Umkehr – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 7 Min.

Umkehr – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Benedikt Welter, veröffentlicht am 9.4.22 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Pfarrer Welter mahnt zur Umkehr: „Weil ich auf den Jesus-König mit der Dornenkrone mehr setze als auf jede andere Macht. Jetzt erst recht.“

Das Eingeständnis des Bundespräsidenten Steinmeiers, das Verhältnis zu Russland seit Jahrzehnten falsch eingeschätzt zu haben und damit gescheitert zu sein wählt Pfarrer Welter heute für ein „Wort zum Sonntag“ zum Thema „Umkehr.“

Umkehr…

Ich sage bewusst „Umkehr“. Das ist ein biblisches Wort. Zugleich ist Umkehr DAS Wort in diesen Wochen der Fastenzeit oder Passionszeit.

Schnell lässt sich herausfinden, was in der Bibel praktisch immer gemeint ist, wenn dieses Wort auftaucht: Es geht praktisch immer um die Umkehr zum „rechten“ Glauben. Wenn es um eine Umkehr zu richtigem Verhalten geht, dann nur deshalb, weil dieses als gottgefällig ausgegeben wird.

Um hier differenzieren zu können, ist zunächst eine Untersuchung des Begriffes sinnvoll. Wikipedia weiß dazu:

  • Unter Umkehr versteht man grundsätzlich jeden vollständigen Richtungswechsel (auch im übertragenen Sinn).

Ich halte diese Definition für nicht allzu gut gewählt. Bedeutet Umkehr nicht eher das Zurückkehren zu einem früheren Standpunkt?

Bei einem Richtungswechsel muss das nicht unbedingt der Fall sein. Denn man kann ja auch in irgendeine beliebige andere Richtung weitergehen, ohne zu einem vorherigen Standpunkt zurückzukehren.

…im religiösen Sinn

Unter dem Titel „Innere Umkehr in der Religion“ findet sich bei Wikipedia dann eine etwas differenziertere Erklärung:

Eine besondere Bedeutung hat die Umkehr in der Religion und Ethik. Hierzu gehören die Begriffe der Reue und der Buße. Die innere Umkehr lässt sich in drei Schritte gliedern:

  • die Einsicht, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben
  • die Umkehr bis zu einem bekannten Punkt
  • den Aufbruch in eine neue Richtung

Und schon kommen wir dem näher, was die Umkehr im religiösen Sinn ausmacht: Bevor es irgendwo anders hingeht, wird erstmal wieder schön zum Glaubensfundament zurückgekehrt.

Einziger Grund für eine Umkehr war ja auch nur eine Entfernung von diesem Fundament.

Umkehren – aber wohin?

Wieder mit Bezug auf Steinmeier kommt Herr Welter nun auf eine spannende Frage zu sprechen:

[…] Ich spüre: hier geht es um mehr, als dass Politiker und Politikerinnen in Spitzenämtern „umkehren“. Sie vertreten diese Gesellschaft; und dann bin doch auch ich dabei, irgendwie umzukehren – aber wohin?

Wenig spannend ist die Antwort, mit der sich Herr Welter seine Frage selbst beantwortet:

Eine Antwort gibt der Palmsonntag morgen. Damit beginnt für die Christenheit die Karwoche. Die wichtigste Woche im Jahr. Oft habe ich die schon feiern dürfen. In den letzten Jahren eingeschränkt durch Corona und jetzt unter dem Schatten eines Krieges in Europa.

Klar. Wohin sollte er auch sonst umkehren wollen.

Ein neuer König, wie ein Mensch ihn träumt?

Sehr oft habe ich das Hosianna gesungen, wie damals, als Jesus nach Jerusalem hineinritt. Auf einem Esel zwar, aber als König verehrt. Ein neuer König, wie ein Mensch ihn träumt: einer, der endlich mal den Mächtigen in die Parade fährt; der alles neu ordnet – am liebsten nach MEINEN Vorstellungen.

Nach IHREN Vorstellungen, Herr Welter? Oder wen oder was meinen Sie?

Herr Welter, Sie vertreten und vertreiben eine Glaubenslehre, die für Glaubensfreie und Andersgläubige wegen einer anderen Weltanschauung ewige physische und psychische Dauerfolter mit Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung vorsieht.

Ob das auch Ihren persönlichen Vorstellungen entspricht, weiß ich freilich nicht. Aber das ist nun mal der Inhalt des Glaubenskonstruktes, das Sie propagieren.

…eher ein Alptraum-König

Sollte Jesus gelebt haben, dann war er ein radikal-religiöser Endzeitsektenprediger. Ganz sicher kein „neuer König, wie ein Mensch ihn träumt.“

Und was dabei herauskommt, wenn Religion in die Politik eingreift, lässt sich erschreckend umfangreich in der 10bändigen „Kriminalgeschichte des Christentums“ nachlesen.

Im angeblichen Namen und Auftrag desselben Gottes, den Herr Welter hier über den grünen Klee lobt werden die Waffen gesegnet, mit denen Russland gerade Krieg gegen die Ukraine führt.

Und dann verabschiedet sich Herr Welter erstmal von jeder Realität:

Schwurbel-Faktor 10.000

„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“, sagt aber genau dieser Jesuskönig vor Pilatus, dem römischen Machthaber, der ihn seine Macht über Leben und Tod bitter spüren lässt. Wie oft habe ich in den Karwochen meines Lebens diesen Satz gehört, gelesen – und überhört. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt!“

Dieser König weist auch meine Phantasien von guter Macht und friedvoller Weltordnung von sich. Dieser König lässt mich sogar darüber erschrecken, dass ein ewiger Friede auf dieser Welt wohl unmöglich bleibt. Zu wenig Umkehr. Zu viel Sturheit.

Aber der Jesus-König reißt mich auch heraus aus so einer schicksalsergebenen Ohnmacht: „Ecce homo“ – „Seht den wahren Menschen“, sagt der gleiche Pilatus, als er den frisch Gefolterten einer tobenden Volksmasse präsentiert.

Ein tieferer oder zusammenhängender Sinn dieser Zeilen erschließt sich mir auch nach mehrmaligem Durchlesen nicht wirklich.

Vielleicht hat jemand aus der geschätzten Leserschaft eine Idee, was konkret mit diesem Geschwurbel gemeint sein könnte?

Absurde und fragwürdige Königreichsphantasien

Bedenklich finde ich den Satz: „Dieser König weist auch meine Phantasien von guter Macht und friedvoller Weltordnung von sich.“

Biblisch lässt sich dieser Standpunkt freilich mit etlichen angeblichen Jesus-Zitaten, die nur selten (oder nie) im christlichen Mainstream auftauchen problemlos untermauern. Zum Beispiel:

  • »Ich bin dazu gekommen, ein Feuer auf die Erde zu werfen, und was sollte ich lieber wünschen, als daß es schon brennte! (Lukas 12,49 MENG)
  • Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, vielmehr Zwiespalt. Denn von nun an werden fünf, die in einem Hause wohnen, entzweit sein: drei werden gegen zwei und zwei gegen drei stehen, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.« (Lukas 12, 51-53 MENG)
  • »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien, und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹ (Mi 7,6). Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; (Matthäus 10,34-37 MENG)

Die Vorstellung, ein solcher „König“ sei die beste (und einzige) Wahl, die Welt fairer und friedlicher zu machen, halte ich für absurd. Der möge bleiben, wo der himmlische Pfeffer wächst.

Was erwartet jemand, der die Vorstellung von einer Welt aufgibt, die die Menschen friedlicher und fairer gestalten? Und stattdessen auf – ja, worauf denn, wenn nicht auf die „Hoffnung Mensch“ setzt? Vielleicht kann und möchte ja auch Herr Welter hier nochmal etwas Licht ins Dunkel bringen.

Eine konkrete Erklärung seiner Königreichsphantsien (in der hier offenbar verwendeten Einheitsübersetzung euphemisiert zu einem weniger verfänglich klingenden Königtum) bleibt er – sicher nicht versehentlich – schuldig.

Statt einer Erklärung folgt nun noch etwas

Klerikal-überhebliche Gesellschaftskritik

Dieser König – ohne Königreich von dieser Welt – lenkt meinen Blick weg von der Macht und den Mächtigen hin zum geschundenen Menschen. Das heißt für mich Umkehr. Immer wieder. Dahin gehört meine Energie. Da muss ich aufpassen, dass unsere oft so schwerfällige und komplizierte Gesellschaftsordnung – welch garstiges Wort – erhalten bleibt und noch viel besser wird. Der Blick auf die geschundenen Menschen und aktives Handeln mit ihnen und für sie ist und bleibt möglich.

Gesellschaftsordnung ist ein garstiges Wort, soll aber erhalten bleiben? Wie viele Menschen wurden und werden von religiös motivierten Menschen mit religiösen Begründungen geschunden?

Dass eine Gesellschaftsordnung für die Menschen im 21. Jahrhundert komplexer ist als die eines Wüstenstammes von vor 2000 Jahren, kann kaum erstaunen.

Erstaunen kann allerdings, dass auch heute noch manche Zeitgenossen meinen, diese Regelungen, die für den Zusammenhalt innerhalb des eigenen Völkchens und zur Abgrenzung und Überhöhung gegenüber anderen Völkern konzipiert waren, seien auch heute noch relevant und etwas, wohin man umkehren sollte.

Hoffnung Gott statt Hoffnung Mensch

Ich will umkehren und kann es hoffentlich auch, weil ich auf den Jesus-König mit der Dornenkrone mehr setze als auf jede andere Macht. Jetzt erst recht.

Wie gerade schon geschrieben: Nichts von dem, was Herr Welter über seinen „Jesus-König“ zusammenfabuliert zum Besten gegeben hat, ergibt, zumindest für mich, irgendeinen erkennbaren Sinn.

Mir erschließt sich auch nicht, inwieweit eine Romanfigur aus der biblischen Mythologie dazu beitragen könnte, die Probleme der gegenwärtigen Weltbevölkerung zu lösen. Wovon Herr Welter ja offenbar auszugehen scheint.

Und noch weniger erschließt sich mir, wie man auf eine solch absurde Idee kommen kann.

Es geht ja auch wohl auch niemand ernsthaft davon aus, dass Daniel Düsentrieb die Technologie für die längst überfällige Energiewende erfindet und konstruiert.

Nepper, Schlepper, Schäfchenfänger

Die Masche ist immer die selbe: Alles, was Berufschristen positiv erscheint, schustern sie – ganz selbstverständlich – ihrem Gott zu. Und für alles Negative machen sie die sündige und schlechte Menschheit verantwortlich.

Wenn sich Menschen ethisch richtig verhalten, behaupten sie stets den Einfluss ihres Gottes als Ursache. Der Menschheit sprechen sie gleichzeitig die Fähigkeit ab, von sich aus Dinge zum Positiven zu verändern.

Die Realität sieht jedoch anders aus: Menschen sind sowohl für ethisch richtiges, als auch für falsches Verhalten selbst verantwortlich.

Auf welchen Werten offene und freie Gesellschaften tatsächlich entstehen können, kann man zum Beispiel hier nachlesen.

Naiv? Oder ignorant?

Wer nicht in der Lage oder willens ist, zwischen religiöser Fiktion und irdischer Realität zu unterscheiden, sollte vielleicht mal die eigenen Ambitionen überdenken, sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu politischen Themen zu äußern. Zumindest dann, wenn ihm daran gelegen ist, von irgendwem noch ernst genommen zu werden.

Einmal mehr zeigt ein Blick in die Kriminalgeschichte des Christentums, dass dieses während der Jahrhunderte, in denen es alle Macht dazu gehabt hätte, die Welt keineswegs friedlicher oder gerechter gemacht hatte. Im Gegenteil: Gerade eben hat ein Krieg täglich Zerstörung und Leid zur Folge, der mit dem ausdrücklichen Segen des Bibelgottes geführt wird.

Herr Welter, wenn Ihnen eine friedlichere und gerechtere Welt ein wichtigeres Anliegen ist als die Palliativversorgung eines Wüstengottes, den sich Menschen in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zusammengebaut hatten, dann empfehle ich statt einer Umkehr zur biblisch-christlichen Mythologie einen gründlichen Richtungswechsel.

Vorschlag für einen Richtungswechsel:
Hoffnung Mensch statt Hoffnung Gott

Statt zu versuchen, moderne ethische Standards in diese archaische Mythologie hineinzuinterpretieren, könnten Sie sich diesen Aufwand auch sparen. Und sich stattdessen direkt mit den humanistischen Werten beschäftigen, die die Grundlage für moderne ethische Standards bilden können.

Umkehr

Keine Frage: Ein Ende dieses Weges, ein endgültiges, statisches Ziel ist nicht in Sicht und kann es wohl auch gar nicht sein.

Trotzdem hat es die Menschheit selbst in der Hand, durch verantwortungsbewusstes, kluges und faires Handeln und mit wissenschaftlichem Fortschritt die Welt als Lebensraum für Sauerstoff verstoffwechselnde Lebensformen zu erhalten und sie gesünder, fairer oder allgmein: weniger leidvoll zu gestalten. Ohne Dornenkronen.

Die Menschheit stellt nicht nur die größte Gefahr dar, dieses Ziel zu verfehlen. Sondern auch die einzige reale Chance, sich diesem Ziel zumindest zu nähern.

Götter, die sich, sollte es sie geben, genau so verhalten, als gäbe es sie nicht, können dabei, abgesehen vielleicht von einem Placebo-Effekt für Gläubige, keine Rolle spielen. Die mögen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, wenn es sie gibt. Und Menschen sollten aufhören, ihre Hoffnung auf Götter zu setzen und ihre persönliche Verantwortung an diese abzugeben.

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4 Gedanken zu „Umkehr – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Ist schon echt garstig, diese humanistisch geprägte Gesellschaftsordnung, verhindert sie doch die Vermittlung „göttlicher Liebe“ durch die ach so „netten Scheiterhaufen“…

    Sowas kann einem gewaltig am Absolutheitsanspruch kratzen!

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  2. Sogar nach Lektüre des Originalbeitrages von Pfarrer Welter geht es mir wie awq: Ich habe keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Der allmächtige und allgütige Gott kommt irgendwie nicht gegen menschliche Sturheit an. Okay – aber dann sollte man doch einmal ernsthaft über diesen offensichtlich ausgesprochen seltsamen Gottesbegriff nachdenken. Warum tut Herr Welter das nicht?

    Seine Meinung und sein Verhalten zu ändern gehört zu den selbstverständlichen Fähigkeiten eines jeden normalen, erwachsenen Menschen. Warum braucht Herr Welter dazu Phantasiewesen und deren Phantasiemacht (die wohlgemerkt nicht gegen menschliche Sturheit ankommt)? Als eine Art Antwort kriegen wir das bei Christen weit verbreitete „Jetzt erst recht“ entgegengeschmettert. Motto: „2+2 ist also doch nicht 5 – aber jetzt glaube ich das erst recht!“ Mehr als eine geistige und moralische Bankrotterklärung ist diese rhetorische Taktik allerdings nicht. Was will Herr Welter damit sagen?

    Und irgendwie scheint Herr Welter sich ab sofort mehr um geschundene Menschen kümmern zu wollen. Das ist löblich: Da kann er gleich damit anfangen, das Thema Kindesmissbrauch in seiner Kirche anzupacken. Aber warum braucht er dazu eine Phantasiewelt mit Phantasiewesen? Und warum erst jetzt?

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  3. Auch hier erlebt man das selbe, was man sonst so von der „Priesterkaste“ zu hören bekommt.
    Grundsätzlich ist der Mensch an allem auf der Erde schuld. Grundsätzlich verbockt Homo sapiens sapiens immer wieder die „göttliche Schöpfung“ und erzeugt Leid. Aber der Übervater im Himmel, der absolut perfekte Empathiekönig hat eine simple und einfache Antwort auf sämtliche Probleme: gehorche mir und meinen Regeln, dafür bekommst Du (nach deinem Tod) sämtliche Probleme von mir persönlich gelöst.

    Natürlich ist das gesamte Versprechen mumpitz und verdient keinen „Respekt“, solange man die Behauptung klar und schlüssig als Wahrheit belegt hat, aber *exakt dies* ist nunmal die einzige Ware, die das Unternehmen „Kirche“ einem verkaufen kann: die Hoffnung auf bessere Zeiten. Und zwar mit Methoden, die nicht auf natürliche Art und Weise erklärbar und dennoch irgendwie wirksam sind. Die Antwort auf sämtliche Probleme und Fragen, inklusive der 42, kann nur in der „unbeweisbaren Welt“ geschehen. Das es eine solche Welt gibt und das sie tatsächlich zu so etwas fähig sei, wird an keinster Stelle der Weltgeschichte dargelegt. Es ist eben ein primitiver „Teddybär-Glauben“ für Erwachsene. Im Grunde genommen leicht abschüttelbar und durch erwachsenere Weltanschauungen ersetzbar. Und um dies zu verhindern, pflanzt man das Mem der „christlichen Heilsbotschaft“ zu einer möglichst jungen Zeit in die Menschen. Also am besten schon im Säuglingsalter durch das Nassmachen und „christliche Erziehen“ nach der Taufe. Dazu sind ja die Taufpaten verpflichtet.

    Das hat natürlich überhaupt gar nichts mit irgendwelchen „Umkehren“ oder „Erwecken“ oder anderen Buzzwords der Kirche zu tun. Denn es geht niemals um solche oder ähnliche „aussernatürliche Erfahrungen“, sondern einzig und allein um die Befolgung der „kirchlichen Lehre“. Sehr leicht beobachtbar, wenn ein Priester mal auf die Idee kommt, ein gemeinsames Abendmahl oder – Gott behüte – die Segnung oder gar Eheschließung von „unangepassten“ Menschen auszuüben. Wie ein geölter Blitz flitzen die Bibelexperten aus den höchsten Rängen der Kirche herbei, breiten auf vielen Quadratmeter die „wahren Worte des Herrn“ aus und biegen den krummen Priester wieder kirchenrechtlich gerade. Und dies, obwohl man davon ausgehen müsste, dass der Herrgott *tatsächlich* den kleinen Priester dazu nutzt, was Gutes in der Welt anzurichten. Dieses Eingreifen ihres Gottes in die Natur bezeichnet Christen als „Wunder“. Doch selbst göttliche Wunderwerke werden vom Bodenpersonal schon im Keim erstickt. Und da Gott schwach und machtlos ist, lässt er es eben sein, reiht sich in die Schlange der braven und leisen Kirchgänger ein und erträgt das Schaf-sein unter der Knute der Bibelhirten. Zumindest wäre es wohl die naheliegendste Theodizee-Erklärung, wenn es einen Gott *tatsächlich* geben würde. Viel simpler erklärt sich Pfarrer Welters gekonntes Rumgeschwurble nunmal mit der These, dass alles weder einer Gottheit noch einer Teufelkeit dient, sondern eben den Machtanspruch seiner Kirche über seine Schäfchen. Umkehren? Nur, wenn es in Richtung Christentum geschieht – am besten durch den Kircheneingang und direkt in mein Büro zwecks Eintritt in meine Gemeinschaft. Maria 2.0 und viele viele andere mehr haben dabei ihre Hoffnung und den Willen zur Umkehr ihrer Kirche längst verloren. Dagegen kann man nicht mit Geschichten über Folterungen und Dornenkronen argumentieren. Die „biblische Geschichte“ ist die linke Seite der Medallie, und sie ist schlicht und ergreifend veraltet und für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung vollkommen unpassend. Egal ob Altes Steinigungstestament oder das AT-erfüllende Neue hasserfüllte Höllenfeuertestament und seinen Briefen. Die andere Seite der Medallie ist das „Unternehmen Kirche“, zweitgrößter Arbeitgeber im Lande, speziell priviligiert und steinreich. Dessen Chefetage hat rein gar nichts mit Jesus, dem Esel auf welches er ritt, seinem Königreich und der Gruselgeschichte über die Sterbezeit am Kreuz, den auferweckten Zombie-Heiligen oder gar dem über allem rumfliegende sprechende Kreuz in der Atmosphäre zu tun. Pfarrer Welter ist leider nicht in der Lage sowas zu begreifen. Er kann auch aus seiner Position heraus gar nichts dazu beisteuern. Er kann keine Diskussion anstoßen, ohne seinen Arbeitsplatz zu gefährden und damit begründet er mit keinem Wort, weshalb ein auf einem Esel reitender Wanderprediger, der das „königliche Recht“ der römischen Besatzermacht in Frage stellt und attackiert, irgendwas mit Frank-Walter Steinmeiers Kundtuung seiner Fehleinschätzung zu tun haben sollte.

    Und so übt er das aus, was er wahrscheinlich in seinem Rhetorikkurs seines Theologiestudiums gelernt hat: „nutze Veränderungen, um den Blick deiner Zuhörer auf die „verändernde Bibel“ zu lenken. Danach erzählst Du tolle Geschichten aus der Kinderbibel und verschweigst die historischen Hintergründe jener Zeit. Und wenn Du alles richtig gemacht hast, bekommst Du Sendezeit im TV und neue Schäfchen, die dich mit großen Kulleraugen anschauen. Die darfst Du dann traditionell nass machen und dich auf ein finanziellen Bonus in ca. 18 Jahren freuen“ 😉

    Eine Frohe Hasenzeit euch allen 🙂

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  4. Hallo Welti, du alter Beliver,
    ich hab da mal eine kleine und sehr einfache Frage an Sie.
    Nach Ihrer Schilderung ist Jesus auf einem Esel, als König verehrt, in Jerusalem eingeritten.
    Kurze Zeit später schreit die selbe, verehrende Menge:
    „KREUZIGT IHN“
    Nun meine Frage: „Was zum Teufel hat der Jesus in der kurzen Zeit angestellt?

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