Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Licht in der Dunkelheit

Lesezeit: ~ 5 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Licht in der Dunkelheit, veröffentlicht am 17.12.2020 von osthessennews.de

[…] Die Lichtsymbolik prägt das religiöse Brauchtum des Adventes.

Verständlich. Wer sitzt schon gerne im Dunkeln?

Hier werden Emotionen angesprochen, die wohl schon seit der Zähmung des Feuers im Gedächtnis der Menschheit verankert sind. Also schon viele Jahrtausende, bevor sich ein Wüstenvolk im Orient das biblische Gottesbild aus früheren Göttern zusammengebaut hatte.

Genau genommen könnte man diesen Satz auch reduzieren auf: Symbolik prägt das religiöse Brauchtum. Oder noch prägnanter: Religiöses Brauchtum ist Symbolik.

Symbolik vs. Symbolismus

Je nach Kontext sind Christen entweder sehr stolz auf ihre vielen Symbole, symbolische Rituale und Zeremonien. Sobald aber das Symbolhafte droht, das nicht reale, sondern rein fiktive und nur behauptete Eigentliche in den Hintergrund zu drängen, warnen sie auch gerne vor „Symbolismus.“ Zu dem ihr Glaube keinesfalls verkommen dürfe.

Gerade die katholische Abteilung legt ja nach wie vor allergrößten Wert darauf, dass etwa die ausschließlich von männlichen Priestern durchführbare Verzauberung von Backoblaten in Menschenfleisch und von Wein in Menschenblut zum Zwecke des oralen Konsums keinesfalls nur symbolisch, sondern tatsächlich zu verstehen sei.

Man kann sich kaum vorstellen, dass christliche Konfessionen es aus Uneinigkeit über ausgerechnet einen solch grotesken Streitpunkt nicht schaffen, ihre Zeremonie gemeinsam durchzuführen.

Ich bin das Licht der Welt! Nein, ich! Oder ich?

Die Texte des Adventes sprechen von der Sehnsucht nach dem, der von sich sagt, dass er das Licht der Welt ist, Jesus Christus.

Erstens ist sich die moderne Bibelforschung weitestgehend einig, dass dieser Satz nicht von Jesus stammt. Sondern erst nachträglich von den anonymen Autoren eingefügt worden war.

Und zweitens ist Jesus keinesfalls der einzige mythologische Gottessohn, der von sich behauptet haben soll, das Licht der Welt zu sein. Auch Horus oder Mithra von Persien wird diese Selbstbezeichnung zugeschrieben.

Weitere Parallelen zwischen den biblischen Legenden von Jesus und den Geschichten anderer Gottessöhne, Götter oder Halbgötter (eine Differenzierung ist nicht immer so eindeutig möglich) gibts in diesem Artikel.

Diese legendenhaften Vorgänger haben ihre „hellen“ Zeiten noch länger hinter sich als der biblische Gottessohn.

Stadtpfarrer Stefan Buß weiß, was Gottessöhne wollen

Er hat Licht und Heil in die Welt gebracht hat, er will das Licht und das Heil meines Lebens sein.

Der Jesus, der möglicherweise tatsächlich vor rund 2000 Jahren im Orient gelebt haben könnte, wollte als Wanderprediger und als Anführer einer jüdischen Endzeit-Sekte seine Anhänger auf einen, von ihm irrtümlich als unmittelbar bevorstehenden angenommenen Weltuntergang vorbereiten. Und auf den wartet die Christenschar bis zum heutigen Tag. Bisher vergebens.

Nebeneffekt: Christen halten, wenn ihnen danach ist, jede beliebige Katastrophe für ein untrügliches Anzeichen für den Beginn des „Jüngsten Gerichtes.“ Und als Beleg für die Richtigkeit ihrer Annahme. Kaum zu glauben, dass es bis heute Menschen gibt, die sowas glauben.

Betrachten wir die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums und zusätzlich die jüngere Kirchengeschichte bis in die Gegenwart, dann lässt sich erschreckend eindrucksvoll erkennen, dass dieser Jesus weder Licht, noch Heil in die Welt gebracht hat.

Die Epoche, in der die Kirche alle Macht dazu gehabt hätte, für Licht und Heil zu sorgen, ist heute als das „Finstere Mittelalter“ bekannt.

Beten – für nix

Es liegt in der Hand der Menschen selbst, Licht und Heil in die Welt zu bringen. Und deshalb ist auch der Appell von Stadtpfarrer Stefan Buß sinnlos:

Beten wir darum, dass in dieser Adventszeit das Licht Jesu Christi wieder neu in uns hell wird und dass dieses Licht auch für andere scheint, damit die Adventszeit eine segensreiche Zeit werde für uns und alle Menschen.

In der Zeit, in der Menschen sich mit Bittgebeten an imaginäre Götterwesen wenden, könnten sie auch sinnvoller und vor allem altruistischer nutzen. Denn ein solches Gebet hat lediglich den Effekt, dem Betenden selbst ein gutes Gefühl zu verschaffen. Weil er sich dann einbilden kann, etwas vermeintlich Gutes, Wichtiges und Sinnvolles getan zu haben.

Und deshalb spielt es für ihn auch keine Rolle, dass noch kein einziges Gebet jemals erhört wurde in dem behaupteten und geglaubten Sinn. Also dass daraufhin ein magisches Himmelswesen nachweislich seinen ewigen Allmachtsplan im Interesse des Bittenden geändert hätte.

Ein Aufruf zu einem solchen Gebet ist der Aufruf zur Kultivierung eines Selbstbetruges.

Zweckmäßig verdrehte Darstellung

In der Adventszeit werden die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger. Erst mit dem Weihnachtsfest kehrt sich diese Entwicklung um, werden die Tage wieder länger. Weihnachten als Sieg des Lichtes über die Finsternis.

Schon lange vor der Zeit, als das Christentum das Mittwinterfest für seine eigenen Zwecke gekapert hatte, wussten die Menschen, was es mit der Wintersonnwende auf sich hat.

Die überwältigend meisten Wintersonnwenden bisher haben völlig zuverlässig ohne die Existenz von Menschen stattgefunden. Und damit auch ohne die Existenz von Göttern völlig reibungslos stattgefunden.

Genauso, wie die Sonne auch ganz von allein zuverlässig jeden Morgen aufgeht. Auch dann, wenn dafür kein Menschenopfer für einen Sonnengott dargebracht worden war.

Dass das Weihnachts- oder sonstige Feste keinen Einfluss auf astronomische Zyklen haben, sondern sich umgekehrt an diesen orientieren, weiß wohl sicher auch Herr Buß.

Deshalb muss man von einer gezielten Irreführung ausgehen, wenn er wie hier versucht, das Weihnachtsfest als Grund („Erst mit dem Weihnachtsfest…“, „Weihnachten als Sieg des Lichtes über die Finsternis“) dafür dazustellen, dass die Tage ab dem 22. Dezember wieder länger werden.

Ginge es ihm darum, die Dinge so zu beschreiben, wie sie sind, könnte er zum Beispiel sagen: „Das Weihnachtsfest wurde so gelegt, dass der Eindruck entsteht, es sorge dafür, dass die Tage wieder länger werden.“

Das Ganze erinnert an einen Mann, der sich an  einer Kreuzung stellt, eine Weile die Ampelschaltung beobachtet und dann zu den Fußgängern sagt:

  • „Ich bin der Ampelpriester hier! Wenn ihr mir 5 Euro gebt, klatsche ich dann dreimal in die Hände und sage euch Bescheid, kurz bevor euere Ampel grün wird. Ich weiß, wann das ist, weil ich der Ampelpriester bin!“

Licht in Sicht

Wir machen kaum mehr die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn es stockdunkel ist. Meist ist irgendwo ein Licht in der Nähe.

Wer hat’s erfunden? Und wer hat’s nicht erfunden oder „in die Welt gebracht“?

Es waren Menschen, die sich nicht mit Erklärungen wie „Gott war es“, „Gott will es“ oder „Gott sprach: Es werde Licht!“ zufrieden gaben.

Sondern die stattdessen versuchten herauszufinden, wie die Dinge wirklich sind.

Und nur so entstanden Dinge, die unabhängig davon funktionieren, ob jemand daran glaubt oder nicht.

Und so weiß heute jedes Kind, wo das Licht wirklich herkommt: Natürlich aus dem Kühlschrank!

Wie es wirklich Licht wurde

Wie mag es aber Menschen gehen, bei denen es weit und breit keinen Lichtschalter, kein Feuer, kein Auto oder sonst etwas gibt? Sie müssen die Nacht aushalten und auf den neuen Morgen warten, bis es wieder hell wird. Versuchen wir uns einmal vorzustellen, wie schön es dann ist, ein Licht zu haben, eine Kerze, die nicht nur Licht, sondern auch etwas Wärme gibt, die durch ihr Flackern auch etwas Lebendiges ist.

KerzenlichtDas Flackern einer Kerze mag vielleicht lebendig erscheinen, ist aber nichts „Lebendiges.“ Sondern eine Folge strömungsphysikalischer Vorgänge und Zusammenhänge. Physik und Chemie. Keine Biologie.

Dass Menschen Kerzenschein zumeist als angenehm und beruhigend empfinden, ist, wie oben schon beschrieben, evolutionär erklärbar und tief in menschlichen Gehirnen verankert. Wie schon angedeutet, zählt die „Zähmung“ des Feuers sicher zu den größten und ältesten Kulturleistungen der Menschheit.

Und während wir uns bewusst machen, wie schön es ist, über menschliche Errungenschaften wie Beleuchtungsmittel zu verfügen erinnern wir uns dankbar an diesen einen mutigen Vorfahren. An den, der sich damals als erster getraut hatte, einen brennenden Ast in die Hand zu nehmen. Und der damit das erste Lagerfeuer der Menschheitsgeschichte entzündete.

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1 Gedanke zu „Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Licht in der Dunkelheit“

  1. Logik für Anfänger…
    Wenn ich einer von den Menschen bin, „…bei denen es weit und breit keinen Lichtschalter, kein Feuer, kein Auto oder sonst etwas gibt …“, habe ich ein Problem, mit „… wie schön es dann ist, ein Licht zu haben, eine Kerze…“. Wie will ich eine Kerze anzünden, wenn ich kein Feuer habe?
    Um eine Kerze anzuzünden, brauche ich Feuer. Aber dann habe ich ja bereits ein Licht, das „…auch etwas Wärme gibt..“ und vor sich hin flackert.
    Aber mit der Logik scheint es bei den Theologen ja nicht so weit her zu sein.

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