Gedanken zu: Zwischenruf von Bertram Lenz: Wenn Wünsche deplatziert sind: Was ist an Karfreitag „schön“?, veröffentlicht am 7.4.23 von osthessennews.de
Darum geht es
Einen schönen Karfreitag: In einem Artikel echauffiert sich ein Christ inbrünstig über den Bedeutungsverlust seiner Religion (auch wenn er es anders ausdrückt).Unerwünschte Wünsche
Wenn man am christlich vorgeschriebenen Trauertag seiner Pflicht nachkommt und dann auch noch „einen schönen Karfreitag“ gewünscht bekommt, dann kommt zur Trauer noch der Ärger dazu.
Wie bei einem Gläubigen zu erwarten, ist beim Autor natürlich nicht die Religion schuld. Sondern die Ignoranz seiner Mitmenschen. Genauer: Jene Zeitgenossen, die zu Karfreitag lustige Memes verschicken, mit denen sie ihren Freunden „einen schönen Karfreitag“ wünschen.
Für den Autor ein absolutes No-Go:
[…] Für mich dagegen ist der Karfreitag ein Tag, der zur Besinnung und zum Innehalten einlädt. Zur Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz und Endlichkeit und mit dem Glauben. Das wiederum setzt Stille voraus, weshalb auch lärmende Veranstaltungen verboten sind und im Fernsehen diverse Filme nicht gezeigt werden dürfen.
Der Karfreitag ist ein sehr trauriger Tag, der – wie es überliefert heißt – vom Leiden und Sterben Jesu handelt.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Zwischenruf von Bertram Lenz: Wenn Wünsche deplatziert sind: Was ist an Karfreitag „schön“?, veröffentlicht am 7.4.23 von osthessennews.de)
Soso. Der Karfreitag ist also ein sehr trauriger Tag. Weil er, “ – wie es überliefert heißt – vom Leiden uns Sterben Jesu handelt.“
Christlicher Egoismus in Reinform
Auch wenn sie in religiösen Verkündigungen immer wieder mehr oder weniger subtil zum Vorschein kommt: So deutlich wie hier tritt die christliche Ichzentriertheit selten zutage.
Weder die öffentlichen Aufführungen von „indizierten“ Filmen wie „Das Leben des Brian“, noch die an diesem Tag gestreamten Heidi-Folgen und auch nicht die lärmenden Heidenspaß-Parties dürfte die Stille gestört haben, die Herr Lenz an diesem Tag für die christliche Minderheit in diesem Land einfordert.
Auch die Feierlichkeiten zum Garfreitag, also zum Jubelfest der Pastafari, auf dessen Datum auch der Karfreitag fällt, dürfte die temporär-retardierende Trauer und Bestürzung keines einzigen Christen gestört haben.
Aber Herr Lenz scheint ganz selbstverständlich davon auszugehen, dass der Karfreitag für alle Menschen ein sehr trauriger Tag zu sein habe. Also auch für die, deren Weltanschauung nicht auf der Mythen- und Legendensammlung aus der ausgehenden Bronze- und Eisenzeit beruht, der sich der Autor offenbar verpflichtet fühlt.
[…] Gleichsam sind die Wünsche eines „Schönen Karfreitags“ meiner Ansicht nach Ausdruck einer Entwicklung, die immer stärker zu beobachten ist: Vielfach wird einfach etwas dahergeplappert oder im Netz gepostet, ohne sich tiefer gehende Gedanken zu machen.
Das Phänomen einer allgemeinen Gedankenlosigkeit beim Teilen von Inhalten in Sozialen Medien ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Unabhängig vom Thema, um das es gerade geht.
Zwei andere, meines Erachtens mindestens genauso plausible Gründe kommen Herrn Lenz freilich nichtmal ansatzweise in den Sinn:
Weitere Gründe für „Einen schönen Karfreitag“-Wünsche
Erstens der oben schon angesprochene Bedeutungsverlust des unmenschlichen und absurden biblisch-christlichen Glaubenskonstruktes. Der christliche Totentkult hat für immer weniger Menschen hierzulande überhaupt noch eine tiefere Bedeutung. Oder überhaupt irgendetwas mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun.
Es ist ihnen einfach genauso egal, wie vermutlich zum Beispiel das Fastengebot zu Ramadan oder die jüdischen Schabbatgebote für Herrn Lenz egal sind. Oder natürlich auch die zahlreichen Speise- und Modegebote aus dem ersten Teil seiner Bibel: Keine Krustentiere essen (Lev 11,10), keine Kleidung aus Mischgewebe tragen (3. Mose 19,19), am Samstag keine Stöckchen im Wald sammeln (4. Mose 15,32) und keinen Bart abschneiden… (3. Mose 19,27) – und Jesus hatte das Alte Testament nicht nur buchstabengetreu bestätigt, sondern sogar noch verschärft.
Und zweitens kann es natürlich durchaus auch sein, dass sich jemand sehr wohl tiefer gehende Gedanken gemacht hatte. Und so ganz bewusst zu dem Schluss gekommen ist, dass es menschlicher und sinnvoller ist, seinen Freunden einen schönen (freien) Tag zu wünschen. Als auf priesterliche Anweisung für ein paar Stunden in tiefste Trauer und Verzweiflung zu verfallen, weil ein allmächtiger allgütiger Gott offenbar keine weniger leidvolle Möglichkeit hatte, sich mit seinen Anhängern zu versöhnen, als sich seinen eigens zu diesem Zweck gezeugten außerehelichen Sohn als Menschenopfer zu seiner eigenen Befriedigung und im Interesse Dritter vorübergehend zu Tode foltern zu lassen.
Wer das Bedürfnis hat, dies doch zu tun, der möge freilich heulen und Zähneklappern was das Zeug hält. Die Gedanken sind, Aufklärung und Säkularisierung sei dank, heute freier denn je. Und andere Menschen glauben ja schließlich auch alles Mögliche, wo sogar Andersgläubige nur den Kopf schütteln.
…einfach mal die „Löschen“-Taste drücken
Abschließend hat der Autor noch einen Tipp, wie man mit unerwünschten Wünschen umgehen sollte:
Vielleicht sollte man als Adressat dann einfach mal die „Löschen“-Taste drücken.
Sehr gute Idee – sicher ist sicher!
Nicht dass man am Ende noch anfängt, die Sinnhaftigkeit des eigenen Glaubenskonstruktes (welches das ist, hängt in den allermeisten Fällen nur von der Region und von der Generation ab, in die man hineingeboren wurde) in Frage zu stellen! Wenn man feststellt, dass andere Menschen offenbar völlig unbekümmert und auch folgenlos den Karfreitag als einen schönen, arbeitsfreien Tag genießen. Und dann eben zu einem anderen Anlass trauern oder über die Endlichkeit des Lebens nachdenken.
Wenn Christen auf den Wunsch eines schönen Karfreitag mit Löschen der Nachricht reagieren, dann wird das natürlich nichts mehr mit der Neuevangelisierung, zu der das Christenvolk ja eigentlich sogar verpflichtet ist.
Deshalb: Gerne einfach löschen und gut! …und den Artikel hätte es dann auch gar nicht mehr gebraucht 🐰
Hier noch ein paar Karfreitagsgrüße, die ich hier in Form von Bildzitaten vor der Löschung durch Christen gerettet habe! (Quelle: Netzfunde)
Oh mein Gott, 😱
Christenverfolgung durch Smileys, Tanzen, Filme und lustige Grüße.
😱 Was wollen uns gottesfürchtige Gläubige voller Nächstenliebe diese Ungläubigen (in der Hölle wartet der Teufel mit ewigen Höllenqualen auf Euch) noch an tun.
Oh Herr, nimm deine ganze Nächstenliebe und bestrafe diese ungläubigen Ketzer.
Amen
„Vielfach wird einfach etwas dahergeplappert oder im Netz gepostet, ohne sich tiefer gehende Gedanken zu machen.“ Stimmt, Herr Lenz. Ihre Ausführungen sind dafür ein Musterbeispiel.