Kommentar zu NACHGEDACHT (7) Kann ein Mensch sich ändern?

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Kommentar zu NACHGEDACHT (7) Kann ein Mensch sich ändern?, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 17.02.13 von Osthessennews

Nur allzu oft wünschen wir uns das – Veränderung – da wir manchmal an Grenzen stoßen und wissen, dass wir so nicht weiter kommen.*

Sobald wir eine Grenze, die uns am Weiterkommen hindert, auch als solche erkennen, haben wir schon die wichtigste Voraussetzung dafür geschaffen, diese Grenze auch zu überwinden. Das klingt einfach und logisch, ist es aber nicht unbedingt. Es gibt nämlich auch Menschen, die zwar eigentlich wissen, dass sie längst an Grenzen gestoßen sind, die sie am Weiterkommen hindern und die trotzdem nicht zu der wünschenswerten Veränderung bereit sind, die zum Überwinden dieser Grenzen erforderlich ist.

Wer zum Beispiel weiß, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott gibt und sich aber trotzdem abhängig von der angeblichen Gnade dieses angeblichen Gottes fühlt, akzeptiert damit wissentlich, willentlich und völlig unnötigerweise eine Begrenzung des eigenen, einmaligen Lebens.

[…] Im religiösen Glauben bedeutet Veränderung zumeist Umkehr: aus einem gottlosen Leben zu einem Leben mit Gott.

Im selbständigen Denken bedeutet Veränderung Befreiung von der schädlichen religiösen Indoktrination hin zu einem selbstverantwortlichen Leben in der realen Wirklichkeit, ohne den angeblichen Einfluss erfundener Götter. Jeder religiös noch so stark indoktrinierte Mensch hat jederzeit die Möglichkeit, diese Illusion zu überwinden und anzufangen, selbst zu denken, statt an von anderen Menschen vorgegebene, unbeweisbare Märchen glauben zu müssen.

[…] Jede Phase wird angestoßen von einer Krise.

Deshalb setzen Religionen alles daran, eine solche Glaubenskrise, die fast zwangsläufig zum Verlust des Glaubens und damit von zahlenden Gläubigen führt, zu verhindern. Das kann zumindest teilweise erklären, warum zum Beispiel das Christentum die absolute, unfehlbare Wahrheit für sich beansprucht. Leider hat es sich auch im 21. Jahrhundert noch nicht zu allen Menschen durchgesprochen, dass es absolut lächerlich ist, eine absolute Wahrheit für sich beanspruchen zu wollen. Wer das tut, macht sich damit nicht nur völlig unglaubwürdig, sondern auch ziemlich lächerlich.

[…] Die Eltern schenken ihm [dem Kind] im besten Fall die Zuwendung, die dazu führt, dass es Urvertrauen ausbilden kann.

Im allerbesten Fall verzichten sie dabei auf sämtliche übernatürliche Märchen und orientieren sich an der realen Wirklichkeit ohne Geister und Götter. Bei keiner Tierart brauchen die Neugeborenen so lange, bis sie anfangen, selbständig zu werden. Gerade in den ersten Lebensjahren können Kinder noch nicht kritisch hinterfragen, was sie von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen vorgesetzt bekommen – sie sind darauf angewiesen, dass sie nicht mit angeblichen Göttern belogen werden.

Eine frühkindliche religiöse Indoktrination ist die effektivste Methode, Menschen religiöse Wahngedanken einzupflanzen, von denen sich manche Menschen ein ganzes Leben lang nicht mehr befreien können. Hier ist zu hoffen, dass sich alle Eltern, auch die, die vielleicht sogar selbst noch von einem Gott abhängig sind, ihrer großen Verantwortung bewusst sind und ihre Kinder am besten vollständig von allen religiösen Märchen bewahren.

[…] So muss man sich entscheiden, ob man die Intimität eingeht, oder sich vollkommen von menschlichen Beziehungen isoliert.

Zum Glück ist das Leben nicht so schwarz-weiß, wie es hier dargestellt wird, jedenfalls in der realen Welt. Da gibt es unzählige Abstufungen zwischen Intimität und „vollkommener Isolierung“ von menschlichen Beziehungen. Die Zeiten, in denen es nur diese beiden Möglichkeiten gab, gehören sogar für die meisten Christen heute der Vergangenheit an.

[…] Da kommt ein Mensch an seine Grenzen, alles, was er bisher gemacht hat und weiß, reicht nicht mehr aus, um der Situation entgegen treten zu können.

Es mag tatsächlich im ersten Moment eine große Herausforderung zu sein, sich einzugestehen, dass zwar nicht alles, aber immerhin einiges, was man bisher gemacht hat und und was man meinte zu wissen, nicht der realen, natürlichen Wirklichkeit entspricht, weil man es in Wirklichkeit eben gar nicht weiß, weswegen man es glauben musste.

Trotzdem lohnt es sich im höchsteigenen, persönlichen Interesse unbedingt, diese Grenze zu erkennen und sie zu überwinden. Das dürfte die wichtigste Veränderung sein, die ein religiöser Mensch jederzeit ganz ohne jeden angeblichen überirdischen Einfluss von sich aus und für sich selbst durchführen kann: Aufhören zu glauben und anfangen, mehr zu wissen!

Für diese Erkenntnis musste niemand gekreuzigt werden, niemand musste sich Schauermärchen ausdenken und niemand muss an irgendwas glauben – außer an sich selbst!

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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