Die Vertreibung aus der City – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 7 Min.

Die Vertreibung aus der City – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Prof. Dr. Wolfgang Beck, veröffentlicht am 15.7.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Prof. Dr. Beck kritisiert die Vertreibung bestimmter Personengruppen durch "feindliche Architektur" aus den Städten – und bringt ausgerechnet Jesus als biblisches Positiv-Beispiel.

Prof. Dr. Wolfgang Beck (katholisch) kritisiert diesmal bauliche Maßnahmen, mit denen Obdachlose, Jugendliche oder Drogenabhängige aus bestimmten Stadtteilen verbannt oder von öffentlichen Plätzen fern gehalten werden sollen. Nach mehreren Beispielen kommt er zu dem Schluss:

[…] Hier wird das eklatante Problem von Armut und Obdachlosigkeit in einer Wohlstandsgesellschaft dadurch bearbeitet, dass die Betroffenen vertrieben werden. Sie sollen im öffentlichen Raum nicht sichtbar sein. Man muss wohl sagen: es ist die komplette Kapitulation jeglicher Sozialpolitik.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Die Vertreibung aus der City – Wort zum Sonntag, verkündigt von Prof. Dr. Wolfgang Beck, veröffentlicht am 15.7.23 von ARD/daserste.de)

Ich fände es hier erstmal interessant zu erfahren, mit welchen Argumenten Städteplaner und sonstige Verantwortliche solche Maßnahmen begründen und rechtfertigen.

Sicher würden sie auf alle möglichen Hilfsangebote verweisen, die Städte und Kommunen für Obdachlose und Bedürftige aller Art eingerichtet haben und unterhalten. Oder auch über die Bedürfnisse anderer Nutzer der öffentlichen Räume. Aspekte, über die Prof. Dr. Beck kein Wort verliert.

Es geht um christliche Reklame – wie immer

Sein nun folgendes religiöses Statement lässt vermuten, dass es auch heute einmal mehr gar nicht vorrangig um die Menschen geht. Sondern, wie eigentlich immer im „Wort zum Sonntag“, um christliche Reklame:

[…] Als Christ schätze ich die biblische Praxis Jesu, die eigentlich genau entgegengesetzt ist. Jesus stellt immer wieder die Menschen in den Mittepunkt, die von anderen geächtet oder vertrieben werden. Was ein bisschen romantisch und vielleicht abgedroschen klingt, ist ein erheblicher Anspruch. Denn Jesus mutet damit seinen Mitmenschen die Konfrontation mit unbequemen Themen zu.

Nicht nur „Ein bisschen romantisch und vielleicht abgedroschen“ klingt diese Darstellung für mich. Sondern auch gezielt dem Zusammenhang entnommen und zweckdienlich verkitscht.

Liest man die Legenden, die Herr Prof. Dr. Beck als „biblische Praxis Jesu“ bezeichnet in ihrem jeweiligen Kontext, dann wird schnell deutlich, dass das Engagement des biblischen Jesus für Außenseiter lediglich dem Zweck dient, die immer gleiche Aussage zu verdeutlichen.

Sinngemäß: „Egal, wie krank, arm, vertrieben oder von der Gesellschaft geächtet du bist – wenn du dich nur meinem Gott unterwirfst, erlangst du dadurch deine Gesundheit und/oder Menschenwürde (manchmal sogar dein Leben) zurück.“

Jesus war kein Streetworker, sondern radikal-religiöser Fundamentalist

Den Geächteten und Vertriebenen kommt im Neuen Testament nur eine Statistenrolle zu. An ihnen demonstriert der biblische Romanheld Jesus die Macht seines Gottes.

Das gilt sowohl für alle „Wunderheilungen“ („Dein Glaube hat dir Heilung verschafft“, Lukas 8,48 MENG, Markus 10,52 MENG), als auch für alle Begebenheiten, die heute von Christen gerne so dargestellt werden, als sei Jesus als Streetworker unterwegs gewesen, der sich der Menschen wegen um Benachteiligte gekümmert hätte.

Schon eine kurze Betrachtung zeigt, dass dies nicht der Gesamtaussage der biblischen Jesus-Legenden entspricht.

Sollte ein Mensch gelebt haben, dessen Biographie als Vorlage für die Konstruktion der Figur des christlichen Gottessohnes gedient hatte, dann dürfte es sich dabei um einen radikal-religiösen Fundamentalisten gehandelt haben. Ein fanatischer jüdischer Endzeit-Sektenführer. Der seine Anhänger auf einen von ihm irrtümlich als unmittelbar bevorstehend geglaubten und gepredigten Weltuntergang vorbereiten wollte.

Diesem Jesus ging es nicht darum, die Gesellschaft durch kluges und humanitäres Handeln nachhaltig, also mittel- und langfristig positiv zu verändern. Sondern darum, noch schnell möglichst viele Menschen von seiner fixen Weltuntergangsidee zu überzeugen und für seine religiösen Wahnvorstellungen zu gewinnen.

Wer ist am ehesten empfänglich für Heilsversprechen?

Und schließlich gibt es noch einen weiteren, sehr nahe liegenden Grund, warum sich Jesus den biblischen Schilderungen zufolge mit Außenseitern abgab.

Menschen, denen es – aus welchen Gründen auch immer – schlecht geht, sind empfänglicher für Heilsversprechen aller Art. Und je schlechter es ihnen geht, desto unkritischer werden sie auch in ihrer Einschätzung, ob es sich um eine berechtigte Hoffnung auf Hilfe und Besserung, oder nur um eine vielleicht hoffnungsvoll erscheinende Illusion handelt.

Der Markt für solche Illusionen ist riesig. Er reicht von Religion und anderer Esoterik bis hin zu Alkohol und anderen Mitteln, die eine vorübergehende Realitätsflucht ermöglichen.

An welche Personengruppe hätte sich Jesus auch sonst wenden sollen mit seiner Botschaft? Die gläubigen Juden hatten sicher kein Interesse an den kruden Vorstellungen eines weiteren aufrührerischen Sektenführers, wie sie damals zuhauf unterwegs waren, auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Und Anhänger römischer oder griechischer Götter hatten erst Recht kein Interesse an irgendeinem kleinen Wüstengott. Und an einem Fanatiker, der sich, laut Bibel, auch noch für dessen Sohn ausgab.

Diese gesellschaftliche Konstellation erklärt quasi zwangsläufig, warum sich der biblische Jesus auf die Zielgruppe konzentrierte, die überhaupt nur als Adressat für seine Heilsbotschaft in Frage kommen konnte: Verstoßene, Geächtete, Außenseiter, Vertriebene, Underdogs… Ob psychisch und/oder physisch Kranke, Prostituierte oder Zollbeamte: Egal, Hauptsache gläubig – oder, durch die Begegnung mit dem biblischen Gottessohn, gläubig geworden.

Bei Jesus gehts primär um Gott…

Dass es ihm lediglich um den „rechten“ Glauben und nicht um Leidminderung oder um eine gerechtere Gesellschaft ging, wird auch aus den Anweisungen deutlich, die der biblische Jesus seinen Anhängern mit auf den Weg gegeben haben soll:

  1. »Den Weg zu den Heidenvölkern schlagt nicht ein und tretet auch in keine Samariterstadt ein,
  2. geht vielmehr (nur) zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
  3. Auf eurer Wanderung predigt: ›Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!‹
  4. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus: umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst sollt ihr’s auch weitergeben!
  5. Sucht euch kein Gold, kein Silber, kein Kupfergeld in eure Gürtel zu verschaffen,
  6. nehmt keinen Ranzen mit auf den Weg, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stock, denn der Arbeiter ist seines Unterhalts wert.
  7. Wo ihr in eine Stadt oder ein Dorf eintretet, da erkundigt euch, wer dort würdig sei (euch zu beherbergen), und bei dem bleibt, bis ihr weiterzieht.
  8. Beim Eintritt in das Haus entbietet ihm den Friedensgruß,
  9. und wenn das Haus es verdient, soll der Friede, den ihr ihm gewünscht habt, ihm auch zuteil werden; ist es dessen aber nicht würdig, so soll euer ihm gewünschter Friede zu euch zurückkehren.
  10. Wo man euch nicht aufnimmt und euren Worten kein Gehör schenkt, da geht aus dem betreffenden Hause oder Orte hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ab!
  11. Wahrlich ich sage euch: Dem Lande Sodom und Gomorrha wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als einer solchen Stadt!
    (Matthäus 10, 5-15 MENG)

Mit anderen Worten: Konzentriert euch bei der Neukundenaquise auf notleidene Juden. Wenn ihr merkt, dass ihr mit eurer Götterreklame nicht landen könnt, macht euch aus dem Staub und versucht es woanders. Für die angemessene Bestrafung derer, die euch kein Gehör schenken, kümmert sich dann mein Herr Papa dereinst höchstpersönlich.

…und nicht um bedürftige Menschen

Laut biblischer Schilderung war es vor allem Paulus, der erst später, nachdem der biblische Gottessohn längst die Weltbühne verlassen hatte, das Targeting auch gezielt auf andere Zielgruppen erweiterte.

Den Verfassern (etliche der Paulusbriefe gelten als Fälschungen) war es ganz offensichtlich – und ganz offensichtlich anders als vorher dem biblischen Jesus – darum gegangen, die neue christliche Lehre jetzt auch zu anderen Glaubensrichtungen kompatibel und so auch für andere gesellschaftliche Schichten attraktiv zu machen.

Wie auch immer: Beim biblischen Jesus, und von dessen „biblischer Praxis“ spricht Herr Prof. Dr. Beck ja, geht es primär immer um den Bibelgott. Und um dessen unmenschliches und ungerechtes Belohnungs-Bestrafungskonzept, auf den Punkt gebracht in Markus 16,16.

Jesus mutet nicht, wie von Prof. Dr. Beck dargestellt seinen Mitmenschen die Konfrontation mit unbequemen Themen zu.

Die Verfasser dieser Geschichten wussten einfach, dass ihr Gott umso heller glänzen konnte, je elender, kränker und ausgegrenzter sie die Leute darstellten, bevor sie vom Gottessohn „geheilt“, genauer: zum „rechten“ Glauben bekehrt wurden.

Übertreibung – sei es in die eine Richtung als menschliche Erniedrigung, oder in die andere Richtung als göttliche Überhöhung – ist ein alt bekanntes sprachliches Stilmittel, von dem auch die Verfasser der biblischen Legenden ausgiebig Gebrauch gemacht hatten.

Ein weiterer Beitrag zur „Legende von der christlichen Moral“

Mit seiner zweckdienlich verfälschten Darstellung des biblischen Gottessohns als „Moralapostel“, Streetworker und Menschenfreund befeuert Prof. Dr. Beck einmal mehr die „Legende von der christlichen Moral“, detailliert beschrieben im gleichnamigen Buch von Andreas Edmüller.

Ein weiteres, ebenfalls sehr lesenswertes Buch, auf das ich in diesem Zusammenhang einmal mehr hinweisen möchte, ist Heinz-Werner Kubitzas „Jesus ohne Kitsch – Irrtümer und Widersprüche eines Gottessohns“.

Vermutlich war ein Anblick dieser an den Rand Gedrängten und die Konfrontation mit ihrem Schicksal zu allen Zeiten unangenehm. Und ich bin bestimmt nicht so naiv zu meinen, dass sich die Probleme der Kommunen und Ordnungsämter, der Rettungsdienste und Sozialarbeiter*innen in diesem Feld leicht bearbeiten lassen. Bestimmt nicht. Vieles daran ist auch frustrierend und entmutigend. Aber Probleme von Menschen haben sich noch nie dadurch lösen lassen, dass die Betroffenen vertrieben werden. Einen guten Sonntag!“

…aber trotzdem naiv genug zu meinen, mit einem Verweis auf biblische Jesuslegenden irgendeinen relevanten Beitrag zum Thema geliefert zu haben.

Bibelgott: Meister der Vertreibung

Meme - Quelle: Netzfund

Eine nähere Betrachtung, inwiefern der biblische Christengott die gnadenlose Vertreibung von Menschen (oder auch deren fast vollständige Vernichtung) sehr ausgiebig selbst angewendet und auch immer wieder angeordnet hatte, um zumindest seine Probleme zu lösen, erspare ich mir und der geschätzten Leserschaft diesmal.

Die einschlägigen Bibelstellen wie 1. Mose 3,23-24, 5. Mose 12,29 oder 5. Mose 19,1 dürften ja sowieso hinlänglich (zumindest dem atheistischen Publikum) bekannt sein.

In Städten, in denen biblisch-christlich argumentierende Menschen das Sagen haben, lassen sich Maßnahmen zur Vertreibung von „draußen Stehenden“ aus der „City“ auch problemlos biblisch „legitmieren“:

Die draußen Stehenden wird Gott richten.
Schafft den bösen Menschen aus eurer Mitte weg!

(1. Korinther 5,13 MENG)

…klar, hier geht es nicht direkt um Obdachlose oder um Junkies. Sondern um Glaubensfreie und Andersgläubige. Aber solche Feinheiten spielen für Leute, die mit der Bibel argumentieren ja sowieso keine Rolle…

Ginge es Herrn Beck nicht in erster Linie um Reklame für Christentum, sondern um eine sachliche Kritik an so genannter Verteidigungs- oder auch Defensiver Architektur in Städten, dann wären nicht Einseitigkeit und biblischer Jesuskitsch, sondern ethische Fragestellungen und Austausch von Argumenten die Mittel der Wahl.

Sachliche Betrachtung

Dieses Zitat aus einem Beitrag auf ablison.com fasst die Problematik meines Erachtens ganz gut zusammen:

[…] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz feindlicher Architektur ein komplexes Thema ist, das sorgfältige Überlegungen und Untersuchungen erfordert.

Während es in bestimmten Bereichen ein Gefühl von Ordnung und Sicherheit vermitteln kann, kann es auch negative Auswirkungen auf marginalisierte Gruppen wie Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose haben.

Es ist jedoch möglicherweise keine wirksame Lösung, alle Formen feindseliger Architektur einfach abzulehnen, ohne die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Probleme anzusprechen, die sie angehen wollen.

Architekten und Designer müssen daran arbeiten, integrative Räume zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Menschen gerecht werden und gleichzeitig Sicherheit und Ordnung gewährleisten.

Nur durch einen offenen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Architekten und politischen Entscheidungsträgern können wir wirklich gerechte öffentliche Räume schaffen, an denen sich alle erfreuen können.

(Quelle: https://www.ablison.com/de/pros-and-cons-of-hostile-architecture/#Conclusion)

Mehr zum Thema „Vertreibung aus der City“

Spoiler: Jesus kommt in keinem der verlinkten Beiträge vor.

  • rnd.de: Defensive Architektur: Warum der öffentliche Raum ungemütlich wird
  • swr.de: Defensive Architektur: Wie ein Baustil Obdachlose aus der Stadt verdrängt
  • cradle-mag.de: Defensive Architektur im öffentlichen Raum
  • archute.com: What is Hostile Architecture? 25 Examples of Defensive Architecture
  • nsucurrent.nova.edu: Hostile Architecture: How our cities attack the homeless
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9 Gedanken zu „Die Vertreibung aus der City – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Es ist doch immer wieder die gleiche Leier: Die Herren der Kirche meckern darüber, dass irgendwas nicht sein dürfe und geben irgendeiner nebulösen Instanz, wie in diesem Fall der „Sozialpolitik“, oder der „Wohlstands-Gesellschaft“ oder DEM „Menschen“ die Schuld. Der, der das alles „so herrlich regieret“ ist vollkommen verschwunden. Und den Balken im eigenen Auge übersehen sie geflissentlich auch. Oder sind etwa auf dem Petersplatz in Rom oder auf der Domplatte in Köln massenhaft Obdachlose zu sehen, weil die Herren der Kirche sich dafür einsetzten, dass sie von dort nicht vertrieben werden ? Oder: wieviel umbauter Raum in den Städten geht für leerstehende Gottespaläste drauf ? Wieviel für die Infrastruktur drumrum ? Sind Obdachlose dort etwa, drinnen auf den Kirchenbänken und draußen an den Mauern, gern gesehene Dauergäste ? Ist das defensive Architektur ? Oder aggressive, überwältigende Architektur ? Auf jeden Fall Architektur, die Macht demonstrieren soll, koste es was es wolle ! Wieviel Wohnraum für Obdachlose schafft die Kirche aus eigenen Mitteln ? Mit eigenen Vorschlägen hält man sich zurück, da riskiert man ja, an der Realität gemessen zu werden.
    Und was das Jesus-Pokemon angeht: in homöopathischen Dosen heilt er im kleinen Palästina ein paar Blinde und Lahme, die er selbst – er ist schließlich das präexistente Drittel des Schöpfergottes – in ungeheuer großen Mengen auf dem ganzen Erdball geschöpfert hat ! Im Vergleich dazu hat auch die schlechteste Sozialpolitik um ein Vielfaches mehr geleistet.
    Und apropos Vertreibung: da haben wir doch die schöne Parallele zur Vertreibung aus dem Paradies. Weil sie seinem harschen, kategorischen Befehl nicht gehorchten, war der Liebe Gott – wir erinnern uns: samt seinem präexistenten Sohn – derart kindisch beleidigt, dass er Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb und damit erst mal zu Obdachlosen machte.

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  2. Gute Kommentare!

    Ich meinerseits kann nur immer wieder die bodenlose Scheinheiligkeit anprangern, mit der Herr Beck und seine zahllosen anderen Berufskollegen die christliche Moral und Caritas als die einzig wahre Lösung des Elends propagieren.
    2000 Jahre wurden diese praktiziert – in aller Welt und rund um die Uhr – und was ist dabei herausgekommen als die ultimative Inkarnation der Barmherzigkeit? Ein Monster wie Mutter Teresa, der Todesengel von Kalkutta.

    Ich weiss nur eins: Ohne das Elend der Armen und Ausgegrenzten, der Kranken und Siechen könnte die christliche Religion einpacken. Daher ist sie nicht im geringsten daran interessiert, diesem Elend ein Ende zu setzen, sondern sie ist bemüht, dieses Elend zu perpetuieren, zu hegen und zu pflegen und zu verwalten.
    Es ist ihr Lebenselexier. Je dreckiger es den Menschen geht, desto mehr profitiert die Religion.
    Und der gute Herr Beck hat nichts anderes zu tun, als mit dem Finger auf die staatlichen Stellen und Organe zu zeigen und ihnen Vertreibung vorzuwerfen, während er nur falsche, fromme Bibelsprüche auf Lager hat, und im besten Falle sich bequemen würde, seinen Segen zu spenden und im besten Fall Almosen zu verteilen.

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  3. „Jesus stellt immer wieder die Menschen in den Mittepunkt, die von anderen geächtet oder vertrieben werden.“

    Ja, zum Beispiel die Ungläubigen:

    <Mt 13,37-42 (Jesus sagt): Der Menschensohn (Jesus selbst) sät nur guten Samen. Dies sind die Gläubigen. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit (Ungläubige), deren Samen der Teufel gesät hat. Die Ernte ist das Ende der Welt, und die Schnitter sind die Engel. So wie man das Unkraut jätet und verbrennt, so wird es auch am Ende der Welt geschehen: Der Menschensohn (Jesus selber) wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle sammeln, die Unrecht tun, und werden sie in den Verbrennungsofen werfen, da wird Heulen und Zähneklappern sein.

    Was wäre mit diesem Vorschlag: alle Kirchen und alle kirchlichen Veranstaltungsräume zu Obdachlosen-Unterkünften und Sozialwohnungen umfunktionieren – dann würde vielleicht sogar ich mal ein Zimmer oder eine Wohnung bekommen, ohne stattdessen mit 50€ am Tag über airbnb oder booking meine Obdachlosigkeit verhindern zu müssen!

    Antworten
  4. Aus aktuellem Anlass zum Beginn des WJT in Lissabonn:
    „…die Entfernung von Obdachlosen aus den Straßen weckten ebenfalls viel Unmut. Für die Tage des Papst-Besuches wurden mehrere Proteste angekündigt“
    (APA/dpa)

    Antworten
    • Der scheinheilige Kleriker-Teppich, unter den man die Obdachlosen kehrt, hat schon viele Bewohner unter sich begraben. Aber es ist jetzt wieder etwas mehr Platz drunter, weil viele den Weg nach draussen gefunden haben, z. B. Missbrauchsopfer.
      Viel mehr Opfer sind allerdings im Laufe der Jahrhunderte darunter erstickt worden, namenlos und vergessen.

      Glücklicherweise leben wir heute in einer Zeit, die es halbwegs gefahrlos möglich macht, den vielen genannten und ungenannten Opfern der religiösen Thyrannei wenigstens insoweit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, dass man die Verbrechen an ihnen aus dem Dunkel der Kirchengeschichte ans Licht holen kann und das auch tut (siehe z. B. das zehnbändige Werk von K. H. Deschner „Die Kriminalgeschichte des Christentums“.)

      Antworten
  5. @Klaus Bernd
    P. S. muss heissen Tyrannei, nicht Thyrannei.

    Nachtrag zu meinem Kommentar:
    Ich bin übrigens davon überzeugt, dass zum rapiden Vertrauensverlust und zur Abkehr der Gläubigen von den christlichen Kirchen nicht nur die Missbrauchspandemie und die allgemeine Säkularisierung beigetragen haben, sondern auch erheblich das Werk von Deschner.

    Antworten
    • …das habe ich mich auch schon öfter gefragt, wie groß wohl der Impact von Glaubens-, Kirchen- und Religionskritik tatsächlich war und ist. Deschners Gesamtwerk hat hier sicher einen großen Anteil, aber verglichen mit dem kirchlichen Engagement, Mitglieder los zu werden erscheint mir alles andere als marginal oder höchstens flankierend, unterstützend.

      Antworten
      • Dass die Missbrauchsskandale und der Umgang mit ihnen durch die Kirchen entscheidend zur Austrittswelle und zur Erschütterung des christlichen Glaubens bis in ihre Grundfesten beigetragen haben, steht ausser Zweifel.
        Aber das verschafft mir keine uneingeschränkte Genugtuung.
        Zufrieden würde es mich stellen, wenn der Niedergang der christlichen Religion auch ohne diese Missbrauchspandemie vonstatten gehen würde.
        Täte er sicher auch, aber viel langsamer.

        Allerdings kann man es auch anders sehen, und das ist dann tröstlich:
        Den Missbrauch in den Kirchen hat es schon immer gegeben. Neu und nicht zufällig ist jedoch, dass die den Kirchen immanente kriminelle Energie nicht schon vor hundert Jahren oder früher offenbar wurde, sondern gerade hier und heute.
        Es gibt das Sprichwort: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“
        Die Bedingungen für das Zerbrechen des Kruges müssen aber erst einmal gegeben sein, damit es passieren kann. Und diese sind heute kumulativ vorhanden:

        1. das Fortschreiten der Wissenschaft und Technologie in ungeahntem Ausmass,
        damit zwangsläufig verbunden das eklatante Zurückbleiben der Kirchen durch Festhalten an uralten Thesen und Dogmen, die immer offensichtlicher der Zeit hinterher hinken und der Realität widersprechen; besonders zu erwähnen die Informationstechnologie, die für den klerikalen Obskurantismus todbringend ist;
        2. und das ist von entscheidender Bedeutung: das Schwinden der Möglichkeit der Kirchen, durch schiere Gewaltanwendung ihre Macht und ihren Einfluss aufrecht erhalten zu können; denn die Zeiten, in denen die Kirchen selbst oder mit Unterstützung weltlicher Mächte gewaltsam und ungestört ihr religiöses Imperium ausbreiten und verteidigen konnten, sind endgültig vorbei, jedenfalls schon mal in unseren Breiten; der Vergleich mit einem zahnlosen Tiger wäre sicher nicht falsch;
        3. und last, but not least: die Aufklärung, die sich auf politischem wie kulturellem Gebiet langfristig immer mehr durchsetzt; siehe z. B. die Charta der Menschenrechte, die – soviel ich weiss – vom Vatikan als einzigem, nichtmuslimischen Staat nicht unterschrieben wurde.

        Das alles heisst natürlich nicht, dass man sich als Ungläubiger nun zurücklehnen könnte, denn der Widerstand der Religiösen ist noch längst nicht gebrochen.

        Antworten

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