Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt!“

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Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt!“, veröffentlicht am 28.08.21 von osthessennews.de

Darum geht es

Pfarrer Buß hält Mitmenschlichkeit für einen Ausdruck göttlicher Gnade. Man müsse sich allerdings Gott schon öffnen, damit er einem Mitmenschlichkeit zutraut.

Salz der Erde, Licht der Welt

In Bezug auf die Bibelstelle Mt 5,13-16 plaudert Herr Buß heute über das „Salz der Erde, das Licht der Welt“.

Jesus ist sicher nicht realitätsfremd. Er weiß, dass das Leben der Menschen oft mühsam ist. Dass es auch ständig unterschiedlichen Belastungen und Grenzen ausgesetzt ist.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Stellen: Impulse von Stadtpfarrer Buß: „Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt!“, veröffentlicht am 28.08.21 von osthessennews.de)

Der in der Bibel beschriebene Gottessohn Jesus ist keine reale, sondern eine mythologische bzw. literarische Phantasiefigur.

Aber auch der „echte“ Mensch, dessen Lebenslauf möglicherweise als Vorlage für die Gottessohnlegende gedient haben könnte, war, sollte er denn tatsächlich gelebt haben, natürlich realitätsfremd: Die Erzählungen schildern ihn als den Anführer einer jüdischen Weltuntergangs-Sekte.

Jesus predigte den Weltuntergang

Dieser Jesus war fest davon überzeugt, dass der von ihm gepredigte und göttlich verursachte Weltuntergang unmittelbar, also quasi jeden Moment beginnen würde.

Grundaussage seiner Verkündigung war, dass ein gottgefälliges Leben der einzige Weg sei, der vermeintlich unmittelbar bevorstehenden göttlichen Bestrafung wenigstens eventuell zu entgehen.

Wie anders als realitätsfremd könnte man eine mythologische, bzw. eine Person mit solchen Vorstellungen bezeichnen?

Das Leid seiner Mitmenschen hat für Jesus den einzigen Zweck, durch dessen Linderung seine göttlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und um zu demonstrieren, dass die Unterwerfung unter den „richtigen“, nämlich seinen Gott die einzige Option gegen das Leid ist, das einem eben dieser Gott andernfalls androht.

Mitmenschlichkeit hat nichts mit Göttern zu tun

Doch immer wieder gibt es auch die Erfahrung, dass Menschen spüren wie andere für sie zum „Salz“ oder „Licht“ werden.

Übersetzt man „Salz“ und „Licht“ allgemein in „positive menschliche Eigenschaften“, dann kann man dieser Aussage natürlich zustimmen. Nur hat das nichts mit Göttern, Geistern oder Gottessöhnen zu tun. Sondern mit Menschen:

Wenn sich plötzlich dadurch eine andere Sichtweise des Lebens eröffnet. Wenn eine gut gemeinte Kritik plötzlich neue Horizonte und Begegnungsmöglichkeiten schafft.

Bei Gläubigen freilich abzüglich der Kritik, die den eigenen religiösen Horizont in Frage stellt. Und ausgenommen der Begegnungsmöglichkeiten außerhalb dieses Horizontes.

Denn zwischen der von vielen Christen immer wieder gern behaupteten und postulierten Kritik- und Diskussionsfähigkeit und ihrer tatsächlichen Bereitschaft dazu liegen Welten. Auf ein „Salz“ oder „Licht“, das einem eine tatsächlich andere, nämlich eine realistische Sichtweise des Lebens eröffnen würde, verzichtet man da lieber. Um stattdessen weiter glauben zu können.

Mit-Menschlichkeit: Eine rein menschliche Angelegenheit

Wenn sich einer Zeit nimmt für einen anderen und dadurch neuen Mut schenkt. Durch die Art und Weise, wie Menschen leben und wie sie sich anderen gegenüber verhalten, werden sie zu „Salz“ oder „Licht“. Und das kann eigentlich jeder Mensch, je nach seinen Begabungen, Kräften und Möglichkeiten. Sie werden so plötzlich zu einem Licht für andere, die in ihre Nähe kommen, wenn sie z.B. mitdenken, mitfühlen, freundlich und geduldig sind oder ein Wort des Dankes und der Anerkennung haben.

Bis hierher geht es um rein menschliche Verhaltensweisen. Für Appelle zur Mitmenschlichkeit braucht es keine religiöse Wirklichkeitserweiterungen. Es sind einfach nur Variationen der Aussage: „Sei kein Arschloch!“

Nun besagt die hier zitierte Bibelstelle aber nicht etwa, dass sich Menschen im Interesse ihrer Mitmenschen und in ihrem eigenen Interesse eben mitmenschlich verhalten sollen.

Vielmehr geht es darum, positive menschliche Eigenschaften in einen religiösen Kontext zu bringen.

Realitätsfremd

Das Wort Jesu: „Ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid das Salz der Erde!“ ist keine Überforderung. Er möchte einfach jeden Menschen auffordern, das zu tun, was jeder und jede kann, an dem Ort, an den er von Gott hingestellt ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Gerade beschützt Herr Buß seinen Gottessohn noch vor dem Vorwurf der Realitätsferne. Und jetzt behauptet er, Menschen seien von einem/seinem Gott irgendwo hingestellt worden?

Was ist von Aussagen über Realität von Menschen zu halten, die selbst nicht mal in der Lage oder willens sind, zwischen religiösem Wunsch oder Wahn und der irdischen natürlichen Wirklichkeit zu unterscheiden?

In der zitierten Bibelstelle möchte Jesus natürlich mehr, als nur Menschen auffordern, sich mitmenschlich zu verhalten. Er ermahnt seine Anhänger, sich ordentlich zu verhalten. Nicht ihrer Mitmenschen wegen. Sondern weil Fehlverhalten ein schlechtes Licht auch auf seinen Gott werfen würde. Eine Schande für die ganze Innung, sozusagen.

Welches Licht ist kostbar?

Auch ein kleines Licht ist kostbar, denn es stößt etwas an im anderen und kann sich ausbreiten und mehr Licht werden.

Meme SternsingerIn der Bibel ist mit Licht natürlich die Erleuchtung durch das „Wort Gottes“ gemeint. Und nicht etwa das erhellende Licht der Wissenschaft.

Oder das Licht, bei dem betrachtet sich religiöse Glaubensmythen als rein menschliche Phantasieprodukte entpuppen.

  • In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer,
    und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer
    (Victor Hugo)

Gottes Gnade!?

Auch bei Pfarrer Buß ist es natürlich die „Gnade“ seines Gottes, die in mitmenschlichem Verhalten zum Ausdruck kommt:

Jesus weiß was Gottes Gnade in jedem Menschen bewirken kann. Wer sich ihm öffnet, dem traut Gott etwas zu. Und Gott traut dem Menschen mehr zu, als er sich oft selbst zutraut.

Diese Vorstellung impliziert, dass sich Menschen, die sich diesem – ausgerechnet diesem! – Gott nicht „öffnen“, nichts zutrauen. Weil Gott ihnen ja auch nichts zutraut.

Was für eine geradezu widerwärtig verzerrte und arrogante Selbstüberschätzung:

Weder verhalten sich Glaubensfreie oder Andersgläubige wegen ihrer Glaubensfreiheit oder weil sie andere Götter anbeten deshalb weniger mitmenschlich.

Noch kann das Christentum durch außergewöhnliche oder überdurchschnittliche Mitmenschlichkeit überzeugen. Im Gegenteil. Die Kriminalgeschichte des Christentums füllt rund 10.000 Buchseiten. Die jüngere Vergangenheit noch nicht mitgerechnet.

Sinn und Zweck vor Gott?

Alles was Menschen tun hat vor Gott Sinn und Zweck. Es ist ermutigen [sic!] an uns alle dies im eigenen Leben zu entdecken und zu entfalten.

Welchen Sinn und Zweck hat es vor Gott, wenn katholische Priester Kinder vergewaltigen, Herr Buß?

Und wenn die Kirche, die Kirche dieses Gottes diese Verbrechen über Jahrzehnte ermöglicht und systematisch vertuscht? Verbrechen von Menschen, die ihre Taten womöglich (und wenn auch nur vor sich selbst) damit rechtfertigen, dass sie ja schließlich „das Salz der Erde und das Licht der Welt“ seien?

Was wollen Sie uns denn in Ihrer Funktion als Vertreter dieser Kirche von Moral und Mitmenschlichkeit erzählen, Herr Buß!?

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