Deutschland betet gemeinsam – Analyse einer evangelikalen PR-Aktion

Lesezeit: ~ 9 Min.

Für den 7. April hatte ein Verein, der sich der so genannten „Charismatischen Erneuerung“ der römisch-katholischen Kirche zugehörig fühlt, mit dem Stichwort #deutschlandbetetgemeinsam zu einer nationalen Online-PR-Aktion aufgerufen.

Laut Aussage der Veranstalter hatten sich rund 500.000 Menschen an der Online-Gebetsaktion beteiligt. Diese Teilnehmerzahl hatte der Verein gleich mal per Schätzung auf eine Million verdoppelt.

Auf der zugehörigen Webseite deutschlandbetetgemeinsam.de findet sich eine lange Unterstützerliste mit Kirchenfunktionären und religiösen Institutionen, aber auch mit Politikern, Künstlern und sonstigen Personen, die sich auf diesem Weg als Befürworter national-religiös-esoterischen Aberglaubens geoutet haben.

Die Schirmherrschaft der mehr als fragwürdigen Kollektiv-Betaktion nutzte Ministerpräsident Dr. Markus Söder (CSU) für seine PR.

Beten: Rituelle Beschwörung einer Einbildung

Bei einem christlichen Gebet handelt es sich um einen fiktiven Dialog (der in Wirklichkeit ein Monolog ist) mit dem Berge-Wetter-Wüsten-Kriegs-Provinzial-Stammes-und Rachegottes Jahwe und/oder dessen Sohn.

Und gerade bei der charismatischen Abteilung der christlichen Herde darf natürlich auch der „Heilige Geist“ als das dritte Drittel des eifersüchtigen dreieinigen Gottes in der fiktiven Empfängerliste nicht fehlen. Sicher ist sicher.

Sobald sich jemand einbildet und sobald jemand behauptet, mittels Gedanken, Worten oder eines Youtube-Livestreams Kontakt zu einem „überirdischen“ Wesen aufnehmen zu können, das sich also per Definition der menschlichen Erkenntnis entzieht, sollte die sachliche Frage nach dem geistigen Gesundheitszustand dieser Person gestattet sein.

In jedem anderen außer in ihrem eigenen, christlichen Kontext würden wohl sogar Hardcore-Christen ein solches Verhalten als Zeichen eines mehr oder weniger stark ausgeprägten Realitätsverlustes deuten.

Außer natürlich, es handelt sich um ihre eigene religiösen Einbildungen. Dann ist das natürlich etwas anderes. Da ist dann nicht von Einbildung, sondern von Gnadengaben die Rede.

Extrafromme Betschwestern und -brüder in der Politik

Wenn sich Berufschristen, Künstler oder sonstige Personen – ganz gleich ob aus privaten oder aus PR-Gründen – öffentlichkeitswirksam an einer solchen Aktion beteiligen, dann mögen sie das freilich gerne tun, wenn es ihnen sinnvoll oder förderlich erscheint. Aufgrund ihrer religiösen Konditionierung sind sie vermutlich sogar felsenfest davon überzeugt, nicht nur sich damit einen großen Gefallen zu tun.

Was Politiker*innen angeht, wäre es in einem Säkularstaat wie Deutschland wünschenswert und angebracht, wenn diese ihren Glauben im Sinne der gebotenen staatlichen Neutralität als ihre Privatangelegenheit behandeln würden.

Statt sich auch noch in der Öffentlichkeit der eigenen magisch-esoterisch erweiterten und in diesem vorliegenden Fall auch national-partikularistischen Weltanschauung geradezu zu brüsten.

Einer Weltanschauung, die offenkundig nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt: Allein schon eine als allmächtig, allwissend und allgütig imaginierte Entität um irgendetwas zu bitten, ist nicht nur un-, sondern völlig widersinnig.

Cherchez la religion! und cui bono?

Andererseits hilft ein solches religiöses Outing dabei, Äußerungen und Handlungen von Politiker*innen besser einordnen zu können.

So braucht man sich künftig nicht mehr über Aussagen bestimmter Volksvertreter zu wundern, wenn man weiß, dass diese sich nicht unbedingt bzw. nicht ausschließlich von Vernunft, Rationalität, Gesetz, dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnis, modernen ethischen Standards und Humanismus leiten lassen.

So manche abstruse Statements können besser nachvollziehbar werden, wenn man weiß, dass jemand unter dem Einfluss von teils hochgradig absurden, unmenschlichen und unmoralischen Glaubenssätzen einer undemokratischen und patriarchialischen Glaubensgemeinschaft mit permanent riesigem finanziellen Bedarf und Exklusivanspruch auf den Besitz der einzigen, wirklich wahren Wahrheit steht.

Und natürlich kann ein öffentliches religiöses Bekenntnis auch als Gradmesser dienen – für die Empfänglichkeit von Politiker*innen gegenüber der Manipulation durch die beispiellose christliche Lobby.

#deutschlandbetetgemeinsam: Das meinen die doch nicht ernst? Oh doch…

Natürlich wollen wir auch noch kurz auf das eingehen, was das evangelikale Christentum im Jahr 2020 ihrem magischen Himmelszauberer (nur echt mit den drei Persönlichkeiten) denn so dringend mitzuteilen hat. Und was eine halbe Million Menschen (bis auf bisher zwei bekannt gewordene Ausnahmen) offenbar völlig kritik- und widerspruchslos mitgebetet hat:

In Solidarität mit den vielen Leidenden und jenen, die für unsere Gesellschaft unersetzbare Dienste leisten stehen wir als gläubige Menschen vor Dir, dem Gott des Lebens.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: deutschlandbetetgemeinsam.de, abgerufen am 14.4.2020)

Der Gott der Bibel ist kein Gott des Lebens. Sondern ein Gott der Nötigung (Mk 16,16).

Und als Gott ist er, wie alle anderen Götter auch, bis zum Beweis des Gegenteils ein zu 100% menschliches Phantasieprodukt, das als solches von einer beliebigen Einbildung/Wunschvorstellung nicht unterscheidbar ist.

Wir bekennen: wir brauchen Deine Hilfe. Nur im Vertrauen auf Dich liegt in der gegenwärtigen Krise die Chance für einen nachhaltigen Neuanfang.

Seit Jahren versuchen die Kirchen mit riesigem Aufwand, das Verschwinden ihres Gottes in der Bedeutungslosigkeit noch irgendwie hinauszuzögern. Die Kirchen selbst machen längst keinen Hehl mehr daraus, wie es um sie (abgesehen von ihrer finanziellen Ausstattung) und um die schwindende Relevanz ihres Glaubenskonstruktes bestellt ist.

Und jetzt soll das Vertrauen auf ausgerechnet diesen Gott nicht nur eine, sondern gar die einzige Chance für einen „nachhaltigen Neuanfang“ sein? Was für eine absurde, arrogante Anmaßung. Die einzig realistische Hoffnung ist die Hoffnung Mensch. Götter entwickeln keine Impfstoffe oder Pläne zur effektiven Bewältigung von Pandemien.

Erquickung, sonst Ertränkung

Jesus Christus spricht: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“.

Jesus Christus spricht auch:

  • »Wer aber einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, ärgert, für den wäre es das beste, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer versenkt würde, wo es am tiefsten ist.“
    (Matthäus 18,6 MENG)

Oder in einem Gleichnis:

  • Doch jene meine Feinde, die mich nicht zum König über sich gewollt haben, führt hierher und macht sie vor meinen Augen nieder!«
    (Lukas 19,27 MENG)

Gelten diese „erquicklichen“ Stellen heute konsequenterweise auch noch?

Die Nächstenliebe… endet an der Landesgrenze

Wir beten für unser Land und sprechen:

Für unser Land?Ach ja, wir haben es ja mit evangelikalen Vertretern der christlichen Herde zu tun…

Na, der liebe Gott wird sicher darauf achten, nicht versehentlich über die Landesgrenzen hinaus hilfreich ins irdische Geschehen einzugreifen, wenn er seinen ewigen Allmachtsplan im Interesse seiner deutschen Fans auf deren Bitte hin für Deutschland ändert.

Die „Ausländer“ müssten dann schon gefälligst selbst um Hilfe winseln.

Die Christen sind schuld!

Diesen Gott haben sich Menschen nicht nur als eifersüchtig und eingebildet ausgemalt. Sondern auch als sehr empfänglich für Unterwürfigkeitsbekundungen und Selbsterniedrigungsgesten seiner Anhänger:

Wir beugen uns vor dir, dem Dreieinigen Gott und bekennen unsere Schuld. Wir haben dir nicht gedankt für deine tägliche Güte und große Treue. Wir haben in unserem Alltag nicht nach deinem Willen gefragt. Wir haben deine Gebote missachtet, deine Ordnungen verkehrt und das Elend von Menschen ignoriert. Das tut uns von Herzen leid.

Wir haben es ja schon immer gewusst – die Christen sind schuld! 

Nur sind Götter die falschen Adressaten, wenn es um eine aufrichtige Entschuldigung für menschliches Fehlverhalten geht. A propos Entschuldigen: Hier wäre erstmal der Allmächtige dran, wenn es ihn gäbe. Laut biblisch-christlicher Mythologie war er es, der die Welt nicht weniger leidvoll erschaffen konnte oder wollte. Mit einer einfachen Entschuldigung wäre es in Anbetracht des unvorstellbaren Leides, das emfpindungsfähige Lebewesen schon ertragen mussten allerdings nicht getan.

Das alles scheint den Organisatoren völlig egal zu sein. Ganz abgesehen von der Übergriffigkeit, einfach mal ein paar hundertausend Leute pauschal eine völlig absurde Schuld vor einem erfundenen Phantom eingestehen zu lassen. Wer sowas für irgendwie sinnvoll, bedeutsam oder gar moralisch wertvoll hält, wird sich kaum vorstellen können, wie grotesk und bar jeder Vernunft ein solches Schuldeingeständnis von außen betrachtet erscheint.

Demütigt euch, dann heile ich euer Land

Wir hören dein Wort zum Volk Israel: „Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chr 7, 14).

Nanu? Ihr betet doch explizit für das deutsche Land? Und nicht für Israel?

A propos Israel: Zwei jüdische Religionsvertreter hatten sich aus bisher unbekannten Gründen von dieser Gebetsaktion distanziert:

  • Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle an der Saale, Max Privorozki, ließen ihre Namen von der Unterstützerliste nehmen.
    (Quelle: katholisch.de)

Offenbar hatten zumindest die eingeladenen Unterstützer die Möglichkeit, sich vorab ein Bild davon zu machen, aus welcher Ecke diese Einladung zum Mitbeten gekommen war. Interessant wäre es zu erfahren, ob sich noch weitere Unterstützer zurückgezogen hatten, nachdem sie dieses Gebet in Augenschein hatten nehmen können.

Was bitte soll das für ein Gott sein, der seine Unterstützung davon abhängig macht, ob sich seine Anhänger vor ihm demütigen?

Die Auswahl dieser Bibelstelle für dieses zweckgebundene Gebet impliziert, dass diese Leute offenbar ernsthaft glauben, die (ganz reale) Corona-Pandemie stünde in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang mit ihrer fiktiven religiösen Scheinwirklichkeit. In der Gestalt, dass ihr imaginärer Himmelsdiktator „ihr Land heilen“ würde, wenn sie sich ihm nur demütig genug unterwerfen würden.

Kaum vorstellbar, dass so etwas im 21. Jahrhundert in einem Industriestaat mit Schulpflicht noch anzutreffen ist. Und doch scheinen es erschreckend viele Leute zumindest nicht für frag- oder kritikwürdig zu halten.

Auch ein Alkoholiker hat „Pläne des Heils und der Hoffnung“

Wir glauben Dir, dass Du Pläne des Heils und der Hoffnung für uns hast.

Der, von dem ihr vorgebt, dass ihr „ihm“ das glaubt ist genauso nur eine Einbildung wie das, was ihr „ihm“ glaubt. Wäre es anders, bräuchtet ihr es ja nicht zu glauben. Weil ihr es dann wissen könntet.

Und trotzdem haltet ihr daran fest. Weil es sich für euch gut anfühlt. Und weil  ihr euch so in euerem Land als etwas Besonderes, Überlegenes, Auserwähltes fühlen könnt.

Euer Gott hat genauso wenig Pläne des Heils und der Hoffnung für euch wie die Schnapsflasche Pläne des Heils und der Hoffnung für den Abhängigen hat. Und der ist davon mindestens genauso fest überzeugt wie ihr von euerer Gewissheit.

Der Unterschied: Alkohol löst zwar genausowenig Probleme, wirkt aber immerhin über den Placeboeffekt hinaus.

Wie kann man denn sowas ernsthaft glauben? Geschweige denn, laut aussprechen, ohne sich dabei wahlweise in Grund und Boden zu schämen oder sich kaputt zu lachen?

Wobei auch hier wieder die Vorstellung, dass offenbar auch Menschen mit politischer Verantwortung solchen Humbug für wahr und bedeutsam halten, schon wieder alles andere als lustig anmutet.

Der schmale Grat zwischen harmloser Realitätsverweigerung…

Wir bitten dich: Um Jesu Christi willen, Herr, vergib uns unsere Schuld. Wir suchen dich und kehren um von unseren verkehrten Wegen. Wir sagen Nein zu Antisemitismus, Rassismus und Hoffnungslosigkeit. Heile und erneuere diese Welt, deine Kirche, unser Leben und unser Miteinander. Komm, Heiliger Geist, und erneure das Angesicht der Erde. Mach uns offen für dich und dein Reden. Erfülle uns, damit wir ein Leben führen, das dich ehrt, den Menschen hilft und uns selbst froh macht. Mach diese Krise zu einer Chance, durch die viele Menschen neu zu Dir finden, der Quelle des Lebens.

Was zur Hölle hat das alles mit der Corona-Pandemie zu tun?! Hier scheint eine dermaßen krude und absurde Weltanschauung durch, dass man nur erahnen kann, wie die Menschen drauf sein müssen, die sich so etwas ausdenken und es verbreiten.

Wer Gefallen daran hat oder wer es für sinnvoll erachtet, sich Göttern, Geistern, Eccentrica Gallumbits oder beliebigen anderen Phantasiewesen zu unterwerfen und in der Opferrolle seine masochistischen Neigungen auszuleben, der mag das freilich gerne tun.

Kritisch wird es erst, wenn jemand die irdische Wirklichkeit mit seiner religiösen Phantasiewelt vermischt. Einer Phantasiewelt, in der Götter und Geister ihre Finger oder was auch immer im Spiel haben.  Und in der alle Menschen pauschal an allem Schuld haben. Offenbar sogar an einer Virus-Pandemie (oder wie ist ein ellenlanges Schuldbekenntnis im Zusammenhang mit dem Anlass dieses Gebetes sonst zu verstehen?).  Eine fiktive Wirklichkeit, in der ausnahmslos alle Menschen erlösungsbedürftig sind. Und in der das Überleben der Menschheit vom göttlichen Wohlwollen abhängt, das wiederum vom Grad der Unterwerfung abhängt

Wer solche unmoralischen und unmenschlichen Hirngespinste auch noch öffentlich propagiert, der muss sich darauf einstellen, deswegen scharf kritisiert zu werden.

…und religiösem Wahn

Wer nicht mehr zwischen religiös verstrahlten Phantasien von Schuld, Selbsterniedrigung, Unterwerfung, Abhängigkeit, dem Für-wahr-halten von magisch-esoterischen Fiktionen und dem, was tatsächlich auf der Erde geschieht unterscheidet, der bewegt sich damit gefährlich nahe entlang der fließenden Grenze zur religiös induzierten und einer sich durch die Kultivierung eines antrainierten und zur „frommen Tugend“ erklärten Bestätigungsfehlers selbst verstärkenden Wahnvorstellung.

Bemitleidenswert, wer davon betroffen ist.

Und einmal mehr beunruhigend, wenn jemand mit solchen Vorstellungen (oder auch nur einem Faible dafür) auch noch politische Verantwortung trägt.

Ein Gebet für jemanden und um etwas ist blanker Hohn

Wir beten besonders:

für die Kranken um Heilung, milde Verläufe und Trost
für die Sterbenden um Deine Nähe
für die Trauernden und Verängstigten um Hoffnung und Zuversicht
für alle, die in der Gesellschaft unersetzliche Dienste leisten um Kraft und Schutz
für alle, die in Politik, Medizin und Forschung tätig sind: um Weisheit
für alle, die durch existenzielle Krisen gehen um Beistand und inneren Halt
für alle Menschen, egal welcher Glaubensüberzeugung in Deutschland und auf der ganzen Welt: um Deinen Segen und eine Erfahrung Deiner Liebe

„Beten für jemanden“ und „um etwas“ im christlichen Sinn bedeutet, dass der Betende davon ausgeht, mit seinem Gebet ein sowieso schon allmächtiges Wesen dazu bewegen zu können, seinen ewigen Allmachtsplan in seinem Interesse zu ändern, wenn man es unterwürfig darum bittet.

Besonders paradox und perfide dabei ist, dass es dem Betenden im Grunde völlig egal ist, ob sein Gebet erhört wird oder nicht: Er würde sich nie anmaßen, Gott für ein nicht „erhörtes“ Gebet verantwortlich zu machen.

Schon allein durch diesen Umstand wird jedes Bittgebet zur Farce.

Es ist eine Verhöhnung derer, für die man vorgibt, etwas Gutes tun zu wollen.

Beten ist egoistisch und schadet denen, für die gebetet wird – wenn sie davon wissen

Ein Gebet ist ein hochgradig egoistisches Konzept: Es vermag lediglich dem Betenden ein wohliges Gefühl zu verschaffen. Und vielleicht noch ein Gefühl von Überlegenheit und Zusammengehörigkeit, wenn man gemeinsam betet.

Auf Menschen, die wissen, dass für sie gebetet wird, haben Gebete einen negativen Einfluss, was mit der STEP-Studie wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte:

  • Zur großen Überraschung von Gläubigen und Nicht-Gläubigen ist jedoch das Gegenteil von dem herausgekommen, was die Studien-Ärzte erwartet haben: Die Gebete haben mit 14 Prozent einen statistisch signifikanten (!) Schaden angerichtet in der Gruppe, in der die Patienten gewußt haben, daß beim lieben Gott ein gutes Wort für sie eingelegt wird.
    (Quelle: aerztezeitung.de – Richten Gebete für kranke Menschen Schaden an? von Hagen Rudolph, veröffentlicht am 07.06.2006, abgerufen am 14.4.2020 )

Und während also im Frühjahr des Jahres 2020 evangelikale Aktivisten modernste Internettechnik nutzen, um Menschen dazu zu bringen, sich vor einem Gott, den sich Menschen in der Bronzezeit als „die unangenehmste Gestalt menschlicher Fiktion“ ausgedacht hatten pauschal für alles schuldig zu erklären in der Hoffnung, damit dieses magische Himmelswesen dazu zu bewegen, ihr Land zu heilen, arbeiten Wissenschaftler mit vollem Einsatz von vernünftigen, rationalen, wissenschaftlichen Methoden an tatsächlich funktionierenden Mitteln, um die Pandemie möglichst schnell in den Griff zu bekommen und so ganz reales Leid zu mindern oder ganz zu vermeiden. 

Damit die Gottesanbeter*innen auch in Zukunft ihre Götter um Hilfe anflehen und ihnen dann sicher genauso medienwirksam danken können, sobald die Wissenschaft sie davor bewahrt hat, vorzeitig erkennen zu müssen, was es mit ihrem „Jenseits“ denn nun tatsächlich auf sich hat.

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6 Gedanken zu „Deutschland betet gemeinsam – Analyse einer evangelikalen PR-Aktion“

  1. Mama mia!!!

    Ich hätte echt nicht geglaubt, dass es bereits so schlimm ist…
    Entweder entwickeln wir uns gerade zu einem geistigen Zustand des frühen Mittelalters zurück, oder dies sind nur die letzten wahrnehmbaren Todeszuckungen eines angeschossenen und schon seit langem ausblutenden Giganten…

    Letzteres bleibt zu hoffen!!!

    „Katastrophen können so schön sein, man muss sie nur geniessen…“

    P.S.:
    Ganz ehrlich je älter ich werde (40) und mir diesen Zirkus anschaue, den man mir seit meiner Kindheit von Staates wegen aufdrücken wollte, um so grenzenloser wächst mein Hass, auf diese „VERBLENDETEN VERBLENDER“, die sich auch jetzt noch unter Berufung auf ihre Phantasiewelt anmassen, dem Volk vorzuschreiben was es zu tun oder zu lassen hat!!!

    Beginnt endlich selbst zu denken und zu leben ihr sakrosankten A…löcher, und lasst andere damit in Frieden!!!

    Allen anderen wünsche ich, dass sie auch diese schwierige Zeit mit Herz, Verstand und gelebter Solidarität ohne Dogmen als wahrhaft aufrechte Menschen überstehen.

    Bleibt gesund und passt auf euch auf!

    FLO

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  2. 14.04.2020
    Onlinetreffen zu gemeinsamem Beten
    hilft bei Corona und schützt den Planeten.
    Zu diesem Schluss
    kommt Söder Markus.
    Die Wahlwerbung kostet ihn keine Moneten.

    Gebete am Kulminationspunkt seinem Gott zu senden
    wird manches Leid mit der Zeit beenden…
    Das Gebet entbindet,
    den der’s erfindet
    vorm Denken! So kann er Gott wieder loben und… spenden.

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  3. Das ist eine Diffamierung und Respektlosigkeit den Opfern gegenüber!
    Wie können Menschen die solche Ämter bekleiden, nur so etwas unterstützen!
    Das nützt niemanden.
    Das ist stumpfsinnige Volksverblödung!
    Zu hoffen, dass sich der liebe Gott endlich bequemt hier gütig, mit seiner allumfassende Liebe für alle Menschen dieser Erde, tatkräftig einzugreifen! Mit so einem divenhaften Gott, möchte ich nichts zu tun haben und dem auch niemals begegnen!

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  4. Die Unterwerfungssüchtigen sind dem Virus voll auf den Leim gegangen. Wieviele Papierchristen werden nun feststellen, dass diese Massenbeterei nichts anderes als warme Luft hervorbringt!
    Das Virus tut, was Viren eben so tun, vollkommen unbeeindruckt von irgendwelchen Huhus, Manitous oder Anwinselung derselben.
    Auch was die Rückkehr der Schäfchen nach der Krise in die Tempel betrifft, darf mit Überraschungen gerechnet werden.
    Einige Hirten verkündeten, Gott hätte das Virus geschickt, damit die Menschen innehalten und sich besinnen. Die Typen ahnen nicht im Ansatz, wie recht sie damit hatten.

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    • Wunderschön geschrieben, Hut ab! (natürlich NICHT zum Gebet!!!)

      Wollen wirs mal hoffen, dass diese Reaktion auch eintritt…
      In ansatzweise säkularen Staaten wirds wohl so sein, in bildungsferneren Ländern könnte jedoch genau das Gegenteil passieren, je nach dem, wie sehr die dortigen Vorbeter/“Hirten“ Einfluss auf ihre Schafe nehmen…

      Indoktrination und bewusst herbeigeführte Dummheit waren schon immer der beste Nährboden für Wahnsinn/Religionen aller Art!

      Gruss

      FLO

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