Kommentar zu: Jugendliche müssen die Kirche nicht retten

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Kommentar zu: Jugendliche müssen die Kirche nicht retten, Originalartikel verfasst von Johannes Hörnemann, veröffentlicht am 07. April 2016 von offizialat-vechta.de

„Jugend ist Gegenwart von Kirche, nicht Zukunft.“*

Diese Aussage lässt aus meiner Sicht nur zwei mögliche Schlüsse zu: Entweder geht Herr Prof. Dr. Hobelsberger davon aus, dass die meisten Jugendlichen ihre religiöse Indoktrination spätestens bis zum Erreichen des Erwachsenenalters größtenteils sowieso überwunden haben werden und deshalb der Erhaltung der Kirche keine große Hilfe mehr sein können, oder er geht davon aus, dass die Kirche insgesamt keine Zukunft mehr hat und auch die heute Jugendlichen nichts mehr daran ändern können.

Man dürfe sich den Jugendlichen nicht nur zuwenden wollen, um Nachwuchs zu sichern.

Schaut man sich die Realität an, so ist genau das der einzige Grund, warum sich Kirchen so penetrant an Kinder und Jugendliche heranmachen, was aus der Formulierung ja auch indirekt hervorgeht. Schließlich steht die Existenz ihrer Institution mehr denn je auf dem Spiel und jeder andere angebliche Grund dient in Wirklichkeit nur genau diesem Ziel, wenigstens die Zahl der Taufscheinchristen irgendwie zu retten.

„Wir dürfen ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie die Kirche retten müssen“, mahnte der Theologe.

Auch das ist eine interessante Aussage. Offenbar geht der Theologe davon aus, dass die Kirche gerettet werden muss, was immerhin von einer ziemlich realistischen Einschätzung der Situation zeugt, schaut man sich die aktuelle Entwicklung der Austrittszahlen an.

Natürlich darf man den Jugendlichen gegenüber nicht zugeben, dass man eine nur noch durch massive staatliche Subventionierung, Sonderprivilegierung und ein Vermögen mit mehr als fragwürdiger Herkunft künstlich am Leben gehaltene Institution ist, die keine brauchbaren Antworten auf die Fragen von heute mehr liefern kann und die in ihrer Gesamtheit der Menschheit wesentlich mehr Schaden und Leid zugefügt hat als dass sie der Menschheit genutzt hätte.

[…] Ferienlager seien eine perfekte Mischung zwischen Tradition und modernen Sozialformen.

Was hat denn die eine undemokratische, undurchsichtige Institution mit vormittelalterlichen moralischen Standards wie die christliche Kirche mit modernen Sozialformen zu tun? Gruppen- und Naturerlebnisse wie bei Ferienlagern lassen sich auch vermitteln, ohne dass diese Veranstaltungen für religiöse Zwecke instrumentalisiert werden.

Jugendarbeit habe nicht den Auftrag zur Rekrutierung, erinnerte Hobelsberger, sondern sei selbstloser Dienst. So dürfe auch der Erfolg von Firmpastoral nicht daran gemessen werden, inwieweit sich Jugendliche anschließend am Gemeindeleben beteiligen.

Die Wirklichkeit legt den Verdacht nahe, dass auch hier eigentlich das genaue Gegenteil dessen gemeint ist, was gesagt wurde – für theologische Aussagen nichts Ungewöhnliches. Welchen anderen als den Zweck der Rekrutierung soll es haben, Jugendliche mit falschen Versprechen in die Irre zu führen und ihnen eine Scheinwelt als real vorzugaukeln, statt sie bei der Entwicklung zu selbstständig und kritisch denkenden, selbstverantwortlich handelnden, glücklichen Menschen zu begleiten?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genanten und verlinkten Originalartikel.

**Teaserbild by Paweł Dembicki (Own work) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY-SA 2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

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