitglied der selbst bevorzugten Partei zu machen.

Reingewaschen in der Taufe – wovon?

Nicht daran, was ich von der Taufe erzähle: dass er in die Gemeinde aufgenommen wird, dass wir ihn symbolisch „reinwaschen“, dass er immer wieder wie neu werden darf.

Taufe und kalt duschenWovon sollte ein einjähriges Kind „reingewaschen“ werden müssen? Was denken sich Eltern, wenn sie eine solche Zeremonie aus diesem Grund für sinnvoll oder gar für erforderlich halten?

Und was ist von einer Ideologie zu halten, die behauptet, Säuglinge müssten zunächst von irgendetwas, hier nicht näher Beschriebenem „reingewaschen“ werden? Die benutzte Windel ist jedenfalls sicher nicht gemeint.

Die Absurdität und Unmenschlichkeit der Vorstellung, Kinder seien per Geburt mit etwas „verunreinigt“, von dem sie zunächst durch ein magisches Ritual „reingewaschen“ werden müssten wird auch nicht besser, wenn man den Vorgang in Anführungszeichen setzt und die Details geflissentlich weglässt.

Denn auf den im christlichen Taufritual noch mehr oder weniger erkennbar enthaltenen Exorzismus geht Frau Schardien mit keinem Wort näher ein. Andererseits auch verständlich: Es kann doch kein erwachsener, geistig gesunder Mensch heute noch ernsthaft die Auffassung vertreten, sein Kind müsse zunächst dem „Reich des Bösen“ entrissen und als Schäflein auf die „richtige“ Weide gestellt werden!?

Aber wenn überhaupt, dann nur mit dieser absurden Annahme könnte eine Babytaufe überhaupt einen Sinn ergeben.

Kurze Wasserbegegnung bei der Taufe

Und auch nicht an die kurze Wasserbegegnung. Ich weiß auch gar nicht, ob er sie so zu schätzen weiß, wie ich in diesen Tagen.

Was Sie aber offensichtlich nicht davon abhält, Ihren Wasserzauber trotzdem an ihm durchzuführen, Frau Schardien. Und da Sie ja in der kühlen Kirche und sicher auch im Winter taufen, scheint es Ihnen sowieso egal zu sein, was das Kind von Ihrer Taufe hält. Sowohl, was die Wasserbegegnung, als auch Ihre magischen Vorstellungen angeht.

Durch ein paar Spritzer Wasser wird das Kind vermutlich keinen Schaden nehmen. Allerdings hat es sicher auch nicht den magischen Effekt, den sich seine Eltern oder Sie davon erhoffen. Weil die Wirksamkeit dieser Zeremonie lediglich in Ihrer und vielleicht noch in der Einbildung seiner Eltern besteht.

Außerhalb religiös-esoterischer Sphären würde man eine solche Handlung als Budenzauber, Illusion oder Humbug bezeichnen. Wobei auch Christen vergleichbare Zeremonien in anderen Religionen oft erstaunlich zuverlässig als Täuschung und/oder Einbildung entlarven können.

Irgendwie schaffen sie es, auszublenden, dass es faktisch keinen Unterschied macht, ob man Babies mit christlichem Zauberwasser bespritzt, um ihnen den Teufel auszutreiben oder ob ein bunt bemalter Schamane zur Besänftigung seines Flussgottes die Asche eines frisch verbrannten Opfertieres in den Fluss streut. Asche, die vorher natürlich ebenfalls mit Zaubersprüchen „geheiligt“ werden musste.

Die nun folgenden metaphorischen Plattitüden zum Thema „Hitze – Wasser – wie neu geboren“ von Frau Schardien überspringe ich mal und gehe direkt weiter zu Frau Schardiens Vorstellungen bezüglich begossenen Seelen:

Lebendiges Wasser…

Daran denke ich auch jedes Mal, wenn ich das Wasser über den Kopf der Täuflinge laufen lasse: Jesus sagt mal von sich, dass er die Quelle des Lebens schenkt, das lebendige Wasser. Klar, das ist ein Bild: Unerschöpfliches, übersprudelndes Wasser für unsere Seele, damit sie nicht eintrocknet, sondern lebendig und frisch bleibt.

Frau Schardien, was konkret meinen Sie mit „Seele“? Und was verstehen Sie unter „lebendiges Wasser“? Woher wissen Sie, was in der Bibel ein Bild ist und was nicht?

Mit unerschöpflichem, übersprudelndem Wasser kennt sich der Wetter-Berge-Wüsten-Kriegs-Rache-lieber-Gott der Christen natürlich bestens aus. Schon einmal hatte er praktisch seine gesamte Schöpfung samt der Trockennasenaffenart, die er nach seinem Bilde geschaffen hatte ertränkt. Jedenfalls in der biblischen Mythologie.

Aber dass es sich bei all diesen Geschichten nur um Produkte menschlicher Phantasie handelt, hält gläubige Christen ja sonst auch nicht davon ab, diese Dinge bei Bedarf für wahr zu halten. Jedenfalls die Teile davon, die ihnen nützlich erscheinen. Der Rest wird entweder verschwiegen. Oder ist dann eben nur metaphorisch gemeint.

…und endloses Höllenfeuer

Die Kehrseite der Medaille...
Augen auf bei der Beckenwahl!

Jesus sagte auch mehr als einmal, dass diejenigen, die nicht bereit sind, sich seinem ersten Drittel zu unterwerfen, von diesem deswegen mit physischen und psychischen Höllenqualen bei vollem Bewusstsein dereinst auf ewig dauerbestraft werden. Die „Seelen“ der Menschen, die keine oder andere Götter verehren, kommen somit wohl auch schon hienieden eher nicht in den Genuss der göttlichen Gießkanne.

Und trotzdem sind die im Durchschnitt auch nicht weniger lebendig und frisch als die christlich Begossenen.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie Gläubige es fertigbringen, den Bestrafungsaspekt, der ganz unzweifelhaft genauso Bestandteil des biblisch-christlichen Belohnungs-Bestrafungskonzeptes ist wie die hier in Aussicht gestellte Erfrischung einfach so ausblenden können. Es scheint ihnen völlig egal zu sein, dass der Gott, von dem sie sich im Sommer erfrischt fühlen, anderen Menschen unvorstellbar grausame Dauerfolter androht, wenn sie ihn nicht anerkennen und verehren.

Wie kann man sich denn schon allein nur in Anbetracht dieser Tatsache (sofern man im Bezug auf Mythen von Tatsachen sprechen kann) über ein vermeintliches Wohlwollen eines solchen Gottes freuen?

Hier endet die Nächstenliebe dann abrupt dort, wo der „Nächste“ nicht den richtigen, nämlich den gleichen Gott verehrt wie man selbst. Das diesen Menschen in der Bibel immer wieder angedrohte, endlose Leid durch göttliche Dauerfolter scheint für Gläubige keinerlei Rolle zu spielen. Sie selbst gehören ja schließlich zu den „Guten.“ Reingewaschen.

Ohne Wasser kein Leben – ohne Taufe schon

Bei dieser Hitze höre ich das aber auch auf meinen Körper hin: Wussten Sie, dass wir bei der Geburt zu 95% aus Wasser bestehen? Ohne Wasser kein Leben. Darum taufen wir mit Wasser: Du sollst leben mit Leib und Seele, heißt das für Gabriel morgen.

Die allermeisten Menschen, die jemals gelebt haben und die jemals leben werden, tun dies, ohne als Kleinkind mit evangelischem oder sonstigem Zauberwasser bespritzt worden zu sein.

Wasser ist für Lebewesen auf diesem Planeten unentbehrlich. Anders als magische Zeremonien wie die der Taufe. Abgesehen davon, dass es faktisch keinen Unterschied macht, ob ein Mensch getauft ist oder nicht (außer natürlich in Bezug auf die Kirchensteuer und die Mitgliederstatistik), lebten und leben Milliarden von Menschen ohne dieses Ritual ein gesundes, glückliches und sinnerfülltes Leben.

Hätte die Taufe tatsächlich einen über die Placebowirkung hinausgehenden Effekt, so müsste sich dieser statistisch nachweisen lassen. Dem (immerhin erwachsenen) Publikum des biblischen Romanhelden Jesus Christus dürfte das dereinst noch ziemlich schnuppe gewesen sein: Magische Vorstellungen waren damals noch fester Bestandteil der Weltsicht.

Dass ein Beweis schon allein für die Prämissen aussteht, hindert aber Gläubige bis heute nicht daran, sich einen solchen Effekt einfach auch weiterhin einzubilden.

Menschen helfen – Götter nicht

Was ich und seine Eltern ihm wünschen: Dass er in seinem Leben etwas davon spürt, wie die Taufe mit ihrem Wasser sein Leben frisch und neu macht. Nicht nur für zehn Minuten, sondern für immer und immer wieder. Dass er in Durststrecken auf seinem Lebensweg an übersprudelnden Menschen vorbeikommt, die ihm helfen.

Ein einjähriges Kind ist noch so gut wie neu. Wozu sollte es nochmal zusätzlich „neu“ gemacht werden müssen? Interessanterweise spielt Gott für diese Bestärkung offenbar gar keine Rolle mehr.

Klar: Menschen können tatsächlich helfen. Götter nicht. Ob es bei Letzteren am Wollen oder am Können liegt, lässt sich nicht sagen. Und kaltes klares Wasser kann zweifellos tatsächlich erfrischen. Bei Göttern kann man sich die Erfrischung bestenfalls einbilden.

In erster Linie macht die Taufe aus einem konfessionell ungebundenen Menschen ein ordentliches Kirchenmitglied. Nicht in der magisch-esoterisch-religiösen Phantasiewelt. Sondern ganz formal. Und offiziell anerkannt. Nicht nur für zehn Minuten. Sondern für immer und immer wieder.

Immer in der kirchlichen Hoffnung, dass er den Bluff dann, wenn er alt genug sein wird, nicht durchschauen möge. Und dass ihn die Faulheit oder der Glaube an die Legende von der christlichen Moral davon abhalten möge, seine unfreiwillige Mitgliedschaft zu beenden. Was ihm nicht zuletzt im Interesse seiner eigenen intellektuellen Redlichkeit zu wünschen wäre.

Und wozu dann noch Glaube?

Dass er wahrnimmt, wie kostbar dieses Leben ist. Wie schnell gefährdet. Und dass er aus dem frischen, neugeborenen Leben heraus Schwung nimmt, verantwortlich damit umzugehen.

Dazu braucht es keine absurde Wüstenmythologie aus dem Vormittelalter.

Im Gegenteil: Eine in Aussicht gestellte jenseitige Ewigkeit in himmlischer Herrlichkeit kann das Bewusstsein für die Einmaligkeit und Einzigartigkeit des irdischen Daseins gehörig trüben und verzerren.

Die anonymen Verfasser des „Neuen Testamentes“ lassen ihren Protagonisten ja sogar ausdrücklich dazu auffordern, seine Buddies mögen sich keine Gedanken um die Gegenwart machen. Also das genaue Gegenteil von dem, was Frau Schardien hier beschreibt.

Nach Jesus solle zum Beispiel auch Unrecht fröhlich ertragen werden. Weil sich Gott persönlich ja dereinst um die ausgleichende Gerechtigkeit angemessen selbst kümmern würde. Vom Vertrauen auf dieses göttliche Racheversprechen geht Jesus aus, wenn er zu friedlichem Verhalten innerhalb der Glaubensgemeinschaft aufruft.

Der Rest kommt dereinst sowieso in den Feuerofen resp. den brennenden Schwefelsee. Da wird sein Heulen und Zähneklappern (Mt 13,42 LUT et. al.).

Ahnung beim Duschen bekommen

Vielleicht waren Sie auch lange nicht in der Kirche, aber wer weiß, ob sie nicht beim Duschen eine Ahnung davon bekommen, was Taufe bedeutet.

Eine kalte Dusche kann ja auch einen aufweckenden Effekt haben. So wünsche ich Frau Schardien, dass sie vielleicht beim Duschen eine Ahnung davon bekommt,

  • dass es keine sowieso wirkungslose Zauberzeremonie braucht, um Menschen zu einem glücklichen und sinnerfüllten Leben zu ermutigen.
  • Und dass die Vorstellung, Babies müssten zunächst „reingewaschen“ werden nicht nur völlig grotesk ist, sondern auch eine Abwertung (bewusst oder implizit) derer zur Folge hat, die nicht getauft und demzufolge nicht „reingewaschen“ sind. Und die laut Bibel deshalb dereinst der göttliche Feuerofen erwartet.
  • Oder auch, dass es für Eltern, die ihre Kinder zu vernünftigen, selbstbewussten und mitfühlenden Persönlichkeiten erziehen möchten sicher ratsam ist, sich dabei an die irdische Wirklichkeit zu halten. Statt diese (und die ihrer Kinder) um magische Himmelswesen und esoterischen Wasserzauber zu erweitern.

Heranführung an die Methode des Glaubens

EnttaufungDas kann man natürlich trotzdem alles tun. Wenn es einem sinnvoll oder zumindest glaub-würdig erscheint. Dank Aufklärung und Säkularisierung sind die Gedanken hierzulande heute (noch) freier denn je.

Menschen glauben ja alles Mögliche. Auch wider die Vernunft und besseres Wissen. Allerdings müsste doch wenigstens den Eltern bewusst sein, dass sie durch die Taufe ihrer Kinder den Grundstein dafür legen, dass ihre Kinder später die Methode des Für-wahr-haltens von und das Vertrauen auf rein fiktive Behauptungen als sinnvoll betrachten könnten.

Behauptungen von Menschen, die nur so tun, als wüssten sie es besser. Die keine gültigen Argumente für ihre Behauptungen liefern können. Und die mitunter mit dem Aufstellen und Verbreiten solcher Behauptungen ihr Geld verdienen.

Dass ein solcher Umgang mit der irdischen Wirklichkeit brandgefährlich sein kann, zeigt ein Blick in andere Bereiche. Zum Beispiel dorthin, wo Machthaber das menschliche Bedürfnis, den größten Schwachsinn und die dicksten Lügen zu glauben, weil sie ihren Wünschen oder Ängsten entsprechen für ihre Zwecke instrumentalisieren.

Tipp: Wer ebenfalls eine Taufe ohne ausdrückliche Zustimmung über sich ergehen lassen musste, kann sich übrigens auch im Rahmen einer feierlichen Enttaufung trockenföhnen lassen. Den Kirchenaustritt ersetzt diese symbolische Handlung allerdings nicht.

Wer sowas nötig hat…

Und vielleicht hilft so eine kalte Dusche auch dabei, mal zu überlegen, was von einer Organisation zu halten ist, die es für ihr eigenes Überleben nötig hat, die kleinkindliche Wehrlosigkeit mit elterlicher Unterstützung auszunutzen, um ihre Ideologie und damit sich selbst künstlich am Leben zu erhalten.

Frau Schardien, was meinen Sie: Wie lange würde Ihre Kirche noch ihre umfangreichen Sonderprivilegien, zu denen auch die Taufe von Säuglingen gehört aufrecht erhalten können, wenn sie darauf vertrauen würde, dass Ihr Herrgott genug Menschen dazu animiert, sich ihm erst im Erwachsenenalter zu unterwerfen? Also freiwillig? Aus persönlicher Überzeugung und eigener Entscheidung?

Eine gesegnete Nacht.

Und könnten Sie bitte mal erklären, was genau Sie mit „gesegnet“ meinen? Wie funktioniert eine solche Segnung Ihrer Meinung nach? Und wie lässt sich eine Segnung von einem gut gemeinten, rein menschlichem Wunsch und/oder einer ebensolchen Einbildung unterscheiden? Welche Rolle spielt Ihre Gottesvorstellung überhaupt noch bei diesem Vorgang?

Und was die Taufe angeht: Würde es nicht völlig genügen, das Kind feierlich willkommen zu heißen und ihm ein glückliches und sinnerfülltes Leben zu wünschen? Bei dem es jederzeit Unterstützung von wohlmeinenden Mitmenschen haben möge?

Weitere Überlegungen zum Thema Taufe gibts in diesem Artikel.

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2 Gedanken zu „Thema Taufe: Wie neugeboren – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Danke für den guten Artikel. Gerade zur Taufe sind deutliche Worte angebracht.

    Ich würde gerne zwei Gedanken beisteuern.

    Erstens möchte ich bekräftigen, wie pervers und abartig die Vorstellung ist, kleine Babies wären mit einer „Erbsünde“ behaftet. Der Artikel bringt das gut auf den Punkt. Ich habe selbst keine Kinder, aber ich hatte neulich wieder ein neu geborenes Baby auf dem Arm — im Grunde ein niedliches verschrumpeltes Fröschlein mit fest geschlossenen Augen, das friedlich vor sich hinschlummerte und darauf vertraute, dass wir Erwachsenen es beschützen werden.

    Und wie ich also dieses kleine Bündel aus Haut und Knochen längere Zeit auf dem Arm hielt, und wie es da so vor sich hin schlief, spürte ich eine derart große Liebe und Zuneigung, dass ich es schwer in Worte fassen kann. Um wie viel stärker mögen wohl die Gefühle der Eltern sein?

    Ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass es tatsächlich Leute gibt, die diese unschuldigen Geschöpfe als „unrein“ und von der Erbsünde „verdorben“ darstellen. Wie bösartig muss man sein, um überhaupt nur auf diesen Gedanken zu kommen?

    Über viele Jahrhunderte galt es als gerechte Tatsache, dass diese zerbrechlichen Seelen in das ewige Feuer geworfen werden, wenn sie vor der Taufe stürben — was bis zu den Erfolgen der modernen Medizin auch oft vorkam.

    Diese ganze Ideologie ist widerwärtig, und nirgends ist sie widerwärtiger als angesichts solch zarter und wunderbarer Geschöpfe wie neugeborener Kinder.

    Mein nächster Punkt betrifft ein Erlebnis bei einer Taufe. Ich war als einziger (und bekennender) Atheist als Taufpate berufen worden, zusammen mit weiteren sehr gläubigen Paten. Der Pfarrer instruierte uns vorab, dass wir dem Teufel abschwören müssten, dies wäre ein wesentlicher Teil der Zeremonie.

    Im Artikel oben heisst es: „Es kann doch kein erwachsener, geistig gesunder Mensch heute noch ernsthaft die Auffassung vertreten, sein Kind müsse zunächst dem “Reich des Bösen” entrissen und als Schäflein auf die “richtige” Weide gestellt werden!?“

    Doch genau das war der Fall. Alle Paten und die Eltern mussten schwören, dass wir hinfort nicht mehr mit dem Teufel im Bunde wären, sondern jetzt auf der „guten Seite“ mitmachen würden. (Man kann sich vorstellen, wie das den Teufel geärgert hat!)

    Ich habe dann meine Bedenken geäußert und es wurde mir dann angeboten, ich könne diesen Schwur unbeantwortet lassen (also stumm bleiben). Denn der Pfarrer sagte lauter kurze Formeln, und man musste stets antworten mit „Ich schwöre es!“. Und bei einem dieser Verse blieb ich eben stumm.

    Dann kam die Taufe. Der Pfarrer hob die Hände und formte sie wie zwei kleine Satelliten-Schüsseln, die den göttlichen Geist aufsaugten. Die Handflächen zeigten gen Himmel. Dann, mit einer dramatischen Geste, wandte er die Handflächen nach unten und „bestrahlte“ das Kind. Man konnte sich förmlich die göttlichen Strahlen vorstellen, die er zuvor in seinen Körper gespeichert hatte, als wäre er ein Akku.

    Ich hätte beinahe laut gelacht, so lächerlich war es. Aber man muss sich ja benehmen.

    Übrigens ist mir die Patenschaft sehr wichtig. Auch der Schwur ist mir wichtig. Ich habe geschworen, dass ich für das Kind da sein würde, wenn mit den Eltern etwas passiert, und dass ich allgemein ein Auge auf das Kind haben würde. Ich bin quasi eine Art „Versicherung“.

    Allerdings eine, die tatsächlich da sein wird, wenn’s mal brenzlig wird.

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  2. Nicht nur für zehn Minuten, sondern für immer und immer wieder. Dass er in Durststrecken auf seinem Lebensweg an übersprudelnden Menschen vorbeikommt, die ihm helfen.

    Dem kann ich durchaus zustimmen, denn Dank der úbersprudelnden Menschen, wie hier der Blogbetreiber einer ist, erkennen wir nicht nur fúr 10 Minuten, dass das Religionsgedöns nichts weiter als Humbug ist. Und dabei ist es dann völlig egal ob als unschudiges Baby mit Wasser benetzt oder nicht.

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