Perfide und subtil: katholisch.de erklärt Allerheiligen und Allerseelen für Kinder

Lesezeit: ~ 10 Min.

In diesem Beitrag versucht die katholische Webseite katholisch.de, die Absurdität hinter den katholischen Festen Allerheiligen und Allerseelen kindgerecht zu erklären.

Allerseelen à la katholisch.de

Allerseelen ist etwas ganz Besonderes für alle, die einen lieben Menschen in ihrem Leben verloren haben: Allerseelen ist ein eigener Tag für die Verstorbenen.*

Bis hierher wäre gegen die Definition von Allerseelen (bis auf die irreführende Bezeichnung) ja gar nichts einzuwenden. Denn natürlich spricht nichts dagegen, sich an verstorbene Menschen zu erinnern. Und diese Erinnerung auch bewusst aufrecht zu erhalten.

Dazu braucht es nicht unbedingt einen eigenen Feiertag. An die lieben Menschen, die man im Lauf seines Lebens verloren hat, kann man jederzeit denken. Und natürlich speziell auch zum Beispiel an deren Geburts- oder Todestag.

Christen glauben, dass ein Mensch nicht nur einen Körper hat, sondern auch eine Seele. Die Seele ist das, was jeden Menschen besonders macht; was er fühlt und was er denkt. Wenn ein Mensch stirbt, bleibt der tote Körper zwar auf der Erde und wird begraben; die Seele des Menschen aber geht in den Himmel zu Gott.

Sobald ein Text mit „Christen glauben…“ eingeleitet wird, ist stark davon auszugehen, dass das nun Folgende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit der irdischen, natürlichen Wirklichkeit übereinstimmt.

Christen glauben…

Und so auch hier: Der Körper-Seele-Dualismus, wie er für die katholische Mythologie benötigt wird, ist nach heutigem Erkenntnisstand und bis zum Beweis des Gegenteils eine menschliche Erfindung und Einbildung. Beruhend auf falschen Annahmen und Unwissenheit.

Beispiele für Irrtümer dieser Art gibt es viele. Bis ins 18. Jahrhundert war zum Beispiel die Vier-Säfte-Lehre ein allgemein anerkanntes medizinisches Konzept. Ein Konzept, das sich schließlich doch als falsch erwiesen hatte. Genauso wie die Annahme, Malaria werde durch „schlechte Luft“ (Ital. mal’aria) verursacht.

Erst nachdem diese Vorstellungen als falsch erkannt waren und nach und nach die tatsächlichen Ursachen von Krankheiten erforscht wurden, gab es medizinische Fortschritte in der wirksamen Behandlung von Krankheiten.

Etliche dieser Annahmen, die sich inzwischen als nicht zutreffend erwiesen haben, sind bei einigen Menschen trotzdem bis heute noch präsent. Diese Menschen glauben bis heute an die Wirksamkeit von Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit sich nicht evidenzbasiert nachweisen lässt.

Sehr zur Freude derer, die mit Homöopathie, Bachblüten, Schüßlersalzen und sonstigem, als „Alternativmedizin“ umschriebenem esoterischem Humbug Millionengewinne erwirtschaften.

Dogma als einziger „Beweis“

Zurück zur Seele in der katholischen Lehre. Anstelle eines gültigen Beweises für diese Behauptung hat die katholische Kirche die Existenz der Seele dogmatisch festgelegt:

  1. Der Mensch besteht aus zwei Wesensbestandteilen, einem materiellen Leib und einer geistigen Seele.
  2. Die vernünftige Seele ist unmittelbar die Wesensform des Leibes.
  3. Jeder Mensch besitzt eine individuelle unsterbliche Seele.

Aussagen dieser Art bezeichnet man als ad-hoc-Behauptungen: Irgendwer behauptet das, ohne jemals gültige Beweise dafür geliefert zu haben. Wir sagen das, also ist es so.

Eine individuelle unsterbliche Seele ist Voraussetzung für das christliche Heilsversprechen. Und für alle möglichen anderen diesbezüglichen Behauptungen, die ebenfalls wieder lediglich der menschlichen Phantasie entspringen. Und die bis zum Beweis des Gegenteils nicht mit der beobachtbaren Wirklichkeit übereinstimmen:

  1. Die Seelen, die im Stande der Erbsünde aus dem Leben scheiden, sind von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen.
  2. Nach dem Tode stieg Christus mit der vom Leib getrennten Seele in die Unterwelt hinab.
  3. Es gibt eine übernatürliche Einwirkung Gottes auf die Seelenkräfte, die der freien Willensentscheidung vorangeht.
  4. Es gibt eine übernatürliche Einwirkung Gottes auf die Seelenkräfte, die mit der freien Willensentscheidung zeitlich zusammenfällt.

Dogma vs. Hypthese

Tja. Behaupten kann man viel, wenn der Tag lang ist. Wahrer oder zumindest plausibler werden diese Behauptungen dadurch nicht.

Es genügt schon, nur die Karte der „Seele“ aus dem fragilen Kartenhaus christlicher Mythologie herauszuziehen, um das ganze Konstrukt zum Einsturz zu bringen. Das gilt es für Christen natürlich zu vermeiden. Wie praktisch, dass sie sich hier der Methode des Glaubens bedienen können: Wir sagen ja gar nicht, dass das wirklich so ist. Wir tun einfach so, als wäre es so.

Grundsätzlich spricht freilich nichts dagegen, mit Annahmen zu arbeiten. Nur: Während in der Wissenschaft Annahmen immer nur als Annahmen bzw. als Hypothese oder Theorie behandelt werden, dürften die meisten gläubigen Christen empört reagieren, wenn man ihre Gottesvorstellungen als (schlechte) Hypothese bezeichnet.

Problematisch ist dabei auch die Mehrdeutigkeit des Begriffes „Seele.“ Denn mit dem, was in der Philosophie oder Medizin darunter verstanden wird, hat das katholische „Allerseelen“ nur, wenn überhaupt im ganz entferntesten Sinne etwas zu tun.

Den Toten zeigen, wie lieb wir sie haben

Die Körper der Toten kommen auf einen Platz, den wir Friedhof nennen. […] Die Familien möchten den Toten auch nach deren Tod noch zeigen, wie lieb sie sie haben. Deshalb pflanzen sie Blumen und Büsche auf den Gräbern und stellen eine Kerze, ein sogenanntes „Grablicht“, als Anerkennung gegenüber dem geliebten Menschen, der drin liegt auf.

Allerseelen und AllerheiligenDie Vorstellung, verstorbenen Menschen etwas zeigen zu können, mutet aus heutiger Sicht sonderlich und irrational an.

Die teils bizarren Rituale, mit denen Menschen in anderen Religionen ihre Verstorbenen behandeln, als seien diese noch am Leben, dürften auch bei ansonsten aufgeklärt denkenden Katholiken ein Gefühl zwischen Mitleid und ungläubigem Kopfschütteln hervorrufen.

Genauso wie die umfangreichen Grabbeigaben, die Menschen früherer Kulturen ihren Verstorbenen mit auf den vermeintlichen Weg gegeben hatten.

Grabschmuck erfüllt in erster Linie einen ganz weltlichen, kulturellen Zweck:

Ein „zurechtgemachtes“ Grab zeigt den anderen Friedhofsbesuchern, dass hier jemand seiner verstorbenen Angehörigen oder Freunde gedenkt.

Denn gerade in ländlichen Gegenden heißt es sonst schnell: „Schau mal, das Grab von der Haschmichs-Dolores ist ja völlig verwildert! Dabei wohnt die Tochter doch direkt neben dem Friedhof…“

Prächtigen Blumenschmuck im November auf Gräber zu stellen hat noch einen anderen Effekt: Um diese Jahreszeit überstehen Blumen im Freien nur noch eine kurze Zeit. Sie symbolisieren somit auch die Vergänglichkeit des Lebens.

Und sie bringen zum Ausdruck, dass die Angehörigen es sich leisten können, die Gräber ihrer Verstorbenen nochmal vor dem Winter für ein paar Tage zu schmücken.

Diese sehr weltlichen Aspekte zu Allerseelen finden bei katholisch.de freilich keine Beachtung. Hier dient der Grabschmuck der Kommunikation mit den Verstorbenen:

Ein Geschenk für die Verstorbenen

Auf Friedhöfen ist an Allerseelen besonders viel los: Alle besuchen die Gräber ihrer Omas, Opas, Mamas und Papas, die schon im Himmel sind. Um den Toten zu zeigen, dass man an sie denkt, stellt man Kerzen und schöne Blumengestecke auf dem Grab auf. Die Blumen sind ein Geschenk für den Verstorbenen, damit das Grab, in dem der tote Mensch liegt, geschmückt ist und schön aussieht.

Wer Kindern solche Ideen, die man bei Licht betrachtet nur als Unsinn bezeichnen kann erzählt, muss sich vorwerfen lassen, diese gezielt in die Irre zu führen.

Da wird also erstmal einfach so behauptet, dass Omas, Opas, Mamas und Papas im „Himmel“ seien. Und dann suggeriert man den Kindern, diese Verstorbenen stünden ihrerseits in einer Verbindung mit den Hinterbliebenen. Dass man den Toten etwas zeigen könne, was die demzufolge dann ja auch sehen können müssten.

Bis hierher sind die Ausagen nur absurd und grotesk. Sie stimmen mit nichts von dem überein, was wir heute über das Leben und den Tod wissen.

Wer sich als Erwachsener sein Leben durch einen offensichtlich irrigen Umgang mit der Wirklichkeit angenehmer gestalten möchte, möge das tun. Kindern solche Fiktionen als wahr zu verkaufen, halte ich für höchst kritikwürdig.

Aber es kommt noch viel schlimmer:

Die Kerzen, die wir auch „Seelenlicht“ nennen, sollen zeigen, dass Gott immer bei den Toten ist. Viele beten an diesem Tag dafür, dass Gott die Verstorbenen mit zu sich in den Himmel nimmt. Gemeinsam mit dem Priester gehen sie über den Friedhof, während der Priester die Gräber links und rechts segnet. Damit wünscht er den Verstorbenen ein schönes Leben im Himmel.

IndoktrinationWelche Fragen stellt sich wohl ein Kind, solange es den religiösen Firlefanz noch nicht als Wahrheit geschluckt hat? Wenn es das, was hier behauptet wird, mit seinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen abgleicht? Eine Kerze verlischt irgendwann. Ist Gott dann nicht mehr bei den Toten?

Wenn erst behauptet wird, dass Verstorbene im Himmel sind, warum muss dann Gott trotzdem noch darum gebeten werden, diese mit zu sich in den Himmel zu nehmen? Wo sie angeblich doch sowieso schon da sind?

Wo sind sie denn, wenn sie nicht im Himmel sind? Kann das Leben im Himmel auch nicht schön sein, wenn dazu erst verzaubertes Wasser über die Gräber gespritzt werden muss?

Überlegungen wie diese können völlig unnötigerweise Fragen aufwerfen, die Kinder nachhaltig verstören und verunsichern können.

Die katholische Mythologie hat freilich auch auf diese Fragen Antworten. Als explizit katholische Grausamkeit ist hier das Fegefeuer zu nennen. Das taucht in der „kindgerechten“ Aufbereitung von Allerseelen allerdings mit keinem Wort auf. Offenbar möchte man Kindern nicht zumuten, dass sie die grausamen und unmenschlichen Aspekte in der katholischen Heilslehre als wahr annehmen.

Vielleicht schämt man sich auch dann doch einfach nur, den selbst geglaubten (bzw. eigentlich zu glaubenden) Stuss** beim Namen zu nennen.

Wie sage ich es meinem Kind?

Würde man Kindern die dunklen Seiten des katholischen Totenkultes nicht vorenthalten, wäre das freilich schockierend.

Und würde weitere, für halbwegs menschlich eingestellte Erwachsene unangenehme Fragen aufwerfen: Oha – soo sicher ist das also alles gar nicht mit dem Himmel? Und dann gibts ja da auch noch die Menschen, die nicht so tolle Sachen gemacht haben. Was wird denn aus denen?

Nur: Durch das Weglassen des unmenschlichen Bestrafungs- und Unsicherheitsaspektes wird es kein bisschen besser. Denn die nicht beantworteten Fragen, die sich aus den Erklärungen, die man außerhalb religiöser Sphäre als irrsinnig bezeichnen würde für noch ausreichend unvoreingenommene Kinder ergeben, können für diese Kinder mindestens genauso belastend sein.

Religiös indoktrinierte Kinder hingegen können noch nicht einschätzen, dass das allen Behauptungen vorangestellte: „Christen glauben, dass…“ in Wirklichkeit bedeutet, dass es sich dabei nur um von Menschen aus Angst und Unwissenheit heraus und zu bestimmten Zwecken erfundene und als einzige Wahrheit behauptete Fiktion handelt.

Realitätsvermeidungsstrategien zu Allerseelen

Dass Erwachsene Kindern Unsinn erzählen, wenn sie meinen, ihren Kindern die Wahrheit nicht zumuten zu können, gibt es auch in anderen Bereichen. Man denke nur an die fiktiven Baby- und Geschenkelieferanten Klapperstorch und Weihnachtsmann.

Der Unterschied: Während Erwachsene, die sich in der Erziehung solcher Realitätsvermeidungsstrategien bedienen nicht von ihren Kindern verlangen, dass diese am Glauben an den Klapperstorch oder Weihnachtsmann auch später noch festhalten, verhält es sich in Sachen Allerseelen und katholischem Totenkult anders. Denn die Dogmen der katholischen Kirche gelten für Katholiken jeden Alters.

Und Kindern christlicher Eltern, die an den Totenverehrungszeremonien an Allerseelen teilnehmen müssen, wird durch die Vielzahl der anwesenden Leute ja suggeriert, dass diese ebenfalls alle die katholischen Märchen vom Sichtkontakt der Toten zu ihren Gräbern usw. für wahr halten. Das „Argumentum ad populum“ ist gerade, aber nicht nur bei Kindern ein beeindruckend wirksames Manipulationswerkzeug.

Mit der Hilfe Gottes tolle Sachen machen

Und – wen wunderts – auch bei der „kindgerechten“ Erklärung von Allerheiligen geht es munter weiter mit absurden Behauptungen und Wahrheitsverdrehungen:

An Allerheiligen gedenken wir aller Heiligen. Das sind Leute, die meistens schon sehr lange tot sind, an die wir aber trotzdem noch denken möchten. Zum Beispiel, weil sie mit der Hilfe Gottes besonders tolle Sachen gemacht haben. Mutter Teresa ist eine von ihnen: Sie wurde auch „Engel der Armen“ genannt, weil sie vielen Armen und Kranken in der Welt geholfen hat.

Man versetze sich wieder in eine kindliche Vorstellungswelt: Aha, Gott hilft also Menschen, besonders tolle Sachen zu machen. Das muss also ein lieber Gott sein. Und „Mutter“ Teresa muss dann ja auch eine Gute gewesen sein. Weil, Armen und Kranken zu helfen ist ja gut. Und sonst würde sie ja auch nicht „Engel“ genannt werden. Schließlich hat Gott ihr ja geholfen, Gutes zu tun.

Das entspricht dann genau dem Bild, das sich die Religionsverkünder von katholisch.de wünschen. Und das sie sich vermutlich schon so oft immer wieder eingeredet haben, dass sie sogar selbst daran glauben.

Ausgerechnet Mutter Teresa…

Mit der Wirklichkeit hat dieses Bild freilich nichts zu tun. Göttliche Hilfe ist eine Einbildung. Nichts in der irdischen natürlichen Wirklichkeit lässt sich bis zum Beweis des Gegenteils redlicherweise mit der Absicht oder Handlung von magischen Himmelswesen in einen ursächlichen Zusammenhang bringen.

Der Umstand, dass unzählige Menschen auch schon unaussprechliches Leid im vermeintlichen Namen und Auftrag genau dieses lieben Gottes verursacht hatten, solange sie noch die Macht dazu hatten, wird – einmal mehr – unter den Teppich gekehrt. Einen jährlichen Gedenktag für die Opfer der katholischen Kirche gibt es meines Wissens jedenfalls nicht.

Und nach heutiger Faktenlage bezeichnet der Titel „Todesengel von Kalkutta“ das Wirken der als „Mutter Teresa“ euphemistisch verklärten Frau Bojaxhiu wesentlich treffender als „Engel der Armen.“

Genau so wird die Legende von der christlichen Moral aufrecht erhalten. Und an die nächste Generation weitergegeben. Ohne Rücksicht auf die Faktenlage.

Wenn ich groß bin, werde ich Märtyrer…

Es gibt noch ganz viele andere Heilige, die gute Dinge für andere gemacht haben oder sogar für andere gestorben sind. Und es gibt Menschen, die für ihren Glauben an Gott gestorben sind, weil andere Leute sie dafür umbrachten. All diese Menschen sind für die Christen heilig.

Nehmen wir nochmal kurz die Perspektive eines Kindes ein: Aha – Menschen, die nicht an den lieben Gott glauben bringen andere Menschen dafür um, dass diese an den lieben Gott glauben. Und das scheint etwas Gutes zu sein. Wenn diese Menschen dann sogar deswegen als „heilig“ gelten.

Die Verehrung religiöser Märtyerer zählt zu den bestens bewährten Methoden, um die religiös beabsichtigte Spaltung der Menschheit in „Wir, die Guten“ und „Alle anderen, die Bösen“ zu befeuern. Auch diejenigen, die wegen ihres Glaubens von Christen gefoltert und ermordet wurden, gelten in ihren Religionen als Märtyrer.

Wie abstoßend und unmenschlich die Verherrlichung des Märtyrertums tatsächlich ist, wird einem bewusst, wenn kleine Kinder vor laufender Fernsehkamera voller Stolz als Berufswunsch „Märtyrer“ angeben.

Einmal mehr kann es kaum erstaunen, dass katholisch.de die tatsächlichen Kriterien für eine Heiligsprechung (hoffentlich schamvoll) verschweigt. Denn wer in der katholischen Phantasiewirklichkeit heilig gesprochen werden möchte, muss mindestens zweimal die Naturgesetze außer Kraft gesetzt haben.

Man kommt vor Lachen kaum in den Schlaf, wenn man sich die angeblichen Wunder bei Licht betrachtet, die „Heilige“ angeblich vollbracht haben sollen, um heilig gesprochen werden zu können. Vieles davon könnte man für eine klassische Monty Python-Satire halten. Aber die meinen das ernst.

Perfide und subtil

An Allerheiligen denken wir aber auch an Menschen, die ihr Leben im Glauben an Jesus und Gott gelebt haben – von denen niemand weiß, dass sie heilig sind, außer Gott. An all diese Menschen möchten wir an Allerheiligen denken und ihnen im Gebet dafür danken, dass sie so tolle Sachen gemacht haben. Damit möchten wir ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen sind, obwohl sie zum Teil schon lange tot sind.

Was ist denn mit den unzähligen Menschen, die „tolle Sachen“ machen oder gemacht haben, obwohl (oder vielleicht sogar: weil) sie an andere oder keine Götter glauben?

Hier wird einmal mehr auf perfide und subtile Art und Weise der Eindruck erweckt, dass es immer die religiös verstrahlten Menschen sind, die immer „so tolle Sachen gemacht haben.“ Weil die ja auch vom lieben Gott geholfen bekommen.

Das steht freilich so nicht da – auch diesen Schluss überlässt man der Neugier und Reflexion des kindlich-unkritischen Publikums.

Kinder vor religiöser Indoktrination bewahren

Stop fruehkindliche IndoktrinationGegen die Idee, verstorbene Menschen im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Erinnerung zu halten, spricht natürlich nichts. Wer sich als Erwachsener zusätzlich noch alle möglichen fiktiven Umstände einbilden möchte, kann auch das tun.

Kinder sollten und müssten vor solchen Absurditäten verschont bleiben.

Die Tatsache, dass von Menschen nach ihrem Tod nur die Bausteine, aus denen ihr Körper zusammengesetzt war, ihre möglicherweise weitergegebenen Gene und natürlich die Erinnerung an sie und das, was sie zu Lebzeiten geschaffen haben übrig bleibt, mag auf den ersten Blick schwerer erträglich erscheinen als die Vorstellung, dass die Verstorbenen jetzt irgendwo weiterexistieren, wo es ihnen (wahrscheinlich) irgendwie gut geht.

Genauso, wie die Erklärung: „Babies bringt der Klapperstorch“ die diesbezügliche Frage schnell, einfach und falsch beantwortet, hebt auch die Fiktion von einer postmortalen himmlischen Herrlichkeit nur scheinbar die menschliche Kränkung auf, dass menschliches wie alles andere Leben auch tatsächlich nun mal zeitlich begrenzt ist. Und irgendwann eben auch vorbei.

Die völlig irrationale Tabuisierung des Themas Tod kommt in der christlichen Lehre freilich nicht von ungefähr: Denn je schlimmer Menschen den Tod wahrnehmen, desto empfänglicher werden sie für eine angebliche Überwindung des Todes.

Einen Vorschlag, wie man Kindern das Thema Tod ohne religiöse Ausweichmanöver vermitteln kann, bieten wir in diesem Beitrag auf unserer Seite speziell für Kinder, KWQ.DE.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag zu Allerseelen und Allerheiligen auf katholisch.de.
**Bezeichnungen wie Stuss, Unsinn oder Firlefanz beziehen sich auf die Diskrepanz zwischen religiöser Behauptung und irdischer Wirklichkeit.

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