Kommentar zu NACHGEDACHT 136: Recht und Unrecht

Lesezeit: ~ 2 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT 136: Recht und Unrecht, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 16.08.2015 von osthessen-news.de

Im staatlichen Recht sagen uns die Gesetze, was recht und was unrecht ist. Wie sieht das bei einem S[t]reit mit einem Freund aus? Was hilft uns dabei, einen „Urteilsspruch“ zu sprechen? Auch hier gibt es doch ein Korrektiv: Alles, was wir von anderen erwarten, sollen wir auch selbst tun. Alles, was wir nicht von anderen erwarten, sollen wir auch selbst nicht tun. Oder ganz einfach gesagt: Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andern zu – die Goldene Regel der Ethik und die Goldene Regel des Miteinanders. Wer dagegen handelt, handelt unrecht?!*

Das Gesetz basiert hierzulande zum Glück auf dem Grundgesetz, sodass die Festlegungen „recht“ und „unrecht“ mit den humanistischen Werten („Die Würde des Menschen…“) in Einklang stehen. Aus ethischer Sicht ist es erstmal unerheblich, ob eine Handlung als „recht“ oder „unrecht“ definiert wird.

Solche Bewertungen hängen stark von den Werten derer ab, die sie definieren. Deshalb ist genau darauf zu achten, worauf eine Rechtssprechung basiert. Es kann Situationen geben, in denen ethisches Verhalten gegen Recht verstößt und auch solche, in denen Verhalten unethisch wäre, obwohl es rechtskonform wäre.

[…] Nur die Kunst ist es doch dann, sich wieder anzunähern. Eben nicht immer auf deinem Recht zu bestehen.*

Das kommt darauf an. Natürlich gibt es Themen, die man getrost mit einem: „Du hast dein Recht und ich meine Ruh“ abschließen kann. Seine Überzeugungen sollte und muss man allerdings nicht aufgeben, nur um einem Streit zu entgehen. Eine Streitkultur ermöglicht einen sachlichen Austausch von Argumenten, ohne dass dadurch jemand persönlich angegriffen oder erniedrigt wird.

Eine solche Kultur setzt voraus, dass für beide Streitenden derselbe Rahmen gilt. Wenn zum Beispiel jemand für seine Argumentation verlangt, einen beliebigen erdachten Gott als reale Größe anzuerkennen, dann ist dies für einen nicht- oder andersgläubigen Menschen keine Basis für einen sachlichen Dialog.

Das Leben ist zu kurz, um immer nach dem Recht zu suchen und darauf vehement zu bestehen.*

Aber es ist nicht zu kurz, um immer vehement auf die Wirklichkeit zu bestehen.

Man sollte nicht immer so „ehrbeschissen“ sein, auf seinem Standpunkt stehen bleiben zu wollen.*

Richtig. Es lohnt sich immer, offen für konstruktive Kritik am eigenen Standpunkt zu sein und nach der Wahrheit zu streben, selbst wenn das erfordert, alte Dogmen und Indoktrinationen zu überwinden. Das garantiert natürlich noch nicht, dass man damit „immer Recht“ hat, allerdings liegt man mit einem Standpunkt, der ohne fiktive, beliebige Größen wie zum Beispiel die eines Gottes auskommt, sicher näher an der Wirklichkeit als mit einem Standpunkt, der die Wirklichkeit um eine solche Illusion erweitert. Einen solchen Standpunkt zu vertreten ist dann auch keine „Frage der Ehre“, sondern eine „Frage der Realität.“

Denn wer immer recht haben will, ist irgendwann allein.*

Androhnung von Einsamkeit für Menschen, die die besseren Argumente haben? Gegen besseres Wissen nicht recht haben wollen, um nicht allein zu sein? Der Wahrheit ist es egal, ob jemand an sie glaubt oder nicht. Die Gravitation wirkt auch bei Menschen, die nicht an sie glauben.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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