Kommentar zu NACHGEDACHT (40) Haben Sie genug Besitz angehäuft?

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Kommentar zu NACHGEDACHT (40) Haben Sie genug Besitz angehäuft?, Originalartikel verfasst von Christine Leinweber, veröffentlicht am 13.10.2013 von Osthessennews

Da hat ein gewisser Herr Tebartz van Elst aber letzte Woche viele Menschen „beeindruckt“ – nicht „nur“ zehn Millionen, sondern satte 31 Millionen hat sein Amtssitz bereits an Geldsummen verschluckt.

Wieso schreiben Sie denn „ein gewisser Herr Tebartz van Elst“ und nicht „der Limburger Bischof Tebartz van Elst“ ? Der eigentliche Skandal ist eben nicht das Verhalten irgendeines „gewissen Herren“, sondern das Verhalten „eines gewissen Herren in seiner Funktion als katholischer Bischof.“

Dieses asoziale Verhalten des verlogenen Herrn Tebartz van Elst finde ich nicht beeindruckend (auch nicht in Anführungszeichen), sondern bezeichnend für das bigotte, heuchlerische Verhalten von gläubigen Menschen, die anderen Menschen Vorschriften machen wollen, die für sie selbst nicht gelten. Auch die sonstigen Leistungen des Herrn van Elst sind alles andere als beeindruckend, lässt seine Vita doch darauf schließen, wie homophob, islamophob, frauenfeindlich, rückwärtsgewandt, selbstverliebt und weltfremd er ist.

Was ist denn da los in Limburg?

Limburg ist sicher nicht der einzige Fall dieser Art – nur hatte dieser das „Pech“, ans Licht zu kommen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese „Enthüllung“ im Zusammenhang mit dem Verhalten des Herrn van Elst stehen würde. Freunde hatte er sich, besonders  durch seinen Führungsstil und durch seinen Umgang mit Menschen allgemein,  jedenfalls nicht gemacht:

Im Juni 2009 kursierte ein Brief unter dem Titel „Aufschrei von Seelsorgern im Bistum“. Dieser Brief kritisierte „Hochglanzkitsch“, „selbstverliebte Rituale“, „leere Worthülsen“, „klerikalen Dünkel“ und warnte vor einer Gemeinschaft der „Nachbeter und Kopfnicker“ als Folge des Bischofskurses. (Quelle)

[…] Alle Einzelheiten und Meinungen zu diesem Fall hier darzulegen, erscheint mir unermüdlich.

Genau, die Zahlen sind schon erschreckend genug, da wollen wir doch nicht noch unnötig ins Detail gehen und hoffen, dass bald Gras über die Sache gewachsen sein wird und dass keine ähnlich gelagerten Fälle ans Licht kommen mögen. Eine ziemlich ausführliche Beschreibung dieses Falls (und auch einiger weiteren Episoden aus dem Leben des Herrn van Elst) findet sich auf Wikipedia.

[…] Eine reine Absage an den Materialismus halte ich für falsch und nicht menschlich.

Es ist sicher kein Zufall, dass Sie sich rein zufällig gerade jetzt so massiv für den Materialismus aussprechen, nur können Sie damit die ungeheure Verschwendung des Limburger Bischofs auch nicht kleinerrechnen, relativieren oder auch nur ansatzweise rechtfertigen. Ihre Heilige Schrift äußert sich zum Thema Materialismus ganz anders, zum Beispiel hier:

  • Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung? (Mt 6, 25, modernisierter Text)

Einen ausführlicheren Text zum Thema Armut und Bibel gibts hier.

[…] Also brauchen wir allein um all unseren fünf Sinnen gerecht zu werden, ganz schön viele Dinge.

Man kann seinen Sinnen auch gerecht werden, wenn man gar nichts besitzt, wahrscheinlich sogar noch besser…

[…] Zu viel ist eben zu viel. Und das sollte jetzt nicht nur ein Seitenhieb auf den Bischof sein.

Hier ist zu differenzieren zwischen Leuten, die sich ihren Besitz redlich verdient haben und Leuten, die auf der einen Seite Armut predigen und auf der anderen Seite das Geld, das sie eigentlich für alle möglichen sinnvollen Projekte nutzen könnten, für ihre persönlichen, völlig unangemessenen und maßlos übertriebenen Luxuszwecke verschwenden. Ein solches Verhalten bezeichnet man als heuchlerisch, bigott und verachtenswert.

Scheinbar zählt nur noch das, was man besitzt und wie viel davon.

In der Kirche scheint das tatsächlich so zu sein, zumindest in Deutschland, wo die Kirche jährlich vom Staat ohne die Zustimmung der Bevölkerung mit Milliardensummen versorgt wird – leider wird sich daran auch in der Zukunft erstmal nichts ändern, im Gegenteil. Hier ein kleiner Vorgriff auf das Jahr 2016:

Verfassungswidrige Kirchensubventionen auf Rekordniveau

2016 erhalten die Großkirchen erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro an Staatsleistungen

Nach den Haushaltsplänen der Bundesländer werden die beiden christlichen Großkirchen im laufenden Jahr erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro an Staatsleistungen erhalten. „Verrechnet man dies mit den Zahlungen, die seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 an die Kirchen geflossen sind, kommt man auf die stolze Summe von 16,8 Milliarden Euro an Staatsleistungen – und dies, obwohl die deutsche Verfassung schon seit 1919 die Ablösung dieser Leistungen verlangt“, erläutert der Kirchenfinanzexperte Carsten Frerk, Leiter der „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid) und Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). (Quelle)

[…] Und wir sollten wissen, dass wir zwar Dinge brauchen und auch gern haben dürfen, aber genauso auch die Menschen um uns herum sowie nicht bezahlbare Güter wie Gesundheit, Glauben und Liebe ein Leben ausmachen.

Während „Glauben“ nur für einige Menschen „ein Leben ausmacht“, ist „Wissen“ etwas, was tatsächlich für ein Leben relevant ist, zumindest, wenn man in der natürlichen, realen Wirklichkeit leben möchte.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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