Kommentar zu NACHGEDACHT (74): Sind Christen zu weich?

Lesezeit: ~ 2 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT (74) Sind Christen zu weich?, verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 1.6.2014 von Osthessennews

[…] Jesus hatte viel Ärger. Er lehnte sich auf – gegen rigide Strukturen, gegen unmenschliche Verhältnisse.*

Was Jesus wohl dazu sagen würde wenn er wüsste, dass ausgerechnet in seinem Namen (genauer: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes…“) später äußerst rigide Strukturen und unfassbar unmenschliche Verhältnisse erschaffen und über viele Jahrhunderte auf Kosten unzähliger Menschenleben aufrecht erhalten wurden?

Wenn man also einen Zustand erreicht, den man nicht mehr für tragbar hält, sollte man sich auflehnen?! Ja, Jesus tat es – und bezahlte mit dem Tod. Das ist definitiv nicht weich, sondern mutig und stark. Er sollte unser Vorbild sein.

Wahrscheinlich meinen Sie, dass er mit dem Leben bezahlte, oder?

Wenn man den historischen Quellen Glauben schenkt, dann gibt es zwei wahrscheinliche Gründe, warum Jesus gekreuzigt wurde: Entweder wegen seiner Randale im Tempel von Jerusalem, oder, weil er als apokalyptischer Unruhestifter und Endzeitprediger den Römern sowieso ein Dorn im Auge war, ein Störenfried, den sie lieber früher als zu spät mundtot machen wollten. Man muss wissen, dass Jesus beileibe nicht der einzige Wanderprediger zu dieser Zeit und in dieser Gegend war, der die Menschen mit seinen kruden (und falschen) Endzeitverkündigungen verunsicherte.

Als Christin sollten Sie ja daran glauben, dass der Foltertod von Jesus am Kreuz Teil des göttlichen Plans war, da Sie ja behaupten, Gott hätte in Form von Jesus seinen Sohn auf die Welt geschickt, damit dieser für die Sünden der Menschheit sterben kann. Als Sohn und später sogar Teil Gottes hätte Jesus ja eigentlich wissen müssen, was ihn erwartet – was wahrscheinlich jedoch nicht der Fall war, wie Bibelforscher herausgefunden haben.

Für die Evangelisten, die später basierend auf der historischen Person Jesus den Fantasie-Christus und die christliche Religion erfunden haben, war der Kreuzigungstod als eine der profansten Tötungsarten überhaupt natürlich eines Gottessohnes nicht würdig. Deshalb machten sie aus der Not eine Tugend, erfanden noch eine Auferstehung dazu und gaben der Kreuzigung die Bedeutung einer Erlösung der Menschheit von ihren Sünden.

Jesus war als jüdischer Rabbi natürlich nur Ankündiger seines Gottes – er würde sich im Grabe herumdrehen wenn er wüsste, dass er später selbst als Teil eines Dreiteiligen Gottes angebetet wurde und heute noch wird. Auf die Idee, den Verkündiger mangels Apokalypse selbst zum Verkündeten zu machen, konnten nur Heidenchristen kommen und genau diese waren es, die den christlichen Jesus über die Jahrhunderte hinweg nach ihren Vorstellungen und Werten als Messias und Sohn Gottes erfanden.

Wir dürfen auch einmal „Nein“ sagen, wenn wir gute Gründe haben: wenn die Hilfe ausgenutzt wird, wenn wir unehrlich behandelt werden, wenn wir merken, dass etwas grundsätzlich nicht stimmt.

Wenn uns zum Beispiel bewusst wird, dass mit unserer bisherigen, religiös indoktrinierten Weltsicht etwas „grundsätzlich nicht stimmt,“ dann dürfen wir besten Gewissens „Nein“ sagen.

[…] Als[o] machen [S]sie den Mund auf und schlucken [S]sie nicht alles, was [I]ihnen missfällt, Jesus tat es auch nicht.

Nicht weil ein Endzeitprediger im Vormittelalter angeblich irgendetwas getan oder nicht getan hat, sondern weil es dem natürlichen „Prinzip Eigennutz“ entspricht, sollte man den Mund aufmachen und nicht alle Missstände hinnehmen.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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