Kommentar zu NACHGEDACHT (45) Wie schauen Sie Menschen an?

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Kommentar zu NACHGEDACHT (45) Wie schauen Sie Menschen an?, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 17.11.13 von Osthessennews

[…] Grundsätzlich gesehen sind das normale Vorgänge im Leben – vor dem Chef hat man nun mal mehr Angst, weil er den Daumen auf der Arbeit hat.*

Wer wirklich Angst vor seinem Chef hat, wäre sicher gut beraten, sich entweder einen neuen Job zu suchen oder aber einen Kurs zur Steigerung des Selbstbewusstseins zu besuchen. Selbstverständlich sollte man dem Chef (wie allen anderen Individuen auch) mit Respekt begegnen – Angst ist sicher nicht erforderlich, geschweigedenn förderlich. Angst vor einem Chef würde ich jedenfalls nicht als „normalen Vorgang“ im Leben bezeichnen.

[…] Und am allerschönsten wäre es, wenn wir uns einmal klar machen würden, dass es – ganz einfach ausgedrückt – egal sein sollte, wer vor uns steht und die „gleiche Augenhöhe“ immer gelten sollte: Denn „vor Gott sind alle gleich“ – so glauben es die Christen.

Zum großen Glück für die Menschheit ist es völlig unerheblich, ob die Christen glauben, dass vor ihrem Gott alle „gleich“ seien oder nicht. Die Gleichberechtigung der Menschen ist zum Beispiel in den Menschenrechten oder auch in unserem Grundgesetz (Artikel 3) verankert. Der Zusatz „vor Gott…“ deutet schon darauf hin, dass diese angebliche Gleichheit eben nicht für alle Menschen, sondern für die immer kleiner werdende Gruppe von Menschen, die noch an einen Gott glaubt, gilt.

Der christliche Gott ist, wie die restlichen rund 3000 anderen Götter auch, bis zum Beweis des Gegenteils nichts weiter als eine von Menschen erdachte Fiktion, die keine reale Bedeutung für unsere natürliche Wirklichkeit hat. Es macht deshalb keinen Unterschied, ob alle Menschen angeblich vor Gott oder zum Beispiel vor dem Fliegenden Spaghettimonster gleich sein sollen.

Abgesehen davon ist gar nicht eindeutig klar, was mit „gleich“ in diesem Satz gemeint sein soll. Sehr wahrscheinlich sind damit gar nicht gleiche Menschenrechte gemeint (die wurden erst viel später erfunden), sondern vielmehr, dass vor Gott alle Menschen gleich unwürdig, rechtelos und untergeordnet sind.

Wieso sollen Menschen aber eigentlich nur vor Gott „alle gleich“ sein? Ganz einfach: Damit wird den Menschen das Recht und auch die Verpflichtung abgenommen, allen Menschen auf der Erde die gleichen Rechte zuzusprechen. Diese „Gleichheit“ gibts ja dann erst vor der angeblich übergeordneten Macht.

Das ist für die geradezu hinterhältig konstruierte, religiöse „Logik“ wichtig, weil den An- bzw. Abhängigen einer bestimmten Religion ja das Gefühl gegeben wird, sie seien etwas Besseres, Besonderes, das „auserwählte Volk“ Gottes. Auch muss der Gott deutlich über die Menschen erhöht werden: Egal, was die unbedeutenden Menschen untereinander treiben – erst vor Gott sind sie dann alle gleich.

Die meisten Religionen schaffen künstliche Abgrenzungen und Unterschiede aller Art, zum Beispiel zwischen Zugehörigen („ingroup“) und allen Anderen („outgroup“). Angeblich „gleich“ sind deshalb auch nur die Menschen „vor Gott“ und nicht etwa alle Menschen, unabhängig davon, ob bzw. an welchen Gott sie glauben. Von Gleichberechtigung unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Gruppenzugehörigkeit, Weltsicht oder Glauben findet sich in religiösen Wertemaßstäben erwartungsgemäß nichts, im Gegenteil.

Gut-Böse-Dualismen funktionieren ebenfalls viel besser, wenn die Gesellschaft möglichst schon vom frühesten Kindesalter an völlig unsinniger- und unnötigerweise in verschiedene Religionszugehörigkeiten gespalten wird. Damit wird das religiöse Virus, das ja erst für Spaltung unter den Menschen sorgt, zuverlässig an die nächste Generation weitergegeben.

Das ist nur eines von unzähligen Beispielen, wie Religionen die Welt vergiften. Keine Religion ist richtiger als die anderen, es handelt sich einfach nur um verschiedene Holzwege.

[…] Deswegen ist es eigentlich „unwürdig“, auf jemanden „herabzuschauen“.

Nicht nur „eigentlich“, sondern „natürlich selbstverständlich.“ Und auch nicht deshalb, weil ich angeblich nicht würdig bin, dass du (Gott) eingehst unter mein Dach und von dessen einem Wort es abhängt, dass meine Seele „gesund“ wird (wie Christen in jedem Gottesdienst feierlich immer wieder beteuern), sondern weil es schlicht und ergreifend unfair wäre, soll man nicht auf jemanden herabschauen.

*Unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ fordert Osthessennews jede Woche zum Nachdenken auf. Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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