Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Gedenken an Befreiung des KZ Auschwitz“, veröffentlicht am 27.01.21 von osthessennews.de
Darum geht es
Anlässlich des 76. Jahrestages erinnert Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda heute an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und nutzt das Gedenken und das Leid der Opfer für religiöse Verkündigungszwecke.
Am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Gedenken an Befreiung des KZ Ausschwitz“, veröffentlicht am 27.01.21 von osthessennews.de)
Zunächst fasst Pfarrer Buß kurz die furchtbaren Eckdaten des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zusammen. Er berichtet über das unvorstellbare Leid der Opfer, die Befreiung und über den Umgang mit der Erinnerunng.
Statt es dabei zu belassen, muss Herr Buß noch seine katholischen Gottesreichphantasien ins Spiel bringen. Offenbar ohne zu bemerken, wie unpassend und unangemessen die Vermischung von irdischer Wirklichkeit und religiöser Wunschvorstellung gerade in diesem Fall ist.
Katholische Kirche, das 3. Reich und der Kommunismus
Sehr viel gäbe es zu schreiben über das für beide Seiten förderliche symbiotische Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Nazidiktatur.
Dieses dunkle Kapitel der jüngeren Kirchengeschichte taucht so gut wie nie in religiösen Verkündigungen auf. Da erzählt man lieber von den wenigen Priestern und Gläubigen, die sich gegen die Linie ihrer Kirche stellten und wegen ihres Widerstandes verfolgt und auch ermordet worden waren.
A propos Rote Armee: Auch die Bekämpfung des Kommunismus durch den Vatikan (Begründung: Der Kommunismus ist materialistisch und antichristlich) wäre sicher mal eine nähere Betrachtung wert.
Dass es die Rote Armee war, die die Überlebenden des KZ Auschwitz befreit hatte, hatte an der Haltung der katholischen Kirche zum Kommunismus augenscheinlich nichts geändert.
„Indem ich mich der Juden erwehre…“
Die Gesamtzahl der in Auschwitz getöteten Juden liegt bei etwa 1,5 Millionen Menschen; darunter viele Kinder. Auschwitz – das steht für die systematische Vernichtung von Menschenleben.
Der bis heute nicht exkommunizierte Katholik Hitler („Vermutlich stand im Hintergrund der Zweifel, ob man ein legales Staatsoberhaupt einfach so exkommunizieren kann, wo es doch im Römerbrief heißt: Alle staatliche Obrigkeit kommt von Gott, wer sich gegen die staatliche Obrigkeit auflehnt, lehnt sich gegen Gott auf.“ – Quelle: kiz-online.de: Kirchenhistoriker Hubert Wolf: Warum wurde Hitler nicht exkommuniziert?) konnte die christliche Lehre problemlos für seine Zwecke instrumentalisieren:
- Kurz, knapp und eindringlich heißt es am Ende des antisemitischen Zentralkapitels von „Mein Kampf“: „Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totentanz der Menschheit sein, dann wird dieser Planet wieder wie einst vor Jahrmillionen menschenleer durch den Äther ziehen. Die ewige Natur rächt unerbitterlich die Übertretung ihrer Gebote. So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herren.“
(Zit. n. feinschwarz.net: Rainer Bucher: „Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herren.“)
Krasse Selbstüberschätzung
Kommen wir nun zur christlichen Deutung (genauer: religiösen Vereinnahmung und Instrumentalisierung) des Holocaust durch Stadtpfarrer Stefan Buß:
Wenn wir uns als Christen erinnern, so heißt das immer auch, dass wir uns von Gott erinnern lassen, dass dort, wo Menschen erniedrigt, entwürdigt, entmenschlicht werden, Gott selbst erniedrigt, entwürdigt und geschändet wird.
Wenn sich jemand seine Weltanschauung durch Fantasiewesen wie Götter, Geister oder Gottessöhne erweitern möchte, dann ist das seine Sache.
Diese Hirngespinste dann allerdings in einer öffentlichen Verkündigung mit dem realen Leid von realen Menschen in Verbindung zu bringen, erscheint mir geradezu widerwärtig ignorant und/oder arrogant.
Es zeugt meines Erachtens von einer stark verzerrten Wahrnehmung und einer krassen Fehleinschätzung bezüglich der Relevanz der religiösen Glaubensfiktionen.
Herr Buß instrumentalisiert hier reales Leid von realen Menschen, um seiner Göttereinbildung Relevanz anzudichten.
Zudem scheint er nicht zu bemerken, dass ein Gott, der das reale Leid von realen Menschen nutzt, um damit an sich (!) zu erinnern, nicht als allgnädig, sondern als ein sadistischer Psychopath zu bezeichnen wäre, wenn es ihn gäbe.
Was bringt Menschen dazu, sich sowas ausdenken und es dann – vermutlich völlig arglos, weil ihnen die Tragweite der Implikationen ihrer Aussagen gar nicht bewusst zu sein scheint – behaupten? Meine Vermutung: Chronische religiöse Verblendung und Vernebelung, vom Säuglingsalter an.
Religiöser Wunsch und irdische Wirklichkeit
In Anbetracht dieser Selbstverständlichkeit, mit der Herr Buß hier religiöse Fiktion und irdische Wirklichkeit vermischt, halte ich diese Klarstellung einmal mehr (und wohl auch noch lange nicht zum letzten Mal) erforderlich:
- Ausnahmslos alle Götter sind menschliche Phantasieprodukte.
- Kein einziger Gott ist jemals außerhalb menschlicher Einbildung und Wunschvorstellung, sondern tatsächlich nachweisbar in irgendeiner Form im irdischen Geschehen in Erscheinung getreten (andernfalls müsste man ja an Götter nicht glauben).
- Wer behauptet, man könne sich von einem Gott an irgendetwas erinnern lassen, täuscht seine Zuhörer und führt sie in die Irre.
Kaum vorstellbar, dass ein solcher Hinweis im 21. Jahrhundert in einem zumindest auf dem Papier säkularen Industriestaat mit Schulpflicht noch erforderlich ist.
Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer…
Denn im Kern ist die Botschaft vom Anbruch des Reiches Gottes die Botschaft von der kompromisslosen Solidarität, ja sogar von der Identifikation Jesu mit den Entrechteten. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, habt ihr mir getan“ (Mt. 25,40)
Die Rhetorik von Hitler, aber auch die Predigten der ihm wohlgesonnenen Bischöfe und Priester machte es den Christen einfach, das von Hitler versprochene „1000jährige Reich“ mit jenem „Reich Gottes“ in Verbindung zu bringen oder direkt gleichzusetzen, dessen Errichtung sich die Kirche auf die Fahnen geschrieben hatte und bis heute hat.
Solang man sich über die Besetzung der irdischen und des himmlischen Führerposten einig ist, passen absolutistische politische und religiöse Ideologien und ihre Narrative perfekt zueinander.
Um eine biblische Legitimation für den Holocaust zu konstruieren, braucht man bei der von Herrn Stadtpfarrer Buß zitierten Stelle nur einen Satz weiterzulesen:
- Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
(Mt 25, 41 EU)
Nazi-Ideologen und -theologen fanden nicht zuletzt mit dem in der biblisch-christlichen Lehre enthaltenen Antisemitismus mehr als genug Punkte, um die Juden auch aus christlicher Sicht zu den „Verfluchten“ erklären zu können.
Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert.
„Denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen“ (Jes.9,1b).
Auch bei dieser zitierten Bibelstelle braucht man nur einmal umzublättern, um noch weitere Rhetorik zu finden, die hervorragend geeignet ist, um Hass zu schüren:
- Der HERR sprach weiter zu mir und sagte: […]Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert. Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch zerschmettert. Rüstet! Ihr werdet zerschmettert. Macht einen Plan! Er wird vereitelt. Verabredet eine Sache, sie kommt nicht zustande. Denn Gott ist mit uns.
(Jes 8, 5-10 EU)
Wen interessiert es schon, welche Völker hier eigentlich gemeint waren. Hauptsache Gott mit uns!
Die Bedeutung des Christentums für die Erinnerung an Auschwitz
Wir wagen, diese Leidensgeschichte anzusprechen und uns zu ihr vor dem Angesicht Gottes klagend und betend zu bekennen, im Vertrauen auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus, der uns seine Erlösung zugesagt hat. So wollen wir der Opfer gedenken und uns darum bemühen, dass solche Ereignisse nie mehr teil deutscher Geschichte werden.
An das Leid der Opfer und an die Verbrechen der Nazidiktatur zu erinnern, halte ich für richtig und wichtig.
Das christliche Glaubenskonstrukt spielt für dieses Gedenken und Erinnern nur insofern eine Rolle, als dass man auch nicht vergessen sollte, wie hervorragend das Christentum zur Legitimierung der Naziverbrechen geeignet war.
Und dass die katholische Kirche bis heute auf die Erfüllung der Reichskonkordatsverträge besteht, mit denen das Naziregime die Kirche von den Vorzügen gegenseitiger wohlwollender Unterstützung überzeugt hatte und von denen sie bis heute profitiert.
Außerdem zeigt der Holocaust, dass es keinen Gott gibt, der als allmächtig und allgütig bezeichnet werden kann.
Und abgesehen davon gebietet es meines Erachtens der Respekt vor den Opfern, wenigstens in diesem Zusammenhang eine Umdeutung zur Verbreitung der eigenen religiösen Agenda (bzw. Realitätsverweigerung) zu unterlassen.
*Veröffentlichung des erzaehlmirnix-Comics mit freundlicher Genehmigung der Urheberin, auch auf Facebook und Twitter
Chapeau!
Sie haben so was von recht!!!
Das alles in so höchstem Mase widerlich, dass man kotzen will…
Erstens ist ja NUR das judäische Volk von Yahweh persönlich auserwählt und alle anderen Völker vedammt;
Und zweitens gesteht hier gerade ein weiterer Gottesknecht ein, wie machtlos sein Idol doch tatsächlich ist…
Gebt mir einen Eimer ich muss…….:-(
Vielleicht sollte Herr Buß erst einmal seine Gottesvorstellung kundtun.
Wenn „Gott selbst erniedrigt, entwürdigt und geschändet wird“ durch die, von Menschen anderen Menschen zugefügten Qualen und Schmerzen bis zur Massenvernichtung menschlichen Lebens- was ist das für ein Gott?
Der biblische Gott „ärgert“ sich doch eigentlich nur, und das dann auch gewaltig, wenn man ihm nicht vollumfänglich huldigt. In der biblischen Vergangenheit ließ er jedenfalls mit einem gewissen Wohlwollen Menschen sich immer wieder gerne gegenseitig massakrieren.
Von ideologisch verbogenen Menschen, die sich in ihrer Verbohrtheit stets selbst bestätigten, die meisten waren sicher auch Christen, wurde kein Gott erniedrigt.
Menschen wurden erniedigt und vernichtet! Wie konnte das im 20. Jahrhundert möglich sein?
Es gelang den Potentaten mit Hilfe verwerflichen demagogischen Handelns und Redens die Gefühle und Fähigkeiten zu vieler Bürger des damaligen Staates umzuwandeln und sogar auszulöschen. Gefühle wie Empathie und Mitmenschlichkeit, die Fähigkeit, sich in die Empfindungen eines anderen Menschen hineinversetzen und darauf reagieren zu können etwa mit Trauer, Hilfsbereitschaft oder auch Widerstand.
Überzeugung, aber zum großen Teil sicher Unsicherheit, Angst, auch Bequemlichkeit machten viele Bürger und Bürgerinnen dumpf und stumpf. Sie verdrängten, was sie hätte berühren müssen.
Bei allen Erinnerungen hilft nur in der Realität zu bleiben- hier hilft kein einziger Gott.
Und was wir auch daraus erkennen können, ist die Notwendigkeit, die eigenen Gefühle wahrzunehmen. Nur dann können wir auch die Gefühle anderer Menschen deuten.
Hitler war ja fest davon überzeugt, im Namen gerade dieses Gottes zu handeln. In seinem, allen Deutschen zugänglichen Traktat „Mein Kampf“ heißt es: „So glaube ich heute im Sinn des allmächtigen Schöpfers zu handeln, indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.“
Da hätte der Gott von Stadtpfarrer Buß die damaligen Menschen auch schon im Vorfeld erinnern müssen, dass er das alles nicht will. Oder war mit diesem „Herrn“ ein anderer „Herr Gott“ gemeint?
Die Shoah haben die Menschen zugelassen, nicht Gott!!
Dazu fällt mir ein Jüdischer Witz ein!
Yanon und Kenen sitzen am Shoah-Gedenktag im Himmel auf einer Wolke und lachen so kräftig, dass sie sich auf die Schenkel hauen und die Tränen laufen!
Gott wird darauf aufmerksam und versteht nicht, wie die beiden Juden an so einem Tag so laut lachen können!
Gott fragt, warum sie so lachen.
Yanon antwortet: „Als Kenen und ich von einem SS-Sodaten im Dunkeln zur Gaskammer geführt wurden, sind wir beide gestolpert und haben uns das Genick gebrochen!“
Gott hakt verwundert nach: „…und was ist daran so lustig?“
Darauf sagt Kenen: „So brauchten wir nicht mehr in die Gaskammer!“
Gott runzelt irritiert die Stirn und sagt: „Daran kann ich mich nicht erinnern…“
Yanon schmunzelnd zu Gott: „Du warst ja auch nicht dabei!“
Der ganze Holokaust ist für mich weder ein Beweis für, noch gegen Gott!
Religion hat sehr viel Leid und Unterdrückung gebracht!
Hitler sah sich als Ausführer von Luther, der Juden abgrundtief gehasst hat!