Literaturgottesdienste für Groß und Klein „Du hast ja auch deinen Wert“ – Räuber Hotzenplotz muss nicht böse sein

Lesezeit: ~ 2 Min.

Kommentar zu Literaturgottesdienste für Groß und Klein“Du hast ja auch deinen Wert“ – Räuber Hotzenplotz muss nicht böse sein, Originalartikel verfasst von Gudrun Schmidl, veröffentlicht am 07.03.16 von Osthessennews

Weil es in diesem Buch [Räuber Hotzenplotz] zudem vieles zu entdecken gibt, was auch Christenmenschen bedenken sollten, haben die beiden Seelsorger am Sonntag zu zwei Literaturgottesdiensten eingeladen.*

Das stimmt tatsächlich. Im „Räuber Hotzenplotz“ werden verschiedene menschliche Verhaltensweisen dargestellt, einschließlich eines fairen, humanen Handelns wie zum Beispiel „Vergebung.“ Obwohl die Geschichte natürlich erfunden ist, handeln die Protagonisten nach human-ethischen Maßstäben – ganz ohne religiöse Moralismen.

[…] Mit dem wertvollen dritten Wunsch verwandelt er den Gimpel in Dimpfelmosers Büro wieder in den Räuber Hotzenplotz zurück und erklärt es dem erstaunten Räuber so: „Du hast ja auch deinen Wert.“

Also Ende gut, alles gut? Ein eindeutiges „Nein“ formuliert Imke Leipold in ihren Gedanken zu dem Stück. „Jeder Mensch hat die Freiheit umzuschwenken, seinen bösen Willen in einen guten Willen zu verwandeln“.

Was ist denn daran schlecht, wenn am Ende sogar dem Räuber verziehen wird, zumal er ja auch schon „bestraft“ worden war? Das geht aus dem Artikel leider nicht hervor.

Möglicherweise hält die Pfarrerin eine zeitlich begrenzte Bestrafung nicht für ausreichend. Dass auch Menschen, die sich unfair verhalten haben, trotzdem ihren „Wert“ haben, ist nach biblischer Jesusethik nämlich ausdrücklich nicht der Fall. Da soll zum Beispiel ein Mensch, nur weil er seinen Bruder einen „Narr“ nennt, mit zeitlich unbegrenzter physischer und psychischer Höllenqual bestraft werden:

  • Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig. (Mat 5:22, modernisierter Text)

Bevor sich Christenmenschen also an Kinderbüchern bedienen, sollten sie erstmal ihre eigenen Werte-Quellen kritisch hinterfragen.

Die typisch religiös-dualistische Interpretation, es gäbe einen „bösen“ und einen „guten“ Willen, zwischen denen sich Menschen frei entscheiden könnten, lässt vermuten, dass sich die Pfarrerin noch nicht näher mit dem aktuellen Erkenntnisstand zum Thema „Willensfreiheit“ befasst hat.

Otfried Preußler ist auch der Autor des Jugendbuches „Krabat“, das die Grundlage bildet für das diesjährige Jugendstück bei den Bad Hersfelder Festspielen.

Hoffentlich bekommen die Bad Hersfelder da keinen Ärger aus bestimmten religiösen Lagern – da werden okkulte Geschichten (außer die eigene) nämlich mitunter äußerst kritisch (1,2**) gesehen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Beitrag von Osthessennews.

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